Damwild?

[SammysHP]

Ach, ich glaube, es gibt schlimmeres, als dieses eine M. Solange wir nicht denken, dass der Hirsch das männliche Reh ist...

[joswolf]

Vielleicht hat der flight distance auch zu tun mit der Jagtdruck. Ich meine dan (oder ist es dann loll) auch Hunde. Denn in Holland sind die Rehe scheuher wie hier wo kaum Hunde von der Leine laufen im Wald. In Holland lauft jeder mit der Hund frei und das Wild wird mehr hinterhehr gejagt. Die sind dadurch schneller auf der Flucht und man kommt da nicht so dicht ran wie hier. Aber das mit dem Damwild und warum die weniger scheu sind wie Rotwild weiss ich auch nicht. Aber in unserem Wildpark wo die Woelfe bald rueberziehen haben wir ca 90 von diese Rothirsche. Die laufen im Wald wo man rumspaziert und es ist schon toll die so zu beobachten. Irgendwie finde ich das Rotwild imposanter wie Damwild. Das Damwild kan man aus der Hand futtern. Die Rothirsche nicht und da muss man vorsichtig sich bewegen aber dan gibt's auch so mansches tolles Bild.

Jos

[Grauer Wolf]

na ja, viele leute machen diesen fehler. ebenso wie viele stets vom renntier anstatt vom rentier schreiben.

Nun ja, wenn die Wölfe hinterher sind, wird aus dem Rentier ein Renntier...

Das Damwild gehört übrigens schon lange zu unserer Fauna. Eingeführt wurde es aus Kleinasien in den Mittelmeerraum durch die Phönizier und die Römer. Von da aus verbreitete es sich (oder wurde verbreitet) nach Mittel- und Westeuropa. Es entstammt also ursprünglich einer Gegend, in der Wölfe immer heimisch waren (Kleinasien war zu den "klassischen" Zeiten dicht bewaldet) und sollte mit unseren Grauen nur die Probleme haben, die ein "Mittagessen" halt so hat. Eine Eliminierungsgefahr wie beim Mufflon, daß ja außerhalb felsiger Gebiete eine völlig Fehlbesetzung darstellt, besteht m.E. also nicht. Meinethalben können die Grauen bis in den Westen wandern: Der Tisch ist hier überreichlich gedeckt und ich freue mich auf gute Fotos...

[jurawolf]

Vielleicht hat der flight distance auch zu tun mit der Jagtdruck.

natürlich ist die jagd auch ein faktor, welcher einen einfluss auf die fluchtdistanz hat. jedoch gibt es zwischen den arten trotzdem teilweise beträchtliche unterschiede, die nicht mit der jagd zu tun haben können. rothirsch und reh werden in der regel beide bejagt (öfter auch mit der gleichen methode), dennoch unterscheiden sich die fluchtdistanzen erheblich.

[Wolfsheuler]

Vielen Dank für die zahlreichen nützlichen Antworten. Allerdings ist es so, dass Damwild genau wie Rotwild auf einige Bezirke beschränkt ist und nicht flächendeckend vorkommt. Da kommt dann schon der nächste Kritikpunkt der Jäger auf. Nämlich, dass das Rehwild allein dem Frassdruck von Wolf und Luchs nicht standhalten kann. Früher als Wölfe weit verbreitet war, gab es noch Wisente und Elche in freier Natur. Das Reh ist gar nicht das eigentliche Beutetier des Wolfes, sondern eher des Luchses. Wölfe haben sich immer an grössere Beutetiere gehalten. In Polen macht ja auch nicht das Reh, sondern das Rotwild die Hauptbeute des Wolfes aus. In der Lausitz ist es umgekehrt. Was ist denn zu dem Argument der (einiger) Jäger zu sagen, dass die grossen Beutetiere in Deutschland fehlen, bzw. im Falle des Hirsches auf Reliktpopulationen beschränkt sind?

[jurawolf]

die forderung zur aufhebung der reliktischen rotwildbezirke, damit das rotwild selbstständig seine lebensräume wählen kann, wäre seit jahren eines der grossen themen, wo sich naturschützer und jäger (mehrheitlich) einig wären und endlich mal zusammen proaktiv vorgehen könnten und sollten. die natur und damit die naturschützer würden profitieren, die jäger würden profitieren und natürlich würde gerade auch der wolf profitieren. aber leider liegt man sich ja wegen anderen dingen dauernd in den haaren, so dass eine gemeinsame und konzentrierte aktion wohl wenig realistisch ist. zumal es auf beiden seiten vertreter der unsäglichen philosophie "wald vor wild" gibt


@wolfsheuler:

auch wenn man die evolution natürlich nie genau wird rekonstruieren können, geht man heute meines wissens eigentlich davon aus, dass sich der wolf primär in koevolution mit dem rothirsch entwickelt hat. alles andere wäre dann sozusagen nur beilage. demnach wären aber auch wisent und elch, ebenso wie auerochse oder wildpferd, nicht direkt die hauptbeute des wolfes gewesen. ebenso wenig das reh.

dennoch würde ich nicht so pauschal sagen, dass diese tiere nicht beute des wolfes sind. egal wo wölfe vorkommen, sie fressen eigentlich überall ein bisschen von allem. klar findet eine oft spezialisierung statt (vgl. auch apostatische selektion) und es werden gewisse arten überproportional häufig erbeutet. dennoch spielt gerade das reh auch beim vorkommen von rotwild und elchen fast immer auch eine rolle in der ernährung des wolfes, so dass ich das nicht unbedingt als unnatürlich betrachten würde. und nebenbei ist der wolf auch früher in gebieten vorgekommen, wo elch oder wisent fehlten (iberische halbinsel, italien, naher osten, etc.).

[Lutra]

Gerade dort, wo der Wolf heute in Deutschland vorkommt (Lausitz, Brandenburg, Mecklenburg) gibt es Rotwild flächendeckend. Trotzdem ist der Beuteanteil an Rehen so hoch. Ich denke mal, dass das am Angebot liegt. Das relativ problemlos zu jagende Reh ist in großer Anzahl vorhanden, also wirds auch entprechend häufig zur Beute. Das Problem, dass das Rehwild dem Fraßdruck der Beutegreifer nicht standhalten könnte, sehe ich auch nicht. Die Rehe haben bei uns zur Zeit selbst in strengen Wintern relativ wenig Probleme. Im letzten Winter konnte man beobachten, wie sie regelrechte Gruben im Schnee in den Rapsfeldern ausgehoben hatten. Dort wurde dann regelmäßig der Raps geäst, und Raps wird großflächig angebaut . Auch die derzeitige Orientierung der Forstwirtschaft auf mehr Laubholz und Förderung der Naturverjüngung kommt den Rehen zugute.

[grauer-geselle]

Der Wolf wird sich sicher weniger "Gedanken machen", wie es um seine Beuteverteilung steht. Die Hauptkriterien sind wohl eine Kombination aus Wilddichte einer Art und des effizienten / ungefährlichen Beutemachens. Wo es viele Rehe gibt, werden sie auch einen großen Teil der Beute darstellen. Wird ihr Vorkommen geringer, werden die Anteile an Rot-
und Schwarzwild zunehmen.
Dies wird zu Zeiten von Elch, Wisent und Auerochs nicht anders gewesen sein. Bevor der Wolf sich an diese heranwagt, zieht er leichteren Fang vor.

[Wolfsheuler]

Hier ist eine Karte der Rotwildvorkommen in Deutschland. Ausser Brandenburg, Mecklenburg Vorpommern, Niedersachsen und dem Saarland gibt es in allen Bundesländern die strikten Rotwildbezirke. Uebrigens auch noch in Sachsen. Wenn der Herr Kupfer nächstes Jahr das Jagdgesetz ändern will, sollte man ihn vielleicht (auch im Interesse des Wolfes) daran erinnern, dem Beispiel Brandenburgs und M-V zu folgen und die Rotwildbezirke abzuschaffen.
Wenn man auf der Karte den Süden Deutschlands anschaut, dann sieht es dort doch sehr schlecht aus für den Wolf in Sachen Nahrungsquelle.
http://www.rothirsch.org/_img/Rotwild/D ... mitWW_.jpg

[m2wester]

Was man aber sieht, ist dass überall da, wo derzeit bestätigt Luchse vorkommen (Harz, Bayrischer Wald), auch Rotwild heimisch ist, üblicherweise sogar in höherer Dichte als in der Lausitz Davon abgesehen ist es meines Wissens auch nie so gewesen, dass Luchse und Wölfe komplett unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten hatten, hab zumindest irgendwo auch gelesen, dass Luchse in Abwesenheit von Wölfen in wesentlich höherer Dichte vorkommen können, als wenns Wölfe gibt.

Was das ursprüngliche Thema angeht, Damwild kommt in Europa auch in Wolfsgebieten vor, ua auch in Polen wo unsere Wölfe herkommen, von daher sehe ich eigentlich nicht, warum man da größere Probleme befürchten müsste.