Läuft ja so toll in Schweden

Norwegen, Schweden, Finnland
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Nina
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Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Immer wieder behaupten ja Politiker, Jäger und Agrarvertreter in Deutschland, man müsse einfach die Wölfe nach schwedischem Vorbild bejagen, damit sie "scheu" würden und Tierhalter ohne Angst vor Weidetierrissen wieder ruhig schlafen könnten.
Neben präventiven Maßnahmen sei auch die Bejagung der Tiere nötig. Als Vorbild beim Wolfsmanagement verwies der CDU-Politiker auf skandinavische Länder, in denen Wölfe zur Bestandsregulierung maßvoll bejagt werden könnten.

Stern, 06.11.2021: CDU fordert Bestandsuntergrenze beim Wolfsmanagement https://www.stern.de/gesellschaft/regio ... 01242.html
Die Statistik besagt, dass in Deutschland mehr Wölfe leben als in Frankreich, Schweden und Finnland zusammen", erklärte Schlupp am Montag in Schwerin. Immer häufiger würden Tiere in Siedlungsnähe beobachtet, die Wolfspopulation in Deutschland habe längst den für das Überleben der Art erforderlichen guten Erhaltungszustand erreicht. "Nur bei Bejagung auffälliger Wölfe wird sich die Scheu gegenüber Menschen wieder einstellen", begründete Schlupp ihre Forderung. Den Bewohnern des ländlichen Raumes sei es nicht mehr zuzumuten, dass Wölfe am helllichten Tage durch Ortschaften laufen und Haus- und Weidetiere bedrohen oder gar töten.

n-tv, 15.02.2021: CDU-Politikerin Schlupp: Zäune reichen gegen Wolf nicht aus https://www.n-tv.de/regionales/mecklenb ... 63737.html
Der Rheinische Landwirtschaftsverband RLV stellt den Tierhaltern vollmundig in Aussicht, dass sie im Fall einer Wolfsbejagung "ohne Angst und Einschränkungen" wieder ganz beruhigt ihre Tiere auf Weiden halten könnten:
In Frankreich gebe es schon lange eine jährliche Entnahmequote, um den Bestand des Raubtieres zu begrenzen. „Das wäre auch den leidgeprüften Tierhaltern hierzulande zu wünschen, so dass sie endlich wieder ohne Angst und Einschränkungen ihre Tiere auf der Weide halten können“, erklärte der rheinische Bauernverband.

RP online, 23.10.2021: Wolf-Hotline für Tierhalter – Angriffe auf Ponys beunruhigen https://rp-online.de/nrw/panorama/woelf ... d-63668479
Komischerweise ist das neben in Frankreich auch in Schweden aber gar nicht der Fall, wie auch aktuell wieder Medienberichte aus Schweden belegen.
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Nina
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Sechs getötete und 16 vermisste Schafe im Bezirk Örebro
Bei einem Wolfsangriff bei Göksholm im Bezirk Örebro wurden sechs Schafe getötet. Der Riss wurde gestern bemerkt. Dabei wurde auch das Fehlen von sechzehn weiteren Schafen entdeckt; die Suche nach ihnen dauert bis zur Stunde noch an.

Jaktjournalen, 11.11.2021: Sex får dödade vid vargangrepp i Örebro län https://www.jaktjournalen.se/sex-far-do ... rebro-lan/
Im Bezirk Örebro wurden bei der vergangenen Lizenzjagd übrigens sechs Wölfe zum Abschuss freigegeben.

Alpaka und Mutterschaf bei Wolfsangriff im Bezirk Västra Götaland getötet
Zwei Tiere sind tot, ein Alpaka und ein Mutterschaf. Zwei Lämmer sind verschwunden und weitere Tiere sind im Zusammenhang mit dem Wolfsangriff verletzt worden. [...] In dem Gebiet sei kein Wolfsrevier dokumentiert, so dass man von dem Angriff überrascht sei.

Svensk Jakt, 15.11.2021: Alpacka dödad efter ett vargangrepp https://svenskjakt.se/start/nyhet/alpac ... rgangrepp/
Soviel dazu, dass für "wolfsfrei" erklärte Zonen auch nur den Hauch von Sicherheit bieten könnten.
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Nina
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Wölfe im Prästskogenrevier töten sechsjährigen Elchhund-Rüden während der Elchjagd
Der Hundeführer war nur 30 m von einem der Wölfe entfernt. Für die kommende Lizenzjagd im Januar sind im Prästskogenrevier sechs Wölfe zum Abschuss freigegeben. Aber für einen schwedischen Elchhund kommt das zu spät. Der Hund wurde vergangenen Samstag bei der Elchjagd getötet.

Jaktjournalen, 15.11.2021: Vargar i Prästskogenreviret dödade sexårig jämthanne under älgjakt https://www.jaktjournalen.se/vargar-i-p ... r-algjakt/
Das Prästskogen-Revier liegt im Grenzbereich der Bezirke Gävleborg, Jämtland och Västernorrland. Im Bezirk Gävleborg wurden bei der letzten Lizenzjagd 12 Wölfe zum Abschuss freigegeben. Getötet wurden sogar 16, da die Bezirksverwaltung dem Wunsch der Jäger nach weiteren Abschüssen nachgegeben hatte.

Svensk Jakt, 04.01.2021: Ökad tilldelning på varg – jakten återupptas https://svenskjakt.se/start/nyhet/okad- ... terupptas/
Svensk Jakt, 01.01.2021/Update 05.01.2021: Här följer du 2021 års licensjakt på varg https://svenskjakt.se/start/nyhet/har-f ... t-pa-varg/

Die von der CDU favorisierte schwedische "maßvolle Bejagung zur Bestandsregulierung" läuft ja echt super. Weitere Beispiele folgen.
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Nochmal Gävleborg, wo besonders viele Wölfe geschossen wurden:

Wolf wird viermal von Überwachungskamera auf Hof einer 65jährigen gefilmt
Gericht: Ablehnung der Schutzjagd auf unscheuen Tönsen-Wolf ist rechtens

Seit dem 11. September hat eine 65jährige im Tönsen-Revier wohnende Frau auf ihrem Hofgelände viermal Besuch vom Wolf gehabt. Die Wolfsanwesenheit wurde von Überwachungskameras aufgezeichnet. Zudem hatte sich ein Wolf der Frau und ihrem Hundewelpen am ersten August abends bis auf 30m genähert. Für die Erlaubnis einer Schutzjagd reichten diese Begegnungen aber nicht aus, wie jetzt das Verwaltungsgericht in Luleå urteilte. Damit wies es die Klage der 65jährigen gegen die Bezirksverwaltung Gävleborg ab, die zu einem gleichen Einschätzung gekommen war. Die Begegnungen seien für die Kritierien des Viltskadecenters zur Einstufung eines Problemwolfs nicht ausreichend. Weder handele es sich um einen schadstiftenden Wolf oder einen Wolf mit unerwünschtem Verhalten. Ein besonderes Risiko für Übergriffe auf Haus- und Nutztiere sei derzeit nicht erkennbar.

Jaktjournalen, 05.11.2021: Domstol: Rätt neka skyddsjakt på orädd Tönsen-varg https://www.jaktjournalen.se/domstol-ra ... nsen-varg/
Der vorherige Abschuss des im gleichen Revier lebenden Rüden G230-19 im Rahmen einer Schutzjagd nach mehreren Nutztierrissen sowie die bei einem Verkehrsunfall getötete Fähe G218-17 haben dem aktuellen Wolf keine "Scheu" beigebracht, wie sie die Wolfsgegner definieren und so gerne hätten.
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Nina
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Somit hat sich also nicht viel geändert. Keine "Scheu" durch Bejagung im Rahmen von sowohl Lizenz- als auch Schutzjagden seit 2010 (!) und auch keine geringere Spaltung der Gesellschaft:
Wolf im eigenen Garten

"Meine Frau rief von unten aus dem Wohnzimmer: Ein Wolf ist im Garten. Im ersten Moment dachte ich, dass sie sich bestimmt irrt. Aber als ich dann runtergekommen bin, habe ich gesehen, wie der Wolf gerade ein Reh zerfleischt. Da habe ich mein Handy genommen und alles gefilmt. Irgendwie heftig und unwirklich", erzählt Tobias Ågren. Minutenlang filmt Tobias das, was draußen passiert. Dann lädt er die Bilder ins Internet hoch. Sie verbreiten sich schnell in ganz Schweden. Die Polizei und der zuständige Wildbeauftragte werden verständigt. Stundenlang streift der Wolf durch das Wohngebiet. Dann tötet ihn die Polizei mit einem gezielten Schuss.

Der Fall von Tierp liefert neue Nahrung für die Kontroverse um den Wolf in Schweden. Tobias bekommt Hassmails. Man wirft ihm vor, mit dem Video den Wolf zum Abschuss freigegeben zu haben.


Weltspiegel, 17.03.2019: Schweden: Leben mit dem Wolf https://www.daserste.de/information/pol ... f-100.html
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Nina
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Das Problem mit den illegalen Abschüssen hat die legale Jagd auch nicht beheben können. Und so werden auch rund 10 Jahre nach Wiedereinführung der Jagd auf Wölfe weiterhin eifrig Nutztiere gerissen:
Auch auf dem Hof von Landwirt Erik Brate hat man Erfahrungen mit dem Wolf gemacht. Ausgerechnet an einem Tag, da Erik verreist war. Fünf Schafe hat der Wolf gerissen. [...] Der drei Kilometer lange Elektrozaun soll den Hof vor Wildtieren schützen, doch der Wolf kam trotzdem durch eine Lücke im Zaun. Jetzt macht Erik regelmäßig Kontrollgänge. "Ich habe kein Problem mit dem Wolf an sich. Aber es sind zu viele. Zu viele auf einer zu kleinen Fläche", findet Erik Brate, Landwirt Fagersta. [...] "Im Nachbarrevier hatten wir im vergangenen Jahr eine Jagd. Da wurden sechs Tiere geschossen. Jedes Revier zählt für sich. In jedem muss der Bestand ausreichend groß sein, damit eine Jagd stattfinden kann. In diesem Jahr war der Bestand in Schweden so niedrig, dass wir im ganzen Land keine einzige Jagd genehmigen konnten", erklärt Daniel Mallwitz, Regionalverwaltung Västmanland. Grund für den Rückgang sind offenbar viele illegale Abschüsse.

ARD Weltspiegel, 17.03.2019: Schweden: Leben mit dem Wolf https://www.daserste.de/information/pol ... f-100.html
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Nina
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Zur Übersicht einmal die Abschusszahlen seit 2010:
Im Rahmen der Lizenzjagd getötete Wölfe:

2010: 27 + 1
2011: 19 (20 bewilligt)
2012: Lizenzjagd aufgehoben
2013: 3, danach Lizenzjagd aufgehoben
2014: Lizenzjagd aufgehoben
2015: 44
2016: 14
2017: 25
2018: 15
2019 1* Lizenzjagd aufgehoben
2020: Lizenzjagd aufgehoben

* Ein Abschuss wurde nach Tötung von Rehwild durch einen Wolf in einem Garten in Tierp als Lizenzjagd deklariert


Jaktkritikerna, 11.10.2021: Licensjakt på varg i Sverige 2022 – Uppdatering: Jaktkritikerna har av nedanstående anledningar överklagat licensjakt på varg 2022 https://jaktkritikerna.se/licensjakt-pa ... rige-2022/
Im Rahmen der Schutzjagd getötete Wölfe:

2010: 16
2011: 12
2012: 21
2013: 17
2014: 19
2015: 11
2016: 16
2017: 21
2018: 5
2019: 15


Jaktkritikerna, 11.10.2021: Licensjakt på varg i Sverige 2022 – Uppdatering: Jaktkritikerna har av nedanstående anledningar överklagat licensjakt på varg 2022 https://jaktkritikerna.se/licensjakt-pa ... rige-2022/
Laut einer aktuellen Berechnung der Naturschutzbehörde Naturvårdsverket von 2021 werden jährlich ca. 15-20 % der Wolfspopulation illegal getötet, was in absoluten Zahlen rund 60-80 Wölfe bedeuten würde. Von 196 zwischen 1996-2011 obduzierten Wölfen wiesen 11 % (21 Wölfe) alte Schussverletzungen auf.

Jaktkritikerna, 11.10.2021: Licensjakt på varg i Sverige 2022 – Uppdatering: Jaktkritikerna har av nedanstående anledningar överklagat licensjakt på varg 2022 https://jaktkritikerna.se/licensjakt-pa ... rige-2022/


Und auch das hier lässt tief blicken:
Im vergangenen Jahr beantragten 2456 Jäger die Lizenz zum Abschuss von 28 Wölfen, darunter 139 ausländische Jäger. Nach Inspektion des getöteten Wolfs durch die Bezirksverwaltungen wird dem Schützen das Wolfsfell überlassen, während der abgezogene Körper zur Untersuchung an die staatliche veterinärmedizinische Anstalt - Statens Veterinärmedicinska Anstalt (SVA) - geschickt wird, wo der Kadaver gewogen, geröntgt, samt Blutprobenentnahme untersucht und obduziert wird. Auf diesem Wege lassen sich zum Beispiel alte Schussverletzungen entdecken.

Jaktkritikerna, 11.10.2021: Licensjakt på varg i Sverige 2022 – Uppdatering: Jaktkritikerna har av nedanstående anledningar överklagat licensjakt på varg 2022 https://jaktkritikerna.se/licensjakt-pa ... rige-2022/
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Nina
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Nach vier abgelehnten Anträgen auf Schutzjagd auf den gleichen Wolf: Versuch Nr. 5
Jetzt ist der nunmehr fünfte Antrag auf einen Wolfsabschuss im Rahmen der "Schutzjagd" in der Gemeinde Ockelbo bei der Bezirksverwaltung Gävleborg eingegangen. [...] Hintergrund sind laut Antrag mehrere Wolfssichtungen innerhalb von zwei Wochen im Gebiet Svartsbo/ Mo. Bei der letzten Sichtung soll ein Wolf in 50 Meter Entfernung zu einer spazierengehenden Person auf einem Dorfweg in Svartsbo gesehen worden sein.
Gemäß des Antrags seien viele Menschen hinsichtlich ihrer Aktivitäten im Freien aufgrund des Wolfes zu Einschränkungen gezwungen. Dies betreffe die Elchjagd, weil die Jäger sich nicht trauten, ihre Hunde frei laufen zu lassen. Die Jäger müssten nun mit angeleinten Hunden jagen gehen. Niederwildjagden mussten eingestellt werden. Bewohner des Gebietes trauten sich nur noch bei Tageslicht spazieren zu gehen, und dann auch möglichst nicht mehr allein.
Zuvor hatte die Bezirksverwaltung Gävleborg vier Schutzjagdersuchen auf den gleichen Wolf abgelehnt.


Svensk Jakt, 05.11.2019: Femte skyddsjaktansökan på samma varg https://svenskjakt.se/start/nyhet/femte ... amma-varg/
Wie war das noch ? Sobald zur allgemeinen Jagd auf Wölfe geblasen wird, fühlen sich alle Dorf-Angsthasen wieder rundum sicher, die Wölfe sind scheu und lassen sich nie wieder blicken und alle können wieder ruhig schlafen... nicht.
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Nina
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Schwedischer Schafzuchtverband will nur die Wolfsjagd - und keine wolfsabweisenden Zäune, nicht mal geschenkt

Völlig absurd: Bekleidungsunternehmen stoppt Spendenaktion für wolfsabweisende Zäune nach Protest des schwedischen Schafzuchtverbands

Eigentlich wollte das Unternehmen Röyk, zu dessen Geschäftsidee auch die Verwendung vornehmlich heimischer Wolle zur Bekleidungsherstellung zählt, 10 Prozent des Black Friday-Verkaufserlöses an den Wolfsschutzverein Svenska Rovdjursföreningen für die Errichtung wolfsabweisender Zäune, ähnlich dem Wikiwolves-Projekt in Deutschland, spenden.

Svenska Rovdjursföreningen hatte zuvor eine so große Resonanz auf das Wikiwolves-änliche Zaun-Projekt im Siggefora-Wolfsrevier erfahren, dass nach zehn bereits erfolgten bzw. noch geplanten Einsätzen in erfolgreicher Zusammenarbeit der Mitglieder mit Zaunbausachverständigen, Tierhaltern und weiteren freiwilligen Helfern eine Erschöpfung der finanziellen Mittel ein vorübergehendes Aussetzen der Aktion für weitere Interessenten erforderlich machte. Möglich wurde das Projekt aufgrund einer zuvor erhaltenen großzügigen Spende "für den Wolf in Uppland". Sollte nach Fertigstellung der zehn Projekte Geld übrigbleiben, stellte der Wolfsschutzverein eine Wiederaufnahme des Projekts in Aussicht und rief finanzstärkere Interessenverbände dazu auf, sich ebenfalls an der Aktion zu beteiligen. Insbesondere hätte man sich namentlich von dem Bauernverband Lantbrukarnas Riksförening und dem Jagdverband Svenska Jägareförbundet gewünscht, dass auch sie sich mit finanzieller Hilfe und tatkräftiger Unterstützung eingebracht hätten.¹

Als nun der Bekleidungshersteller Röyk eine Vereinbarung mit dem Wolfsschutzverein schloss, zehn Prozent des Black Friday-Verkaufserlöses für Kosten und Errichtung wolfsabweisender Zäune bei Schafhaltern zu spenden, hagelte es Protest, unter anderem auf Facebook. Kommentatoren warfen dem Unternehmen die Zusammenarbeit mit einem Verein vor, den angeblich viele Schafhalter als Gegner der Schafhaltung betrachteten. Der schwedische Schafzuchtverband schoss besonders scharf gegen den Wolfsschutzverein:
"Die Wahrheit ist doch, dass die Hilfe äußerst begrenzt ist. Die Errichtung eines wolfsabweisenden Zauns bedarf professioneller Fachkräfte und nicht einer Gruppe fröhlicher Freiwilliger. Das bisschen Hilfe deckt nur einen marginalen Teil der Kosten, die ein Tierhalter mit der Errichtung eines wolfsabweisenden Zauns hat. Wir haben mitbekommen, dass manche derartiger Projekte am Ende nicht den Anspruch der Bezirksverwaltungen als wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen erfüllt haben. Die Hilfe beim Zaunbau ist ja wohl eher ein cleveres Marketing-Instrument als eine Lösung der Raubtierproblematik", schreibt der Schafzuchtverband, der den zunhehmenden Wolfsbestand für die prekäre Situation der schwedischen Schafwirtschaft verantwortlich macht. "Das ist einer der Hauptfaktoren für die Verringerung der Schafbestände in Schweden in den letzten Jahren, obwohl die Nachfrage nach unseren Produkten in Form von Fleisch, Wolle, Leder und Landschaftspflege steigt. Der schwedische Schafbestand ließe sich ohne Absatzprobleme locker verdoppeln."

Jaktjounalen, 26.11.2021: Protester får klädföretag att avbryta samarbete med Rovdjursföreningen https://www.jaktjournalen.se/protester- ... oreningen/
Nach einem Termin des Schafzuchtverbandes bei dem Textilunternehmen beendete Röyk die Zusammenarbeit mit dem Wolfsschutzverein.

Also lieber nicht schützen - Chance für die Weidetierhalter vertan. Die Nachfrage war ja da. Alle Tierhalter, die auf praktische und finanzielle Hilfe gehofft hatten, dürfen dann wohl in die Röhre gucken und weiter mit ansehen, wie die bejagten schwedischen Wölfe weiter munter ihre Weidetiere reißen - mit der Gewissheit, dass die vom Jagdverband Jägarnas Riksförbund angestrebte erneute Ausrottung der Wölfe² als vermeintlich perfekte Herdenschutzmaßnahme niemals kommen wird.

Der schwedische Weg ist auch keine Lösung... :roll:


¹ Svenska Rovdjursföreningen, 25.10.2021: Paus för gratis rovdjursavvisande stängsel i Siggeforareviret https://www.rovdjur.se/press/aktuellt/p ... viret_7804
² Altinget, 23.01.2020: Jägarnas riksförbund: "Nej till frilevande varg i Sverige" https://www.altinget.se/artikel/jagarna ... -i-sverige
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Nina
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Re: Läuft ja so toll in Schweden

Beitrag von Nina »

Ordentlich was los in Schweden: Gericht stoppt Schutzjagd im Revier Forshaga in Värmland

Die Bezirksverwaltung in Värmland hat nach einer "Serie von Wolfsangriffen auf Jagdhunde" die Schutzjagd auf "einen Wolf unabhängig seines Alters" genehmigt. Am 16.04.21 sei in Barshöjden ein Kalb gerissen worden. Am 01.09.21 soll es einen "Wolfsangriff" auf einen Jagdhund in Sutterhöjden gegeben haben, bei dem der Wolf vor Eintritt eines Schadens vetrieben werden konnte. Am 08.10.21 dasselbe: ein Wolf soll einen Jagdhund in Glumserud "gejagt" haben, wurde aber rechtzeitig vertrieben. Am 15.12.21 soll der selbe Jagdhund in Sutterhöjden wie beim "Angriff" am 01.09.21 wieder in eine Beißerei mit einem Wolf verwickelt worden sein, wobei der Wolf abermals rechtzeitig vertrieben werden konnte. Am 23.12.21 sollen zwei Wölfe in Fageråsen einen Jagdhund verfolgt haben, konnten aber auch erfolgreich in die Flucht geschlagen werden. Am 08.01.22 soll ein Jagdhund in Gillermyren Väse durch einen Wolf verletzt worden sein.¹

Die antragstellenden Jäger und Grundbesitzer² sprachen von einer "problematischen Situation". Aufgrund der vielen "Wolfsangriffe" traue man sich nicht mehr, die Jagdhunde im Elchgebiet Nyed-Väse bei der Jagd frei laufen zu lassen, was zu einem Anstieg elchverursachter Schäden führen würde. Die Angriffe hätten sich in nächster Nachbarschaft ereignet. Außerdem erklärten die Antagsteller, dass die Bezirksverwaltung die Kontrolle über die tatsächliche Zahl der im Gebiet lebenden Wölfe verloren hätte. Die Bezirksverwaltung erklärt in ihrem Schutzjagd-Genehmigungsschreiben, dass mangelndes Vertrauen zu einem Verzicht der Meldung von wolfsverursachten Schäden führe, wenn diese kein zufriedenstellendes Resultat brächte. Beispiele dafür fänden sich unter früheren abgelehnten Schutzjagdanträgen und "hausgemachten" Regeln, nach denen Wolfsangriffe nicht als solche anerkannt würden. Dies alles führe zu einer einstimmigen Unzufriedenheit.¹

Der Jagdverband Jägareförbund zeigte sich erfreut über die Entscheidung; man habe bereits 2020 schon mal einen Antrag auf Schutzjagd gestellt. Laut Nachrichten von SVT soll keiner der "Wolfsangriffe" auf Jagdhunde tödlich ausgegangen sein; lediglich bei einem sei es zu einer (nicht näher benannten) Verletzung gkommen.² Die Bezirksverwaltung gehe davon aus, dass es sei bei den betreffenden Wölfen um die Individuen des Forshaga-Rudels handelt, das aus einem Elternpaar und Welpen bestünde.²

Die Artenschutzvereine Jaktkritikerna, Nordulv und Svenska Rovdjursföreningen sind gerichtlich gegen die Abschussgenehmigung vorgegangen. Nach einer gerichtlich verfügten vorläufigen Untersagung der Schutzjagd hat das Verwaltungsgericht in Luleå den Fall nun auch abschließend als rechtswidrig beschieden. Nordulv hatte auf den nicht günstigen Erhaltungszustand verwiesen und angeführt, dass kein ernster Schaden entstanden sei, weil keiner der Jagdhunde getötet oder nennenswert verletzt worden war. Rovdjursföreningen verwies auf mildere Mittel wie das Anleinen der Jagdhunde. Die Bezirksverwaltung erklärte dagegen, dass es bei der Beurteilung auf den "Wolfsangriff" an sich ankäme - und nicht auf die (mangelnden) Schäden, die sich aus dem Angriff ergeben. Die Wölfe zu vertreiben, sei langfristig ebenso wenig ein akzeptables milderes Mittel wie die Ausstattung der Jagdhunde mit Wolfsschutzwesten, die im Ergebnis nur dazu führen würden, den Zeitpunkt des Todeseintritts für den vom Wolf angegriffenen Hund zu verlängern.³ Das Verwaltungsgericht hält den günstigen Erhaltungszustand durch diese Schutzjagd zwar nicht für gefährdet, jedoch sieht es aktuell keine ausreichenden Belege für ein reelles Risiko für wolfsverursachte Schäden bei Jagdhunden in der betreffenden Gegend.³

Die Jäger sind sauer. Der Jagdverband Jägarnas Riksförbund spricht von einer "reinen Wolfszucht", die da betrieben werde. Man werde das Urteil in Einigkeit mit der Bezirksverwaltung anfechten.³

Geht es also vielmehr um die Zahl der Wölfe ("reine Wolfszucht") als um tatsächliche Schäden? Fünf Wolfsangriffe ohne nennenswerte Verletzungen spricht entweder für friedliebende Wölfe, die nur "spielen" wollen oder für äußerst abenteuerliche Geschichten, um der "Wolfszucht" mit sämtlichen Tricksereien zu begegnen. Bleibt zu hoffen, dass das nächstinstanzliche Kammergericht den Durchblick behält.


¹ Jakt & Jägare, 28.01.2022: Klartecken för skyddsjakt efter en serie vargangrepp på hundar https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... pa-hundar/
² SVT Nyheter, 28.01.2022: Beslut om skyddsjakt på en varg i Forshagareviret https://www.svt.se/nyheter/lokalt/varml ... pa-en-varg
³ Jakt & Jägare, 09.02.2022: Domstol stoppar skyddsjakt på hundjagande varg https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... ande-varg/
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