Endangered Species Conservation und genetische Varianz

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
balin
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Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Endangered Species Conservation und genetische Varianz

Beitrag von balin »

http://www.mtu.edu/news/stories/2011/ma ... 38055.html
Dieser Bericht von der Isle Royale passt auch zum Thema. Zur Zeit gibt es dort nur noch ein Rudel und insgesamt 16 Wölfe.
In guten Zeiten waren es auch schon drei Rudel. Auf der Insel leben die Wölfe seit der Zuwanderung in den 40ger Jahren mit den Elchen im Gleichgewicht. Zur Zeit haben die Beutetiere gute Bedingungen.
Für die Wölfe ist mit eine der größten Gefahren die Inzucht. 1997 wanderte ein einzelner männlicher Wolf von Kanada auf die Insel zu. Da er größer als die anderen war, brachte er es zu zahlreichen Nachkommen und konnte so sein Erbgut auf der Insel
positiv einbringen. An diesem Fall kann man die Effekte von "genetic rescue" studieren. Nur wurden leider die guten Auswirkungen der genetischen Vermischung durch andere Bedingungen wie Nahrungsmangel, Revierkämpfe und harte Winter überlagert.
Derzeit gibt es auf der Insel nurmehr zwei weibliche Wölfe und es ist, wenn nicht eingegriffen wird durchaus mit dem Erlöschen der Wolfspopulation auf der Insel zu rechnen.
m2wester
Beiträge: 8
Registriert: 4. Mai 2011, 13:47

Re: Endangered Species Conservation und genetische Varianz

Beitrag von m2wester »

SammysHP hat geschrieben:
Wenn man die paar Euros anlegt
Wenn ich Montag wieder in der Uni bin, kann ich mir das mal runterladen, da habe ich nämlich freien Zugriff auf SpringerLink.

@jurawolf
Wir reden glaube ich immer noch ein wenig aneinander vorbei, vielleicht ist es auch nur meine mangelnde Erfahrung in Genetik: Eine willkürlich gegebene Auswahl an Individuen aus der Ursprungspopulation, mit denen dann weitergezüchtet wird, ist doch eine Selektion. Kommt es dadurch schon zu einer merkbaren Gendrift? Theoretisch müsste ich doch anschließend nicht die selbe Varianz bekommen, wie in der Ursprungspopulation.

Beim Mexikanischen Wolf z.B. ist es natürlich so, dass man keine andere Möglichkeit hatte, es gab halt nur diese Tiere, auf die man Zugriff hatte. Da ist dann wieder die Frage, ob sich daraus der gleiche Mexikanische Wolf entwickelt hat, wie es in Freiheit geschehen wäre.
Mal ein bissi Hintergrund aus der Populationsgenetik zur Genetischen Drift (everkürzt und vereinfacht, speziell Diploidie komplett ignoriert):

- Allele sind verschiedene Ausprägungen eines Gens. ZB Gen: Augenfarbe, Allele: schwarz und braun
- Allelfrequenzen sind die Häufigkeiten der verschiedenen Allele eines Gens in der Population (etwa braun:0.5 und schwarz: 0.5 wenns beides gleich oft gibt)
- Über die Zeit (also Generationen) gesehen gibt es jetzt 2 Kräfte, die auf Allelfrequenzen wirken: der Selektionsdruck (wenn eins der beiden besser an die Umwelt angepasst ist) und der Zufall. Genetische Drift bezeichnet die Auswirkung des Zufalls auf Allelfrequenzen.

Genetische Drift (mit 2 Allelen) verhält sich mathematisch grob vergleichbar etwa mit Münzewerfen mit 2 Spielern, beide haben 50 Euro und setzen 1 Euro auf Kopf bzw Zahl, das ganze wird wiederholt. Dabei hat dann mal der eine, mal der andere etwas mehr Geld, je nachdem, wer gerade mehr Glück hat, bis irgendwann einer garkein Geld mehr hat, dann hat er auch keinen Einsatz mehr und scheidet aus. Dabei ist schon intuitiv klar (und lässt sich auch mathematisch beweisen): Je weniger Geld im Spiel ist, desto schneller passiert das - wenn beide am Anfang Millionäre sind, ist am Sankt Nimmerleinstag immernoch keiner pleite. Zurückbezogen auf Augenfarbe in einer Population heißt das (Selektionsdruck außen vor gelassen): je kleiner die Population, desto schneller gibts nurnoch braunäugige bzw schwarzäugige Individuen, ergo bei kleiner (und besonders bei klein bleibender) Population führt genetische Drift dazu, dass genetische Varianz schnell verloren geht.
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