Nina hat geschrieben:Was willst du denn nun eigentlich damit erreichen, die Gerüchteküche anzuheizen und den Brandbeschleuniger zu spielen? Auf Kosten der Wölfe und mit fraglichem Nutzen für die Öffentlichkeit?
Soll jetzt etwa schon auf einen C3-Nachweis - unbestätigte Sichtung - offiziell ein Wolfsrudel ausgerufen werden? Seltsame Vorstellung von einem seriösen Wolfsmanagement. Oder geht es gar nicht darum?
Ich habe selbstverständlich keine Informationen über irgendwelche neuen Rudel. Solange Informationen verheimlicht werden und über Dritte veröffentlicht werden, solange schwindet das Vertrauen in zuständige Stellen. Würden sie immer offen arbeiten, Meldungen schnell und vollständig rausgeben, zuvorkommend handeln, dann hätten die Leute ein hohes Vertrauen in sie und würden meinen Gerüchten nicht viel Glauben schenken.
Nina hat geschrieben:Soll jetzt etwa schon auf einen C3-Nachweis - unbestätigte Sichtung - offiziell ein Wolfsrudel ausgerufen werden? Seltsame Vorstellung von einem seriösen Wolfsmanagement. Oder geht es gar nicht darum?
Tja, wie soll man von offizieller Seite mit solchen Hinweisen umgehen? Viele Hinweise können natürlich nicht ernst genommen werden und noch mehr haben aus wissenschaftlicher Sicht wenig Relevanz. Es passiert aber regelmäßig, dass solche Gerüchte gestreut werden. Wenn dann später festgestellt wird, dass an diesen Gerüchten etwas Wahres ist, erweckt es gleich den Eindruck, man wolle etwas verheimlichen. Keine leichte Situation und ich muss zugeben, dass ich auch keine perfekte Lösung kenne.
Nina hat geschrieben:Zitat - : "Dort, wo es an Transparenz und Information fehlt, ist ein Wolfsmanagement längst gescheitert." ¹
Muss eigentlich auf jede Aktion von NLWKN, Wolfsbüro oder Umweltministerium ein derartiges Tauziehen erfolgen?
Genau das sollte eigentlich vermieden werden. NLWKN, Wolfsbüro und Umweltministerium müssen zusammenhalten und geschlossen und einstimmig agieren (was sie leider oftmals nicht tun) und zum anderen muss auch die Öffentlichkeit Vertrauen in sie haben (habe ich leider nicht mehr). Vielleicht fehlt es an einem guten PR-Berater, denn Öffentlichkeitsarbeit war und ist die schwierigste Sache am Wolfsmanagement. Gerne würde ich voll hinter diesen Leuten stehen – das kann ich aber nicht, solange Informationen nur bröckenweise und mit großer Verspätung herauskommen.
Beispiel DNA-Untersuchung: Es mag gute Gründe geben, warum bei vielen Fällen nach einem halben Jahr immer noch "in Bearbeitung" steht. Die Leute regen sich auf, dass nichts passiert, sie verlieren das Vertrauen in die Arbeit. Dann kommen solche Pannen, in denen die Schuld auf das Labor geschoben wird, welches sich prompt meldet und dies zurückweist. Selbst wenn man sagt "Sorry, wir kommen da nicht hinterher" oder "es fehlen von diesen und jenen Fällen noch Unterlagen" macht das einen besseren Eindruck, als zu schweigen.
Nina hat geschrieben:Wenn man sich mal die Informationen auf der Website des Kontaktbüros "Wolfsregion Lausitz" anschaut, werden dort auch nicht täglich wahllos Sichtungsmeldungen, schon gar nicht auf Basis von C3-Nachweisen, eingestellt.
Völlig richtig. Deshalb meine Frage, wie man mit Meldungen in Zeitungen und Gerüchten umgehen soll. Egal in welcher Region ich frage, überall gibt es jemanden, der vor seiner Haustür schon einen Wolf gesehen haben will. Man kann sich das Vertrauen aber mit den Fällen erarbeiten, bei denen man etwas veröffentlicht (und je häufiger, desto besser).
Im Wolfsportal des Umweltministeriums gibt ganz oben zwei Meldungen:
1. Juli 2016 Neues Wolfsrudel in Niedersachsen nachgewiesen
29. Juni 2016 Freilassung eines Wolfswelpen
Bei der ersten Meldung hatte man gedacht, damit sei alles gesagt. Dem war nicht so, jetzt kamen die Informationen aus anderen Quellen. Also reicht man zwei Tage später schnell einen Artikel nach. Das hätte man natürlich auch bereits bei der ersten Meldung sagen können anstatt so zu tun, als würde man das nicht sagen dürfen/wollen.
Nina hat geschrieben:Der Informationsgehalt des Wolfsportals des NLWKN braucht den Vergleich mit der Seite des Lausitzer Kontaktbüros mittlerweile nicht mehr zu scheuen. Man darf also auch durchaus mal fragen, warum die Sachsen die zur Verfügung gestellten Informationen weitestgehend geräuschlos aufnehmen, während in Niedersachsen jede erfolgte vergleichbare Meldung sogleich destruktive Kritik und neues Kompetenzgerangel auslöst. Wie soll ein Wolfsmanagement reibungslos laufen, wenn auf jede Meldung neue Störfeuer gezündet werden?
Ich sehe da schon noch gewisse Unterschiede. Niedersachsen:
http://www.der-wolf-in-niedersachsen.de/
http://www.nlwkn.niedersachsen.de/start ... 34954.html
http://www.wildtiermanagement.com/wildt ... wild/wolf/
Sachsen:
http://wolfsregion-lausitz.de/
Zum einen fällt auf, dass in Sachsen viel mehr Informationen auf einer Seite gebündelt sind. Egal wie es im Hintergrund aussieht, nach außen gibt es eine zentrale Stelle. In Niedersachsen hat sich das bereits etwas gebessert, ist aber noch lange nicht so weit. Insgesamt fehlt etwas die Transparenz. Es wird eine öffentliche Liste von Rissen geführt, auf der viele Fälle dann kommentarlos für viele Monate auf "in Bearbeitung" stehen und nichts passiert. Es wird eine Liste von Todfunden geführt, deren Einträge nachträglich das Geschlecht ändern, obwohl das Tier auf den Fotos in einem gut erkennbaren Zustand war. Es wird eine Mitteilung herausgegeben, dass keine weiteren Informationen veröffentlicht werden, kurz darauf werden sie dann doch veröffentlicht. All das könnte man vermeiden und dadurch Vertrauen gewinnen.
Mit meiner öffentlichen Kritik gieße ich sicher etwas Öl ins Feuer. Ich sehe das dennoch nicht als destruktive, sondern als konstruktive Kritik. Wir könnten das natürlich so hinnehmen. Ich könnte auch das Forum schließen (der Wolf ist da, wozu noch weiter über ihn diskutieren?). Was passiert, wenn man Missstände im "eigenen Lager" nicht anspricht und einfach ignoriert, sieht man an der Jägerschaft: Der vernünftige Teil der Jäger muss unter den herausstechenden Extremen leiden, wodurch die Jägerschaft insgesamt ein schlechtes Image erhält.