Der Wolf im Wahlkampf

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zaino
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von zaino »

Korrektur: Konstrukte und Richtungen wie die AfD kann man gar nicht bashen, die haben schlichtweg in einer Demokratie nix verloren. Aber gut.
Alles andere stimmt: Fast ALLE fischen mit windigen Argumenten nach Wählern, mittlerweile.
maxa67

Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von maxa67 »

In der Demokratie hat nur eines nichts verloren. Das Tabuisieren anderer Meinungen ohne sich dem ehrlichen öffentlichen Diskurs zu stellen.
Was prädestiniert eigentlich Menschengruppen, sich moralisch über andere zu erheben und sich anzumaßen, zu diktieren, wie Mensch und Natur zu funktionieren haben?
Unsere sächsischen Grünen haben z.B. den Grundsatz, in keinem Fall für IRGENDEINEN Antrag der AFD zu stimmen. Egal wie die Inhalte aussehen. Und deren Vorsitzende hat die Kompetenz, einfach zum Schutz der Greifvögel vorauszusetzen, daß Windräder künftig sofort stoppen, wenn z.B. ein Milan im Anflug ist. Vom Rotationstempo 300km/h an den Außenspitzen der Windräder auf Null in 5 Sekunden - das Mädel ist Weltklasse, die hat wahrscheinlich im Physikunterricht getanzt...
Zu normalen Zeiten würden solche Figuren in der Gummizelle sitzen und nicht in Parlamenten...
Lutra
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von Lutra »

Mir reichen schon die Reden des gewählten Direktkandidaten unseres Wahlkreises im Bundestag zum Thema Wolf (auch zu anderen Themen). Und der ehemalige Volkspolizist ist umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Wer sich das gern mal anhören will kann nach Karsten Hilse googeln oder bei youtube suchen.
Und ja, er ist demokratisch gewählt. Waren andere in der Vergangenheit auch. Es ist nur zu hoffen, dass die nicht mal zum Regieren kommen.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Lutra hat geschrieben: 21. Okt 2019, 12:37 Mir reichen schon die Reden des gewählten Direktkandidaten unseres Wahlkreises im Bundestag zum Thema Wolf (auch zu anderen Themen). Und der ehemalige Volkspolizist ist umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Wer sich das gern mal anhören will kann nach Karsten Hilse googeln oder bei youtube suchen.
Gottnee, einmal hat mir bei dem gereicht. Hier, viel lustiger und sinngleicher Inhalt (sorry, Herr Strauß, für diese Gegenüberstellung). :P

https://youtu.be/VN7rLXTbdvc
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
Erklärbär
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von Erklärbär »

zaino hat geschrieben: 21. Okt 2019, 08:31 Das ist dummer, einfacher und primitiver Demogismus. Da muss man nicht überzeugen, das funzt sofort, schnell und mit Gebrüll am Wirthaustisch auch bei den ganz schlicht Gestrickten.. Damit sammelte man Frankreichs Volk schon Beifall brüllend um den Fuß der Guillotine und unser Dolfi später punktete ebenfalls mit effektiven, seit dem Mittelalter bewährten Feindbildern, die hinterher 6 Millionen Menschenleben kosteten... aber vorerst klappte das einwandfrei: Ein Volk, ein Reich, ein.... Ihr wisst
Wie man sich dermaßen mit seiner Wortwahl an Geschmacklosigkeit selbst überbieten kann, ist mir ein Rätsel.

Deinen Blick auf die Welt kann man wohl nur als paranoid bezeichnen.

Wer demokratischen Meinungsgegnern ohne jeden Grund die Nazikeule überzieht, hat jedenfalls nicht mehr alle Tassen im Schrank, zumal es hier nur um Wölfe geht.

Völlig über das Ziel hinausgeschossen.

Aber ausser mir scheint das niemand zu stören.
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Nina
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von Nina »

Mir ging es in erster Linie weniger um die AfD und ihre politischen Grundsätze, sondern um die alternativen Fakten. Wie die breitgefächerte lebhafte Resonanz zeigt, fühlt sich jeder anders von dem Thema angetriggert, woran offensichtlich auch die Tatsache ihren Anteil hat, dass sich die Journalisten von Frontal 21 ein Beispiel der AfD herausgegriffen haben; tatsächlich kommen vergleichbare Halb- und Unwahrheiten regelmäßig auch von anderen Parteien, das sehe ich durchaus auch so.

Mangels spektakulärer Wolfsangriffe auf Menschen in Europa wird gern auf Russland verwiesen, u. a. ja auch von Valerius Geist. Für den gewöhnlichen Leser ist es kaum nachvollziehbar, inwieweit diese Zahlen überhaupt belastbar sind. Wer sollte so etwas wissen, wenn nicht die Russen selbst?

Deshalb war für mich der interessanteste Aspekt, was die russische Botschaft zu den Zahlen von den jährlich 200 Wolfsopfern im 19. Jahrhundert sagt.
Ich erlaube mir daher noch einmal die Wiederholung:
Statistische Angaben über Angriffe von Wölfen im Russischen Reich haben wir nicht und zweifeln daran, dass so eine landesweite Zählung damals durchgeführt wurde.
Die erwähnte Äußerung des Politikers ist auch unwahrscheinlich, da sich die Grenzen des Landes im 19. Jahrhundert nicht einmal verändert haben und die Technologie solcher Zählungen gar nicht entwickelt war. Daher können wir die Zahl nicht bestätigen.


Frontal 21, ZDF, 20.08.2019: Der Wolf im Wahlkampf - Mit der Angst auf Stimmenfang https://www.zdf.de/politik/frontal-21/d ... f-100.html
Die Tageszeitung, aus der AfD-Politiker Karsten Hilse im Bundestag zitiert hat, ist übrigens die WELT. Der Artikel trägt die vielsagende Überschrift "Man findet von den Unglücklichen nur noch die Stiefel":

WELT, 13.12.2018: Man findet von den Unglücklichen nur noch die Stiefel https://www.welt.de/geschichte/article1 ... olten.html

Dass der Autor "Leitender Redakteur Geschichte" ist, weckt vor dem oben skizzierten Hintergrund nicht gerade das Vertrauen in die journalistsiche Kompetenz und Faktentreue solcher Redakteure. Ob AfD-Politiker Herr Hilse dem aus Unwissenheit aufgesessen ist oder ob ihm eine derartige Berichterstattung gelegen kam, vermag ich nicht zu beantworten.
Lutra
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von Lutra »

Nina hat geschrieben: 21. Okt 2019, 14:02 Ob AfD-Politiker Herr Hilse dem aus Unwissenheit aufgesessen ist oder ob ihm eine derartige Berichterstattung gelegen kam, vermag ich nicht zu beantworten.
Beides, denk ich.
zaino
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von zaino »

maxa67 hat geschrieben: 21. Okt 2019, 12:08 In der Demokratie hat nur eines nichts verloren. Das Tabuisieren anderer Meinungen ohne sich dem ehrlichen öffentlichen Diskurs zu stellen.
Was prädestiniert eigentlich Menschengruppen, sich moralisch über andere zu erheben und sich anzumaßen, zu diktieren, wie Mensch und Natur zu funktionieren haben?
Meinungen und ausgefeilte (wenn auch primitiv gestrickte, aber wirksame) Manipulationsversuche sind zwei paar Stiefel.

Unterscheiden lassen sich die diversen Benutzergruppen dadurch, dass sie ihre Fahnen immer in den jeweilig passenden Wind hängen - und das zieht manchmal überraschende Meinungsänderungen nach sich. Nur mal so als Beispiel.
Erklärbär
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von Erklärbär »

Mangels spektakulärer Wolfsangriffe auf Menschen in Europa wird gern auf Russland verwiesen
,

Da reichen mir die gut dokumentierten Fälle im Linnell Report völlig aus. Oder aktuellere Todesfälle durch Wölfe in vielen Weltregionen. Soll ich das wieder alles aufführen? Dann drehen wir uns wieder im Kreis.

Im übrigen steht nirgends, dass es in Russland keine Wolfsangriffe gibt sondern nur, dass sich die Russen nicht mit einer Statistik drüber abmühen.
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Nina
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Re: Der Wolf im Wahlkampf

Beitrag von Nina »

Kaum einer weiß das besser als John Linnell, Biologe am Norwegischen Institut für Naturforschung in Trondheim. Seit 30 Jahren untersucht er das Zusammenleben von Mensch und Raubtier. In freier Wildbahn ist er Wölfen unter anderem in Alaska und im Yellowstone-Nationalpark begegnet, in Spanien und in Indien. In Turkmenistan pirschte er sich einst bis auf 50 Meter an ein Rudel heran, das die Mittagshitze unter einem Pistazienbaum verdöste.
Gefressen wurde er nicht. "In Europa hat es in den letzten 40 Jahren keine tödlichen Wolfsangriffe auf Menschen gegeben", sagt der Forscher, der 2002 für die in Fachkreisen "Linnell-Report" genannte Studie Wolfsattacken der vergangenen 450 Jahre auf Menschen ausgewertet hat.
[...] "Politiker und Wolfsgegner machen den Menschen Angst, um sie zu manipulieren", so der Wissenschaftler. "Das ist zynisch und schmutzig, aber der Trick wird oft angewandt, einfach weil er so gut funktioniert."

DER SPIEGEL Print-Ausgabe 10/2018, Julia Koch: Gefährliche Märchen, 03.03.2018, Seite 105 https://magazin.spiegel.de/SP/2018/10/1 ... index.html
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