"Wolf" von Okarma

Auf ein interessantes Buch oder Internetseite über Wölfe gestolpert? Dann her damit!
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Dr_R.Goatcabin
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"Wolf" von Okarma

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Wer schreibt die erste gute Rezension für das neue Wolfsbuch von Henyrik Okarma? Nach einer Mini-Peinlichkeit meinerseits als eifrigem Wolfsfan auf ResearchGate wurde ich von Prof. Okarma sehr freundlich darin bestätigt, dass es das Buch wirklich nur käuflich zu bekommen gibt. :D

Okarma & Herzog (2019): Wolf. ISBN: 978-3-440-16433-4. Hier mit Leseprobe.
Die Rückkehr der Wölfe in unsere Breiten bewegt die Menschen: Die Reaktionen reichen von Angst und Ablehnung bis zu Begeisterung und Idealisierung dieses Wildtiers. Prof. Henryk Okarma erforscht seit vielen Jahren das Verhalten von Wölfen, die sich ihren Lebensraum mit Menschen teilen. Seine fundierte und detaillierte Darstellung beleuchtet das Thema aus den unterschiedlichsten Sichtweisen, beschreibt Probleme und Schwierigkeiten und entwickelt mögliche Lösungen. Ein hervorragendes Grundlagenwerk für alle, die sich objektiv eine Meinung zum Thema Wolf bilden möchten.

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Dr_R.Goatcabin
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Re: "Wolf" von Okarma

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Ergänzung zur Buchankündigung -

Dank an Nina für die Infos; ich hatte bislang (aufgrund absurder Buchpreise) noch keine Werke von Henryk Okarma im Regal, und fühle mich itzo auch deutlich weniger motiviert, das Buch zu holen. Wenn es später für 10€ bei rebuy auftaucht, ist das eine andere Sache.

Okarma ist offenbar ein Fan des Hamburger Instituts ForGen, das so schön Stimmung gegen Senckenberg macht. Zitat Böhme-Zeitung:
Rückenwind für die ausdifferenzierende Methode von Forgen kommt aus Polen, etwa vom Biologen Professor Henry Okarma, dem Verfasser eines Buches über Ökologie, Verhalten und dem Schutz des Wolfes. In Polen gibt es besonders viele Wolfsrudel. Es gebe keine „zuverlässige genetische Datenbank“, zitiert ihn das Jagdmagazin „Wild und Hund“. Die von Forgen genutzte Assoziationsmethodik ziehe Okarma vor, um ein eindeutigeres Bild von der tatsächlichen genetischen Zusammensetzung zu bekommen.
Durchaus kritisch diskutierte Prof. Henryk Okarma, Krakow, den Schutzstatus des Wolfes in Polen und den Nachbarländern. Frau Prof. Jessel monierte dabei die emotionale Nähe seiner Ausführungen zu Vorstellungen aus der Jägerschaft, die der passionierte Jäger Okarma in einer sehr persönlichen Antwort nicht bestritt.

Ulrich Wotschikowsky, 08.04.2017: Jäger, Luchs und Wolf in Bayern http://woelfeindeutschland.de/jaeger-lu ... in-bayern/

Bezüglich Koautor Sven Herzog:
Wildbiologische Expertisen, behauptet er, würden „ausgegrenzt“, man könne „nur spekulieren, ob dies gezielt geschieht…“ Welche Expertisen das sind, das sagt er nicht, lieber „spekuliert“ er – ist das etwa eine neue wissenschaftliche Arbeitsweise? [...] Den Jägern empfiehlt Prof. Herzog, sich „nicht zu Handlangern des Monitorings machen zu lassen.“ Da verschlägt’s einem die Sprache. Ist Wolfsmonitoring etwas Anrüchiges? Die Jäger sollten sich stattdessen, regt Prof. Herzog an, „durch praktische Unterstützung der Forschungsarbeiten zur Abschreckung und Vergrämung von Wölfen“ einbringen. Welche sind das? Mir ist jedenfalls nichts bekannt von solchen Ansätzen.

Eine „Lehre“ sei es, so Herzog schließlich, dass die Übernahme des Wolfes ins Sächsische Jagdrecht ein Fehler war. Das liest man mit Genugtuung: Prof. Herzog war ein engagierter Befürworter dieser Übernahme!"

Ulrich Wotschikowsky, 20.09.2014: Spekulationen und Denkfehler http://woelfeindeutschland.de/spekulati ... enkfehler/
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SammysHP
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Re: "Wolf" von Okarma

Beitrag von SammysHP »

Vor langer Zeit hatte ich schonmal ein Buch von Okarma gelesen. Der Wolf. Ökologie, Verhalten, Schutz. ISBN 978-3826384318. Ist das hier der gleiche Stoff in neuem Gewand? Kann mich leider nicht mehr genau an den Inhalt des Buches von damals erinnern.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: "Wolf" von Okarma

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Das alte Buch (1997) war mir mit 160S. gesamt zu dünnbrüstig für eine Anschaffung. Zum Inhalt beider kann ich damit leider auch nichts sagen. Vielleicht überlege ich es mir aber doch noch, damit das hier aufgelöst wird.
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Nina
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Re: "Wolf" von Okarma

Beitrag von Nina »

In der Leseprobe über die Autoren deutet sich an, dass das Buch durch jagdliche Sicht geprägt sein dürfte; beide Autoren teilen ja auch diesen Hintergrund. Im Text zu Henryk Okarma wird darauf hingewiesen, dass die "anstehenden Probleme" seiner Erfahrung nach zunehmend aus einer "tierliebenden" und "tierrechtlichen" Perspektive betrachtet würden, während als sein Ziel genannt wird, "die gesellschaftliche Akzeptanz des Wolfs durch einen realistischen und kompromisslosen Wolfsmanagementplan zu erhöhen".
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Dr_R.Goatcabin
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Re: "Wolf" von Okarma

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Ich habe mir dann doch mal den Spaß mit dem alten Buch von 1997 erlaubt.

Auch ohne den Hinweis von Nina ob der "anderen" Interessen hinsichtlich des Wolfes wird beim Durchblättern bald klar, was Okarma in seiner Freizeit so macht. Innerhalb des ansonsten recht vorbildlich und objektiv-nüchtern verfassten (!) Sachbuches findet sich dann aber eben auch ein denkbar überflüssiges Kapitel 7 - "Wolfsjagd". Des Weiteren fand ich einige Passagen, die ich für würdig befand, hier noch zum Besten zu geben, da einige Dinge nach wie vor aktuell und gültig bleiben. Leider!
Obwohl der Wolf schließlich in die Liste der jagdbaren Tiere aufgenommen wurde, wird er trotzdemweiterhin als Schädling behandelt. Das Hauptziel der jagdlichen Bewirtschaftung ist nämlich einmal die Erlangung großer Wildfleischmengen und zum anderen einer hohen Qualität der Trophäen. Da Huftiere die Nahrung von Wölfen bilden, richten sie in der Meinung vieler Menschen sogenannte "Wirtschaftsschäden" an (Tab. 6.1). Daher stammt auch die Tendenz, wenn nicht zur Ausrottung, so doch zur maximalen Begrenzung der der Anzahl der Wölfe. Der allgemeine Mangel an redlichem Wissen zu dieser Thematik begünstigt diese Tendenz. Publikationen, die für Jäger bestimmt sind, verbessern leider den Stand dieser Angelegenheit nicht. Hier gilt nämlich, was wir z.B. sogar noch in dem 1989 erschienen Buch von GODLEWSKI "Vademecum des Jägers" (in Polnisch) aauf S. 177 zu lesen: "Der Wolf ist blutgierig, er tötet ein Tier nicht nur um der benötigten Menge zur Beruhigung des Hungers, sondern auch für die räuberische Genugtuung, besonderns, wenn es ihm gelingt, in Gebäude, z.B. Schafställe. einzudringen. Mit besonderem Fanatismus jagt er auf Rotwild, verursacht unter ihnen große Verluste."
[...] Immer noch kann ein großer Teil der Jäger Wölfe in ihrem Jagdgebiet nicht akzeptieren, obwohl in der Regel die Individuen den Wölfen zum Opfer fallen, die für Jäger als Abschuß am wenigsten interessant sind (Junge und Weibchen). Das sind auch die hinsichtlich der Trophäe am wenigsten wertvollen Tiere (OKARMA, 1984 u. 1991; MILKOWSKI, 1986).
S. 105, Kapitel 6
In den letzten Jahren war der Wolf häufiger im Gespräch als in den Wäldern Deutschlands. Es entstand eine regelrechte Kampagne für und gegen den Wolf. Auf die Frage eines Reporters, wie er sich verhalten soll, wenn er doch einen Wolf im Wald trifft, habe ich ihm gesagt: "Gar nicht - der Wolf verhält sich schon! und zwar so, dass Sie ihn entweder nicht bemerken oder daß er sich so schnell wie möglich davonschleicht." Das trifft natürlich nicht auf tollwütige Tiere (jeder Art) zu.
Man sprach schon vom "Problemtier" Wolf, obwohl es noch gar keine Probleme gab, ja es war ja nicht einmal sicher, ob überhaupt auch nur ein einziges Rudel existierte. In den Zeitungen wurde noch nie so viel über Wölfe in Brandenburg geschrieben wie Anfang der 90er Jahre.
S. 142, Nachwort (Die Wolfs-Situation in Deutschland)
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