Bundesverband wirft Brandenburgs Chef-Schäfer Kucznik raus

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
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Richard M
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Bundesverband wirft Brandenburgs Chef-Schäfer Kucznik raus

Beitrag von Richard M »

https://www.moz.de/nachrichten/brandenb ... 20088.html
Der meiste Text ist verborgen. Knut Kucznik ist Vorsitzender des Schafzuchtverbands Berlin-Brandenburg. Er züchtet Pyrenäen-Berghunde. Im Wildpark Schorfheide gibt es ein Schaugehege, in dem 2 seiner Hunde mit einer Musterherde leben: https://www.neues-deutschland.de/artike ... oelfe.html
So wie ich das verstehe, tut Herr Kucznik alles für ein gutes Miteinander von Nutztierhaltung und Wölfen. Kann es sein, dass der Bundesverband (was für ein Bundesverband steht nicht drin) ihn deswegen rauswirft?
Knut Kucznik räumt Fehler ein, verteidigt aber seine Haltung zum Wolf und zum Herdenschutz.
Weiß jemand, welche Fehler das sind?
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
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Nina
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Re: Bundesverband wirft Brandenburgs Chef-Schäfer Kucznik raus

Beitrag von Nina »

Man kann dem letzten angefangenen Satz vor der Bezahlschranke noch entnehmen: "Der Mann aus Altlandsberg in Märkisch-Oderland ist manchen in der Agrarbranche schon seit langem zu wolfsfreund..."

Was ich mitbekommen habe, ging es wohl zuletzt um das tragische Unglück bei einem Schäfer-Kollegen, auf dessen Koppel Wildschweine eingedrungen waren. Die Herdenschutzhunde hätten wohl die Schafe gegen die Wildschweine "verteidigt", jedoch seien die Schafe in Panik geraten und immer enger im Kreis gelaufen, wodurch Lämmer erdrückt und am Rand befindliche Tiere ins Wasser gestossen worden seien. Für die Wolfsgegner kam diese Begründung wohl nicht in Betracht:
Die Bilder dazu wurden in zahlreichen Gruppen geteilt und teils heftig diskutiert. Zu sehen sind ein zerstörter Schutzzaun und viele tote Schafe – einige der Kadaver treiben in der Schwarzen Elster. In der Gegend leben Wölfe. Für viele Kommentarschreiber war die Beweisaufnahme damit beendet, der Fall klar: Der Wolf hat hier ein Massaker angerichtet. Nur wenige fragen nach, kritisieren die vorschnelle Meinungsbildung.

Nordkurier, 29.09.2020: Massaker an der Schwarzen Elster – Was ist hier passiert? https://www.nordkurier.de/brandenburg/m ... 71809.html
Weil über den betroffenen Schäfer geradezu ein "Shitstorm" hereingebrochen sei, hat er die Erklärungen gegenüber der Öffentlichkeit zu dem Fall dem Vorsitzenden des Schafzuchtverbandes Berlin Brandenburg überlassen.
Er würde den Wolf als Täter verheimlichen, um ihn zu schützen laute der Tenor der teils sehr heftig formulierten Beschuldigungen. Es gebe bereits sogar eine offizielle Anfrage an den brandenburgischen Landtag, was denn da vertuscht werden soll, sagt der Vorsitzende des Schafzuchtverbandes. Kucznik kann das nicht nachvollziehen. Was hätte denn der Schäfer davon, wenn er sich selbst ins Bein schießt und die Chance auf eine Entschädigung verspielt, fragt er. „Aber solche Leute interessieren keine Fakten, die behaupten und verbreiten einfach, was ihnen in den Kram passt."

Nordkurier, 29.09.2020: Massaker an der Schwarzen Elster – Was ist hier passiert? https://www.nordkurier.de/brandenburg/m ... 71809.html


Der Artikel im Berliner Kurier lässt in etwa die Fronten erahnen. Während der "Sprecher der freien Bauern und Verfechter wolfsfreier Zonen" auf die Tragödie in Form von "Er amüsiere sich köstlich über den Vorfall in der Lausitz [...]" reagiert habe, stellt sich der Vorsitzende des Schafzuchtverbandes vor den betroffenen Schäfer:
Der Verband stellt sich vor J [...], der ob des Sturms im Netz derzeit nicht selber öffentlich Stellung beziehen möchte. Keines der Tiere wies nach seinen Angaben Bissverletzungen auf. Alle Spuren deuteten stattdessen darauf hin, dass Wildschweine eine Panik unter den Schafen ausgelöst hätten, berichtet Kucznik.

Berliner Kurier, 06.10.2020: Aufruhr im Wolfsland – wie 76 tote Tiere einen Krimi in Brandenburg auslösten https://www.berliner-kurier.de/berlin/a ... -li.109387
Um die Herdenschutzhunde als probates Mittel gegen Nutztierrisse hatte es zuvor bereits Reibereien gegeben. 2019 haben HSH im Spessart ein Wildschwein getötet, worauf die Frage entbrannte, ob die Hunde damit auch Menschen gefährlich würden.
"Diese Hunde beißen nicht", sagt Halter Kucznik. "Sie versuchen Menschen, die sich der Herde unerlaubt nähern, mit ihrem Gewicht zurückzudrängen. [...] "Wenn sich eine Rotte Wildscheine der Koppel in normalem Tempo nähere, "begleiten die Hunde sie auf ihrer Seite vom Zaun und verbellen sie". so Kucznik. "Die Wildschweine laufen dann um den Zaun herum."
Dass die Situation am Sonntag eskalierte, sei ein Unfall, der hätte vermieden werden können. "Das ist von der Jagdgenossenschaft eine unglaublich böse Geschichte. Jäger sind Gast auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen, verhalten sich aber nicht so", sagt Kucznik. Dass Schäfer vor Drückjagden von den Jägern informiert werden, hält er für das Mindeste. Erst recht, wenn sie Herdenschutzhunde halten. Laut Johannes Interwies, erster Vorsitzender der Kreisgruppe Gemünden im Bayerischen Jagdverband (BJV) ist eine solche Information nicht nötig. Es reiche aus, die Jagd in der Tagespresse anzukündigen.


Mainpost, 04.12.2019/07.04.2020: Können Herdenschutzhunde dem Menschen gefährlich werden? https://www.mainpost.de/regional/main-s ... t-10364828
Der Vorsitzende des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg sieht im Einsatz von Herdenschutzhunden die sicherere Variante als beispielsweise die Quotenjagd:
Allerdings wenn ein Rudel in der Nähe einer Schäferei gelernt hat, dass die Zäune Strom führen und in den Schafen Hunde sind, die ihre Schafe beschützen, dann führt das wohl dazu, dass die Wölfe diese Schafe nicht mehr angreifen. Und wenn jetzt ein irrer Jäger gerade die Leitfähe aus diesem Rudel abschießt, weil praktisch 51 Tiere zu viel sind und 50 dürfen nur sein, dann gerät das ganze Rudel durcheinander und die fangen wieder neu an auszutesten, ob meine Schafe dann doch vielleicht Wild wären, was sie fressen könnten.

Deutschlandfunk, 09.03.2018: Schäfer fordern Weideprämie„Wir machen unverzichtbare Arbeit für die Gesellschaft“ https://www.deutschlandfunk.de/schaefer ... _id=412603
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Nina
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Re: Bundesverband wirft Brandenburgs Chef-Schäfer Kucznik raus

Beitrag von Nina »

Hier gibt es mehr Hintergrundinformationen:
Kucznik hatte Ärger im Bundesverband ausgelöst, weil er mit Posts in sozialen Netzwerken seine Berufskollegen aufgefordert hatte, für einen besseren Herdenschutz der Schafe zu sorgen, statt den Abschuss von Wölfen zu fordern.

taz, 21.11.2020: Streit um Umgang mit Wölfen: Schwarzes Schaf unter Schäfern https://taz.de/Streit-um-Umgang-mit-Woelfen/!5730295/
Lutra
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Re: Bundesverband wirft Brandenburgs Chef-Schäfer Kucznik raus

Beitrag von Lutra »

Ich kann mir die Spannungen in dem Verein gut vorstellen, wenn man so Kucznik oder Neumann mit Leuten wie z. B. Schmücker vergleicht und die sich noch unter einem Dach versammeln sollen.
balin
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Re: Bundesverband wirft Brandenburgs Chef-Schäfer Kucznik raus

Beitrag von balin »

Nüchtern betrachtet muß Herdenschutz bezahlbar sein. Es gibt die einen, die profitieren davon und andere zahlen dafür. Kapiert man schon, das ist auch Geschäft. ;-) Es gibt da viele Interessenskonflikte die aber auch ausgetragen werden müssen.
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