313 Pferde durch Wölfe gerissen

Über freilebende Wölfe weltweit.
Lutra
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Lutra »

kangal2 hat geschrieben:
Lutra hat geschrieben:
8000 vom Wolf gerissene Schafe in Frankreich alleine in diesem Jahr. Was stimmt dort nicht? :-?
Na ist eben eine etwas andere Hausnummer, wenn Schafe frei in den Bergen weiden oder hinter Stromnetzen und Flatterbändern.
Wäre das hier üblich, hätten wir mit Sicherheit auch andere Statistiken.
Aber 8000, das ist doch ne Nummer! Sind da alle abgestürzten und sonst wie verendeten auch gleich dabei?
jurawolf
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von jurawolf »

8000 gerissene Schafe, was übrigens durch die offizielle Statistik etwa bestätigt wird, macht bei einem Bestand von etwa 300 Wölfen rund 25 gerissene Schafe pro (Wolfs-)Kopf. Das ist hoch, aber nicht anders als in der Schweiz. In Gebieten, wo Schafe frei im Gelände weiden, sind solche Zahlen leider "normal".

Wenn man die Schadenstatistik in Frankreich anschaut, dann fällt aber v.a. auf, die dass auch dort die Zunahme der Schäden vor allem in Gebieten auftritt, die neu von Wölfen besiedelt werden (Elsass, Mosel, Zentralmassif, etc.), während in den Kerngebieten der Alpen, die seit vielen Jahren stabile Rudel aufweisen, die Schäden entsprechend stabil geblieben sind.
kangal2
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von kangal2 »

Lutra hat geschrieben: Aber 8000, das ist doch ne Nummer! Sind da alle abgestürzten und sonst wie verendeten auch gleich dabei?
Ja, keine Ahnung, wie belastbar die Zahlen sind.
Ich habe in Georgien mit einem Schäfer gesprochen, der in der laufenden Saison bereits 200 Tiere verlor.
Fand ich allerdings auch wahnsinnig hoch, aus der Türkei kenne ich solche Zahlen nicht.
Hänsel
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313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Hänsel »

Nach meinem letzten Beitrag ist nicht nur ein halbes Jahr vergangen, nein in Sachen Wolfswiederansiedlung ist in der kurzen Zeit sehr, sehr viel passiert. Nicht nur die Anzahl der Risse ist stark angestiegen, sehr viele Menschen fühlen eine Bedrohung für sich und vor allem für ihre Kinder die nicht dadurch verschwindet, dass man versucht sie mundtot zu machen indem man ihnen das Rotkäppchensyndrom unterstellt. Nein, gravierend für das gesamte Experiment dürfte sein, dass die Stimmung in der Bevölkerung dabei ist zu kippen, hier und da war zu lesen, dass bereits 95 % der Landbevölkerung, also des Teils unserer Gesellschaft der wirklich betroffen ist!, den Wölfen in unserer Kulturlandschaft ablehnend gegenüber stehen.

Der unten zitierte Leserbrief beschreibt die Situation und die Nöte der Politiker, die einerseits noch keine 180° Wendung eingestehen wollen, andererseits sich aber berechtigte Sorgen um ihre Wiederwahl machen, bestens.

Was nun liebe Befürworter? Wie soll das Projekt doch noch gerettet werden? Ist es endlich Zeit kompromissbereit zu werden?

Können wir jetzt eine sachliche Diskussion führen, oder bleibt es bei Beschimpfungen?


Leserbrief in der heutigen HAZ (Hannoversche Allgemeine Zeitung) :
Wie kommt unsere Regierung da wieder raus?
Der Wolf in Niedersachsen ist eine arme Sau, die die Folgen der Umweltpolitik im Lande ausbaden muss. Die niedersächsische Landesregierung ist gerade dabei, sich in Sachen Wolf komplett zur Lachnummer zu entwickeln. Die jüngst vom Umweltminister Wenzel verkündeten Maßnahmen zeigen die ganze Hilflosigkeit und Konzeptlosigkeit des grünen Ministers. Als Antwort auf die rasant steigenden Übergriffe, mittlerweile auch auf Rinder und Pferde, setzt der Minister auf neue Planstellen in der Verwaltung, Prüfungsvorhaben zu Verwaltungsabläufen, Verlagerung von Aufgaben zum Bund und eine neue Internetseite. Praxistaugliche Problemlösungen für gewerbliche und private Nutztierhalter sind nicht im Maßnahmenkatalog. Ideen wie Vergrämung mit Gummigeschossen werden von Fachleuten belächelt, und hartnäckig wird erzählt, dass es in Sachsen ja auch mit den Wölfen ginge. In Sachsen sind die Übergriffe in diesem Jahr etwa doppelt so hoch wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres – trotz entsprechender Schutzmaßnahmen.

Die vielen Pferdehalter, Reiter und auch die Reitvereine, die als nicht gewerbliche Betreiber völlig durch die Fördermaschen fallen, reiben sich die Augen und fragen: Was ist mit uns? Sind unsere Tiere weniger wert als Wölfe? Auf diesem Weg wird die Akzeptanz für die Wölfe in Niedersachsen nicht gefördert, im Gegenteil: Mit jedem Nutztierriss geht die Akzeptanz weiter in den Keller, und vielerorts befindet sie sich bereits im freien Fall.

Die unsinnige Idee der grünen Umweltpolitiker, in jeder theoretisch denkbaren Ecke unserer Kulturlandschaft Wölfe ansiedeln zu wollen, wird zum Bumerang. Statt sich an einer überschaubaren Zahl von akzeptierten Wölfen in entsprechenden Habitaten zu erfreuen, wird insbesondere die Bevölkerung in ländlichen Bereichen mit den Folgen alleingelassen. Frei nach der Devise: „Wir haben jetzt mal die Macht im Land, und ihr habt gar nichts zu sagen.“

Irgendwann werden auch die grünen Umweltpolitiker merken, dass ihnen die Wähler nicht mehr folgen. Der treue grüne Weggefährte Nabu ist da etwas schneller und hat sein Projekt „Willkommen Wolf“ auf Sparflamme heruntergedreht, weil er gemerkt hat, dass man damit keinen Blumentopf mehr gewinnen kann. In Sachsen-Anhalt ruft der Nabu nach einem Notprogramm der Landesregierung, und in Schleswig-Holstein fordert der Nabu den Abschuss von Wölfen. Da reibt man sich verwundert die Augen und fragt sich: Wie kommt unsere Landesregierung da wieder raus?

Vielleicht merken die ja irgendwann, dass der Wolf seit mehr als zehn Jahren nicht mehr auf der Roten Liste steht. Vielleicht äußert sich dann ja mal der Landwirtschaftsminister, da ja Tierhaltung sein Ressort ist, oder der Innenminister wegen der Sicherheit der Bevölkerung.

IsernhagenChristian Schröder

Und schon wieder versucht der NABU die Leute für dumm zu verkaufen. Noch am 30.April wurde der Tag des Wolfes mit viel Pomp zelebriert. http://vw-nabu.de/startseite/show/166
Und jetzt fährt man die Beschwichtigungsschiene, aber spielt sich immer noch als Expertenverein auf. Was fällt uns dazu ein? Oft ist es der Dieb, der am lautesten "Haltet den Dieb" schreit.
Zuletzt geändert von SammysHP am 7. Jun 2015, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Schriftliche Genehmigung für das Vollzitat liegt vor
HaBe
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von HaBe »

Hänsel hat geschrieben: Was nun liebe Befürworter? Wie soll das Projekt doch noch gerettet werden? Ist es endlich Zeit kompromissbereit zu werden?

Können wir jetzt eine sachliche Diskussion führen, oder bleibt es bei Beschimpfungen?
Ernstgemeinte, sachliche Fragen:
Was meinen Sie mit kompromissbereit? Zustimmung zu einer 'Populationskontrolle' durch Abschuss?
Wie soll die aussehen und wer soll diese auf Grund welcher Daten durchfuehren?
Einfach eine Quote mit Lossystem fuer Erlaubnisscheine, um jedes Jahr X Woelfe zu toeten, die dann nach dem Trophaenprinzip (je groesser, je besser) aus der Population geschossen werden?
Die Folgen der Bejagung von Woelfen, was ihr Verhalten und die Auswirkungen die dazu noch der zu erwartende Zusammenbruch der Familie angeht, sind bereits untersucht worden. Wie sollen dann daraus resultierende Probleme angegangen werden, wenn sich Nutztierrisse dadurch potentizeren? Noch mehr Tiere abschiessen? Waehrend man aktuell noch am Anfang der Aufklaerung und der Praevention steht, von der Erforschung der Woelfe in Deutschland ganz zu schweigen, gibt es dann wieder eine Schonzeit, und zu bestehenden, aktuellen Problemen hat man dann noch die zusaetzlichen, neuen Baustellen anzuegehen?

Als Beispiel, eine Wolfsfamilie hat bisher hauptsaechlich Wild gerissen, eins oder mehr Elterntiere werden auf Grund einer Quote geschossen, und nicht auf Grund bisherigen Verhaltens der Familie, die Familie loest sich auf. Statt als Familie weiterhin gemeinsam das zu reissen, auf was man sich spezialisiert hat, laufen ploetzlich mehrere Einzelgaenger durch die Gegend, die sich leichtere Beute suchen, Schafe zum Beispiel. Da wird dann die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Methoden laut werden und wer die Verantwortung dafuer uebernimmt.

Die Fragen stelle ich Ihnen nicht, um Ihnen meine oder irgendeine andere Meinung aufzudraengen oder Ihre Einstellung zum Wolf zu aendern. Aber zu denken, einfach eine Summe X jedes Jahr wahllos zu schiessen wuerde die Population 'kontrollieren' (wobei sie wahrscheinlich durch den Beschuss eher erstmal steigen duerfte) oder Konflikte verhindern oder verringern, ist ebenso an der Realitaet vorbei, wie jahrelange Rotkaeppchenkampagne des NABU um Einnahmen zu machen.

Was Ihre eigenen Pferde angeht, wovor haben Sie genau Angst? Im Vergleich zu anderem Nutzvieh wie Rindern, Schafen oder Schweinen werden Pferde von Woelfen auesserst selten getoetet. Bei uns in Alberta 'muessen' wilde Pferde zu Hunderten gefangen werden (um dann geschlachtet zu werden, Kanada ist grosser Pferdefleischexporteur) oder werden direkt geschossen, da Puma, Wolf und Baeren zusammen die Zahlen nicht 'kontrollieren' koennen.

Hier mal ein paar Daten direkt aus unserer Region von Behoerden, keinen Wolfskuschlern:
http://esrd.alberta.ca/lands-forests/la ... -faqs.aspx
Dort wird unter anderem der Punkt angesprochen, warum die Behoerde eingreift und man die Populationskontrolle nicht den natuerlichen Beutegreifern ueberlaesst (Why can’t their natural predators regulate the numbers?). Untersuchungen haben ergeben, dass die Pferde keine natuerlichen Feinde haben und nur gelegentlich von Woelfen gefressen werden. Zahlen dazu gibt es offiziell gar keine, untersucht, ob die Woelfe das Tier getoetet haben oder ein Pferd natuerlich verstorben ist und dann gefressen wurde, wird auch nicht. Da auch hier Pferde nicht ersetzt werden.

Die Populationsentwicklung der Pferde in der Region kann man hier sehen:
http://esrd.alberta.ca/lands-forests/la ... -2014A.pdf
Grizzlybaeren in der Region wurden schon im Fruehling mit bis zu 850lbs Gewicht gefangen, vor einigen Jahren gab es das Geruecht, dass dort ein 230lbs Wolf geschossen wurde. Das Gewicht wurde nie offiziell bestaetigt, der Jaeger ist weder kleinwuechsig, noch handelt es sich um eine Fotomontage. Dieser Wolf wurde geschossen, als er einen Schwarzbaeren angriff, den der Jaeger urspruenglich schiessen wollte.
https://thegreatwhitehunter.wordpress.c ... d-smasher/
Trotz all dieser Beutegreifer vermehrten sich die Pferde munter weiter, uneingezaeunt, unbewacht, eben 'wild'. Zugang zu der Region haben Woelfe auf Grund menschlicher Infrastruktur sehr guten, nutzen ihn aber eben um hauptsaechlich Hirscharten zu reissen.

In unserer Provinz leben zwischen 6,000-7,000 Woelfen, die letzte offizielle Zahl die ich finden konnte waren 155,000 Pferde. Trotz allem gibt es weder grossartige Kampagnen, noch Sorgen ueber Wolfsangriffe auf Pferde, auch Zahlen ueber Angriffe konnte ich keine finden. Ein von Woelfen gefressenes Pferd konnte ich trotzdem schon mit eigenen Augen sehen. 32 Jahre altes Tier, das entweder zu schwach war sich zu wehren, oder gestorben ist und dann gefressen wurde. Sorgen machte sich der Halter keine, da er seit 20 Jahren dort Pferde haelt und es bisher keinen Vorfall gab.

Sie koennen (und sollten) die Frage "Greift ein Wolf einen Menschen an oder nicht" komplett trennen von den Sorgen um Ihre Pferde. Die verletzen oder toeten Woelfe mit ihren Tritten im Notfall genauso wie ein Bison, Hirsch oder Elch, dem Risiko dabei ist sich ein Wolf, gerade als Einzeltier, immer bewusst. Man kann sich auch informieren, ohne zu kuscheln ;-)
Hänsel
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Hänsel »

Kompromissbereitschaft bedeutet für mich die Gegenseite zunächst verstehen zu lernen. Das muss man nicht nur können sondern auch wollen. In diesem Fall bedeutet es, nicht nur zu untersuchen für wieviele Wölfe Platz in unserer Kulturlandschaft Platz sein könnte sondern auch zu fragen, wieviele Wölfe alle anderen Nutzer dieser Kulturlandschaft vertragen können.
Hierzu sollte man m.E. nicht nur die betroffenen Kreise vorher befragen, sondern, wie es für eine Demokratie üblich sein sollte, auch ihre Zustimmung einzuholen.

„Demokratie ist die Entscheidung durch die Betroffenen.“ (von Weizäcker)

Zur Populationskontrolle halte ich tatsächlich nur Abschüsse für realistisch. Wie dies im Einzelnen zu geschehen hat muss tatsächlich von Leuten beantwortet werden, die davon mehr verstehen als ich. Ich höre und lese nur, dass es in anderen Ländern praktiziert wird und ebenso funktioniert wie bei uns eine Populationskontrolle bei anderen Wildtierarten funktioniert. Rotwild z.B. dulden wir eben auch nur in dafür ausgewiesenen Gebieten. Warum praktizieren wir dies nicht ebenso beim Wolf?

Kann man Artenschutz wirklich nur praktizieren indem man alle Arten überall duldet?

Wölfe stellen m.E. in einer Kulturlandschaft drei Gefahrenarten dar: 1. Risse als Beute. Betroffen hiervon sind vor allem Fohlen. Wölfe sind aufgrund ihrer Intelligenz und ihres Instinktes in der Lage bereits bis zu 10 Tage vor der Geburt eines Fohlens dieses festzustellen und sich dementsprechend „in Stellung“ zu bringen. Stuten fohlen fast ausschließlich einsam und abseits der Herde und sind dann eine Zeit völlig wehrlos und gar nicht in der Lage sich selbst, geschweige denn ihr Fohlen zu verteidigen. Folglich Sie sind sehr, sehr einfache Beute. Und einen dokumentierten, bisher zwar noch nicht endgültig bestätigten Riss haben wir bereits in Nds. und der wurde ja auch hier diskutiert.
2. Koppelausbruch bei Flucht vor eingedrungenen und hetzenden Wölfen. Ein intakte, langjährig eingespielte und ausreichend große Herde ist möglicherweise in der Lage einen einzelnen Wolf zu vertreiben, vielleicht sogar zu töten. Entsprechende Erfahrungen habe ich selbst jedenfalls mit meiner Zuchtstutenherde und einem fremden (Schäfer-)Hund gemacht. Ob das auf einen einzelnen Wolf übertragbar ist, bleibt abzuwarten. Gar nicht vorstellbar für mich ist, dass Pferde sich einem eingedrungenen Wolfsrudel stellen. Hier spricht alles dafür, dass sie, geboren als Fluchttiere, die Flucht ergreifen, Zäune durchbrechen und damit nicht nur sich sondern auch Menschen in ernsthafte Gefahr bringen. 15 Pferde auf einem Autobahnkreuz mag sich wohl niemand vorstellen. Vorweg, es gibt keine bezahlbaren Zäune die eine durchgehende Pferdeherde zurück halten können und nächtliches Aufstallen hilft bei Übergriffen tagsüber auch nicht.
Dies alles ist mit der von Ihnen beschriebenen Situation in Alberta ganz und gar nicht vergleichbar. Hier haben wir keine Pferde die in zaunloser Wildnis und unendlichen Fliuchtmöglichkeiten leben sondern domestizierte Reitpferde in meist sehr kleinteiliger Kulturlandschaft die von Menschenhand so geprägt wurde, dass sie ihm Nahrung, Erholung usw. gibt. Auch besteht hier kein Bedarf die Pferdepopulation durch Prädatoren zu regulieren.

3. Die Gefahr, dass Pferde beim Ausritt in die Natur vor Wölfen erschrecken, sich dann jeglicher Kontrolle durch den Reiter entziehen und „durchgehen“ und dann nicht nur den Reiter sondern auch andere Menschen in Gefahr bringen, ist wirklich sehr groß, und m.E. als Reiter mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung, nur dadurch zu reduzieren, indem man jedes einzelne Pferd an freilebende Wölfe gewöhnt. Das ist also unmöglich.
Sie haben Recht. Man kann sich informieren ohne zu kuscheln. Extra für Sie eine Doku über die die Wölfe tottretenden Elche:

https://www.youtube.com/watch?v=VdSWxXZ2Hi4
jurawolf
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von jurawolf »

Populationskontrolle bei Wölfen wird in vielen anderen Ländern praktiziert, ja. Aber wie kommst du darauf, dass sie dort auch funktioniert? Ich meine Sinne davon, dass das Managementziel erreicht wird?
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SammysHP
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von SammysHP »

Auch wenn Fohlen gerissen werden, so bleibt das doch eher eine Ausnahme. Viel gefährdeter sind Schafe und selbst da zeigt sich, dass Schutzmaßnahmen funktionieren können.

Die Gefahr durch ausbrechende Tiere hat man immer. Auch als es noch keine Wölfe bei uns gab, sind regelmäßig Tiere ausgebrochen. Eine Zunahme kann ich nicht erkennen.

Pferde erschrecken sich vor ziemlich viel. Vor Schatten und vor Mäusen, die über den Weg laufen. Ganz schlimm sind auch Rehe, die durch die Wiesen rascheln. Die seltene Begegnung mit einem Wolf wird kaum von Bedeutung sein.
HaBe
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von HaBe »

Hänsel hat geschrieben:Wölfe stellen m.E. in einer Kulturlandschaft drei Gefahrenarten dar: 1. Risse als Beute. Betroffen hiervon sind vor allem Fohlen. Wölfe sind aufgrund ihrer Intelligenz und ihres Instinktes in der Lage bereits bis zu 10 Tage vor der Geburt eines Fohlens dieses festzustellen und sich dementsprechend „in Stellung“ zu bringen. Stuten fohlen fast ausschließlich einsam und abseits der Herde und sind dann eine Zeit völlig wehrlos und gar nicht in der Lage sich selbst, geschweige denn ihr Fohlen zu verteidigen. Folglich Sie sind sehr, sehr einfache Beute. Und einen dokumentierten, bisher zwar noch nicht endgültig bestätigten Riss haben wir bereits in Nds. und der wurde ja auch hier diskutiert.
Da geht es dann in den Bereich Prevention. Was spricht dagegen fohlende Stuten in den Stall zu holen?
Hänsel hat geschrieben:2. Koppelausbruch bei Flucht vor eingedrungenen und hetzenden Wölfen.
Diese Ausbrueche gab es auch schon ohne Woelfe, egal ob Pferde oder Rinder. Das die blosse Praesenz oder der Anblick Pferde zur Flucht veranlasst, ist Bloedsinn, natuerliche Beutetiere tun da auch nicht.
Hänsel hat geschrieben:Dies alles ist mit der von Ihnen beschriebenen Situation in Alberta ganz und gar nicht vergleichbar. Hier haben wir keine Pferde die in zaunloser Wildnis und unendlichen Fliuchtmöglichkeiten leben sondern domestizierte Reitpferde in meist sehr kleinteiliger Kulturlandschaft die von Menschenhand so geprägt wurde, dass sie ihm Nahrung, Erholung usw. gibt. Auch besteht hier kein Bedarf die Pferdepopulation durch Prädatoren zu regulieren.
Noch mal zum Verstaendnis, die Tiere lassen nicht nur Wildpferde in Ruhe, sondern auch domestizierte Pferde, die nicht anders oder aus anderen Gruenden gehalten werden als in Deutschland. Egal ob Turnierpferde in Standarddisziplinen oder den ganzen Rodeodisziplinen, diese Tiere werden hier seit den 70ern unter vergleichbaren Bedingungen wie in Deutschland gehalten, trotzdem gibt es keine nennenswerten Risse. Auch brechen sie nicht durch Zaeune, wenn Kojoten oder Woelfe durch Paddocks laufen. Einfach weil Pferde keine natuerliche Beute sind, sondern Gelegenheitsrisse. Wie zum Beispiel wine Geburt eines Fohlen oder eines Kalb.
Selbst wenn ein oder mehrere Tiere sich auf Pferde spezialisieren sollten, besteht neben der Praevention noch die Moeglichkeit der Vergraemung oder der gezielte Abschuss, bevor Sie intakte Familienstrukturen zerschiessen und sich natuerlich verhaltende Woelfe (die bisher noch keine Nutztiere gerissen haben) womoeglich dazu bringen damit anufangen.
Hänsel hat geschrieben:3. Die Gefahr, dass Pferde beim Ausritt in die Natur vor Wölfen erschrecken, sich dann jeglicher Kontrolle durch den Reiter entziehen und „durchgehen“ und dann nicht nur den Reiter sondern auch andere Menschen in Gefahr bringen, ist wirklich sehr groß, und m.E. als Reiter mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung, nur dadurch zu reduzieren, indem man jedes einzelne Pferd an freilebende Wölfe gewöhnt. Das ist also unmöglich.
Ich hab 25 Jahre mit bis zu vier Pferden in der Familie gelebt und einen Grossteil meiner Jugend auf Reit- oder Fahrtunieren in Deutschland verbracht, auch aktiv. Wie schnell etwas mit Pferden passieren kann und die Folgen kenne ich leider aus eigenen Erfahrungen. Aber gerade deshalb sehe ich es vielleicht entspannter als Sie, weil ich durch meinen persoenlichen Bezug zu Pferden auch die 'Problematik' hier mit anderen Augen betrachte, wenn es um den Wolf geht.
Pferde sind hier nicht nur ein Hobby oder eine Geldanlage, bis heute sind sie gerade hier im Sueden unverzichtbar in vielen Berufen, in der Landwirtschaft werden Pferde beim so genannten range riding zur Praevention von Angriffen auf Rinder genutzt. Egal ob zur Jagd oder zum camping, ob von Behoerden oder Privatmenschen, Pferde werden staendig in der Natur eingesetzt, weil sie eben zuverlaessig sind. Wenn ein Pferde auf einen Beutegreifer trifft und nervoes wird, wird hier geraten Abzusteigen und das Pferde zu beruhigen. Mehr nicht, egal ob Wolf, Baer oder Puma.
Hänsel hat geschrieben:Sie haben Recht. Man kann sich informieren ohne zu kuscheln. Extra für Sie eine Doku über die die Wölfe tottretenden Elche:

https://www.youtube.com/watch?v=VdSWxXZ2Hi4
Finden Sie das jetzt so sachlich? Was soll dieses Video jetzt sagen? Soll ich jetzt Bilder von Kojoten oder Woelfen mit gebrochenen und schief angewachsenen Kiefern zeigen die ich gemacht hab um zu sagen ich habe auch Recht? Wenn Sie eine sachliche Diskussion moechten, dann bleiben Sie auch bitte sachlich. Im Gegensatz zu anderen Usern hab ich mir die Muehe gemacht und Ihnen geantwortet , ganz unemotional.
Grauer Wolf

Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Grauer Wolf »

Hänsel hat geschrieben:Zur Populationskontrolle halte ich tatsächlich nur Abschüsse für realistisch. Wie dies im Einzelnen zu geschehen hat muss tatsächlich von Leuten beantwortet werden, die davon mehr verstehen als ich. Ich höre und lese nur, dass es in anderen Ländern praktiziert wird und ebenso funktioniert wie bei uns eine Populationskontrolle bei anderen Wildtierarten funktioniert. Rotwild z.B. dulden wir eben auch nur in dafür ausgewiesenen Gebieten. Warum praktizieren wir dies nicht ebenso beim Wolf?
Es funktioniert eben nicht. Ist der Schütze nicht kompetent genug, die Jungtiere 100% zuverlässig von den Eltern zu unterscheiden (der 08/15-Standard-Jäger ist dazu todsicher nicht in der Lage), ist der Abschuß absolut kontraproduktiv: Die Sozialstruktur bricht beim Töten der Eltern zusammen, und die orientierungslosen Jungwölfe, deren ältere Jahrgänge verzweifelt versuchen, die kleinen Geschwister durchzubringen, richten erst recht Schaden an.

Der Vergleich mit Rotwild hinkt hier ganz gewaltig.
Wölfe sind aufgrund ihrer Intelligenz und ihres Instinktes in der Lage bereits bis zu 10 Tage vor der Geburt eines Fohlens dieses festzustellen und sich dementsprechend „in Stellung“ zu bringen.
Meinst Du echt, Wölfe hätten nichts besseres tun tun, als 10 Tage "in Stellung" zu gehen und zu warten?
Und einen dokumentierten, bisher zwar noch nicht endgültig bestätigten Riss haben wir bereits in Nds. und der wurde ja auch hier diskutiert.
Richtig, und der Vorfall beinhaltet ein paar Merkwürdigkeiten, die Erklärungsbedarf verursachen.
HaBe hat geschrieben:Was spricht dagegen fohlende Stuten in den Stall zu holen?
Das war einer der Punkte: Eine wertvolle Zuchtstute, gedeckt von irgend einem Weltmeister? Die lasse ich auch ohne Wölfe beim Fohlen nicht ohne Aufsicht, sondern stalle sie ein und schlafe ggf. im Stall. Schiefgehen kann immer mal was, wo der Tierarzt schnell her muß...
Die Gefahr, dass Pferde beim Ausritt in die Natur vor Wölfen erschrecken, sich dann jeglicher Kontrolle durch den Reiter entziehen und „durchgehen“ und dann nicht nur den Reiter sondern auch andere Menschen in Gefahr bringen, ist wirklich sehr groß, und m.E. als Reiter mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung, nur dadurch zu reduzieren, indem man jedes einzelne Pferd an freilebende Wölfe gewöhnt.
Blödsinn.
Pferde sind potentiell panikanfällig, mal mehr, mal weniger, je nach Rasse und Individuum (HaBe hat da mehr Ahnung). Ich hab schon welche "titschen" sehen, weil irgend wo im Gebüsch ein Fuchs kläffte... Um Pferde zum Durchgehen zu bringen, reichen manchmal Kleinigkeiten, ein aufstiebender Vogel o.ä., manchmal ist die Ursache nicht mal erkennbar.. Hier den Wolf als Ursache zu postulieren und Horrorstories zu prophezeien, ist lächerlich.

Gruß
Wolf
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