Kormorane

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Erklärbär
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Erklärbär »

Nina hat geschrieben: 7. Nov 2019, 18:50Worauf sollte man sich mit dem Erklärbären schon einigen? Auf eine bestimmte Anzahl "LOL"? Das alles erinnert an seinen Link zu einem angeblichen Wolfsriss von einem kleinen Shetlandpony, den er wie folgt kommentierte:
Erklärbär hat geschrieben:Wenn Wölfe nicht mal mehr grosse Wiederkäuer oder Paarhufer respektieren, geht das offensichtlich über den erträglichen Rahmen hinaus.

"Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen, Seite 1, viewtopic.php?f=15&t=2976&p=37795&hilit ... uer#p37795
Worauf sollen wir uns in so einem Fall einigen? Dass Pferde vielleicht ab und an mal Wiederkäuer oder mit viel Phantasie auch mal Paarhufer sind?

Im Kostüm des Hofnarren wird man nun mal nicht geboren - das muss man sich schon selber aktiv anziehen.
Das ist auch wieder ein verleumderisches Ablenkungsmanöver.

Meine Antwort bezog sich auf den verlinkten Pressetext. Kann jeder nachlesen:
Am Wochenende rissen die Wölfe ein Shetlandpony und verletzten ein weiteres Pferd.
Erst in der vergangenen Woche hatten die Wölfe zwei Rinder im benachbarten Kreis Nienburg angegriffen.
Was Nina macht, würde einem Trump alle Ehre machen.
:lol:
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Lutra
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Lutra »

Erklärbär hat geschrieben: 7. Nov 2019, 21:45
Genau so ist es eben nicht, Lutra. Die Untersuchungen zeigen einen unabhängigen Einfluss der Kormorane.
Kannst Du dafür vielleicht mal ne Quelle verlinken?
Erklärbär hat geschrieben: 7. Nov 2019, 21:45
Hat hier eigentlich irgendjemand einen Schimmer, wie sich die Kormoranpopulationen europaweit in 20 Jahren entwickelten?
Das ist kein Problem, das rauszubekommen, genausowenig es ein Problem ist, die Verfolgung und Ausrottungsbemühungen in vergangenen Jahrhunderten zu erfahren.
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Erklärbär »

Danke der Nachfrage, Lutra.

Artenhilfsprogramm Äsche“ 2003 Steinhörster, Schubert, Heim, Hermann, Königsdor-fer, Sachteleben, Born, Bohl, Hanfland, Reinartz, Klein, Gum, Jakobus, v. Lindeiner, Keller2 Landesbund für Vogel-schutz Bay-ern, Bund Natur-schutz in Bay-ern, Landesfische-reiverband Bayern,

„Im Fraßdruck von fischfressenden Vögeln (insbesondere des Kormorans und des Gänsesägers) in den Untersuchungsgewässern wird ein weiterer Faktor gesehen, der die Erholung der Äschenbestände behindert.“ Zitat Die Studie hatte zum Ziel, mit einem Netz an Untersuchungen alle denkbaren Ursachen für den drastischen Rückgang der Fließgewässer-Fischarten am Beispiel der besonders betroffenen Fischart Äsche abzu-klären. Von 1999 bis 2001 wurden an drei prioritären und sieben weiteren Fließgewässern insgesamt 18 Projekte durchgeführt. Sie waren begleitet von Vogelbestandszählungen. Es konnte dabei ausgeschlossen werden, dass mangelnde Laichhabita-te, suboptimale Gewässerstrukturen, Besatzmaßnahmen, Temperatur-einflüsse, Nahrungsgrundlagen, wasserchemische Veränderungen etc.
Das ist alles schon längst bekannt und ein alter Hut. Das sollte auch auf dieser "Fachtagung" 2006 bekannt gewesen sein. Die Situation aktuell ist mittlerweile als katastrophal zu bezeichnen. Seit 5 Jahren versuche ich an unserem Bach, die Äsche wieder anzusiedeln. Viel Arbeit und Geld wurde investiert. Von uns Anglern kein einziger Fisch entnommen. Nach jedem Winter sind alle Äschen weg. Ich selbst habe schon über 50 Kormorane dort auf einmal gezählt. Jeder braucht 500 g Fisch täglich.

Etc. Schau Dir einfach mal das Dokument an:

https://rp-kassel.hessen.de/sites/rp-ka ... 1.2013.pdf
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Erklärbär »

@Lutra: Noch was für Dich gefunden...
WRRL-Qualitätsindikator Fischfauna und Kormoranfraßdruck–wenn trophische Störung Strukturgüte schlägt

Jörg Schneider, Lothar Jörgensen, Florian Krau, Manfred Fetthauer

Korrespondenz Wasserwirtschaft 8, 755-761, 2015

Die Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL)(2000/60/EC) hat zum Ziel, die Oberflächenwasserkörper bis 2015 in einen guten ökologischen Zustand zu überführen. Als biologische Qualitätskomponenten fungieren Indikatororganismen wie Makrozoobenthos und Fische. In einem Turnus von fünf Jahren werden die Fischbestände hinsichtlich Artenreichtum, Alterszusammensetzung und Dichte erhoben und bewertet. Dabei kann es in Gewässern oder Gewässerstrecken, die einem erheblichen Fraßdruck durch den Kormoran (Phalacrocorax carbo sinensis) unterliegen, trotz guter Gewässermorphologie und Gewässergüte zu einem erheblichen Abweichen von der gewässertypspezifischen natürlichen Fischartengemeinschaft und damit zu einer zu schlechten Bewertung kommen. Außerdem frequentieren Kormorane häufig ungestörte, naturnahe Gewässerabschnitte und meiden urbane Siedlungsbereiche. Dies kann zu paradoxen Ergebnissen bei der Heranziehung fischfaunistischer Daten führen, was anhand zweier Fallbeispiele (Nister und Ahr; Rheinland-Pfalz) vorgestellt wird. Als Konsequenz ist die Eignung der Fischfauna als valider Indikator in vom Kormoran stark beeinflussten Gewässern generell in Frage zu stellen.
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Erklärbär »

Oder hier wurde gezeigt, dass es keine geeigneten Maßnahmen gibt, um die Fische vor den Kormoranen zu retten:

Eintrag von Totholz in Fließgewässern – eine Methode zum Schutz von Fischbeständen vor der Prädation durch Kormorane?
Bisher existierende nicht-letale Methoden, wie akustische Vergrämung oder Gewässerüberspannung, sind entweder nicht zielführend oder nur an kleineren Teichwirtschaften praktikabel. Daher wurde in einem Baggersee bei Karlsruhe der Versuch durchgeführt, Fische durch eine so genannte „Totholzburg“ zu schützen (Becker 2007). Dieser Eintrag von abgesägten Bäumen, Büschen und Sträuchern, im Folgenden Totholz genannt, sollte den Fischen Unterstände und Versteckmöglichkeiten bieten. Es zeigte sich, dass die Fische sehr wohl die Strukturen annahmen und sich Fischschwärme um und im Totholz aufhielten. Allerdings stellte sich auch relativ schnell, wohl aufgrund des gestiegenen Nahrungsangebot, eine wachsende Zahl Kormorane ein. Die Vögel vermochten trotz des Totholzes die Fische in hoher Zahl zu entnehmen. Die Autoren dieser Studie kommen zu dem Schluss, dass sich dieser Ansatz nicht bewährt hat. Ein Schutz für die Fische sei durch diese Strukturhilfe nicht möglich. Eher das Gegenteil sei eingetreten und durch die Totholzburg bzw. durch die zwischenzeitlich gestiegene Fischmenge wurden Kormorane an das Gewässer gelockt und dadurch der Prädationsdruck angehoben (Becker 2007).
(Erschienen in der "Vogelwarte"!)

https://www.researchgate.net/profile/Ja ... f89a83.pdf
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Lutra »

Erklärbär hat geschrieben: 7. Nov 2019, 22:25
Etc. Schau Dir einfach mal das Dokument an:

https://rp-kassel.hessen.de/sites/rp-ka ... 1.2013.pdf
Danke! Ich bin zwar nicht der hier schon von jemand geäußerten Ansicht, dass das Ergebnis von Gutachten und Studien davon abhängt, wer sie beauftragt oder bezahlt, aber die hier vorgelegte Auswahl dient doch offensichtlich dem Zweck, den Kormoranerlaß zu begründen.
Andererseits muß man sich wundern, dass es überhaupt noch Fische gibt. Bevor der Mensch da regulierend bis ausrottend eingriff, konnten doch die Fischräuber ungehindert metzeln, und das Jahrtausende lang...
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Erklärbär »

Wir haben hier in Hessen die schlechteste Kormoranverordnung in Deutschland. Die Ignoranz wissenschaftlicher Fakten trieb hier besondere Blüten. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass dieser Erlass leichten Herzens vom grünen Ministerium verabschiedet wurde? Wie gesagt, in BaWü muss man nicht mal mehr einen Antrag stellen. So schlimm ist das mit den Kormoranen.

Klar ist, es muss etwas auf europäischer Ebene unternommen werden. Kormorane sind Zugvögel. Sie fliegen dorthin, wo es noch Nahrung gibt. Im Winter werden wir hier jährlich heimgesucht.

Natürlich gibt es noch Fische, aber z.B. Äschen so gut wie keine mehr. Das hat mit deren Größe und Schwimmverhalten zu tun, führt jetzt zu weit.

Für mich die schönsten Fische...gaben einer ganzen Leitfischregion bei uns den Namen...

https://images.app.goo.gl/GCbLcnHYdXrYp4iA9
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Lutra »

Erklärbär hat geschrieben: 8. Nov 2019, 12:51 Natürlich gibt es noch Fische, aber z.B. Äschen so gut wie keine mehr. Das hat mit deren Größe und Schwimmverhalten zu tun, führt jetzt zu weit.
Wie hat es die Äsche geschafft, Jahrtausende lang mit all den Fischräubern einschließlich Kormoran zu überleben?
Warum gelingt ihr das heute nicht mehr?
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Erklärbär »

Die Frage ist sehr komplex und ich kann nur vermuten. Im wesentlichen fehlen wohl die natürlichen Feinde. Seeadler z.B.
Hat aber sicherlich auch mit anderen Faktoren zu tun wie Rückstände im Wasser, insbes. Hormone und Pestizide. Bei Hormonen reichen Spuren. Und dann kommt alles zusammen.
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Re: Naturschutz par excellence

Beitrag von Erklärbär »

Lutra hat geschrieben: 7. Nov 2019, 22:10
Erklärbär hat geschrieben: 7. Nov 2019, 21:45
Hat hier eigentlich irgendjemand einen Schimmer, wie sich die Kormoranpopulationen europaweit in 20 Jahren entwickelten?
Das ist kein Problem, das rauszubekommen, genausowenig es ein Problem ist, die Verfolgung und Ausrottungsbemühungen in vergangenen Jahrhunderten zu erfahren.
In Estland und Finnland stellvertretend für den europäischen Trend:

Ende der 80er gab es weniger als 100 Brutpaare. 2018 wurden 53700 Brutpaare gezählt. Beeindruckende Grafik dazu im Artikel.
The development in the eastern and northern parts of the Baltic is illustrated by Estonian and Finland data. The first breeding of Cormorants in Estonia was recorded in 1983, but the population remained small (< 100 bp) until the end of the 1980s. At the beginning of the 1990s, breeding numbers started to increase rapidly. In 2018, the breeding pair numbers reached 53.700 (Figure 4; SYKE 2018; Estonian Environment Agency unpubl.).
http://www.helcom.fi/baltic-sea-trends/ ... -cormorant

Das sind Fakten. Da helfen auch nicht Ninas hilflose Störfeuer, die meint, ihr Hass auf Angler und Jäger ließe sich mithilfe selektiven Zitierens sachlich begründen.
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