Wildschweine...Belagerungszustand

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balin
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Wildschweine...Belagerungszustand

Beitrag von balin »

Neben meiner Viehweide befindet sich ein drei Hektar großes Maisfeld, in dem sich die Wildschweine eingenistet haben, Die lassen aussen genügend Reihen stehen, damit man nicht sieht, welche Verwüstungen sie innerhalb anrichten. Alle paar Tage wagen sie Vorstöße auf das umliegende Grünland und graben dann da aber wirklich flächig um. Bei den Kühen geht es gerade noch, aber die Saubiester haben es sogar geschafft den Ruheplatz von der Herde am hintersten Waldeck umzupflügen. Seit Vorgestern wühlen sie direkt vor Nachbars Haus, wo er kürzlich noch seine Schafe hat laufen lassen.
Hinten im Auto habe ich den Bogen mit sämtlichen Pfeilen, die ich besitze und ich gehe mit den Hunden immer an der Front zur Viehweide.
Bin gespannt, was demnächst beim Häckseln passiert. Auf die Schweine zu ballern geht ja nicht so einfach, weil die Kühe dahinter stehen und wenn sie die Rotte durch die Zäune treiben oder auch ins Dorf, dann gibt es in jedem Fall Druck, auch von mir.
Am besten, die mutigen Jäger treiben sie vorher zu Fuß in die richtige Richtung. ;-)
Ich habe mir überlegt, ob ich den Iwan, meinen Westerwälder, mal einfach laufen lasse. Angst hat er sicherlich nicht, aber ich könnte nicht vorhersagen, was er dann wirklich macht. Wenn er ein paar Rehe aufgabelt, dann darf ich ihn wieder einen halben Tag im Gestrüpp im anliegenden Ausland suchen. :-D
Im Prinzip ist das Jägersache. Die Füttern die Schweine an, dann sollen sie sich auch um den Rest kümmern. Jäger und Maisbauern sind hier zufällig die selben.
Einerseits bin ich schadenfroh, aber andererseits brauche ich mein Grünland für meine Kühe und nicht für denen ihre Wildschweine.
Die können froh sein, daß die Pest mit ihrem Behördengefolge noch nicht hier ist!
maxa67

Re: Wildschweine...Belagerungszustand

Beitrag von maxa67 »

Na da warte mal bis die ASP endlich auch bei dir ist. Ich hoffe, bei euch gehts gesitteter zu als in Brandenburg.
Zu spät und mit falschen Mitteln reagieren die Behörden auf das Auftreten der afrikanischen Schweinepest. Als »haarsträubend« bezeichnen Jäger und Bauern die Aktionen der brandenburgischen Regierung. Eine Zone mit einem drei Kilometer messenden Radius wurde notdürftig mit einem Elektrozaun eingekreist. Doch der Zaun hat Lücken und ist alles andere als stabil, wie der Landesbauernverband feststellte. Die ersten Tage gelang es nicht einmal, ihn unter Strom zu setzen. Wildschweine lassen sich dadurch mit ziemlicher Sicherheit nicht abschrecken, urteilen erfahrene Jäger. Vorher wurden noch Feldarbeiten wie Mähen und Häckseln ausgeführt und so möglicherweise zur Weiterverbreitung des Virus beigetragen.

Suchmannschaften suchen die Kernzone nach Kadavern ab – zu Fuss und ohne Nachtsichtgeräte oder Drohnen, die bei der Suche helfen würden. Aus Schleswig-Holstein kam eine Kadaverhundestaffel; die Hunde hätten allerdings gerade erst ihre entsprechende Prüfung abgelegt, seien also sehr unerfahren.

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner pochte darauf, dass es eine Schweinepestverordnung und Krisenpläne gebe. Deutschland sei nach ihren Worten »vorbereitet«.

...

Die Seuche grassiert in Brandenburg offenbar schon länger. Denn die ersten Funde verendeter Wildschweine waren bereits komplett verwest, lagen also schon mindestens einen Monat im Wald. Erst sechs Tage nach dem Fund wurde eine entsprechende Verfügung in Kraft gesetzt. Dabei gilt sofortiges Handeln als Handlungsgrundlage bei Ausbruch der ASP.
Zusammengefasst von verschiedenen Quellen:

https://www.jagderleben.de/news/32-asp- ... aun-712153


und hier ein Bericht von einem Test aus sachsen ... 250.000 für ne Drohne mit Equipment, haben die die aus Platin geschnitzt? :roll:
https://www.jagderleben.de/praxis/asp-a ... rer-712115
balin
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Re: Wildschweine...Belagerungszustand

Beitrag von balin »

Danke für die Schilderungen!
Meine Geschichte erzähle ich, um klar zu machen, um was für Kaliber es sich bei Wildschweinen handelt. Denen ist weder mit Zäunen noch mit Flinten beizukommen. in den knapp vierzig Jahren, die ich jetzt hier zuständig bin habe ich hier noch keine lebende Wildsau gesehen, aber regelmäßig meine Wiesen reparieren müssen. Die Jäger sind mit solchen Wesen hoffnungslos überfordert und haben letztendlich auch keine überzeugende Strategie dafür. Das ganze mit der Pest macht es dann noch viel schlimmer, da kommen dann noch viele sehr, sehr kompetente Fachleute aus den Ämtern mit hinzu. Das ist eine höllische Mischung, die absolut geeignet ist, verbrannte Erde zu hinterlassen.
Ein paar Wölfe mehr könnten manches halblebige Wildschwein verschwinden lassen, das sehen aber viele von den Zuständigen nicht ein.
Mein Urteil über die neuartige Seuchenbekämpfung fällt überaus kritisch aus.
Ich züchte meine Rinder so, daß sie mit Krankheiten und ungünstigen Umweltbedingungen auch mal selber fertig werden können.
Sollte die Seuchenbekämpfung mal über uns herfallen, wäre das alles hinfällig.
Ich kann mit den Schweinehaltern mitfühlen.
maxa67

Re: Wildschweine...Belagerungszustand

Beitrag von maxa67 »

Ich hatte in den letzten Monaten und Jahren einige Gespräche mit Vieh- und Ackerbauern, das deckt sich in etwa mit deinem "Unterton".
Schon vor 2 Jahren hatte mir der Chef des größten Betriebes im Landkreis das ASP Szenario genau so beschrieben, zu der Zeit trafen die auch die Entscheidung, die Bestände an Vieh weiter zu reduzieren, weil das Damokles Schwert sowohl von ASP, mehr aber noch die behördlichen Maßnahmen über der Viehwirtschaft bedrohlich zu schweben begann. Dazu der Irrsinn mit dem überbordenden Maisanbau, was ja so schon ein Irrsinn ist, daß man eigentlich nahrungsmittel zum Zwecke des Verheizens anbaut. Kein Wunder daß die Schweine so überhand nehmen.
In den letzten zwei Jahren sind wir wieder mehrmals Schweinen bedrohlich nahe gekommen, die haben wir gottseidank nur davontrampeln hören, zu Gesicht haben wir sie trotzdem nicht bekommen. Und vor 10 Jahren brach mal ein kapitaler Keiler keine 10 Meter vor uns aus der Schonung. Ansatzlos und der Hund hatte ihn auch nicht in der Nase. Das Trampeln auf dem waldboden vom Flüchtenden haste mehr als 2 Minuten gehört. Ich mag mir garnicht vorstellen, wenn der sich gegen uns gewendet hätte. Wer diese brachiale Gewalt mal erlebt hat, der kann über Netze nur lachen. Ein Wildschweinstampede zerfleddert dir auch jeden normalen Holzzaun.

Und ich war teilweise überrascht, daß entgegen den medialen Darstellungen gerade die Viehbauern dem Wolf gegenüber eher pragmatisch eingestellt sind. Wir haben hier einige, die u.a. Galloways, Charolaix und bei mir 5 km entfernt mitten im Wolfsrevier auch Schottische Highlandrinder halten.
maxa67

Re: Wildschweine...Belagerungszustand

Beitrag von maxa67 »

Letzte Woche gabs den ersten ASP Nachweis in Sachsen bei Krauschwitz (Bad Muskau) 10 km südlich der brandenburger Landesgrenze und unmittelbar an der Grenze zu Polen.
Beim Pilzesammaln am Wochenende war sofort die sprunghaft gestiegene Präsenz der Jägerschaft seh- und hörbar. Ist schon bissel unheimlich, wenn man im vertrauten ruhigen Revier am Nachmittag das Rumgeballere wahrnimmt und die Suzuki und Kia Jeeps mit erlegten Schweinen auf dem Heckträger die Waldwege entlang hüpfen.
maxa67

Re: Wildschweine...Belagerungszustand

Beitrag von maxa67 »

Im Landkreis Görlitz gabs zwei weitere ASP Fälle. Die Bauern dürfen in dier betroffenen region ihre Ernten (Rüben) nicht eifahren, damit die Schweine nicht wandern. Die Jäger weigern sich übrigens, Schwarzkittel zu schießen. Prämie zu gering und aufgrund geschlossener Gastronomie keine Abnehmer, welche den Kilopreis auf auf 1 Euro gedrückt haben. Und kein Jäger schießt für "die Tonne". Grad jetzt, wo es gilt, durch Sauenbeschuß die Population des kommenden Jahres gering zu halten.
https://www.tag24.de/nachrichten/region ... ht-1723543
Bei den Tschechen hat man die Abschußprämie im Grenzgebiet Böhmische Schweiz, Lausitzer Gebirge und Isergebirge auf umgerechnet 75 Euro, für Totfunde gar auf 130 Euro erhöht. Kurioserweise macht man daraus eine Überschrift "Schweinepest: Jetzt gibts Abschußprämie" im Lokalteil Zittau der Sächsischen Zeitung. Und suggeriert damit Aktivitäten in Sachsen, obwohl der Artikel lediglich auf die neue tschechische Praxis verweist.
https://www.saechsische.de/tschechien/a ... -plus.html
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