Aus einer gewissen Distanz beobachtet, kann man über das Theater in Niedersachsen irgendwie nur schmunzeln.
Ich hoffe mal, dass sich die Behörden von den Medien nicht verrückt machen lassen. Wie es scheint, sitzen sie die Sachen jetzt irgendwie aus. Na ja, die jugendlichen Wölfchens werde älter und vernünftiger und merken mit der Zeit, dass der nach allem möglichen müffelnde Zweibeiner keiner Annäherung lohnt, und dann hat sichs.
Ja, so langsam können die sich auch mal eine neue Formulierung einfallen lassen. Der von Jan zitierte Satz steht gleich 2x in dem aktuellen Bericht des Umweltministeriums.
Vielleicht soll dieses Mantra hypnotisierend-beruhigend auf die aufgescheuchten Niedersachsen wirken? Ihr seid jetzt gaaaaanz entspannt und fürchtet Euch nicht vor Kurti ...
Immerhin hat ein Fragesteller im Dialogfeld mal konkret nachgefragt, was Kurti eigentlich so tut (Frage vom 29.02.16).
Hier die Antwort des Wolfsbüros vom 3. März 2016:
Hallo Fragesteller, aus der jüngsten Vergangenheit gibt es mehrere Hinweise, dass der im letzten Juni besenderte junge Rüde des Munsteraner Rudels „MT6“ ein wenig scheues Verhalten an den Tag gelegt hat. Beispielsweise kam es im Februar zu mehreren Nahbegegnungen in Oerbke und Breloh. In Oerbke kam das Tier auch in der Nähe von militärischen Anlagen vorbei, wo es von Überwachungskameras gefilmt wurde. Teilweise wurde berichtet, dass MT6 sich Hunden angenähert habe und dabei die Nähe von Menschen in Kauf genommen habe. Der Wolf hat zu keinem Zeitpunkt ein aggressives Verhalten gegenüber Menschen gezeigt. Er zeigt sich gegenüber Menschen sehr entspannt, unbeeindruckt. Dem Wolfsbüro liegen noch nicht zu allen gemeldeten möglichen Sichtungen des letzten Monats Dokumentationen vor.
das kommt möglicherweise auf "uns" und den Munsteraner Wolf zu... Einfach mal "genießen"...
Gruß Jan
Zitiert aus:
Ilka Reinhardt und Gesa Kluth
Leben mit Wölfen
Leitfaden für den Umgang mit einer
konfliktträchtigen Tierart in Deutschland
BfN-Skripten 201
2007
„...In Skandinavien kümmert sich eine kleine Gruppe von erfahrenen Biologen im Auftrag
des Schwedischen Wildschadenszentrums (Swedish Wildlife Damage Centre), der Teil
der Schwedischen Umweltschutzbehörde ist (Swedish Environmental Protection Agency),
länderübergreifend um solche und ähnliche Probleme mit Wölfen, Bären und Luchsen.
In den meisten Fällen, zu denen die Biologen gerufen werden, zeigen die Tiere
keineswegs problematisches Verhalten. Vielmehr waren die Leute verunsichert, da sie
bisher kaum Erfahrungen mit Wölfen hatten.
Oft genügt es schon, die Einwohner über das Verhalten von Wölfen und die Erfahrungen aus anderen Wolfsgebieten zu informieren (J. KARLSSON pers. Mittl.). Zeigt ein Wolf tatsächlich problematisches Verhalten, wird versucht, das Tier zu besendern und gezielt negativ zu konditionieren, so dass es zukünftig Menschen und möglichst auch Hunde meidet.
Führen diese Aktionen innerhalb weniger Wochen nicht zum Erfolg, wird der Wolf geschossen.
Mit zunehmenderWolfszahl wird diese letale Kontrolle in den letzten Jahren häufiger angewandt.
Bei genetisch sehr wertvollen Tieren, z.B. Zuwanderern aus Finnland, wird jedoch nach
wie vor alles versucht, sie nicht aus der Natur entnehmen zu müssen.
Bei besonders hartnäckigen Fällen wird der sogenannte „hard release“ vorgenommen. Die zunächst eingefangenen und besenderten Tiere werden inmitten einer Siedlung freigelassen, mit Gummigeschossen und Platzpatronen beschossen, um ihnen Respekt vor Menschen beizubringen.
Vorfälle, dass Wölfe unprovoziert aggressiv auf Menschen reagierten, sind aus Skandinavien nicht bekannt (J. KARLSSON pers. Mittl.). In Deutschland hat es bisher nur wenige vergleichbare Vorfälle gegeben...“
In der Lausitzer Rundschau vom 26.03.2013 hat Ilka Reinhardt nach einer Sichtung eines Wolfes direkt an einem Gartenzaun in Burgneudorf das Verhalten des Tieres wie folgt beurteilt:
"Auf Menschen in entsprechendem Abstand, die sich vorhersehbar verhalten, reagieren viele Tiere entspannt. Insofern ist es auch für Wölfe nicht ungewöhnlich, dass sie den geordneten Rückzug antreten und nicht panisch fliehen" [...]
Darüber hinaus sei es nicht neu, dass die Tiere auch mal in der Nähe menschlicher Siedlungen auftauchen. Dies geschehe zumeist im Schutze der Dunkelheit, könne aber auch am Tage vorkommen. "Vorzugsweise in den Vormittagsstunden", so Ilka Reinhardt. Mit der Angst brauche es deswegen niemand zu tun bekommen: "Aus den Beobachtungsdaten haben wir keinen Hinweis darauf, dass Wölfe in jüngster Zeit häufiger in der Nähe von Siedlungen auftauchen. Es leben mehr Wölfe auf einer viel größeren Fläche als noch vor fünf Jahren. Das heißt, es gibt auf diesem gewaltigen Areal auch mehr Menschen, die ein solches Tier sehen können", sagt Reinhardt.
... Und was genau hat dann Kurti jetzt falsch gemacht, dass man ihm Gummischrot auf den Pelz brennen will?
Bezüglich seiner Aktivitäten am Zaun der Flüchtlingsunterkunft (dran vorbeilaufen, schlafen...) sollte man vielleicht auch berücksichtigen, dass die Flüchtlinge im letzten Herbst nach NDR-Angaben "auf dem Gelände einer ehemlaige NATO-Kaserne - quasi über Nacht"* untergebracht worden sind. Vielleicht hat Kurti einfach noch nicht mitbekommen, dass sich auf dem vertrauten Gelände einige Änderungen vollzogen haben?