Wolf verfolgt Katze

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Nina
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Wolf verfolgt Katze

Beitrag von Nina »

Brandenburg: Wolf verfolgt Katze

Der Artikel in der Deutschen Jagdzeitung ist zwar schon etwas älter (2018), wurde aber auf der FB-Seite einer Wolfsgegner-Gruppe aktuell mal wieder auf die Agenda gesetzt. Prophezeit wird ja schon länger, dass Wölfe irgendwann auch Haustiere fressen. Da mutiert die für gewöhnlich als Jagdkonkurrent verfolgte Katze ( - bedroht ja angeblich das Niederwild und die Botenbrüter! - ) ganz plötzlich auch schon mal zum schützenswerten Schmusetier:
Als 2 Minuten später eine Katze an ungefähr derselben Stelle aus dem Wald auf die Stoppeln zog, dachte sich der erstaunte Weidmann: „Na Mietzi, Du lebst aber gefährlich“. Der Jäger ahnte, dass der Graue zurückkommen könnte, [...]. Der Wolf war nur noch 1 bis 2 Meter hinter ihr, als sie es unter einen alten Wildzaun hindurch in den rettenden Wald schaffte.

Deutsche Jagdzeitung, 28.08.2018: Brandenburg: Wolf jagt Katze https://djz.de/brandenburg-wolf-jagt-katze/
Ach guck, der Wolf lässt sich vom "alten Wildzaun" abhalten - aber "Mietzi" lebt draußen wahrlich gefährlich, auch in Brandenburg. Ist sie lediglich 200m vom Haus entfernt, darf der Waidmann sogleich zur gezielten Tötung schreiten:
Der Jagdschutz umfasst auch den Schutz des Wildes vor Beeinträchtigungen durch wildlebende Tierarten, soweit diese keinen besonderen Schutz nach Naturschutzrecht genießen, sowie vor wildernden Hunden und streunenden Katzen. (§ 38 Abs. 1 Jagdgesetz für das Land Brandenburg (BbgJagdG))

Die zur Ausübung des Jagdschutzes berechtigten Personen sind befugt, [...] wildernde Hunde und streunende Katzen zu töten. Als wildernd gelten im Zweifel Hunde, die im Jagdbezirk außerhalb der Einwirkung der führenden Person und als streunend Katzen, die im Jagdbezirk in einer Entfernung von mehr als 200 Meter vom nächsten Haus angetroffen werden (§ 40 Abs. 1 Nr. 2 Jagdgesetz für das Land Brandenburg (BbgJagdG)).

Jagdgesetz für das Land Brandenburg (BbgJagdG) https://bravors.brandenburg.de/de/gesetze-212920
Der Jagdausübungsberechtigte kann sein sogenanntes Recht auf "Jagdschutz" auch beliebig an seine Jagdgäste übertragen, die dann ihrerseits Jagd auf die Haustiere anderer Menschen machen dürfen (§ 40 Abs. 2 Jagdgesetz für das Land Brandenburg (BbgJagdG).

"Mietzi" lebt also nicht unbedingt wegen des Wolfes besonders gefährlich. Wir erinnern uns:

"Ich kann sie ja nicht 5 Mal erschießen!"

Jägerin, die vergeblich versucht, eine in einer Lebend-Falle gefangene Katze (mit Kenn-Marke, also nicht wild) aus nächster Nähe zu erschießen.
Es ist ein Video einer Jägerin, dass die Tierschützer gerade sprachlos macht. Die Frau wird gefilmt, während sie eine Katze tötet, die in eine ihrer Fallen tappte. Zuerst schießt sie der Katze in den Kopf, als das nicht reicht und die Katze noch lebt, schießt sie gleich noch einmal – als sie etwas später zu der Falle zurückkehrt, feuert sie sogar noch ein drittes Mal. [...] „Das Video ist ohne mein Wissen entstanden. Das hat mein Ehegatte gedreht. Ich werde mich auch von ihm trennen“, sagt sie der „Bild am Sonntag“. Doch trotzdem steht sie zu ihrem Handeln. Die Katze hätte Fasane bedroht, die sie zur Jagd freigelassen hätte. „Eine Katze ist eines der schlimmsten Raubtiere“, sagt sie.

focus online, 04.01.2021: Drei Schüsse in den KopfJägerin fängt Katze und erschießt sie qualvoll - was sie dazu sagt, macht sprachlos
https://www.focus.de/panorama/drei-schu ... 33093.html
Man könnte meinen, dass aus dem Fall gelernt wurde? Mitnichten, es geht alles weiter wie bisher:
Das war Timing. Wir entdecken zusammen mit einem TV Team endlich den Tatort des Katzenmordes von Augsburg und schon läuft uns die gleiche Jagdgesellschaft in die Arme. Die Jägerin zog es aber vor, sich zu verstecken und schickte den Mann vor, der auch im Video direkt dabei war, als die Katze sterben musste. Was kam waren die üblichen Floskeln: Städter, die ja keine Ahnung haben, Zuchtfasane, die vor verwilderten Katzen geschützt werden müssen und der Jäger als Hüter der Natur.
Auf die Frage, warum man nicht zumindest den Versuch unternommen hätte, die Besitzer ausfindig zu machen und warum man das Tier irgendwo klammheimlich verscharrt hätte, kam eine Antwort, die sehr deutlich zeigt, wie die Jäger ticken.
„Man hätte sie nicht verscharrt, sondern beerdigt, Blumen hätte man natürlich nicht drauf gesteckt, der Ort wäre geheim und alles wäre legal, das Verfahren gegen die Jägerin bald erledigt und es wäre ja schwierig da bei den Leuten zu klingeln...“
Am Tatort, Fasanenfütterung und eine neue Falle, scharf, nach Kadaver stinkend, bereit für das nächste Opfer.
Wir bleiben dran.


SOKO Tierschutz, Februar 2021: Tatort gefunden https://www.soko-tierschutz.org/post/tatort-gefunden
Niedersachsen will mit dem Jagdgesetz übrigens gleichziehen, lässt der armen "Mietzi" aber noch zusätzliche 100m mehr bis zur Exekution durch den Waidmann. Aber dem bösen Wolf, dem geht es an den Kragen:
Der geplante Entwurf der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast zur Änderung des niedersächsischen Jagdgesetzes lässt künftig den Abschuss von Hauskatzen zu sobald diese sich mehr als 300m vom nächsten Wohnhaus entfernen. Eine solche Regelung entbehrt jeder Verhältnismäßigkeit und ist mit dem Tierschutzgesetz vollkommen unvereinbar. [...] Eine bedenkliche Tendenz, die aber nur die Spitze einer Reihe von weiteren Neuregelungen darstellt, die aktuell auch bereits heftig im Rahmen der noch laufenden Novelle des Bundesjagdgesetzes diskutiert werden. Nach Abschluss der laufenden Anhörung soll im weiteren Verfahren nach dem Willen der niedersächsischen Landesregierung sogar noch der streng artgeschützte Wolf mit in das Jagdrecht aufgenommen werden.

Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V., 09.03.2021: In Niedersachsen „wildern“ Katzen sobald sie sich mehr als 300m vom nächsten Wohnhaus entfernen https://djgt.de/2021/03/09/in-niedersac ... entfernen/
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Lone Wolf
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Registriert: 15. Dez 2012, 13:02

Re: Wolf verfolgt Katze

Beitrag von Lone Wolf »

Ein leider nicht unerheblicher Teil der Jägerschaft nicht nur hierzulande verfällt einer Art Standesdünkel, Hochmut und Ignoranz. Ist die Ausbildung das Problem, mangelnde Ethik, veraltete Inhalte? Notwendigerweise beschränkt Angelesenes wird zur allumfassenden Wahrheit stilisiert. Da wiederum sind Jäger nicht allein. Mir fehlt es an Demut vor der Unendlichkeit des Nichtwissens.
Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
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