Dr._R.Goatcabin hat geschrieben:Das ist ja alles richtig, aber Du schilderst viele Extremfälle, die nicht pauschal die "mittlere Wirklichkeit" abbilden.
Bei allem Respekt - aber Dein Anspruch auf die Deutungshoheit über die "mittlere Wirklichkeit" ist nicht objektiv, sondern entstammt vielmehr
Deinem persönlichen Blickwinkel. Zum tieferen Verständnis empfehle ich Paul Watzlawicks "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?", aber das würde an dieser Stelle zu weit führen.
Kommen wir noch mal auf das Thema zurück: Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt vor der radioaktiven Belastung von Wildbret - insbesondere von Schwarzwild und erklärt, dass man diese Risiken mit dem Verzicht auf Wildschweinfleisch vermeiden könnte. Kein Mensch testet, was das Wildschwein, das Du beim örtlichen Jäger erwerben kannst, zuvor gefressen hat. Ich sehe aber regelmäßig vor meiner Haustüre, welche Tankladungen an Gülle und chemischen Substanzen an mir vorbeidonnern, um auf den umliegenden Feldern ausgebracht zu werden. Wir können das Chemie-Zeug riechen und manchmal sogar auf der Zunge schmecken, dass uns übel wird. Die Abdrift kann nachgewiesener Maßen hunderte Meter bis hin zu Kilometern weit reichen, was insbesondere Ökobetriebe regelmäßig vor Probleme stellt¹. Die Wildtiere sind den Substanzen eben nicht nur auf den jeweiligen Feldern ausgesetzt, sondern auch drumherum. Und zwar einem unbekannten Cocktail aus den unterschiedlichsten Chemikalien.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät Frauen im gebärfähigen Alter vom Wildbretverzehr ab, weil Blei bereits in geringen Mengen schädlich wird und über Jahre im Körper überdauert. Betrifft Dich persönlich nicht, aber Millionen von Frauen in Deutschland. Und die Studien über die geringen Blattschuss-Trefferquoten bei Drückjagden, die die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz im Merkblatt aufgeführt hat, sind kein "Extrem", sondern wissenschaftlich erhobene Daten über Realitäten.
Die Verbraucherzentrale hat den Bio-Irrtum über Wildbret, der von Jägern so gerne als Argument für die Jagd verbreitet wird, ebenfalls klargestellt:
Fleisch von wild lebenden Tieren ist kein Bio-Wild
Der Begriff „Bio“ wird gerne als Werbeargument genutzt. Auch einige Anbieter von Wildfleisch bewerben ihre Produkte damit. Die EU-Öko-Verordnung stellt allerdings klar: Erzeugnisse der Jagd gelten nicht als „ökologisch“ oder „biologisch“.[...] Wild lebende Tiere fallen nicht in den Bereich der EU-Öko-Verordnung. Wörtlich heißt es: „Die Erzeugnisse der Jagd und der Fischerei wild lebender Tiere gelten nicht als aus ökologischer/biologischer Produktion stammend.“ Da die Bezeichnungen „Bio“ und „Öko“ geschützt sind, ist es auch nicht zulässig, Fleisch von wild lebenden Tieren mit diesen Begriffen zu bewerben. [...]
Andere Händler wiederum bewerben ihre Erzeugnisse aus der Jagd mit Slogans wie „mehr Bio geht nicht“. Aus unserer Sicht können solche Werbesprüche verwirren. Sie sind auch nicht korrekt. Denn laut EU-Recht ist der Begriff „Bio“ genau definiert und Produkten vorbehalten, die die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung einhalten.
Verbraucherzentrale: Lebensmittelklarheit: Fleisch von wild lebenden Tieren ist kein Bio-Wild https://www.lebensmittelklarheit.de/inf ... n-bio-wild
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Abdrift: Die sekundäre Abdrift durch Thermik oder Verdunstung betrifft Präparate, die zur Verflüchtigung neigen. Durch Thermik können Wirkstoffe verdunsten, aufsteigen und mit dem Wind über mehrere hundert Meter, teils auch kilometerweit verfrachtet werden. Darüber hinaus ist bekannt, dass sich Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln an Bodenpartikeln anhaften und damit ebenfalls über weite Strecken vom Wind verweht werden können. [...] Bei hohen Temperaturen können zur Verflüchtigung neigende Wirkstoffe von Pflanzenschutzmittel, wenn sie erst einmal verdunstet sind, mit Hilfe des Windes sehr weit verdriftet werden und damit Kulturen auf weit entfernt liegenden Flächen kontaminieren. Zu diesen Wirkstoffen gehören beispielsweise Pendimethalin, Prosulfocarb und Clomazone, die in Herbiziden verwendet werden.
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Abdrift auf landwirtschaftlich genutzten Flächen erkennen und vermeiden https://www.landwirtschaftskammer.de/la ... bdrift.pdf