Man muss den Artikel mit dem wissen lesen, das der hier genannte Jäger als größter Wolfhasser Barnstorfs gilt.
Was nicht heißt das Wildtierstalking kein Problem darstellt.
Die Spuren der Goldenstedter Wölfin und ihrer Familie sind für kenner leicht zu identifizieren. Die Krallen dringen deutlich erkennbar in den Boden. Die Laufspuren in einer Linie, dem sogenannten geschnürten Trab, lassen sich gut von Hunden unterscheiden.
Doch seit einigen Wochen fehlen im Moor zwischen Barnstorf und Goldenstedt die sichtbaren Spuren,die das Wolfsrudel bisher beim Durchstreifen seines Reviers hinterlassen hat. Auch der letzte Nutztierriss ist jetzt schon zwei Monate her.
Wolfsberater der Region und auch für das Wolfsmonitoring zuständige Landesjägerschaft haben keine Kenntnisse über den derzeitigen Aufenthaltsort des Rudels, das zuletzt aus zwei Eltern- und zwei Jungtieren des Vorjahres bestand. Möglicherweise haben die Raubtiere sich andersweitig orientiert und ein Revier mit besseren Bedingungen gefunden.
Egon Schumacher kennt das Wolfsrudel wie kaum ein anderer. Der Unternehmer und Jäger aus Barnstorf ist davon überzeugt, dass sich das Rehwild wieder offener zeigt und sich nicht mehr so versteckt. Er weiß auch von einem kranken Rehbock, der eigendlich für die Wölfe eine leichte Beute wäre-aber sich weiter unbeschadet durch die Landschaft schleppt. Wären Wölfe da, wäre der sofort dran, sagt Schuhmacher.
Ausgerechnet auf seinem Firmengelände in Mäkel richtete die Wölfin ihre sogenannte Wurfhöhle ein, um vor einem Jahr ihre vier Jungen auf die Welt zu bringen. Erst im Juni 2017 hat Schuhmacher die Welpen zu Gesicht bekommen. Als ich ein paar Handyfotos machte, drehte sie die Wölfin um und sah mich kurz an. In der gleichen Nacht brachte sie die Jungtiere ins Moor und war weg, erinnert sich der Unternehmer. Dort entdeckte der Jäger später zwei Ausweichhöhlen, die das Raubtier für seinen Nachwuchs angelegt hatte.
Präsent war die Goldenstedter Wölfin bei uns, seit dem April 2014 das erste Handyfoto auf dem Acker nebenan geschossen wurde, berichtet Schuhmacher. Immer wieder haben sie sich auf dem eingezäunten Gelände aufgehalten, das einst ein Munitionsdepot der Bundeswehr war. Um Wildwechsel zu ermöglichen, habe es damals Öffnungen im Zaun gegeben. Ende 2016 sei der Rüde dazu gekommen. An dem LKW-Verkehr auf dem Gelände hätten sich die Raubtiere nicht gestört. Die haben sogar beim Beladen zugeschaut, berichtet der Unternehmer. Mitarbeiter hätten aus 30 bis 40 Metern Entfernung Fotos von den Tieren machen können.
Die bisher bekannten Rückzugsorte sind inzwischen vom Wolfsrudel verlassen worden. Dabei hätten Jäger und Wolfsfreunde gespannt gewartet, ob die Wölfin ihre angelegten Wurfhöhlen erneut aufsucht. Denn jetzt, zwischen Ende April und Anfang Mai, werden die nächsten Welpen der Wölfe geboren. Während der Paarungszeit im Februar waren die Elterntiere noch im Moor präsent.
Schuhmacher ist davon überzeugt, dass die Wölfe aus zweierlei Gründen weggezogen sind: der Trubel durch die Holländer war zu groß und das Nahrungsangebot ist geringer geworden. Tatsächlich wurden niederländische und deutsche Gruppen von Wolffreunden früh auf das neue Wolfrudel aufmerksam. Nach Schuhmachers angaben brachen Unbekannte sogar in das Firmengelände ein und stahlen auch Wildtierkameras. Später drangen Neugierige im Moor zum engeren Aufenthaltort der Wölfe vor Das war zu viel Trubel. Das ist nicht zu unterschätzen, erklärt der Barnstorfer.
Zudem gebe es deutlich weniger Rehe. Insgesamt 13 Böcke durften in seinem Revier pro Jahr geschossen werden. Im vergangenen Jahr hätten aber nur vier erlegt werden können. Nutztierhalter hätten zu dem entweder aufgegeben oder würden wegen der Risse keine Tiere mehr aus die Weide lassen. Das Nahrungsangebot habe sich reduziert erklärt der Jäger.
Fraglich ist, wie viele Wölfe des Rudels noch leben. Ein Jungtier wurde bei Barnstorf vom Zug überfahren, ein zweiter Rüde in Belgien von einem Auto getötet. Wie es den Elterntieren und den beiden anderen Jungtieren geht, ist derzeit unklar. Der letzte verzeichnete Nutztierriss eines Schafes, der zum Rudel passen könnte, war Anfang März in Cornau. Auch Raoul Reding, Wolfsberater der Landesjägerschaft, weiß nicht mehr: Der derzeitige Aufenthaltsort des Rudels ist uns nicht bekannt.