Abmeldung von der Jagd

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balin
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Abmeldung von der Jagd

Beitrag von balin »

http://www.agrarheute.com/jagdkataster
Bis jetzt war ich mir nicht völlig im Klaren darüber, welche Bedingungen da erfüllt sein müßten.
Das Urteil
http://hudoc.echr.coe.int/sites/fra-pre ... 2itemid%22:[%22003-4000179-4656496%22]}
ist etwas schwierig zu lesen.
Kurz zusammengefasst gilt es nur bei ethischen Bedenken. An dem Jagdkataster und den Formalitäten, die in Bayern jetzt anstehen, merkt man, daß die Seilschaften nicht untätig waren und gezielt ihren Vorteil suchen. Wenn ich fragen würde, wem welche Fläche gehört, würde ich auf den Datenschutz verwiesen werden. Der Bauernverband und die anderen H.l...en verschaffen sich so Einblick in etwas, daß sie so umfassend überhaupt nichts angeht.
Ich gehe mal davon aus, daß es da noch Streit geben wird. Jagd mit Allgemeinwohl zu verbinden ist bei der derzeitigen Konstruktion des Jagdwesens ein gewagtes Unterfangen. Hoffen wir mal, daß es in Zukunft gelingt, den Herrschaften den ihnen angemessenen Platz im System Natur zuzuweisen.
LarsD

Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben: Hoffen wir mal, daß es in Zukunft gelingt, den Herrschaften den ihnen angemessenen Platz im System Natur zuzuweisen.
Ich bin da guter Dinge. Die Wölfe werden tatkräftig mithelfen und ich freue mich schon jetzt auf spannende Zeiten ... ;-)

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von Grauer Wolf »

Wenn ich das schon wieder lese...
Für die behördliche Entscheidung muss zum einen der Eigentümer seine ethischen Bedenken glaubhaft machen. Zum anderen sollen aber auch Jagdgenossenschaft, Jagdpächter und Nachbarn angehört werden. Hintergrund ist, Interessen der Allgemeinheit und der Land- und Forstwirtschaft mit zu berücksichtigen.
...wird klar, daß die Herrschaften schon wieder emig beim Wühlen sind.
Wenn ich entscheide, daß auf meinem Grundstück nicht gejagt, sprich rumgeballert wird (dabei wurden oft genug Katzen, Hunde und Pferde gleich mit abgeknallt), dann interessiert mich die Meinung der Jagdpächter, der Jagdgenossenschaft oder der Nachbarn genau gar nicht. Genau dafür ist nämlich dieses Urteil ergangen, um Leute mit ethischen Bedenken gegen die Jagd vor diesen Interessensgruppierungen zu schützen. Die Jagd als Anliegen des Allgemeinwohls zu sehen und de facto auf einer Gewissensprüfung zu bestehen, das ist m.E. nur noch dummdreist und von jedem mit ein bißchen gesundem Menschenverstand zu durchschauen: Man will dieses Urteil mit aller Gewalt aushebeln. Eine solche Argumentation kann wirklich nur von Schießern kommen, die Angst um ihr blutrünstiges Hobby haben.

Merke: Jede Jagd auf Tiere, die nicht zum Essen erbeutet werden, ist imho moralisch und ethisch nicht zu rechtfertigen... Will sagen: Finger weg von Beutegreifern wie Fuchs, Wolf, Luchs, Marder und Co. und raus mit ihnen aus dem Jagdrecht!

Gruß
Wolf
LarsD

Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Wenn ich entscheide, daß auf meinem Grundstück nicht gejagt, sprich rumgeballert wird (dabei wurden oft genug Katzen, Hunde und Pferde gleich mit abgeknallt), dann interessiert mich die Meinung der Jagdpächter, der Jagdgenossenschaft oder der Nachbarn genau gar nicht. Genau dafür ist nämlich dieses Urteil ergangen, um Leute mit ethischen Bedenken gegen die Jagd vor diesen Interessensgruppierungen zu schützen. Die Jagd als Anliegen des Allgemeinwohls zu sehen und de facto auf einer Gewissensprüfung zu bestehen, das ist m.E. nur noch dummdreist und von jedem mit ein bißchen gesundem Menschenverstand zu durchschauen: Man will dieses Urteil mit aller Gewalt aushebeln. Eine solche Argumentation kann wirklich nur von Schießern kommen, die Angst um ihr blutrünstiges Hobby haben.


Du läufst zur Höchstform auf ...! :mrgreen: Hast Du mal einen Blick in den jüngst vom Kabinett verabschiedeten Gesetzentwurf riskiert? http://www.bmelv.de/SharedDocs/Download ... cationFile

Geht der so durch Bundestag und Bundesrat, ist das Ganze ein Sturm im Wasserglas. Fallen ein paar wenige, jagdlich belanglose Flurstücke aus dem Jagdbezirk raus, stört das niemanden. Sind es größere Flächen mit Einständen von/für Schalenwild, kann die Nummer im Fall einer Befriedung für den Grundstückseigentümer über die Mithaftung für Wildschäden sehr schnell teuer werden. Mal sehen, wie weit in solchen Fällen dann die ethische Standfestigkeit reicht. ;-)

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von Grauer Wolf »

Ich habe mir jetzt nicht das gesamte, fürchterliche Juristendeutsch im Einzelnen durchgelesen, aber 2 Punkte fielen mir auf:
(6)Wildschäden an Grundstücken, die zum gemeinschaftlichen Jagdbezirk ge-hören, hat der Grundeigentümer der befriedeten Grundfläche nach dem Ver-hältnis des Flächenanteils seiner Grundfläche an der Gesamtfläche des gemein-schaftlichen Jagdbezirks anteilig zu ersetzen. Dies gilt nicht, sofern das schädi-gende Wild auf der befriedeten Grundfläche nicht vorkommt oder der Schaden auch ohne die Befriedung der Grundfläche eingetreten wäre.
Das ist schlicht unverschämt und grenzt an Erpressung/Nötigung! So wird über die Androhung von finanziellen Repressionen Druck auf die Menschen ausgeübt. Es soll Leute geben, die die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen, aber keineswegs reich sind. Wer will einen überbordenden Wildbestand und wettert gegen die Beutegreifer? Die Jäger! Sollen sie für die Folgen von zig Jahren Wildmästerei und Eliminierung der Beutegreifer geradestehen! Ohne diese Mißwirtschaft ständen wir heute nicht da, wo wir stehen!
(7)Der Grundeigentümer der befriedeten Fläche hat keinen Anspruch auf Ersatz von Wildschäden
Das ist allerdings nur recht und billig!

Grundsätzlich scheint man hier Wege zu suchen, soviel Druck auf die Flächeneigner auszuüben, daß diese von einem Antrag absehen! Schändlich, aber es war bei dem hiesigen Filz zwischen Jagd und Politik nicht anders zu erwarten...

Wie auch immer, ich gehöre nicht zu den Leuten, die ein Grundstück in jagdlich relevanter Größe besitzen. Aber ich kann mehr als nur gut nachvollziehen, daß es für manche unerträglich ist, die Spaßtöter im grünen Rock auf ihrem Grund zu wissen. Es ist eines, sich ein Reh oder eine Wildsau für den Teller zu holen. Diese Form der Jagd ist moralisch akzeptabel, weil Beutemachen zur Ernährung Teil des natürlichen Kreislaufes ist (der Mensch ist und bleibt ein Omnivore, also ein partieller Beutegreifer). Aber es ist widernatürlich, z.B. auf Füchse oder gar Wölfe zu schießen, nur weil sie da sind und weil man sich einbildet, sie regulieren zu müssen (ich frage immer wieder, wie die Natur Jahrmillionen ohne den deutschen Jäger auskam. Ich bekomme nur keine plausible Antwort, immer nur faule Ausflüchte...). Ein Fuchs auf meinem Grund und Boden (auch in einem größeren Garten) stände jedenfalls unter meinem Schutz und ich werde ausgesprochen ungemütlich, wenn sich jemand an meinen Schutzbefohlenen vergreift...

Gruß
Wolf
balin
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Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von balin »

:-D
Als Kind der französischen Revolution weiss ich natürlich, warum die Bauern auf Seiten des damaligen geldbestimmten Bürgertums gegen die Adligen gekämpft haben. Die Jagdprivilegien waren da ein wesentlicher Hassauslöser. Die Reiterausflüge über die Felder und das schmarotzende Mastwild waren sicherlich der Grund
für so manches Ableben an der Laterne. Frankreich hat die Jagd in der Folge säkularisiert, aber, um ehrlich zu sein, das hat auch nicht viel geändert. Ein Schiessprügel verändert eben den Charakter. Die Diskussion in den USA momentan zeigt das. Da bläst ein zwanzigjähriger mit einem Sturmgewehr und ein paar zwanzig Toten seine Persönlichkeit auf und es gibt welche, die wollen daraus auch noch Profit schlagen.
Das Märchen vom hässlichen Deutschen lasse ich mir nicht mehr aufbinden. Wir sind nach dem Krieg in einer pazifistischen Tradition aufgewachsen und das macht Sinn. Mit etwas Häme betrachte ich da die Versuche, persönlichen Hintergrund durch technisches oder institutionelles zu ersetzen. Jagd als Dienst an der Natur ist für mich ok, insofern tangiert mich das Urteil nicht, aber ich weiss, dass sich die Rotzbengel in vielem ausserhalb des Common Sense bewegen und da würde ich meinen Austritt ansiedeln. Praktisch habe ich das schon weitgehend gelöst und so wie ich gesehen habe war auch keine Jagdpacht eingegangen.
So gesehen auch astrein, aber es gibt ja die Bestimmung, daß sich der Jagdgenosse um seine Jagdpacht selber kümmern muß.
Für mich gilt die Unbezahlbarkeit und ich weiss, warum der Weg im Zweifelsfalle mit Hinkelsteinen versperrt ist.
Nicht umsonst gelten die Kelten als große Wildschweinjäger, aber unsere Jäger sind es eben nicht. ;-)
harris
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Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von harris »

Grauer Wolf hat geschrieben: Merke: Jede Jagd auf Tiere, die nicht zum Essen erbeutet werden, ist imho moralisch und ethisch nicht zu rechtfertigen... Will sagen: Finger weg von Beutegreifern wie Fuchs, Wolf, Luchs, Marder und Co. und raus mit ihnen aus dem Jagdrecht!

Gruß
Wolf
Naja, wenn Du dann in Zukunft keine Rebhühner, Fasane, Hasen, Enten, Weihen und Co. mehr sehen willst, finde ich ,dass der Anblick auf Fuchs, Marder, Waschbär, Marderhund und Co (Wolf und Luchs ausgenommen) ein bißchen eintönig ist. Die meißten Bodenbrüter können sich nicht wehren vor Beutegreifern wenn sie zu viele sind, da diese ja keine natürlichen Feinde haben. Zu einem gesunden Haushalt muss ein Gleichgewicht herrschen, wo dann eben manchmasl auch der Mensch eingreifen muss. Natürlich nicht sinnlos, sondern bedacht.

Gruß Harris
Grauer Wolf

Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von Grauer Wolf »

harris hat geschrieben:Naja, wenn Du dann in Zukunft keine Rebhühner, Fasane, Hasen, Enten, Weihen und Co. mehr sehen willst, finde ich ,dass der Anblick auf Fuchs, Marder, Waschbär, Marderhund und Co (Wolf und Luchs ausgenommen) ein bißchen eintönig ist. Die meißten Bodenbrüter können sich nicht wehren vor Beutegreifern wenn sie zu viele sind, da diese ja keine natürlichen Feinde haben. Zu einem gesunden Haushalt muss ein Gleichgewicht herrschen, wo dann eben manchmasl auch der Mensch eingreifen muss. Natürlich nicht sinnlos, sondern bedacht.
Das Argument hinkt etwas, zumal das Nahrungsspektrum des Fuchses primär auf Kleinnagern, Karnickeln und Regenwürmern (sic!) basiert. Einem gesunden Hasen kann er schon nichts mehr anhaben und Junghasen in der Sasse findet er nur durch Zufall. Interessant ist übrigens, daß der evtl. Druck auf Bodenbrüter negativ korreliert mit den Wühlmauszyklen ist. In guten Mäusejahren geht der Druck stark zurück, in schlechten steigt er etwas.
Grundsätzlich gilt: Wer hat denn viele Tierarten in eine Bedrohungslage gebracht? Das waren nicht die Beutegreifer, das war ausschließlich der Mensch, der in unqualifizierter Weise in die Natur eingriff und die Lebensräume zu seinem eigenen Nutzen zerstörte. Unter halbwegs normalen Bedingungen bestimmt im wesentlichen das Angebot an Beutetieren den Bestand der Beutegreifer und nicht ungekehrt. Übrigens haben gerade kleinere Beutegreifer natürliche Feinde: So mancher kleine Fuchs endet als Beute eines der großen Greifvögel, für ausgewachsene Füchse kann der Steinadler gefährlich werden. In Überlappungsgebieten ist es auch der Wolf, dem hin und wieder ein Fuchs zum Opfer fällt.
Übrigens hat der Fasan hierzulande überhaupt nichts zu suchen. Der wurde künstlich angesiedelt, damit die Jäger was zum Schießen haben. Ohne Nachzucht und Aussetzen könnte er sich hier gar nicht halten und würde auf natürliche Art und Weise verschwinden.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 0928183912

Langer Rede kurzer Sinn: Wenn in der Natur Gleichgewichte aus den Fugen geraten, dann läßt sich die Ursache fast immer auf den Menschen zurückführen.

Gruß
Wolf
LarsD

Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Unter halbwegs normalen Bedingungen bestimmt im wesentlichen das Angebot an Beutetieren den Bestand der Beutegreifer und nicht ungekehrt.
Auch wenn es zwecklos ist, Dich aus Deiner Traumwelt holen zu wollen ... Wir Menschen haben die Landschaft in Deutschland gründlich umgekrempelt. Weil der kollektive Suizid sicherlich keine Option ist, sind Kompromisse gefragt. Wenn wir mit der Tollwut einen wesentlichen Regulationsfaktor mal eben so aus der Landschaft genommen haben, kann das in der Fuchspopulation nicht ohne Folgen bleiben. Die Besätze sind nach der erfolgreichen Impfkampagne deutlich angestiegen. Mit dem Nahrungsangebot hatte das aber so gar nichts zu tun. Ein Zuwachs bei der Fuchspopulation wiederum wirkt auf die Populationen der Beutetiere des Fuchses. Entscheidend ist dabei nicht, was der Fuchs primär frisst. Aus dem Blickwinkel des Artenschutzes ist wichtig, ob die jeweilige Population potenzieller Beutetiere mit der angewachsenen Fuchspopulation und dem resultierenden Prädationsdruck klar kommt. Wo das nicht der Fall ist, wird der Fuchs selten der Alleinschuldige sein. Aber ich habe moralisch/ethisch so gar keine Probleme, als Jäger innerhalb der Fuchspopulation die Rolle der Tollwut zu übernehmen. Das reicht hier ganz offensichtlich aus, um nicht nur Bodenbrütern, sondern auch kleineren Räubern wie Mauswiesel und Wiesel wieder auf die Beine zu helfen.

Im Hinblick auf die hier im Thread ursprünglich thematisierte Frage der Befriedung von Grundstücken im jagdrechtlichen Sinne sind Seuchenzüge von Staupe und Räude in unnatürlich dichten Fuchspopulationen ein prima Aufhänger, um gerade Hundehaltern zu demonstrieren, welchen Wert Bejagung für das Gemeinwohl hat. Wenn Wuffi ganz stolz einen halbtoten Fuchs anschleppt, gerät der Impfschutz gegen Staupe dann und wann mal an seine Grenzen. Wirft sich die Pelznase mit wohligem Genuss auf den stinkenden Kadaver eines räudigen Fuchses, ist ebenfalls Stimmung im Haus. Solche Erfahrungen muss mancher Zeitgenosse scheinbar erst machen.

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Abmeldung von der Jagd

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:Auch wenn es zwecklos ist, Dich aus Deiner Traumwelt holen zu wollen ... Wir Menschen haben die Landschaft in Deutschland gründlich umgekrempelt. Weil der kollektive Suizid sicherlich keine Option ist, sind Kompromisse gefragt.
Wenn ich eines nicht tue, dann in einer Traumwelt leben. Dazu werden mir die Folgen des Wütens von Homo sapiens ( :lol: ) nur zu sehr tagtäglich vor Augen geführt, im Großen (Tankerunfälle etc.), was dann durch die Medien geht, und im täglichen Kleinen (z.B. Müll in die Gegend werfen, Ackerraine zerstören, Maismonolulturen etc. Muß ich nicht alles aufzählen).
LarsD hat geschrieben:Wenn wir mit der Tollwut einen wesentlichen Regulationsfaktor mal eben so aus der Landschaft genommen haben, kann das in der Fuchspopulation nicht ohne Folgen bleiben. Die Besätze sind nach der erfolgreichen Impfkampagne deutlich angestiegen. Mit dem Nahrungsangebot hatte das aber so gar nichts zu tun. Ein Zuwachs bei der Fuchspopulation wiederum wirkt auf die Populationen der Beutetiere des Fuchses. Entscheidend ist dabei nicht, was der Fuchs primär frisst.
Du hast einen "Regulierungsfaktor" vergessen: Den Autoverkehr. ich weiß nicht, wieviele überfahrene Füchse ich mittlerweile schon gesehen habe. Das paßt dann auch zum Thema "natürliche Feinde", denn der Autoverkehr ist einer davon.
Was den Zusammenhang zwischen Beute und Fuchs angeht, natürlich erholten sich die Bestände nach der Tollwut-Impfkampagne. Aber das ist auch kein Wunder, weil der Fuchs viele Jahrzehnte lange exzessiv bejagt wurde, selbst vor Vergasung im Bau nicht zurückgeschreckt wurde, was so nebenbei auf den Dachs an den Rand des Abgrunds brachte, weil der oft mit dem Fuchs assoziert ist. Und so nebenbei hat diese exzessive Bejagung nur das komplizierte Sozialgefüge der Füchse durcheinandergebracht: Das Tollwutproblem war durch verstärkte Migration zu einem Großteil hausgemacht!
LarsD hat geschrieben:Aus dem Blickwinkel des Artenschutzes ist wichtig, ob die jeweilige Population potenzieller Beutetiere mit der angewachsenen Fuchspopulation und dem resultierenden Prädationsdruck klar kommt. Wo das nicht der Fall ist, wird der Fuchs selten der Alleinschuldige sein. Aber ich habe moralisch/ethisch so gar keine Probleme, als Jäger innerhalb der Fuchspopulation die Rolle der Tollwut zu übernehmen. Das reicht hier ganz offensichtlich aus, um nicht nur Bodenbrütern, sondern auch kleineren Räubern wie Mauswiesel und Wiesel wieder auf die Beine zu helfen.
Selten der Alleinschuldige? Wie gnädig. Der Mensch hat die natürliche Umwelt fast völlig zerstört, angefangen bei endlosen Getreide- und Maisfeldern, aufgehört bei ebenso endlosen Stangenplantagen, deren ökologischer Wert gegen null tendiert (ich erinnere: Nadelgehölze gehören grob eingeteilt in subarktisches resp. alpines Klima; Erst in den letzten Jahren erfolgte ein allmähliches Umdenken, dessen Folgen sich aber erst in einigen zig Jahren zeigen). Die selten geworden Arten leiden primär nicht unter ein paar Füchsen zuviel, sie leiden darunter, daß man ihnen die Lebenräume nahm. Ein gutes Beispiel sind da auch die ganz kleinen Arten: In und von Ackerrain-Biotopen leben normalerweise hunderte von Arten (Pflanzen wie Tiere). Alleine schon die irrsinnigen Mahdvorschriften sind hier hinsichtlich des Artenschutzes absolut kontraproduktiv. Wenn man hier mal ansetzen würde und die Acker- und Wegraine in Ruhe ließe, ließen sich mit einem Schlage aberhunderte km² Naturschutzgebiete schaffen. Man müßte einfach nur nichts tun, anstatt 2...4-mal im Jahr mit dem Mähbalken drüberzusemmeln.
LarsD hat geschrieben:Im Hinblick auf die hier im Thread ursprünglich thematisierte Frage der Befriedung von Grundstücken im jagdrechtlichen Sinne sind Seuchenzüge von Staupe und Räude in unnatürlich dichten Fuchspopulationen ein prima Aufhänger, um gerade Hundehaltern zu demonstrieren, welchen Wert Bejagung für das Gemeinwohl hat. Wenn Wuffi ganz stolz einen halbtoten Fuchs anschleppt, gerät der Impfschutz gegen Staupe dann und wann mal an seine Grenzen. Wirft sich die Pelznase mit wohligem Genuss auf den stinkenden Kadaver eines räudigen Fuchses, ist ebenfalls Stimmung im Haus. Solche Erfahrungen muss mancher Zeitgenosse scheinbar erst machen.
Hmmm, dann ist es wohl auch gut für das Allgemeinwohl, wenn jedes Jahr tausende Hunde und Katzen abgeknallt werden? Hör mir bitte auf "Jagd" und "Allgemeinwohl" in einen Topf zu werfen. Die Jagd ist heutzutage nur noch ein Hobby, sonst nichts, und trägt imho zum Allgemeinwohl nichts bei. Es wird keiner Jäger, weil er der Allgemeinheit oder der Natur dienen will (das kann man auch ohne Knarre), sondern weil er schießen und töten will und bereit ist, dafür sehr viel Geld hinzulegen. Die reine Kochtopfjagd kann man hierzulande vergessen, denn das rechnet sich nicht.
Für die Behauptung, daß sich Fiffi in einem Fuchskadaver wälzt hätte ich ganz gerne einen Beleg. Meine Hunde machen das nicht (es ist imho für einen Beutegreifer sinnlos, sich in Überesten eines anderen Beutegreifers zu wälzen), die schleppen auch nichts an, das offensichtlich in einem nicht mehr freßbaren Zustand ist...

Wie auch immer, offensichtlich leben wir in völlig unterschiedlichen Welten. Ich habe nichts Prinzipielles gegen die Jagd, wenn das, was geschossen wird, grundsätzlich auch gegessen wird (ich esse auch gerne Wild, aber keine Füchse). Aber ich habe was dagegen, wenn Jäger anfangen, sich als die großen Artenschützer und Regulatoren zu sehen, ohne die überhaupt nichts funktioniert. Das grenzt m.E. an Hybris und die Erfahrung und Geschichte zeigt, daß das immer nach hinten losging.

Trotz sehr unterschiedlicher Meinungen und Mentalitäten wünsche ich Dir von Herzen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest! :pleased:

Gruß
Wolf
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