"Auf den Spuren unserer Tiere"

Auf ein interessantes Buch oder Internetseite über Wölfe gestolpert? Dann her damit!
Antworten
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

"Auf den Spuren unserer Tiere"

Beitrag von Nina »

Ich stell's hier nochmal als Buchempfehlung rein:

Kück, Hermann: Auf den Spuren unserer Tiere

Auch Wölfe leiden unter den Windrädern. Das schreibt zumindest der Wolfsberater Hermann Kück in seinem Kinderbuch "Auf den Spuren unserer Tiere", das die vom Land Niedersachsen mit finanziellen Mitteln bezuschusste Bingo-Umweltstiftung mitfinanziert hat, so dass 2000 Exemplare "an Kindergärten, Schulen und andere Interessierte" verteilt werden konnten.
Veränderungen in der Naturlandschaft: Windräder bringen Unruhe in die Tierwelt. Die Stare, Wölfin Evita und Hase Löffel sind beunruhigt von den Veränderungen. Einige fallen ihnen zum Opfer, andere passen sich an.

NWZ online, 08.02.2018: Kinderbuch: Wie Wölfin Evita ein trauriges Ende nimmt https://www.nwzonline.de/kultur/oldenbu ... 01971.html
Nun, das traurige Ende der Wölfin Evita wird ihr nicht etwa durch ein Windrad beschert, sondern durch das Jagdgewehr eines Jägers:
Auf der Suche nach Nahrung für ihre fünf Jungen streift Wölfin Evita an der Flussaue entlang. In der Zeit zuvor hatte sie Rinder und Schafe gerissen. Damit zog sie naturgemäß den Zorn der Bauern auf sich. Eines Nachts war das Letzte, was sie sah, die silbrig glänzende Waffe.
Ein trauriges Ende nimmt die Wölfin Evita in Hermann Kücks neuem Kinderbuch „Auf den Spuren unserer Tiere“.
[...] Die Wölfin ist eine der Verliererinnen der landschaftlichen Veränderungen.

NWZ online, 08.02.2018: Kinderbuch: Wie Wölfin Evita ein trauriges Ende nimmt https://www.nwzonline.de/kultur/oldenbu ... 01971.html
Da merkt man doch gleich:
Die Liebe des Autors zur Natur und ihren Kreaturen spiegelt sich auf den 96 Seiten wider. Auf nachvollziehbare Weise vermittelt er seinen jungen Lesern nicht nur Kenntnisse, sondern auch das Verständnis für die Natur und die heimische Tierwelt. [...] Hermann engagiert sich seit seiner Jugend für den Umweltschutz. Er ist leidenschaftlicher Jäger und Heger.

NWZ online, 08.02.2018: Kinderbuch: Wie Wölfin Evita ein trauriges Ende nimmt https://www.nwzonline.de/kultur/oldenbu ... 01971.html
Sein Engagement hat er auch auf einer Podiumsdiskussion verteidigt:
„Ich bin Jäger und Naturschützer“, sagte Hermann Kück, „ich bin Praktiker und kein Ideologe.“ Und: „Ich bin kein Ökospinner, ich weiß, wovon ich rede.“

NWZ online, 16.03.2019: Podiumsdiskussion In Stadland - Wolfsberater in Höhle des Löwen https://www.nwzonline.de/wesermarsch/wi ... 30772.html
Dabei hat er in dem Artikel nach eigener Aussage noch nie selbst einen Wolf gesehen:
Er selbst, sagte Hermann Kück, sei seit sechs Jahren Wolfsberater und halte sich auch als Jäger und Naturschützer sehr oft in der Natur auf, habe aber in seinem ganzen Leben noch keinen Wolf in freier Wildbahn gesehen.

NWZ online, 16.03.2019: Podiumsdiskussion In Stadland - Wolfsberater in Höhle des Löwen https://www.nwzonline.de/wesermarsch/wi ... 30772.html
Liest man genau, sind es wohl doch weniger die Windräder, die dem Wolf das Leben verleiden, sondern die Abschüsse. Und genau die forderte Herr Kück bereits 2019.
Die Wölfe würden sich nämlich erst dann nach Nordrhein-Westfalen weiter ausdehnen, wenn in Niedersachsen alle Reviere besetzt seien. Hm. *kopfkratz*
Derzeit streifen mindestens 170 Wölfe durch Niedersachsen, erläuterte Kück. Niedersachsen ist eine Art gelobtes Land für Wölfe, sie kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt hierher. Jedes Rudel besetzt ein etwa 200 bis 300 Quadratkilometer großes Revier. Erst wenn kein Platz mehr zu verteilen ist, ziehen Wölfe weiter in Richtung Nordrhein-Westfalen.

NWZ online, 16.03.2019: Podiumsdiskussion In Stadland - Wolfsberater in Höhle des Löwen https://www.nwzonline.de/wesermarsch/wi ... 30772.html
Die Harmonie mit der netten Tierwelt, die durch Windräder bedroht wird, rückt nach solchen Aussagen dann auch in ein anderes Licht:

Es müsse noch "erheblicher Widerstand aus den Naturschutz- und Umweltverbänden" überwunden werden, damit Jäger gezielt Jungwölfe analog zu Jungfüchsen töten könnten:
Hermann Kück ist davon überzeugt, dass es soweit kommen wird: In zwei oder drei Jahren werde der Wolf ins deutsche Jagdrecht aufgenommen sein, ist der Wolfsberater überzeugt. Dafür werde aber noch erheblicher Widerstand aus den Naturschutz- und Umweltverbänden zu überwinden sein.
Doch der Abschuss auffälliger Wölfe allein werde nicht genügen, um die Population auf einem vertretbaren Maß zu halten. Kück plädierte dafür, analog zu den Jungfüchsen auch Jungwölfe zu töten. Denn entgegen anderslautenden Gerüchten würden die Wölfe die Zahl ihrer Nachkommen nicht von sich aus regulieren, wenn der Platz knapp wird.


NWZ online, 16.03.2019: Podiumsdiskussion In Stadland - Wolfsberater in Höhle des Löwen https://www.nwzonline.de/wesermarsch/wi ... 30772.html
Au Backe, nicht nur die vom Windrad genervte Evita wird von einem Jäger erschossen, sondern der Natur- und Umweltschützer himself will auch noch dem Nachwuchs an den Kragen. Im Kindesalter! Knuddlige Wolfskinder! Und sagte er nicht zuvor, die Wölfe würden nach Nordrhein-Westfalen weiterziehen, sobald der Platz im gelobten Land Niedersachsen zu knapp würde? Werden den Kindern im Kinderbuch etwa Märchen erzählt?
Mit 16 Geschichten sowie liebevollen Zeichnungen von Heinz Glaasker will Kück, Jahrgang 1943, für den Naturschutz sensibilisieren. Aus der Sicht der Tiere schildert er, wie es ihnen geht, wenn plötzlich ein Windpark mitten in ihrem Revier entsteht, eine Autobahn gebaut werden soll oder die Insekten durch den Einsatz von Pestiziden langsam verschwinden.

NWZ online, 08.02.2018: Kinderbuch: Wie Wölfin Evita ein trauriges Ende nimmt https://www.nwzonline.de/kultur/oldenbu ... 01971.html
Herrje. Und wie fühlen sich fünf verlassene Wolfskinder, deren Mutter von einem Jäger erschossen wird? Und wie fühlt ein Wolfswelpe, dessen Geschwister in ihrem und seinem Kinderzimmer gerade eiskalt zur Bestandsregulierung von Jägern getötet werden? Und er selbst gleich als nächster an der Reihe ist? Und welche fadenscheinigen Gründe Jäger für so ein Massaker angeben?

Dann stand dieser Satz wohl auch nicht in dem hübsch bebilderten Kinderbuch:
„Ich bin kein Ökospinner, ich weiß, wovon ich rede.“

NWZ online, 16.03.2019: Podiumsdiskussion In Stadland - Wolfsberater in Höhle des Löwen https://www.nwzonline.de/wesermarsch/wi ... 30772.html
Hintergrund: Der Wolfsberater Hermann Kück ist mit seinem Rücktritt aktuell in den Schlagzeilen, weil er die "Verharmlosung" der Wölfe nicht länger mittragen könne.
Kück hatte gesagt, dass das Problem mit den Wölfen heruntergespielt werde und dass er sich an der „Verharmlosung“ nicht mehr beteiligen wolle. [...] Laut Kück leben im Landkreis Cuxhaven etwa 30 Wölfe. Das sei anhand von Sichtungen und Rissen belegbar, werde aber vom Landkreis kleingeredet. „Doch wenn ein Kind sagt, es hat einen Wolf gesehen, dann ist das eine Sichtung“, findet Kück. Und wenn Jäger am Bülter See von 15 Wölfen berichten, dann sei das ebenfalls glaubhaft.

nord24, 22.11.2021: Rücktritt des Wolfsberaters: So reagieren Land und Landkreis https://www.nord24.de/landkreis-cuxhave ... 69820.html
Das klingt zunächst einmal danach, dass entweder der Bestand der Wölfe nach dieser Zählweise pro Sichtung jeweils immer weiter munter aufaddiert und kumuliert wird - oder aber dass Wölfe doch ungemein anpassungsfähig an ein Leben in unserer Kulturlandschaft sind, genug Nahrung finden und sich erfolgreich vermehren - und der Bau von Windrädern ihnen so ziemlich am Allerwertesten vorbeigeht. Für den derzeitigen Geschmack des Wolfsberaters sind sie offensichtlich gar zu erfolgreich:
In einer Pressemitteilung deutet Kück an, dass die Wolfssituation außer Kontrolle geraten könnte. [...] Die Nahbegegnungen mit Wölfen nehmen zu, auch die Übergriffe in Dorfnähe, zwei Pony-Übergriffe mit dramatischen Bilder haben meine Gelassenheit beeinflusst - und auch die Bereitschaft, Kindern die Verharmlosung der Wölfe als pädagogisch sinnvoll zu erklären, wie ich es all die Jahre mit Überzeugung getan habe“, heißt es in Kücks Mitteilung. [...] „Mir gehen die Argumente und die Überzeugung verloren, das Thema Wolf braucht neue Antworten, aus der Politik, aus dem Jagdrecht und realitätsnahe Analysen und Umsetzungen, statt Besänftigungen und Statistiken“, so Kück weiter in seiner Mitteilung.

nord24, 21.11.2021: Wolfsberater Kück kündigt Rücktritt an https://www.nord24.de/landkreis-cuxhave ... 69742.html
Dabei geht es dem Jäger auch um die seiner Meinung nach zu hohe Zahl der Wölfe in seinem eigenen Revier:
Auch um sein eigenes Revier sei er besorgt: Dort gebe es 30 Wölfe - zu viele, wie der Experte findet. Allein am vergangenen Wochenende habe er ein Dutzend bei einer Treibjagd beobachtet. [...] Es müssten Wölfe geschossen werden.

NDR, 22.11.2021: "Gefahr durch Wölfe verharmlost": Wolfsberater tritt zurück https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... er176.html
Wäre ich Kind, wäre ich nach dem Fall der Maske wohl jetzt ziemlich schockiert und entsetzt, welche 180°-Drehung der einst so nette tierliebe Geschichtenerzähler da hingelegt hat. Und wäre ich der Autor, würde ich der Bingo-Umweltstiftung ganz demütig und reumütig beizeiten mal die Fördergelder zurückzahlen.
Antworten