Vielleicht gehst du mal raus und beobachtest selbst, da wirst du schon sehen wie wissenschaftlich das Ergebnis ist.
Warum schon wieder so bissig, harris? Wenn du irgendetwas über mein Freizeitverhalten wissen willst, frag' mich doch ruhig, anstatt hier nur wieder deine wilden Spekulationen loszulassen.
Große Reh- oder Rotwildrudel kenne ich nicht von hier, weder vor 20 Jahren noch aktuell. Große Rotwildrudel kenne ich dagegen von der dänischen Westküste zwischen Henne und Vejers, da man die Tiere vor allem zur Brunftzeit ganz wunderbar immer von denselben Stellen von der Durchgangsstraße aus beobachten kann. Wie wir ja alle wissen, war der große Hype um die angeblich 40 Wölfe in Dänemark seit 2012 nur eine einzige Luftnummer.
Hier in der Lüneburger Heide sieht man Rotwild allenfalls mal ganz kurz von hinten. Letztes Jahr ist im Nachbarlandkreis ein Rothirsch in ein Wohnzimmer gesprungen.¹ Jäger haben daraufhin dem Hamburger Abendblatt erzählt, dass zu dem Zeitpunkt ein Wolf im Ort gesichtet worden sei.²
Die Einwohner selbst sprachen dagegen davon, dass der Hirsch aus der angrenzenden Baumschule vertrieben worden sei. So unterschiedlich können subjektive Beobachtungen sein.
Rehwild in Grüppchen kenne ich nur von der A7 aus, weil man von dort aus eher einen weiten Blick auf die Felder hat und in kürzerer Zeit mehr Flächen einsehen kann.
Auf unserer Pferdekoppel sind immer wieder Rehe, dann aber meist nur einzeln oder zu zweit. Dass sie sich anders verhalten, seit die Wölfe zurück sind, kann ich dabei auch nicht feststellen.
Überhaupt ist der Wolf hier ein sehr unauffälliger, lautloser Nachbar, der an den Weidetieren unseres Ortes bislang auch kein Interesse gezeigt hat, und das, obwohl die Halter jetzt erst jetzt so langsam nach und nach ihre Zäune aufrüsten.
Meine subjektiven Beobachtungen können aber immer nur eine Momentaufnahme liefern. Wie sich das Rotwild verhalten hat, bevor es zufällig meinen Weg gekreuzt hat, kann ich ebenso wenig feststellen wie sein Verhalten nach diesem kurzen Moment. Durch Besenderung gleich mehrerer Tiere kann man diese Wissenslücken schließen und dokumentieren. Deshalb sind die Ergebnisse von der TU Dresden auch glaubwürdiger als die subjektiven Wahrnehmungen der Jäger, bei denen auch Angst um die Beute sowie ein gewisser Beuteneid zzgl. einem eventuellen Wunsch nach einer Wolfsbejagung als nicht zu unterschätzende Faktoren eine Rolle spielen können.
Verlässt Rotwild – oder anderes Schalenwild – sein angestammtes Streif- oder Wohngebiet, wenn sich Wölfe ansiedeln? Mit anderen Worten: Werden Jagdreviere „wildleer“? Dieser Frage ist Mark Nitze von der TU Dresden nachgegangen. Er hat 24 Stück Rotwild mit Halsbandsendern ausgerüstet und ihr räumliches Verhalten untersucht.
Sein Fazit: Das räumliche Verhalten von Rotwild ist in Wolfsgebieten nicht anders als dort, wo Wölfe fehlen.
Ulrich Wotschikowsly: Mythos Angstrudel 24.10.2014
http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/
¹
http://www.ndr.de/nachrichten/niedersac ... ch240.html
²
http://www.abendblatt.de/hamburg/harbur ... -Wolf.html