Der Deutsche Wald

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Dr_R.Goatcabin
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Re: Der Deutsche Wald

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Eben auf phoenix ->

"Die Wächter der Bäume – Waldschutz mit Weitsicht"
https://www.zdf.de/gesellschaft/plan-b/ ... e-100.html

... Mit Rückepferd Toni. :)
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Nina
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Re: Der Deutsche Wald

Beitrag von Nina »

Immerhin, man kommt jetzt ins Gespräch:
Agrarminister Till Backhaus (SPD) hat Deutschlands bekanntester Förster, Peter Wohlleben, eingeladen, bei der Rettung der "Heiligen Hallen" bei Feldberg in der Mecklenburgischen Seenplatte zu helfen. [...] Bisher hatte Backhaus die Forstverwaltung von jeder Verantwortung freigesprochen. Nach einer Diskussion mit Wohlleben und weiteren externen Experten räumte der Minister inzwischen ein, dass auch die Arbeit der Forstleute am Zustand der Bäume schuld sein könnte. [...]
Wohlleben: Zu viel Sonne im Wald
[...] Die "Heiligen Hallen" seien so aufgelichtet, dass die alten Buchen durch die Hitze, die mit der Auflichtung einher gehe, absterben. Die Ursache liege also in den Holzeinschlägen des Forstamtes. Diese finden zwar nicht im seit 1850 total geschützten Kerngebiet des Waldes statt, aber in großem Ausmaß drum herum. Dadurch kann die Sonne durch viele lichte Stellen in den Wald scheinen. Die alten Buchen werden aufgeheizt und trocknen aus, erklärt Wohlleben das Problem. [...] Ob es für das Forstamt Lüttenhagen, das für diesen Wald verantwortlich ist, Konsequenzen geben wird, sei noch offen, sagt Minister Backhaus. Er lasse überprüfen, „ob man dort über die Grenzen hinaus gegangen ist". Bis es ein Ergebnis gibt, hat Backhaus untersagt, auch nur einen einzigen weiteren Baum zu fällen.

NDR, 22.12.2020: Förster Wohlleben soll bei Rettung der "Heiligen Hallen" helfen https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... en116.html
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Der Deutsche Wald

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Wenn sich die Bewaffneten immer wundern, warum sie zuweilen nicht so ernst genommen werden (können): habe gestern so einen offenen Brief vom August des vergangenen Jahres gesehen, der wiederholt unterstreicht, welches Bild ich von dieser Truppe habe.
Mundwerker des Naturschutzes”

Offener Brief der Jägervereinigung Oberhessen zur Novellierung des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU).
https://www.jawina.de/mundwerker-des-naturschutzes/
Allein schon ein Vergleich der ökosystemaren und wildbiologischen Expertise von Frau Emmert (als Biologin freiberuflich tätig in den Bereichen Biotopkartierung und Landschaftsplanung) und des Vorsitzenden des bayerischen ÖJV-Landesverbandes, Dr. Wolfgang Kornder (laut ÖJV Bayern Theologe, Kontemplationslehrer und Heilpraktiker für Psychotherapie) mit dem wissenschaftlichen Werdegang der Professoren Stubbe, Herzog und Pfannenstiel zeigt, wo in der Wald-Wild- bzw. Forst-Jagd-Frage wirklich wissenschaftliche Kompetenz angesiedelt ist.
Hm. Diesselben Stubben und Pfannenstiele, die das absurdeste Gewäsch zum Wolf absondern (und daher in der internationalen Wissenschaft exakt keine Rolle spielen)? Jaja, Kompetenz hat einen Namen. Zumindest in dieser Jagd-Blase. :)
Einerseits irritiert es den Bürger und Wähler zusehends, wenn ideologisierte „Friday-for-Future“-Kids von der Politik fordern „Folgt der Wissenschaft“ und die Bundesregierung daraus überstürzt Konsequenzen zieht, die auf eine De-Industrialisierung unserer Volkswirtschaft hinauslaufen können. Andererseits negiert die Bundesregierung jedoch beharrlich fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse der Wildbiologie, weil deren Umsetzung mühsamer wäre, als den Wald mit Blei, pardon Kupfer, zu düngen und beim wiederkäuenden Schalenwild „reinen Tisch“ machen.
Schade; hätte jetzt wenigstens "Kindersoldaten" im ersten Satz erwartet. Naja, wenigstens schön linientreuer AfD-Sprech.
Ein „breites Meinungsspektrum“ zu Wort kommen zu lassen, ist sicher aller Ehren ehrenwert.
Letztlich aber müssen praktische Erfahrungen sowie gesicherte forstwissenschaftliche und wildbiologische Erkenntnisse den Ausschlag für eine langfristig angelegte Wald- und Jagdstrategie geben – nicht aber die emotionalen Befindlichkeiten urbaner „Waldbadegäste“ (*) und „Bäume-Umarmer“ oder das Streben dogmatischer Naturschützer, ihren Einfluss auf Kosten der Eigentümer zu erweitern.
Aahh .. endlich kommen die Baumkuschler dran. Ich hätte sonst was vermisst. Tipp: Texte wie diesen trotzdem wenigstens einmal jemanden Probe lesen lassen. (* Lutra, das geht auch an Dich Schädling!)
Besonders auffällig: Bei den Forderungen zum Waldumbau stehen stets nur um das „schädliche“ Wild und dessen Dezimierung durch Jägerinnen und Jäger im Fokus. Häufige menschliche Störungen des wiederkäuenden Schalenwildes in dessen Lebensräumen führen jedoch laut vielen wildbiologischen Untersuchungen zu erhöhten Verbiss- und Schälschäden – selbst wenn die Wildpopulation der Lebensraumkapazität angepasst ist. [...] Die Jägerinnen und Jäger tragen dieser Problematik durch zeitlich gestaffelte Intervalljagd, Verzicht auf Nachtjagd in Rotwildgebieten, revierübergreifende Bewegungsjagden, vermehrte Morgenansitze statt störender Abendansitze etc. Rechnung. In vielen Revieren finden jedoch tagtäglich von morgens früh bis spät in die Nacht hemmungslose Freizeitaktivitäten statt, die der Störung durch Drückjagden gleichzusetzen sind und auch noch von vielen Kommunen gefördert werden
Guckst Du! Es gibt nicht zuviele Rehe, sondern (primär) die Baumkuschler machen die Kuh verrückt! Muss man wissen. (Uh yeeahhh, .. hemmungslose Aktivität zu zweit, versteckt im Wald .. überall. :pleased: )
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Nina
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Re: Der Deutsche Wald

Beitrag von Nina »

Wer immer alles ganz umsonst mitlesen will, muss damit rechnen, dass selbst die interessanteste Quelle mal versiegt. Hättest ja auch mal einen "lumpigen Euro oder so" überweisen können, Dr_R.Goatcabin:
Tja, schade, was hätte aus dieser Seite werden können, wenn die Hälfte oder auch nur ein Viertel der Leserschaft bereit gewesen wäre, monatlich nur einen lumpigen Euro oder so zu überweisen! [...] Aber so ist das: You get what you pay for. Und wer nichts bezahlt, bekommt in diesem Fall tatsächlich eben – nichts. Bzw. nichts mehr. Dein Geiz, Leser, tötete diese Webseite.

Jawina, 08.11.2020: In eigener Sache: Warum hier Schluss ist https://www.jawina.de/in-eigener-sache- ... more-28854
Dann also doch wieder unser guter alter Förster Peter Wohlleben, hier im Interview mit dem stellvertretenden Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands:
[Peter Wohlleben:] "Wildtiere erkennen schon das Fahrzeug, mit dem der Jäger in den Wald kommt, und nehmen Reißaus. In stark bejagten Gebieten geraten die Tiere so unter dauerhaften Stress. Zudem behaupten nicht wenige Jäger, Spaziergänger und Wanderer würden das Wild stören!"

[Torsten Reinwald:] "Das halte ich für Blödsinn — so lange die Wanderer auf den Wegen bleiben. [...] Geht es um Störungen in der Natur, sind sicherlich nicht Jäger und ihre Fahrzeuge das Hauptproblem — sondern die Tatsache, dass viele Menschen nicht pfleglich mit der Natur umgehen."

[Peter Wohlleben:] "Aber wer abseits der Wege stapft, der stört das Wild nur dann, wenn er dabei ganz leise ist. Das ist für die Tiere das Signal, dass ein Räuber unterwegs ist. Wer aber laut ist, lacht, singt — der gibt den Tieren die Möglichkeit, einen in weitem Bogen zu meiden."

GEO, Wohllebens Welt: Wozu jagen? Eine Debatte über den Sinn, Tiere zu schießen
Peter Wohlleben, Deutschlands bekanntester Förster, und Torsten Reinwald, Stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands, sprechen über die Jagd - und den Sinn des Tötens von Tieren
https://www.geo.de/natur/tierwelt/21509 ... n-tiere-zu
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Der Deutsche Wald

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Nina hat geschrieben: 9. Jan 2021, 14:45 Wer immer alles ganz umsonst mitlesen will, muss damit rechnen, dass selbst die interessanteste Quelle mal versiegt. Hättest ja auch mal einen "lumpigen Euro oder so" überweisen können, Dr_R.Goatcabin:
Jedesmal, wenn ich die Seite (aktuell mit dem offenen Brief da) aufrufe, stehe ich kurz vorm Lachanfall. Das sollte mir tatsächlich was wert sein, bevor der Spaß endet, und der Domain der Saft abgedreht wird.
- Habe in meinen Schubladen noch einige Zloty und Kopeken herumkullern (wenn ich mir viel Zeit nehme, finde ich bestimmt auch noch die drei tschechischen Kronen oder sowas). Meinst Du, das hilft?
[Peter Wohlleben:] "Aber wer abseits der Wege stapft, der stört das Wild nur dann, wenn er dabei ganz leise ist. Das ist für die Tiere das Signal, dass ein Räuber unterwegs ist. Wer aber laut ist, lacht, singt — der gibt den Tieren die Möglichkeit, einen in weitem Bogen zu meiden."
Das kann man nun aber auch nicht so stehen lassen. :? Er meinte wohl eher, es reichte, sich halbwegs normal und dezent zu benehmen. Krakeelendes Volk draußen IST die Pest!
Als ich im Mai (?) letzten Jahres im Biesenthaler Becken (nordöstlich von Bernau) meine Arbeit im Moor verrichtet habe, dachte ich auch, mich beißt der Storch: eine Walze an lärmendem Fußvolk, die sich da durch das Grüne bewegte. Dazu all die Leute, die unbefugt Abstecher ins (selbst schwer zugängliche) Moor-Dickicht machen, dort laut umherkrachen und sich proletenhaft zurufen. .. Keine Worte, wie begeistert ich da war. :grumpy:
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Nina
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Re: Der Deutsche Wald

Beitrag von Nina »

Hört hört: Wohlleben ist nach eigenen Angaben mittlerweile "absoluter Jagdgegner":

Förster Peter Wohlleben beim "Kölner Treff" im Talk mit Susan Link:
Also Jagen hab' ich nie gerne gemacht. Ich dachte immer, das hilft den kleinen Laubbäumen. Mittlerweile weiß ich, das ist völliger Blödsinn. Bin also ein absoluter Jagdgegner geworden, mittlerweile.

WDR, Kölner Treff, 24.06.2022, ca. Min. 4:27 - 4:57: Talk mit Peter Wohlleben und Tochter Carina Wohlleben https://www.wdr.de/programmvorschau/wdr ... treff.html
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Laberwolf
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Re: Der Deutsche Wald

Beitrag von Laberwolf »

Die Trockenheit ist erschütternd. Bei uns (heißt auf dem Hof meiner Freunde wo ich immer ein paar Monate im Jahr wohne) vertrocknen nicht nur die flachwurzelnden Fichten oder andere Nadelbäume, wie leider auch die für die Region typischen Weißtannen, sondern auch die angeblich perfekt an den Lebensraum und das Klima angepaßten Buchen. Was sie aber eben auch nicht ans Mittelmeerklima sind. Und die Zeit des gemäßigten Klimas scheint tatsächlich vorbei. Man kann da kaum zusehen und würde am liebsten Anfangen den Wald zu gießen. Der sich tatsächlich teilweise in Auflösung befindet. Ja auch ohne Käfer. In den letzten 5 Jahren mußten die 6 Forellenteiche wegen Wassermangels nacheinander aufgegeben werden. Und auf dem Hofgelände sind in der gleiche Zeit 3 Quellen und angeschlossene Brunnen versiegt. Der Bach ist nur noch eine Hand breit und Muscheln, Forellen, Krebse sind verschwunden. Während in den Pladden die Mücken gedeihen. Als Novum diesen Jahres mußten die Ziegen den Sommer über gefüttert werden, da ohne Niederschlag eben auch kein Gras wächst. Ich weiß nicht wie es euch geht ich finde das ziemlich bedrückend. Im Schwarzwald möchte man jetzt großflächig Douglasien pflanzen da diese über eine Pfahlwurzel verfügen, was das Ende eines naturnäheren Waldes sein dürfte. Und daran, daß es einen großen Waldbrand geben könnte mag man angesichts der kleinen Freiwilligen Dorffeuerwehren gar nicht denken. Mit den ganzen oft sogar aus Holz gebauten Höfen oder anderer Bebauung an den Wäldern. Hier in Köln werden die kleineren Parks mit Wasser aus den Hydranten gegossen, da sie sonst längst Baum und Strauchlos wären. :-(
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Der Deutsche Wald

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Giergiczny et al. (2022): Large carnivores and naturalness affect forest recreational value. DOI: 10.1038/s41598-022-17862-0. Google Translate Volltext

Abstract
Erholung ist ein entscheidender Beitrag der Natur für den Menschen, der für Waldökosysteme relevant ist. Großraubtiere (Large Carnivores; LCs) sind wichtige Bestandteile von Wäldern, ihr Beitrag zum Erholungswert des Waldes wurde jedoch noch nicht bewertet. Angesichts der aktuellen Ausbreitung der LC-Populationen, der anhaltenden Waldschutzdebatte und der zunehmenden Nutzung der Natur für Erholungszwecke ist dies eine zeitgemäße Studie. Wir verwendeten Discrete-Choice-Experimente und die Reisebereitschaft, um die Präferenzen der Menschen sowohl für die Waldstrukturmerkmale als auch für das Vorhandensein von vier LC-Arten in Polen (N = 1097 Befragte) und Norwegen (N = 1005) zu bestimmen. In beiden Ländern sahen zwei Drittel der Befragten (als „Wildnis-positiv“ bezeichnet) LCs als positiven Beitrag zum Erholungswert des Waldes an und zogen es vor, alte Wälder mit Bäumen verschiedener Arten und Altersgruppen und dem Vorhandensein von Totholz (d. h. natürliche Wälder) zu besuchen. Befragte mit negativen Präferenzen gegenüber LCs bevorzugten einen intensiver bewirtschafteten Wald („Wildnis-negativ“); ihre Vorlieben waren stärker als bei Wildness-positiven Befragten und in Norwegen. Die Vorlieben zur wilden Natur waren stark polarisiert und es gab kaum neutrale Menschen. Unsere Ergebnisse zeigten eine starke Verbindung zwischen den Präferenzen für die Anwesenheit von LC und der Waldstruktur und spiegelten den Dualismus der Mensch-Natur-Beziehungen wider. Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit, den Beitrag von Wäldern und LCs zu menschlichen Erholungsleistungen in der Ökosystemmanagementpolitik zu berücksichtigen.
.. Oder mit anderen worten: ein Drittel der Befragten sind verwirrt und haben gerne (nur) einen Stadtpark. Alle anderen lieben die Natur "as is". :p
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