Der Artikel in der Sächsischen Zeitung ist endlich mal ein wohltuendes Beispiel dafür, wie seriöser und neutraler Journalismus aussehen kann:
Zwei Meinungsgegner kommen in gleicher Gewichtung zu Wort, ohne dass der Autor des Artikels eine Bewertung vornimmt, welches die "richtige" Meinung ist. Der Leser kann den Argumenten folgen und unbeeinflusst seine eigenen Schlüsse ziehen.
Die Tierschutzpartei zu empfehlen, hilft im Ergebnis weniger dem Wolf als vielmehr der stärksten Partei, in Sachsen also der CDU.
Da die Vergangenheit gezeigt hat, dass solche Kleinstparteien im Wahlergebnis in der Regel an der 5-Prozent-Hürde scheitern, könnten selbst eingefleischte Anhänger der CDU deren Wahl gefahrlos empfehlen...
Und von der CDU weiß man ja, was sie mit den Wölfen vor hat.
Im Kreistag von Stendal (Sachsen-Anhalt) hat die CDU gerade eine Resolution für ein "praxistauglichens Wolfsmanagement" durchgeboxt.
"Praxistauglich" heißt in diesem Fall: Runter mit dem Schutzstatus, Wolf ins Jagdrecht und Durchsetzung einer "Bestandskontrolle".
Die CDU - geschwächt durch den Wahlskandal?Die fraktionslose Edith Braun appellierte zuvor, den Antrag nicht zu verniedlichen, weil er von der derzeit durch den Wahlskandal geschwächten CDU kommt.
az-online, 22.04.17: Kritik an „Rotkäppchen-Antrag“ und Verniedlichung von CDU-Politik
https://www.az-online.de/altmark/stenda ... 02031.html
Um sich den Wahlsieg zu sichern, ist die CDU 2014 kreativ mit ihren Wählern umgegangen. Sie hat ein paar bzw. gleich ein paar mehr Wahlberechtigten ungefragt die Arbeit mit der lästigen Wählerei abgenommen und stattdessen in deren Namen per Briefwahl ein Kreuzchen für die CDU gesetzt.
Die Geschichte flog auf, als am Wahltag ein paar verdutzten Wählern die Abgabe ihrer Stimme im Wahllokal verweigert wurde - weil sie angeblich schon an der Briefwahl teilgenommen hätten. Die CDU konnte sich mit dieser kreativen Methode der Wahlkampfgestaltung einen Zuwachs von über 5 Prozent sichern, stürzte in der Wiederholung der Briefwahl dann aber um 9 Prozentpunkte ab.
Eine übersichtliche Zusammenfassung einer wirklich beeindruckenden kriminellen Energie gibt's hier:
"Stendaler Wahlbetrug": https://de.wikipedia.org/wiki/Stendaler_Wahlbetrug
Wer einen realistischen Blick auf die Dinge hat, wird sich berechtigterweise fragen, ob Stendal wirklich nur ein Einzelfall ist.