Wölfe in der Lausitz

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
LarsD

Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben:Und ich kann dann "timbers" Argument, solchen Unbelehrbaren noch eine saftige Geldstrafe aufzubrummen, nur zu gut verstehen. [... unabgeschlossenes Auto ... ] Analog sind ungesicherte Schafe m.E. nichts anderes als grob fahrläßige Verleitung zum Wolfsriß und letztlich mittelbar ein grober Verstoß gegen den Artenschutz. Aber nach Abschuß schreien. Das kann doch wohl nicht wahr sein... :x
Mal ganz ehrlich: Kannst Du Dir eine noch effektivere PR-Campagne vorstellen, um den Wolf blitzschnell ins Jagdrecht zu bekommen? Verstoß gegen Artenschutz? Demnach ist :roll: jeder Fischteich im Garten innerhalb eines Otterrevieres, jeder Maisacker im Revier eines Bibers, jeder Karpfenteich (Kormoran, Fischadler, Seeadler, Schwarzstorch ... ) dann ebenfalls ein "mittelbarer Verstoß" gegen den Artenschutz? Den Artikel bzw. Paragraphen such mal raus ... ;-) Man spricht bei vielen dieser Arten wegen deren Ausnutzung menschlicher Aktivitäten in der Kulturlandschaft inzwischen vom "kulturbedingt guten Erhaltungszustand". Sie nutzen "angebotene" Nahrung und verursachen dabei eben auch Schäden. Da jetzt mit der einfältigen Tour zu kommen, die Schafhalter bestrafen zu wollen, wird unendlich Sympathie für die Wölfe wecken ... :roll: Solchen Illusionen nachzuhängen, statt nach konstruktiven Lösungen zu suchen, trägt nur zur Eskalation bei. Etwas weniger Getue beim Einsammeln von Wolfsscheiße und dafür mehr Einsatz beim Erziehen der vorwitzigen Wölfe mit Hang zu Schaf & Co.. Je länger man hier zaudert, desto eher liegt der erste Graue auf der Seite. Die Parolen gegen die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht machen die Wölfe im Moment jedenfalls mit aberwitziger Zielstrebigkeit lächerlich.

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:"kulturbedingt guten Erhaltungszustand"
Was natürlich genaugenommen einen Freifahrtschein darstellt, denn damit begründet man im Zweifelsfall alles... :x

Lars, ich weiß auch keine Patentlösung per Fingerschnippen! Ich weiß nur, daß mich jede Meldung über ein an der Kette gefressenes Schaf fuchsteufelswild macht, denn so etwas ist schlicht grob fahrläßig und damit unnötig, und daraus Abschußforderungen abzuleiten m.E. naiv oder unverschämt (such Dir was aus...)...
Vergrämung wäre natürlich eine Methode. Aber auch das funktioniert keinesfalls nachhaltig, wenn immer und immer wieder Schafe/Ziegen irgendwo in der Pampa angekettet werden. Und bezüglich der Wölfe beginnt in kleineren Orten in dünner besiedeltem Gelände die Pampa nun mal schon im Garten.
Hier bei uns hat's keine Wölfe, aber angesichts des Fuchses und etlicher Bussarde und Co. in unmittelbarer Nachbarschaft käme ich auch nicht auf die Idee, Karnickel, Meerschweinchen o.ä. ungesichert im Garten rumhopsen zu lassen. Die wären nämlich dann auch Futter (wie ein Bekannter erleben mußte: Da war's eine Eule), und das hätte ich mir ganz alleine zuzuschreiben. Auf die Idee, deshalb die Füchse und Greife hier abschießen lassen zu wollen, käme ich deshalb aber nicht...

Ich stimme Dir zu, daß was gemacht werden muß (Gummischrot auf's Hinterteil, Knallfrösche, rund um's Grundstück Urin verteilen etc. Es gibt ja Möglichkeiten...), aber wenn die Hobbyschafhalter nicht im Ansatz gewillt sind, mitzuziehen und immer wieder Mist bauen, läuft doch jede Aktion ins Leere und führt sich selbst ad absurdum!
Lutra
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Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von Lutra »

LarsD hat geschrieben: Mal ganz ehrlich: Kannst Du Dir eine noch effektivere PR-Campagne vorstellen, um den Wolf blitzschnell ins Jagdrecht zu bekommen?
Viele Grüße

Lars
He, und was bitte sollte das Jagdrecht an der Sache ändern?
LarsD

Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Lars, ich weiß auch keine Patentlösung per Fingerschnippen! Ich weiß nur, daß mich jede Meldung über ein an der Kette gefressenes Schaf fuchsteufelswild macht, denn so etwas ist schlicht grob fahrläßig und damit unnötig, und daraus Abschußforderungen abzuleiten m.E. naiv oder unverschämt (such Dir was aus...)...


Warum fällt es nicht nur Dir so schwer, Dich in die Sichtweise der Leute zu versetzen, die nachso einer Nummer von Abschuss reden? Deren Schafe standen seit Generationen am Haus und nichts ist passiert. Der Wolf ist für diese Menschen etwas Abstraktes, bis am Morgen die Kette auf der Wiese liegt und das Schaf fehlt. Bis zu dem Moment sind die davon ausgegangen, dass sich der Wolf ja wohl nicht so dicht ans Dorf bzw. ans Haus trauen würde. Dass er es doch tut, macht zwei Dinge klar: Wölfe sind nicht scheu und niemand hat sie unter Kontrolle. Und dieses "nicht unter Kontrolle haben" bei einem Tier im Schäferhundformat sorgt schlicht für Angst. Fertig ist die Abschussforderung und die totale Ablehnung des Wolfes. Ist der Punkt erreicht, ist alles Reden zwecklos bzw. kontraproduktiv. Da hilft nur handeln. Aber auch da klemmt es gewaltig, weil die Offiziellen im Zusammenhang mit dem Wolf das Wort Problem nicht in den Mund nehmen wollen. Statt umgehend nach so einem Riss das Kommando zu übernehmen und den Kadaver zum Köder zu machen, wird dokumentiert, aufgeräumt und palavert. Richtig wäre es, den Leuten zu zeigen, dass man etwas unternimmt, um dem Wolf das Spielchen abzugewöhnen. Mit dem ergreifen von sichtbaren Maßnahmen wäre man dann auch wieder in der Position, über die Mitschuld entsprechende Maßnahmen derer zu reden, die mit dem Anpflocken den Wolf zum Reißen von Schafen verleiten. Gegenwärtig kippt die Stimmung, weil man eben nicht tätig wird, sondern nur mit den Vorhaltungen kommt.
Verkompliziert wird das Ganze noch dadurch, dass es auch ohne angepflockte Schafe zu Übergriffen bei Koppeln kommt, die über vergleichsweise robuste Zäune verfügen (siehe Neida). Das verstärkt das Gefühl von Unsicherheit bis Ohnmacht noch zusätzlich. Hier wäre konsequentes Handeln gegen diese Wölfe deshalb noch viel wichtiger. Es passiert aber nichts. Damit werden Chancen vertan und schlussendlich dafür gesorgt, dass demnächst die ersten "Problemwölfe" legal getötet werden.

Viele Grüße

Lars
balin
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Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von balin »

Den Politikerstandpunkt sollten wir uns eigentlich hier abschminken. Hier spricht jeder für sich! Den Standpunkt, daß jeder Mensch eine antitraumatische Behandlung braucht, wenn er einmal intensiver mit Wölfen zu tun gehabt hat, kann man sich schenken wie die idiotische Vorstellung vom marodierenden Wolf. Das sind beides intelligente Wesen, und wenn man sie auf ihre Fähigkeiten bezieht, dann kommen sie auch miteinander aus. Wir haben es nicht nötig, fehlende Persönlichkeit durch Schußwaffengebrauch zu ersetzen. Wir müssen nur aufhören rumzujammern und uns lieber vorzeitig auf den ungebetenen Gast vorbereiten. Der Hinweis, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen ist kein schlechter. So, wie man hört, schauen Wölfe erst lange zu, bevor sie etwas unternehmen. Momentan kann man ihnen nicht verdenken, wenn sie die mit den Schafen symbiotisch zusammenlebenden Zweibeiner für trottelhafte Waschlappen halten. Negative Erfahrungen in Verbindung mit Mensch und Schaf würden da weiterhelfen. Die Verbindung ist aber wichtig und die wird durch kein Projektil hergestellt.
Man muß halt mal wirklich mit Trommel und Prügel losziehen um da Eindrücke zu hinterlassen. Kangal sagt ja über die rumänischen Wölfe, daß das da auch mit kleineren Herdenschutzhunden funktioniert, weil der Wolf bei den Schafen dann nachts in der Regel den Kläffern und den Hirten gegenübersteht. Wenn er das ein paarmal erlebt hat, wird er sich ein lohnenderes Ziel aussuchen. Und er gibt das an die Kleinen weiter.
So kann man Geschichte schreiben, eine Kugel zur falschen Zeit löscht sie dagegen aus und führt zu überhaupt nichts.
Eigentlich weiss das hier jeder und das wollen wir ja eigentlich auch weitervermitteln. Einmal rechtzeitig in der Nacht aufstehen erspart viele schlaflose Nächte.
Ein Dummkopf, wer das nicht kapiert! Ich denke aber, Schafhalter sind von Natur aus fürsorgliche und vorrausschauende Menschen und wissen sowas eigentlich aus dem Instinkt. Da ist nur ein kleiner Lerneffekt dazwischen, eben der, bis man die Anwesenheit vom Isegrim realisiert hat. ;-)
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Ash
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Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von Ash »

Lars hat Recht. Fragt sich nur, ob da mal ein paar "Zuständige" vor Ort aufwachen. So ein kleiner Aufruf beim Gesichtsbuch sollte doch für den Nabu kein Problem sein. "Freunde, rettet euren Seelenbruder!" "Spendet Schlaf und rettet Schaf!!" oder so ähnlich... das dürfte bei der Klientel doch ziehen. Aber der erste Schritt wäre halt die Einsicht - dann kann sich auch etwas bessern.
Grauer Wolf

Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:Warum fällt es nicht nur Dir so schwer, Dich in die Sichtweise der Leute zu versetzen, die nachso einer Nummer von Abschuss reden?...
...
...Der Wolf ist für diese Menschen etwas Abstraktes...
Mir fällt das wahrscheinlich sehr schwer, da ich ein ausgesprochener Naturmensch bin, weit über jedes zivilisatorische Maß hinaus, für den natürliche Abläufe wie Beute machen etwas völlig Normales darstellen (ich kriege auch keinen seelischen Schock, wenn ich ein verendetes Reh finde...).
LarsD hat geschrieben:Und dieses "nicht unter Kontrolle haben" bei einem Tier im Schäferhundformat sorgt schlicht für Angst.
Außerdem kenne ich zwar gesunden Respekt vor Tieren (vor Wildsauen z.B. :mrgreen: ), aber eben keine Angst (Angst vernebelt das Bewußtsein), erst recht nicht vor Wölfen, mit deren "Abbildern" ich tagtäglich lebe. Ich würde mich in Wolfsland seelenruhig nachts im Wald zum Schlafen hinlegen und den "Abendgesang" genießen... :pleased:
Übrigens habe ich auch massive Probleme damit, daß manche Leute Angst vor (großen) Hunden haben. Für mich einfach unvorstellbar und fast von surrealem Charakter. So etwas kann ich rein intellektuell zur Kenntnis nehmen, aber nicht verstehen. Dazu kommt noch, daß ich sehr viel von Eigenverantwortung halte, gerade auch bei der Tierhaltung. Zieh alles zusammen, und Du hast vielleicht eine Erklärung für meine Einstellung... ;)
Übrigens, daß der Mensch die Natur unter Kontrolle hält, das ist zwar ein netter Wunsch, aber nichts könnte ferner sein. Du kannst die Natur nicht kontrollieren, Du kannst Dich nur mit ihr arrangieren und auf sie eingehen, Dich anpassen. Alles andere ist Hybris und geht letztendlich nach hinten los, wie die Geschichte immer wieder zeigte... Aber da haben wir wohl verschiedene Standpunkte und Einsichten...

Was das "was tun" anbelangt, so bin ich a bisserl (so locker 600 km) zu weit vom Schuß. Das müssen Wolfsfreunde vor Ort machen, für die das nur ein paar Cent Sprit oder Fahrrad-Kilometer kostet und nicht gleich 140 € plus Übernachtungskosten...
Zuletzt geändert von Grauer Wolf am 3. Okt 2011, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.
balin
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Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von balin »

@Ash
Das sollte man dem Nabu mal nahelegen! Ferus praktiziert das ja mit der Aktionsplattform "Pastoraloup". Da kann man als Freiwilliger Zäune bauen, nachts aufpassen und überhaupt die Sorgen der Tierhalter im Zusammenhang mit dem Wolf kennenlernen.
Der Spruch ist genial "Spendet Schlaf" und "rettet das Schaf!" als Reim drauf. Der Nabu hätte damit schon einen überzeugenden Slogan zum Anfang. :-D
LarsD

Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von LarsD »

Ash hat geschrieben: So ein kleiner Aufruf beim Gesichtsbuch sollte doch für den Nabu kein Problem sein. "Freunde, rettet euren Seelenbruder!" "Spendet Schlaf und rettet Schaf!!" oder so ähnlich... das dürfte bei der Klientel doch ziehen. Aber der erste Schritt wäre halt die Einsicht - dann kann sich auch etwas bessern.
Für den NABU ist der Wolf zuerst mal ein Werkzeug, um die Jägerschaft an den Pranger zu stellen und nebenbei das Spendenaufkommen aufzubessern. Wenn man jetzt einräumt, dass man sich da vergaloppiert hat und das Werkzeug in einigen Gegenden zum Problem wird ... ?! Allein die Erkenntnis, dass es so ist und die Nummer aus dem Ruder läuft, wird noch einige Zeit brauchen. Deshalb würde ich beim Thema Wolf auf alle möglichen Truppen setzen, aber nicht auf den NABU. Wer beim Thema Wolfsschutz in Zukunft ernst genommen werden will, muss schlüssig darlegen können, wie er zum Schutz des Wolfes die sich ergebenden Konflikte nicht nur mit den Nutztierhaltern lösen will. Das wird nicht einfach, weil das, was wir jetzt erleben, erst der Anfang ist. Und gerade deshalb wäre es wichtig, dass man sich jetzt nicht durch Dogmen blockiert, sondern nach pfiffigen Lösungen sucht, mit denen alle, einschließlich Wolf und Schaf leben können ... ;-)

Viele Grüße

Lars
balin
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Re: Wölfe in der Lausitz

Beitrag von balin »

Als Schafhalter würde ich es ablehnen und als Nutztierhalter tue ich es, nämlich mich von den Jägern gegen den Wolf instrumentalisieren zu lassen. Jäger sind Landplage genug und die müssen selber sehen, wie sie mit heiler Haut davonkommen.
Wobei allerdings nichts gegen professionelle Arbeit spricht. Soviel ich weiss, können Leute vom Bundesfreiwilligen Dienst oder beim freiwilligen Sozialen Jahr vom Bund Naturschutz, Nabu etc eingesetzt werden. Das wäre ein guter Ansatzpunkt.
Selber habe ich mal als Springer für die landwirtschaftliche Krankenkasse gearbeitet. Die Stellenanzeige, die Ferus für die Helfer
bei Pastoraloup herausgibt, kann ich deshalb gut nachvollziehen. Neben Interesse muß man da noch über ein paar andere Tugenden verfügen und man braucht eine gewisse Vorbereitung. Warum nicht von anderen lernen, die schon etwas mehr Erfahrung gesammelt haben? Die Texte von Ferus kann ich gerne hier einstellen. Auf dem anderen Forum habe ich das schonmal gemacht. ;-)
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