Fantastische Tierwesen...

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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Nina
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Fantastische Tierwesen...

Beitrag von Nina »

... und wo sie in Niedersachsen zu finden sind: In der MK Kreiszeitung! :lol:

Jäger und Wolfsberater Helmut Meyer ruft nach angeblicher Wolfssichtung "Gefährdungslage" aus.
Die Begegnungen mit dem Wolf haben eine neue Dimension erreicht. Sie seien schreiend davongelaufen, ein Wolfsduo hinter ihnen her, berichten zwei Frauen aus Borstel. Schutz fanden sie erst, als die nächste Wohnsiedlung erreicht war und sie hinter einem geparkten Auto so etwas wie Zuflucht fanden. [...] Nicht die erste Sichtmeldung, die Wolfsberater Helmut Meyer an den vergangenen Tagen erreichte. Nachdem wie berichtet kurz zuvor ein Isegrim durchs Gewerbegebiet Finkenberg gestreunt war, stuft er die Ereignisse von Borstel jetzt als „Gefährdungslage“ ein.

MK Kreiszeitung, 19.02.2022: Gefährdungslage - Wolfssichtungen bei Verden: Drei Nahbegegnungen in fünf Tagen https://www.kreiszeitung.de/lokales/ver ... 53322.html
Was soll denn das für ein lahmes Wolfsduo gewesen sein, das sich von zwei schreiend davon laufenden Frauen nicht nur abhängen lässt, sondern auch nicht in der Lage ist, die Frauen plus ihrem Jagdhund (!) in sechs Metern Entfernung hinter einem geparkten Auto wiederzufinden? Ich muss unbedingt herausfinden, wo man den Potterschen Tarnmantel in Niedersachsen kaufen kann. Trotzdem Grund genug für den Wolfsberater, eine "Gefährdungslage" auszurufen. Und dabei ist das noch ein unaufgeregter Wolfsberater!
Die Unaufgeregten

[...] Umso besser, dass es mit Wolfgang Mohr aus Quelkhorn, Sarah Dierks aus Hülsen und Helmut Meyer aus Luttum nun drei offizielle Wolfsberater im Landkreis Verden gibt, die bei Sichtungen, Fragen nach Verhaltensweisen, Auffälligkeiten und Unsicherheiten zur Verfügung stehen. [...] Alle drei sind erfahrene Jäger, kennen sich in der Natur aus und wissen um Veränderungen sowie Vorkommnisse, die Spaziergängern so nicht auffallen.

Rotenburger Rundschau, 16.08.2019: Die Unaufgeregten https://www.rotenburger-rundschau.de/lo ... 24977.html
Natürlich kann jedem mal ein Fehler unterlaufen, sowie bei dem einen tot aufgefunden Wolfsrüden, der von dem betreffenden Wolfsberater als Schussopfer identifiziert wurde:
Nach dem Fund hat der Treckerfahrer zunächst die Besitzerin der Wiese informiert. Die wiederum setzte den zuständigen Verdener Wolfsberater Helmut Meyer in Kenntnis. Da der Wolf eine Schussverletzung im Kehlbereich hatte, und der Rüde offenbar illegal getötet wurde, habe er die Polizei alarmiert. [...] Trotz der Schusswunde sei das Tier in der Lage gewesen, noch einige Kilometer zurückzulegen. „Der Fundort muss also nicht auch der Tatort sein“, betont Meyer.

Die Harke, 30.10.2019: Wolf illegal geschossen https://www.dieharke.de/Nachrichten/Wol ... 74808.html
Unterstützung für diese "Tatsache" bekam er denn auch von einem anderen Wolfsberater, der ebenfalls Jäger ist:
Diese Einschätzung bestätigt auch der Kreis-Nienburger Wolfsberater Hubert Wichmann, [...]. „Der illegale Abschuss eines Wolfes ist eine Straftat, die streng verfolgt werden muss. Ich hoffe, dass der Täter ermittelt werden kann und entsprechend bestraft wird.“

Die Harke, 30.10.2019: Wolf illegal geschossen https://www.dieharke.de/Nachrichten/Wol ... 74808.html
Nur war die von den beiden (!) Jägern identifizierte "Schussverletzung" eine Bissverletzung:
Den Untersuchungen zufolge starb das Wolf durch Bisse von einem Hund oder einem anderen Wolf.

MK Kreiszeitung, Update 07.11.2019, letzte Aktualisierung 01.12.2019: Toter Wolf starb durch Bisse - doch vom Rodewalder Wolf fehlt jede Spur https://www.kreiszeitung.de/lokales/nie ... 81258.html
Aber es gibt ja noch genügend andere Gründe für echte Aufregung unter den Unaufgeregten: Da verirrte sich ein Wolf offenbar in einen Hühnerstall und versuchte zu flüchten. Weil der Hofhund jedoch den Fluchtweg versperrt haben soll, gelang dem Wolf das ersehnte Entkommen just, nachdem der Hundehalter seinen Hund zurückgerufen hatte.
Der hinzugerufene Wolfsberater Helmut Meyer nahm Speichelproben vom Scheunenfenster und schickte diese an das Wolfsbüro nach Hannover. „Augenscheinlich handelt es sich bei dem Tier um einen äußerlich gesunden älteren Wolf. Sein Verhalten ist allerdings untypisch“, erläuterte er die Situation. [...] Insgesamt 21 Sichtmeldungen erreichten Meyer an diesem Tag. „Die Anwohner haben sich vorbildlich verhalten. Hunde wurden sofort aus dem Verkehr gezogen als der Wolf vorbeilief und die Leute haben sich in ihre Häuser und Autos zurückgezogen.“

Pirsch. Respekt vor dem Wilden. Jagerleben, 13.05.2021: Nahbegegnung auf Resthof: Hund versperrt Wolf den Ausgang https://www.jagderleben.de/news/nahbege ... ang-712683
So funktioniert Unaufgeregtsein in Niedersachsen! Hier wird den Menschen im Falle einer Wolfssichtung lediglich empfohlen, sich in ihren Häusern und Fahrzeugen einzuschliessen - anderswo in der Republik ertönt Fliegeralarm mit der Durchsage, den nächstgelegenen Luftschutzkeller aufzusuchen!

Und in Niedersachsen ist es gefährlich! Wenige Monate später soll ein Wolf eine Frau mit Hund verfolgt haben, die sich auch nur mit einer bestimmten Taktik "retten" konnte:
„Das hätte gefährlich werden können“, gibt Wolfsberater Helmut Meyer eine Einschätzung. Für die Hündin, die die Spaziergängerin begleitete, aber womöglich auch für sie. [...] Sie wusste, dass der Räuber ihre Hündin immer als Nahrungskonkurrentin wahrnehmen wird und sie jetzt in Gefahr war. Und das bestätigte gestern auch Wolfsberater Meyer. [...] Während die Bomlitzerin versuchte, seitwärts und über verschlungene Wege aus der Gefahrenzone zu gelangen, hörte sie, wie hinter ihr der Wolf heulte und wieder Antwort erhielt. Sie merkte, dass er hinter ihr war und drehte sich immer wieder mit neuen Einschüchterungsversuchen zu ihrem Verfolger um. „Das ging so mehr als einen Kilometer“, erzählt sie. [...] „Das ist kein normales Verhalten“, versuchte Helmut Meyer gestern, das Erlebnis zu erklären.

MK Kreiszeitung, 30.07.2021: Begegnung beim Spaziergang - Wolf verfolgt Frau durch den Wald: „Braucht man kein zweites Mal“ https://www.kreiszeitung.de/lokales/hei ... 84757.html
Was genau ist jetzt "kein normales Verhalten"? Dass die Wölfe die Menschen nicht gefressen haben?
zaino
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Re: Fantastische Tierwesen...

Beitrag von zaino »

Hm, zum letzten Schnippsel: Ob die Hündin läufig war? Ich meine, das dürfte auch für ein wildes Wölfchen einfach mal gut riechen, auch wenn das Wuff sonst nicht sein Typ ist?? Evt. daher das Geheul?

Komisch, voriges Wochenende war ich sogar gezielt da wandern, wo ich weiß, dass ein standorttreues Isegrimmchen läuft. Ich war ausnahmsweise nicht alleine, aber ich würde da auch alleine gehen. War einfach ein schöner und sonniger Tag in einem tollen und streckenweise unberührt wirkenden Wald.
Dieses ständige hysterische Gezeter macht mich immer wieder fassungslos. Aber das ist jetzt wohl sowieso die neue Kommunikationskultur? ALLES ist sofort "Katastrophe": Wölfchen im Wald, Kliiimawaaaandel, Das Große C. natürlich...und seit ein paar Tagen der 3. Weltkrieg. Nein, alles kein Witz, und ich will auch nicht zu Gleichgültigkeit und Passivität aufrufen. Aber nachdem Homo sapiens schon eine Weile überlebt hat, sollte man sich das Gekreische für die WIRKLICH akuten Desaster aufheben. Wenn sie denn dann über uns sind.
Lutra
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Re: Fantastische Tierwesen...

Beitrag von Lutra »

In Sachsen hier haben wir ja nun schon lange Wölfe und es ist eine gewisse Gelassenheit und Normalität eingetreten. Da ein Teil meiner Familie in Niedersachsen zu Hause ist, bin ich jedes Jahr mindestens einmal für eine gewisse Zeit dort. So kommt man auch mit Leuten zum Wolfsthema ins Gespräch und sieht sich um. Anfangs habe ich diese Aufgeregtheit noch darauf geschoben, dass der Wolf dort noch neu war. Aber mittlerweile ist er ja dort auch schon länger zu Hause und es wird scheinbar nicht besser. Gleichzeitig konnte ich beobachten, dass der Herdenschutz selbst in den Wolfsterritorien dort unter aller Sau ist.
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Nina
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Re: Fantastische Tierwesen...

Beitrag von Nina »

Nur Bayern ist noch schlimmer. Da führen bekanntermaßen bereits Einzelwölfe zu kollektiver Schnappatmung von CSU-Politikern und seltsam anmutenden Verhaltensempfehlungen: Sollte ein Wolf nochmal gesichtet werden, unbedingt alles mit Warnschildern zutackern, "um Hysterie zu vermeiden". Und Gassigehen mit dem Hund auch nur noch bei Tageslicht - und auch dann nur in Siedlungen und auf "offenen Wegen" - und nur bei Fuß an der kurzen Leine, versteht sich.
In Wachenroth im Landkreis Erlangen-Höchstadt geht der Wolf um. Laut dem Bürgermeister gehen mehrere gerissene Rehe auf das Konto des Raubtiers. Nun gehe es darum, Hysterie in der Bevölkerung zu vermeiden. [...] Nachdem sich der Jäger vergewissert hatte, dass es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, verständigte er das Landratsamt und die Gemeinde. [...]

Bevölkerung ist gewarnt

[...] "Ob er noch da ist wird sich zeigen. Aber um eine Hysterie zu vermeiden, sollte die Bevölkerung gewarnt werden", so der Bürgermeister [CSU]. Sollte es zu weiteren Beobachtungen kommen, sollen im betreffenden Gebiet Warnschilder auf das "Wolfsgebiet" hinweisen.

Bayerischer Rundfunk, Wolf im Landkreis Erlangen-Höchstadt gesichtet https://www.br.de/nachrichten/bayern/wo ... et,SxmLOhr
Beim Spazieren im Wald ist für Hundebesitzer beim Gassigehen im Veldensteiner Forst fortan noch mehr Vorsicht geboten. Wegen der anstehenden Paarungszeit von Wölfen warnt das Bayreuther Landratsamt. [...] Hundehalter sollten ihr Tier deshalb anleinen und nah bei sich führen. [...] Ein Hund an der kurzen Leine werde vom Wolf als eine Einheit mit dem Menschen angesehen, weshalb er vom Wolf nicht mehr als so interessant wahrgenommen werde. Hundebesitzer sollten ihr Tier deshalb tagsüber in einer Siedlung oder auf offenen Wegen ausführen.

Bayerischer Rundfunk, 21.02.2022: Wölfe in der Paarungszeit: Warnungen für Hundebesitzer https://www.br.de/nachrichten/bayern/wo ... er,Sy44rlE
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