LarsD hat geschrieben:mich überrascht, mit welcher Oberflächlichkeit Du argumentierst, um Deine wirklich heftigen und ungerechtfertigten Angriffe auf die Jägerschaft zu rechtfertigen ...
Wie gesagt, ich habe meine eigenen Erfahrungen, Erkenntnisse, Beobachtungen, Literaturquellen etc... Daraus bilde ich mir ein
persönliches Urteil. Ich kann nichts dafür, wenn das nicht so ausfällt, wie manche das gerne hätten...
LarsD hat geschrieben:Was diesbezüglich zu regeln war, ist längst geregelt. Bundesjagdgesetz § 22 Abs.4 Satz 1: "In den Setz- und Brutzeiten dürfen bis zum Selbständigwerden der Jungtiere die für die Aufzucht notwendigen Elterntiere, auch die von Wild ohne Schonzeit, nicht bejagt werden." Im Klartext bedeutet das nicht nur für mich, dass von Mitte März bis Mitte Juni die Jagd auf den Fuchs zu ruhen hat und das auch tut.
Und was ist mit trächtigen Tieren? Die Ranzzeit der Füchse beginnt ungefähr Ende Dezember und geht gewöhnlich bis Mitte Februar. Schwankungen je nach Entwicklung des Wetters mögen noch dazu kommen. Tragzeit 51-53 Tage. Den Fuchssschwanz fand ich
einen Tag nach der Jagd (es war ein Montag, am Wochenende zuvor herrschte in dem Waldgebiet "Feuer frei", so daß jeder Spaziergänge zumal mit Hund machte, daß er wegkam...) Anfang Februar. Ich zählte nur 1+1 zusammen...
Die Wahrscheinlichkeit, schwangere Fähen zu töten, ist also ebenso hoch wie die, ihren (versorgenden!) Gefährten zu erwischen.
Statistiken beschreiben keine Einzelfälle, das weißt Du so gut wie ich...
LarsD hat geschrieben: Und wieso ist das Leben von Uferschnepfen und Großtrappen mehr wert als das eines Fuchses?
Weil es eine EU-Richtlinie (
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Lex ... 025:DE:PDF )
gibt, die auch Deutschland dazu verpflichtet, nicht nur bei den Uferschnepfen und Großtrappen für einen guten Erhaltungszustand zu sorgen. Da geht es nicht um Emotionen gegenüber einem Einzeltier, sondern um nachhaltigen Artenschutz auf Populationsebene.
EU-Richtlinien sind natürlich ein Grund (ironisch gemeint). Sinnvoller als Beutegreifer abzuschießen (gerät sich hier der Artenschutz nicht selbst ins Gehege, wenn z.B. große, geschützte Greifvögel ins Spiel kommen, die potentiell andere sehr seltene Arten reißen?) wäre ein sinnvoll und nachhaltig durchgezogener Biotopschutz in relativ großem Maßstab. Der schlimmste Feind der Natur ist meiner Einschätzung nach die Landwirtschaft und es ist noch gar nicht so lange her, daß "Unland" urbar gemacht wurde... Moore werden z.B. immer noch abgetorft...
LarsD hat geschrieben:Danke für die Literaturtipps! Zumindest die zweite Arbeit scheinst Du nicht gelesen zu haben. Schau mal nur auf Seite 85 die Zusammenfassung an. (
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?i ... 098982.pdf ) Der gute Mann zerlegt Dir glatt die Basis Deiner Argumentation ...
Ich habe die Diss vor kurzem komplett gelesen. Daß sie mir die Argumentationsbasis entzieht, sehe ich irgendwo nicht...
LarsD hat geschrieben:Bei Gesellschaftsjagden wird im Anschluss die Strecke gelegt. Da liegt dann auch ein ggf. erlegter Fuchs und das in seiner vollen Pracht einschließlich Lunte. Weder davor, noch danach wird ein Jäger auf die idiotische Idee kommen, den Fuchs zu zerreißen! Die von Dir geschilderte Nummer dürfte das Werk von Hunden gewesen sein.
s.o.
LarsD hat geschrieben:Zurück zu unserem eigentlichen Thema: Wie soll die Regulierung der Füchse Deiner Ansicht nach aussehen? Wie sollen Arten im Beutespektrum des Fuchsess im Falle einer eingeschränkten oder unterlassenen Regulierung der Fuchspopulation aus dem "Loch" finden, in das sie als Verlierer in der heutigen Kulturlandschaft gefallen sind? Wäre es gegenüber der sich gerade wieder aufbauenden Wolfspopulation zu verantworten, Staupe und Räude die Regulierung der Fuchspopulation zu überlassen?
Hier wäre jetzt eine Untersuchung über die Verbreitungsweg der Staupe interessant. Wenn man davon ausgeht, das übergeordnete Fuchsgruppierungen weitgehend standorttreu sind, sollte es nicht zu einer schnellen Verbreitung kommen. Tut es dieses trotzdem, liegt m.E. eine verstärkte Migration vor, die ihren Ursachen wiederum in der Bejagung hat, die, drücken wir's mal volkstümlich aus, ziemliche Unordnung ins Gefüge bringt.
In wie weit die Wölfe dadurch gefährdet sind, ist schwer zu sagen. Wölfe gehören zu den Freßfeinden der Füchse, so daß letztere einen derartigen Kontakt tunlichst vermeiden. Eine Kontaktstelle können evtl. Risse sein. Da sich aber in erster Linie der Fuchs an Wolfsrissen vergreift, der Wolf aber nicht an der vom Fuchs erbeuteten Maus, ist auch hier die Wechselwirkung wieder schwer einzuschätzen.
Der Punkt ist einfach, daß der Mensch in der Landschaft Mitteleuropas das natürliche Gefüge völlig aus dem Lot gebracht hat und es u.U. endlos dauert, bis sich das wieder einpegelt. Vielleicht gelingt's auch nie. Nur sehe ich keinen Sinne darin, die eine Tierart zu bekämpfen um eine andere (potentiell) zu schützen. Das ist schon wieder ein Eingriff, dessen Auswirkungen auf lange Sicht kaum eingeschätzt werden können.
Was die Regulierung der Füchse angeht, so bin ich tatsächlich der Meinung, daß die sich selber am besten managen. Das hat in Holland etliche Jahre hervorragend funktioniert, bis die Politik unter dem Druck der Jägerschaft einknickte und die Fuchsjagd teilweise wieder erlaubte. (Schein-)Argument war der Schutz der Wiesenvögel und die Gefährdung von Hühnerställen (letzteres spricht Bände, die macht man nämlich da, wo der Fuchs läuft, abend zu)... Unsinnigerweise, denn der Fuchs ist nur zu einem marginalen Teil an der Erbeutung von Bodenbrütern beteiligt. Einen sehr ausführlichen, schlüssigen Artikel zu dem Thema findest Du hier...
http://www.fuechse.info/index.php?navTa ... vadis.html
...so daß ich das nicht wiederkäuen muß. Tatsache ist jedenfalls, daß in erster Linie die Ausräumung der Landschaft die Bodenbrüter/Wiesenvögel angreifbar macht. Hier gilt es also anzusetzen, nicht selektiv bei den Füchsen.
Führt man sich die ganzen Regulierungsversuche mal vor Augen, angefangen beim Kormoran und den Rabenvögeln, weiter über Fuchs und Marder bis hin zum Schwarzwild, so sieht man, daß
nichts wirklich funktioniert resp. funktioniert hat. Zu groß sind die Schäden, die über viele Jahrzehnte, manchmal sogar Jahrhunderte durch Mißwirtschaft angerichtet wurden. Das kann auf Dauer nur einer richten, nämlich die Natur selbst...
Wie Du siehst, urteile ich keinesfalls oberflächlich ohne Hintergrundwissen, nur gewichte ich die Quellenlage anders und komme demzufolge zu anderen Schlüssen. Ob diese richtig oder falsch sind, kann wiederum nur die Natur beantworten.
Was den Wolf angeht, um den Bogen wieder zum
Wolf-Forum zu schließen, so wird der seinen Weg machen, wenn man ihn endlich in Ruhe läßt und illegalen Abschüssen mit Nachdruck den Kampf ansagt. Der Graue in unseren Wäldern wäre jedenfalls ein wertvoller Partner gegen die überbordenden Schalenwildbestände. Und bevor Du wieder behauptest, ich hätte keine Ahnung: Bei uns gibt es selbst im Einzugsbereich der Großstädte dermaßen viele Rehe und Schwarzkittel, daß man buchstäblich drüber stolpert...
Wenn die Jägerschaft es ernst meint mit der Regulierung auf ein natürliches Maß, sollte hier angesetzt werden, wozu m.E. gehört, nahezu ausschließlich Jungtiere, alte und kranke rauszuselektieren, wie der Wolf, der den richtigen Blick dafür hat, das auch macht... Das wäre imho wichtiger als Trophäen...
Wie ich schon mal sagte, ich bin kein erklärter Gegner der Jagd. Das wäre auch leicht bigott angesichts des Wildschweinbratens zu Festtagen. Aber Tiere, die man nicht ißt (die Felle braucht man im Zeitalter fast perfekter Kunstfasern auch nicht mehr), sollte man draußen in dern (Rest-)Natur in Ruhe lassen, womit
alle Beutegreifer m.E. off limits wären und für meine Begriffe aus der Liste der jagdbaren Tiere rausmüssen... Sollten mal wirklich punktuelle
Korrekturen in unserer Kulturlandschaft
unbedingt nötig sein, ist das m.E. die Sache von hauptberuflichen Wildbiologen, die eine Zusatzqualifikation an der Waffe erhalten sollten...
Aber da kommen wir beide vermutlich auch nicht zusammen...