Jagdstrategien des Wolfes

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
Lutra
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Re: Jagdstrategien des Wolfes

Beitrag von Lutra »

Wolfs-Theoretiker hat geschrieben: 1. Mai 2019, 12:07
Bei geeignetem Herdenschutz, werden sich die Überfälle auf Nutztiere etwas eindämmen lassen, aber auch dies wird nicht von langer Dauer
sein, denn der Wolf wird lernen sich unter dem Zaun durchzugraben ohne auch nur einen Draht zu berühren.
Er wird lernen, daß man die Schafe nur richtig erschrecken muß, also wenn die Schafe sehr eng eingezäunt sind,
dann rennen sie in Panik gegen den Zaun und biegen ihn um und laufen raus, nicht alle versteht sich, aber Einige können sich die Wölfe dann
außerhalb des Zaunes einsammel oder so. Ich bin Theoretiker und ohne etwas Phantasie geht da nichts, fast alles ist möglich.
Ich pick das mal raus, weil es was mit Jagdstrategie zu tun hat und sich diese Dinge nach fast 20 Jahren Wolfspräsenz vor der Haustür auch live und in Farbe beobachten lassen oder eben auch nicht.
Das der Wolf sich unter stromführenden Zäunen durchgräbt halte ich eher für unwahrscheinlich. Da wird wohl die Lernfähigkeit eines Tieres überschätzt. Drüberspringen ist schon eher möglich, obwohl der Woölf nicht gerne springt.
Praktische Beobachtungen: Bei vielen Schafshaltern klappt der Schutz, bei manchen wiederholt nicht. Entsprechend sind bei letzteren auch die Zäune beschaffen, mehr dazu hier nicht (betr. das Rosenthaler Rudel).
Die Wölfe, deren Spuren ich letzten Winter hier hatte, sind auf bis zu 300m an eine Schafskoppel rangekommen. Sie müssten die Schafe eigentlich wahrgenommen haben. Trotzdem haben sie sich nicht dafür interessiert. Sie haben wahrscheinlich die nötigen Erfahrungen gemacht: Schafgeruch bedeutet Aua. Speziell diese Schafe sind nun nicht sooo exakt gezäunt, aber dennoch nicht interessant, kann sich allerdings mit jedem Nachwuchswolf, der sich ausprobiert, ändern.
So nun zum in Panik versetzen. Ist bei uns im Dorf auch schon vorgekommen. Da hatte einer mit 50m Netz eine 20m lange Koppel entlang eines Weges gebaut, zwei Tote.
Gibts aber auch die anderen Fälle, wo die Schafe ohne Wolf ausgebrochen sind, keiner dazugekommen ist, deshalb alle überlebt haben und nichts davon in der Zeitung stand.
Unser örtlicher Schäfer hat mir mal erzählt, dass regelmäßig Wolfsspuren um die Schafskoppel rumgehen. Sie kontrollieren schon, ob sich eine Gelegenheit bietet, und die bietet sich eben auch hin und wieder.
maxa67

Re: Jagdstrategien des Wolfes

Beitrag von maxa67 »

Naja das sind ja auch die Erfahrungen rund um Förstgen, Daubaner Wald, Mückaer und Göbelner Heide, Spreewiese etc. Das funktioniert seit Jahren.
Dort stehen mitten im Wolfs(kern)gebiet die Schafe, gesichert durch E Zaun und Flatterband und Hunderte Meter bis 3 km weit weg von der nächsten Behausung.
Schwierig bzw. gefährlich wird es dann, wenn sich grundlegend was ändert, wie beim letztjährigen Förstgenmassaker :twisted: unter den Schafen der Naturschutzstation, wenn Faktoren wie eine eingerannte Zaunfläche und die Vertreibung des Rudels aus dem Kerngebiet durch Forstarbeiten aufeinandertreffen.
Lutra
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Re: Jagdstrategien des Wolfes

Beitrag von Lutra »

Ich hole den alten Tread mal hoch, weil meine diesjährigen Beobachtungen dazu passen. Gestern konnte ich vier Wölfe über einige km anhand ihrer Spuren im Wald verfolgen. Die Anzahl festzustellen erfordert oft schon einige Zeit. Ich hatte eine Stelle, wo drei Spuren zusammen kamen und als eine weiterliefen. Kurz darauf kam die vierte dazu. An dieser Stelle wußte ich erst, dass das vier Wölfe waren. Genau so oft gingen die Spuren wieder auseinander, manchmal etwas kreuz und quer, aber im Prinzip folgten sie dann doch einer Richtung. Und recht unerwartet war dann plötzlich die Stelle mit dem Rehriß. Es sah nach einer eher zufälligen Beute aus, kann aber auch die Methode der Jagd sein, bei einem Streifzug bei passender Gelegenheit zuzuschlagen. Das etwas entfernte nebeneinander Gehen der einzelnen Wölfe könnte wie so eine Drückjagd wirken. Einer macht ein Beutetier hoch, dieses konzentriert sich auf den Wolf, ein anderer schlägt zu.
Bei allen beobachteten Wolfsspuren der letzten Wochen konnte ich beobachten, dass die gekoppelten Schafe für die Wölfe nicht interessant waren. Sie liefen z. T. weniger als 100m an den Schafen vorbei ohne Richtungsänderung.
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