Bundestag diskutiert über Wolf

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
maxa67

Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von maxa67 »

Sehr aufschlußreich die 4 Anträge. Außer logischerweise bei den Grünen laufen die Anträge von FDP, AFD und den Kommunisten auf eine Aufnahme ins Jagdrecht hinaus. Wenn auch die Roten und die Blauen vorher eine Menge an Kriterien vorausgesetzt haben wollen, bis solch eine Entscheidung überhaupt getroffen wird. Der FDP Antrag geht garnicht. Die Grünen wollen an nichts Luft ranlassen und weiter lehrmeistern, regulieren und mit Geldern um sich werfen. Und diese beiden prinzipiellen Denkweisen wollte man als Jamaika mal zusammenschmeißen... das steht stellvertretend für absolut konträre Grundhaltungen.

Richtig ist, wir kommen irgendwann mal an einen Punkt, wo der Naturraum und die Reviere in Deutschland einfach nicht mehr ausreichen und das Konfliktpotential so groß wird, daß der Mensch eingreifen muß. Ob das bei 500 oder 800 oder einer anderen Anzahl an Tieren liegt, das weiß jetzt noch keiner. Richtig ist auch, daß der Hauptkonfliktpunkt bei der Weidewirtschaft liegt. Wird diese befriedet, können die verhärteten Fronten wieder aufgeweicht werden und ein halbwegs gesittetes Verhältnis von Nutztierhaltung und Wolfspopulation hergestellt werden. Kommunisten und AFD bieten zumindest erstmal einen Ansatz, wie und wo man an- und Themen aufgreifen muß, um versuchen, Lösungen herbeizuführen. Die Positionen des bedingungslosen und fast schon militanten Schutzes des Wolfes sowie auf der anderen Seite des bedingungslosen Zurückstellen des Wolfes hinter die Weidetierhaltung müssen erstmal aufgegeben werden. Und dann brauch man klar definierte Rahmenbedingungen, Regeln und Hoheiten für deutlich strafferen Herdenschutz, Entschädigungskriterien und Entscheidungskompetenzen. Dies sollte der Bund vorgeben, agiert wird in Abstimmung mit Regionalzentralen (wie z.B. Lupus o.ä.) auf Kreis, maximal Landesebene. So könnte ich mir das vorstellen. Fakt ist, je größer der Handlungsdruck, je verworrener die Verfahren umso üböler wird ein sogenannter Kompromiß aussehen.
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Lone Wolf
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Lone Wolf »

In der Tat, die Anträge waren lesenswert und sehr interessant. Ein schönes Beispiel wie Politik zuweilen bei emotionalen Themen wie dem Wolf rumeiern muss, um Teile ihres Wählerspektrums nicht zu verschrecken...
So gesehen scheint klar, dass Wolfsgegner übermäßig FDP gewählt haben. Diese "Liberalen" waren auch die einzigen, die sich der Jägerzunft explizit, geradezu in höchsten Tönen zuwandten und kaum verhohlen Abschüsse fordern. Bei AfD und Linke sieht das schon deutlich anders aus und die Grünen stehen unverzagt zum nahezu kompletten Schutz, sie müssen naturgemäß in dieser Frage offensichtlich am wenigsten Rücksicht auf ihr Klientel nehmen...

Wäre unser Land problemlos im Wolkenkuckucksheim , ginge es in unserer Gesellschaft, bei unserer Politik, nurmehr noch um Natur-und Artenschutz, wäre ich persönlich wohl Grünwähler*innen ;-). Aus Sicht eines, trotz oder wegen aller heutigen Modernität, naturverbundenen Bürgers, ist deren Antrag gut formuliert und umreißt exakt das was nötig ist. Doch Verantwortung hier und heute kann sich leider nicht ausschließlich auf Artenschutz fokussieren.

Ein Schäfer wird diese Favorisierung des Antrages der Grünen naturgemäß anders sehen, auch das kann ich nachvollziehen. Dies liegt aber in realiter kaum an der Anwesenheit des Wolfes, wäre er nicht da, würden betroffene Landwirte ihre Existenzängste auf andere (vermeintliche) Gründe projizieren. Canis Lupus ist nur ein Sinnbild aller Probleme für ihn und er ist am leichtesten greifbar. Der Graue soll im Grunde büßen für etwas völlig anderes...
Nein, andere Ursachen sind maßgebend, er (der Landwirt) ist beispielsweise um nur eine zu nennen, wie viele andere Menschen einer völlig hemmungslosen Globalisierungspolitik unterworfen, die sich ausschließlich dem Wohle von Finanz-ökonomie verpflichtet sieht...Doch ich schweife erneut ab.

Grüße LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Widukind

Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Widukind »

Lone Wolf hat geschrieben: 2. Feb 2018, 10:03 ...und die Grünen stehen unverzagt zum nahezu kompletten Schutz, sie müssen naturgemäß in dieser Frage offensichtlich am wenigsten Rücksicht auf ihr Klientel nehmen...
Ein Treppenwitz, daß ausgerechnet ein grüner Minister den bisher ersten und einzigen Wolf per Abschussverfügung zur Strecke brachte... ;-)
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Lone Wolf
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Lone Wolf »

Da hast du zweifelsohne Recht, in einer Koalition fangen auch die Grünen an, zu schwimmen...Das sind eben politische Zwänge... :(
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Johann Peter Hebel
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Caronna
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Caronna »

warun fordert eigentlich keiner das die Schäfer für ihre Arbeit bezahlt werden, so wie die Forst und Gemeindearbeiter? schließlich machen die deren Arbeit! Beweidungsflächen sollten auch nicht an die Schäfer verpachtet werden, mähen kostet Geld und ist nicht so schonend.
Grüße aus der Eifel
Caronna

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Old Trapper
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Old Trapper »

maxa67 hat geschrieben: 2. Feb 2018, 08:59 Sehr aufschlußreich die 4 Anträge. Außer logischerweise bei den Grünen laufen die Anträge von FDP, AFD und den Kommunisten auf eine Aufnahme ins Jagdrecht hinaus. Wenn auch die Roten und die Blauen vorher eine Menge an Kriterien vorausgesetzt haben wollen, bis solch eine Entscheidung überhaupt getroffen wird. Der FDP Antrag geht garnicht. Die Grünen wollen an nichts Luft ranlassen und weiter lehrmeistern, regulieren und mit Geldern um sich werfen. Und diese beiden prinzipiellen Denkweisen wollte man als Jamaika mal zusammenschmeißen... das steht stellvertretend für absolut konträre Grundhaltungen.

Richtig ist, wir kommen irgendwann mal an einen Punkt, wo der Naturraum und die Reviere in Deutschland einfach nicht mehr ausreichen und das Konfliktpotential so groß wird, daß der Mensch eingreifen muß. Ob das bei 500 oder 800 oder einer anderen Anzahl an Tieren liegt, das weiß jetzt noch keiner. Richtig ist auch, daß der Hauptkonfliktpunkt bei der Weidewirtschaft liegt. Wird diese befriedet, können die verhärteten Fronten wieder aufgeweicht werden und ein halbwegs gesittetes Verhältnis von Nutztierhaltung und Wolfspopulation hergestellt werden. Kommunisten und AFD bieten zumindest erstmal einen Ansatz, wie und wo man an- und Themen aufgreifen muß, um versuchen, Lösungen herbeizuführen. Die Positionen des bedingungslosen und fast schon militanten Schutzes des Wolfes sowie auf der anderen Seite des bedingungslosen Zurückstellen des Wolfes hinter die Weidetierhaltung müssen erstmal aufgegeben werden. Und dann brauch man klar definierte Rahmenbedingungen, Regeln und Hoheiten für deutlich strafferen Herdenschutz, Entschädigungskriterien und Entscheidungskompetenzen. Dies sollte der Bund vorgeben, agiert wird in Abstimmung mit Regionalzentralen (wie z.B. Lupus o.ä.) auf Kreis, maximal Landesebene. So könnte ich mir das vorstellen. Fakt ist, je größer der Handlungsdruck, je verworrener die Verfahren umso üböler wird ein sogenannter Kompromiß aussehen.
Dem ist nichts Vernünftiges mehr hinzuzufügen!
Du sprichst mir aus der Seele.

Old Trapper
Denke erst bevor du schreibst,
sende erst nachdem du denkst!
Widukind

Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Widukind »

Old Trapper hat geschrieben: 2. Feb 2018, 12:22
Dem ist nichts Vernünftiges mehr hinzuzufügen!
Du sprichst mir aus der Seele.

Old Trapper
... dito...
Lutra
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Lutra »

Lone Wolf hat geschrieben: 2. Feb 2018, 10:03
Ein Schäfer wird diese Favorisierung des Antrages der Grünen naturgemäß anders sehen, auch das kann ich nachvollziehen. Dies liegt aber in realiter kaum an der Anwesenheit des Wolfes, wäre er nicht da, würden betroffene Landwirte ihre Existenzängste auf andere (vermeintliche) Gründe projizieren. Canis Lupus ist nur ein Sinnbild aller Probleme für ihn und er ist am leichtesten greifbar. Der Graue soll im Grunde büßen für etwas völlig anderes...
Nein, andere Ursachen sind maßgebend, er (der Landwirt) ist beispielsweise um nur eine zu nennen, wie viele andere Menschen einer völlig hemmungslosen Globalisierungspolitik unterworfen, die sich ausschließlich dem Wohle von Finanz-ökonomie verpflichtet sieht...Doch ich schweife erneut ab.

Grüße LW
Meiner Meinung nach trifft der Antrag der Grünen am Ehesten die Interessen der Schäfer. Klingt etwas komisch, aber ich sehe das schon länger so. Geld ist genug da. Es kommt nur auf die Verteilung an.
Ich kenne unseren ortsansässigen Landwirt und Schäfer recht gut. Er hatte in den neunziger Jahren angefangen, eine Schafsherde aufzubauen. Er hatte schon etwa 500 Mutterschafe. Das hätte sich irgendwann gelohnt, wenn die Mutterschafprämie nicht weggefallen wäre. Dann war allerdings weitgehend Schluß mit den Schafen. Er stieg auf Mutterkuhhaltung um. Eine kleinere Herde Heidschnucken und Burenziegen behielt er, auch auf Wunsch einer Schutzgebietsverwaltung, wo die Herde Pflegemaßnahmen durchführt, und das wird auch bezahlt und scheint zu lohnen.
Also würde es allen extensiv wirtschaftenden Landwirten am meisten helfen, wenn ihre Leistungen für die Gesellschaft in Form von Landschaftspflege durch diese entsprechend honoriert würde, inklusive Erschwerniszuschlag für Beweidung in Wolfsgebieten.
Jetzt wird die EU-Förderung zum größten Teil als Flächenprämie verteilt. Es ist herauszufinden, wer da die größten Brocken abfasst.
Es war schon mal angedacht, die EU-Landwirtschaftsförderung zu ändern. Das ist aber genau so ausgegangen wie bei Glyphosat.
TheOnikra

Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von TheOnikra »

maxa67 hat geschrieben: 2. Feb 2018, 08:59 ...Der FDP Antrag geht garnicht. ...

... Kommunisten und AFD bieten zumindest erstmal einen Ansatz, wie und wo man an- und Themen aufgreifen muß, um versuchen, Lösungen herbeizuführen. Die Positionen des bedingungslosen und fast schon militanten Schutzes des Wolfes sowie auf der anderen Seite des bedingungslosen Zurückstellen des Wolfes hinter die Weidetierhaltung müssen erstmal aufgegeben werden. ...
Ihr hab aber schon den Antrag von der Afd gelesen,oder?
Und feldmärker das überrascht mich, wo du dich doch immer wieder darüber aufregst was der grüne Minister mit Kurti gemacht hat.
Absenkung der Bedingungen für die Einstufung eines Einzel-
wolfs oder eines Wolfsrudels als „problematisch“
Lutra
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Lutra »

Hab es mir gerade mal angetan, mir die ganze Bundestagsdebatte anzusehen und zu hören.

https://www.youtube.com/watch?v=u0Q64SoUJj0

"Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen", Carsten Träger (SPD), ähnlich Frau Lemke (Grüne) und Frau Dr. Tackmann (Linke), das triffts.
Kann man sich mal anhören.
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