Widukind hat geschrieben:
Der Zusammenhang fragst du. Okay. Der Wolf hat noch keinen Finanzbeamten gebissen ... oder sonst irgendwen angegriffen in Deutschland. Die Gefahr, die hier immer und immer wieder seitens der jägerschaft vorgeschoben wird, geht doch rein faktisch eher von den Jägern aus. Ist so.
Es bestreitet ja niemand das Faktum, dass es leider Jagdunfälle gibt genausowenig wie es Verkehrsunfälle oder kemand bei einem Sturm von einem Baum erschlagen wird. Unbestritten ist auch, dass es bisher in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern noch zu keinem Wolfsunfall gekommen ist. Es verbleibt somit die Frage der Risikoeinschätzung, die man aufgrund langjähriger statistischer Daten bei Verkehr, Sturm und von mir aus Blitzschlag oder Hunde etc. relativ gut einschätzen kann, beim Wolf aufgrund neuer Sachlage eben nicht. Jetzt hat man 2 Möglichkeiten: Entweder man sagt aufgrund der bisherigen kurzfristigen und isolierten Erfahrungen in DE, dass beim Wolf ein nullrisiko besteht, das ja bisher nichts passiert ist oder man sagt, dass ein potentielles jedoch nicht quantifizierbares Risiko besteht.
Die bisherigen Fakten zeigen aber, dass man den Wolf in DE praktisch durchgehend falsch eingeschätzt hat. Ich glaube Lars hat ja schon darauf hingewiesen, dass man noch vor einigen Jahren felsenfest davon ausging der Wolf sei so menschenscheu, dass er praktisch unsichtbar bleiben, die menschlichen Siedlungen meiden, nicht über freie Flächen ziehen etc. würde. Mittlerweile ist x-fach nachgewiesen, dass dem nicht so ist, sondern genau das Gegenteil der Fall ist. Der Wolf ist, wie im dichtbesiedelten und kleinstrukturierten Deutschland auch nicht anders zu erwarten, ein ausgesprochener Kulturfolger, der extrem anpassungsfähig ist.
Die Expansionsrouten von Sachsen nach Norden und Nordwesten sogar bis ins noch dichter besiedelte Holland zeigen dies ja deutlich während die Routen nach Süden in die besonders wildreichen und bevölkerungsarmen thüringischen Wälder, die Rhön, den bayrischen Wald etc. weit weniger belaufen sind.
Unbestritten ist wohl, dass mittlerweile auch der NGO-Wolfsschutz zumindest in der Habituierung und Hybridisierung des Wolfs ein Risiko für den Menschen sieht, das sie offensichtlich bestreiten. An sich müsste man jetzt aber diskutieren inwieweit die Gefahr einer Habituierung besteht und ob und in welchem Ausmaß das Risiko der Hybridisierung vorliegt, die ja in Süd- und Südosteuropa eine wesentliche Gefahr für den Wolfs darstellt.
Wie auch immer, man ist sicher nicht am Ende der Diskussion, sondern erst am Beginn und das hat alles noch lange nichts mit den Jägern zu tun, die werden voraussichtlich erst viel, viel später ins Spiel kommen, nämlich erst dann wenn der NGO-Wolfsschutz gescheitert ist, was ja auch nicht zwangsweise der Fall sein muss, wenn auch historisch einiges dafür spricht.