FAZ über "Wolfsschmuser"

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Nina
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FAZ über "Wolfsschmuser"

Beitrag von Nina »

Nachdem der Dackelkot erfolgreich aus dem Gesicht gewischt ist¹, hat die Ballettkritikerin Wiebke Hüster jetzt den Wissenschaftler Kurt Kotrschal ins feuilletonistische Visier genommen und ihn als Zugpferd der "Wolfsschmuser" und "Wolfsflüsterer" ausgemacht, die eine ihrer Meinung nach erforderliche Bejagung von Wölfen ("Bestandsmanagement") zur Abwendung der "zunehmenden Bedrohung von Nutztieren" durch "Beherrschung des Diskurses" verhinderten.² Der Leser erfährt dabei, dass die Nutztiere schließlich von ihren Haltern in "sozial intensiver Handaufzucht betreut" würden, sich Freunde des Wolfes von dem Leid der "Tausende von ihm gerissener Lämmer, Schafe, Ponys, Fohlen, Ziegen und Kälber" nicht erweichen ließen und die Öffentlichkeit "eher selten" nach den Gefühlen der Halter frage. Zeigt doch selbst die AfD mehr Mitgefühl:
Dass die AfD Anträge unterstützt, die darauf zielen, ein Wolfsmanagement einzuführen und aufgrund des überaus günstigen Erhaltungszustands der Art gemäß der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie die Wolfsbejagung nunmehr zuzulassen, diskreditiert diese Forderung nicht. Man kann manchmal nicht verhindern, dass die Falschen richtige Ansichten teilen.

faz, 18.03.2023: Die mit dem Wolf schmusen https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 84178.html
Kotrschals Arbeit dagegen wird reduziert auf die eines "Wolfsschmusers", was er selbst als falsch bezeichne, aber die Autorin angesichts von Schilderungen über das Persönliche in seiner Bezeihung zu Wölfen, Erzählungen über Körperkontakte mit ihnen oder gemeinsam geteilte Nächte relativ einfallslos zurücklässt, wie man ihn "denn sonst nennen sollte". Die Autorin repliziert Wolfsgegner-Narrative und darf auf Applaus von dieser Seite sicherlich vertrauen.

Mich hat nur verwundert, warum sich eine Balletkritikerin nun auch mit Wölfen befasst. Dass unfreiwillig im Gesicht platzierter Hundekot eine persönliche Aversion gegen die wilden Vorfahren des Dackels ausgelöst haben könnte, wäre denkbar, aber vielleicht zu kurz gegriffen.

Vor der Kolumne "Stallgeruch" gab es von 2020-2022 eine Kolumne "Wildwechsel" über die Jagd , die die mit dem FAZ-Herausgeber verheiratete Autorin in monatlichen Abständen "gemeinsam mit dem Leiter der LJV-Landesjagdschule des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz"³ geschrieben hat. Dieser habe sie auch für einen Essay zum Thema Wolf an Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel verwiesen⁴. Also zu jenem Experten, über den Ulrich Wotschikowsky 2017 u.a. schrieb, dass das wissenschaftliche Arbeitsfeld des Professors für Zoologie die „Embryonalentwicklung und Geschlechtsentwicklung verschiedener mariner wirbelloser Tiere“ war". Daneben sei Pfannenstiel "Leiter einer Hochwildhegegemeinschaft und ebenso lange Pächter eines Hochwildreviers" und "Vizepräsident des Landesjagdverbands Brandenburg" gewesen. Eine "fachliche Kompetenz in Wolfsfragen" ließe sich "aus diesen Lebensdaten nicht erkennen". Wotschikowsky sah ihn zum "Kreis ausgewiesener Wolfsgegner" zugehörig, darunter Prof. Michael Stubbe, Kaj Granlund und Valerius Geist. "Das größte Ärgernis ist aber Pfannenstiels oberflächlicher Umgang mit Daten und Fakten. Da finden sich reihenweise pauschale Behauptungen ohne Quellenangaben, unkritisch aus Medien (besonders aus Jagdzeitschriften) übernommene Ansichten und Eindrücke."⁵

Zurück zur Ballettkritikerin. Zum feuilletonistischen "Halali" hat Frau Hüster auch früher schon geblasen, z. B. gegen die Intendantin des Tanztheraters Wuppertal, Adolphe Binder.
Am Freitag erschien im Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" unter der Zeile "Ein offensichtlich dramatisches Versagen“ ein Text der Tanzkritikerin Wiebke Hüster, die sich Hesses [Geschäftsführer der Kompanie, Dirk Hesse] Position nicht nur zu eigen macht, sondern zudem auffällig schäumt. [...] Nicht erst seit Mai, als sie eine Uraufführung des griechischen Choreografen Dimitris Papaioannouals "als Wuppertaler Gruselshow" mit "bedeutungsleeren Hochstapeleien" bezeichnete, bläst Hüster zum Halali auf die Intendantin, der sie künstlerisches Talent abspricht. Nur merkwürdig, dass ihr Ton bereits hämisch war, als die Berufung Binders im Februar 2016 bekannt wurde. [...] Um diese Ausfälle bewerten zu können, sollte man wissen, dass Geschäftsführer Dirk Hesse, dem Binder formal unterstellt ist, gegen ihre Berufung war. Laut Berliner "Tagesspiegel" sollen sich Hesse und Hüster "früher mal sehr nahe gestanden haben". Auch ohne diese Verdächtigung riecht es streng nach einer Kampagne mit planvoll gestreuten Interna und Verleumdungen.

Weser-Kurier, 09.07.2018: Scharmützel um das Erbe von Pina Bausch https://www.weser-kurier.de/bremen/kult ... 47242.html


Der Ballettchef Marco Goecke, der Frau Hüster im Februar 2023 den Kot seines Dackels ins Gesicht geschmiert hat, rechtfertigte seine Tat mit der "Vernichtungskritik" der Journalistin.
Er sei einer jahrelangen »Vernichtungskritik« durch die Journalistin ausgesetzt gewesen.
Seiner Erinnerung nach sei er am Samstag in der Staatsoper auf Hüster zugegangen und habe zu ihr gesagt: »Ich bin ein Mensch.« Die Reaktion der Kritikerin sei angeblich »aggressiv, arrogant, herablassend« gewesen, so Goecke. Daraufhin habe er die Tüte mit dem Kot seines Dackels, die er gerade habe entsorgen wollen, Hüster ins Gesicht geschmiert. Goecke beschreibt den Anschlag im NDR als Reaktion auf jahrelange Verletzungen durch die Kritikerin: »Sie hat mich auch jahrelang mit Scheiße beworfen«, sagt Goecke. »Wie würden andere Menschen, die hart arbeiten, damit umgehen, wenn sie so mit Schmutz beworfen werden würden?«
[...] »Ich weiß von 99 Prozent der Tanzschaffenden in diesem Land, dass sie sich von dieser Frau über Jahre extrem verletzt gefühlt haben.«

SPIEGEL, 14.02.2023: Suspendierter Ballettchef Marco Goecke »Sie hat mich auch jahrelang mit Scheiße beworfen« https://www.spiegel.de/kultur/suspendie ... 23a570b661
Gut, dass Herr Kotrschal als ein sehr besonnener und gewaltfreier Mensch bekannt ist, den so eine Art von Journalismus ganz sicherlich nicht aus der Fassung zu bringen vermag.

¹ SPIEGEL, 14.02.2023: Suspendierter Ballettchef Marco Goecke »Sie hat mich auch jahrelang mit Scheiße beworfen« https://www.spiegel.de/kultur/suspendie ... 23a570b661
² faz, 18.03.2023: Die mit dem Wolf schmusen https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 84178.html
³ Wikipedia: Wiebke Hüster, abgerufen am 20.03.2023 https://de.wikipedia.org/wiki/Wiebke_H%C3%BCster
Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V.: Auf Entdeckungstour - Die Serie „Wildwechsel“ in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgerufen am 20.03.2023 https://ljv-rlp.de/presse-und-service/f ... ldwechsel/
Ulrich Wotschikowsky, Wolfsite - Wölfe in Deutschland, 24.08.2017: Ansichten eines Professors zum Wolf http://woelfeindeutschland.de/ansichten ... -zum-wolf/
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