Bauernaufstand

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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bauernaufstand

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Redux hat geschrieben: 25. Okt 2019, 16:02 Das kann schon sein, nur was hilft denn ? Wieder Lebensmittel die keiner bezahlen kann ? Hunger ? Arme die einmal im Leben Fleisch bekommen ?
Geht es auch mal ohne völlig unreale Zuspitzung? Hier muss exakt niemand Hunger leiden, wenn sich Agrarpolitik in nachhaltige Bahnen verschiebt. Jeden Tag billiges Mett und andere Schlachtabfälle in sich stopfen verstehe ich nicht unter vernünftiger Ernährung.
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Redux

Re: Bauernaufstand

Beitrag von Redux »

Das behauptest du ich sehe hier in der Großstadt aber schon genug Menschen hungern trotz der Preise und nein die haben nicht alle 5 Smartphones
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bauernaufstand

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Und das sind wieviel % an der Bevölkerung? Wenn Dich guten Samariter das stört, dann beteilige Dich sehr gerne fleißig an den Protesten, wenn Supermarktketten wieder darum kämpfen, dass ihre weggeworfenen Artikel wirklich bloß keiner mehr essen darf. Schlag "Containern" nach.
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Redux

Re: Bauernaufstand

Beitrag von Redux »

Bin ich schon bei Containere schon lange (aus Idealismus) nur das eine schließt das andere ja nicht aus. Außerdem was spielt das für eine Rolle wieviel Prozent das sind ? Haben die kein Recht auf Teilhabe an den gesellschaftlichen Gütern ? Außerdem warte mal auf die nächste Welle der Altersarmut. Vielleicht liegt der Prozentbereich ja dann im für dich relevanten Bereich.
zaino
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Re: Bauernaufstand

Beitrag von zaino »

Eben, es kann nur irgendwie nicht sein, dass nur übelste Massensproduktion, tierschutzrelevant und umweltunverträglich, dazu noch staatlich subventioniert, die Ernährung in diesem Land sicherstellt! Hallooo?
Es kann auch nicht sein, dass ein unüberschaubares Angebot zu einem hohen Prozentsatz weggeschmissen wird, während die von Redux erwähnte Bevölkerungsgruppe kaum das Nötigste zusammenkriegt.... .
Von ein paar Nebenjobs weiß ich, wie viel Ressourcen allein schon "unterwegs" vom Erzeuger zur Verpackung bis in den Laden verschütt oder kaputt gehen...

Und wie überall, gibts seltsame Trends und Zwänge, und ich sehe ein, da kommt auch ein Landwirt nur schwer 'raus. Subventions-unabhängig wirtschaften - muss man sich halt auch erst mal trauen, wenn Haus, Hof und Familie am seidenen Faden hängen und man nicht weiß, wo und wie man neue Absatzwege oder überhaupt eine andere Produktion auf die Beine stellt. Kann klappen, muss aber nicht.
Sehe ich alles ein.

Andererseits gilt der alte Spruch: Wer etwas los lässt, hat 2 Hände frei.

Vielleicht wären etwas mehr Ermutigung und Weiterbildungsmöglichkeiten, Initiativen und Formierung eigener Interessengruppen etc. eher ein Weg als nur ständige Reglementierungen und Kritik von "außen" oder von "oben"?

Geht alles nicht von heut auf morgen - nicht, weil sie alle zu doof oder zu stur wären, aber hm, vielleicht verprellt, resigniert, entmutigt?
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bauernaufstand

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Unter der Annahme, dass es wirklich ernste Hungerleider in D gibt: schaut doch generell mal in Einkaufswagen, wofür Leute hauptsächlich Geld ausgeben. Auflösung: nicht für Grundnahrungsmittel. Wer schlicht zu dumm ist und immer Geld für Kippen und Limo hat, also ..

Mies wird es, wenn die Kinder darunter leiden müssen. Aber statt Hungerkatastrophen zu beschwören, wenn die Preise steigen, weil kein staatssubventioniertes Preis-Dumping mehr betrieben wird, sollte das eigentliche Problem hinter der Armut angegangen werden. Das ist ja ein hiervon unberührtes Feld.
Redux hat geschrieben: 25. Okt 2019, 16:23 Vielleicht liegt der Prozentbereich ja dann im für dich relevanten Bereich.
Ab wievielen Stellen nach dem Komma ist es denn für Dich relevant? Damit nicht falsch verstanden wird: jeder Hungerleider ist ein vermeidbarer Fall zuviel, aber es muss auch nichts hochbeschworen werden. Schafft dieses unsäglich menschenverachtende HartzIV-System ab und beendet das bisherige Ausmaß der Lebensmittelverschwendung, dann ist schon eine Menge geholfen.
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maxa67

Re: Bauernaufstand

Beitrag von maxa67 »

Warum nur immer dieses Schwarz-weiß Denken? Das läßt doch keine argumentatorische Luft, um wenigstens mal zu sortieren, wo es Konsens geben könnte und wo die Fronten verhärtet bleiben. Fakt ist: Ohne industrialisierte Landwirtschaft hätten die beiden letzten Sommer Hungersnöte gebracht.
Ich arbeite in der Lebensmittelbranche und behaupte mal, da ein ganzes Stück in die Lage der Rohstoffversorgung reinzublicken. Dazu, weil der Ziegenstall das angesprochen hat: Die verfluchte Monopolisierung der Landwirtschaft, die Produzenten quasi dazu nötigt, so ziemlich das preiswerteste zu verarbeiten, was gerade noch die Qualitätsstandards erfüllt. Wenn wir über Landwirtschaft sprechen, dann gehört der Enzelhandelssektor unbedingt in diesen Kontext. Es gibt mittlerweile eigentlich nur noch einen Klassenprimus (Edeka) und zwei abgehängte Verfolger (Schwarz, also Lidl/Kaufland und die Rewe Group), dann kommen die beiden Aldi Brüder zusammen und dann kommt die Metro mit Real.
Die waren so schon immer weniger präsent, durch den Verkauf von Real an Schwarz, stürzt Metro endgültig in die Bedeutungslosigkeit.
Vor 2 jahren war übrigens noch Kaisers/Tengelmann auf Platz 7, die wurden von der Nummer 1 vernascht, so wie der Großteil der Nummer 5 nun mit Segen des Kartellamtes an die Nummer 2 geht.
Dort wird die Musik gemacht, die diktieren die Preise und drücken den Produzenten unter Gejohle des schnäppchenheischenden Endverbrauchers das Weiße aus den Augen. Vielfalt und Wettbewerb sieht anders aus.
Die Taktik ist, nicht nur die Preise zu diktieren sondern auch Produzenten in Abhängigkeit zu kastrieren, da wird formell das Label übernommen und die Kapazität für die Eigenmarkenproduktion genutzt.
Bei uns haben wir dann schon solch exotische Konstitutionen, daß Rohstoffproduzenten in der Schweiz preiswerter liefern können, als das nächstgelegene Werk in Mittelsachsen. Das rollt dann mit nem russischen Lastzug und nem polnischen Auflieger auf den Hof.
Und wenn die Putze in Belgien in der Volleiproduktion pennt und bißchen Reinigungsmittel, nachweisbar aber in unschädlichen Mengen, in die Mischung kommt und in NRW das Gesundheitsamt nach Wochen einen Fipronilskandal draus macht, dann gehen eben zu Lasten des Produzenten die Preise fürs Eipulver mal schnell um 380 % hoch. Da isses egal, ob der FSSC zertifizierte polnische Hof sauberer arbeitet als das alte Unternehmen in Niedersachsen - der Weltmarkt sagt bei den Rohstoffpreisen, wo es langgeht. Der Verbraucher entrüstet sich derweil über den Skandal, die Einzelhandelsmafia nimmt den Fall als Begründung für ne kurze Preisanhebung, der Produzent sieht keinen Cent mehr, wegen der abgeschlossenen jährlich gültigen Lieferverträge.
Wer mal Jahresgespräche mitgemacht hat, der kann erahnen, was Inquisition mal war.

Und dann mußte nach solch einem Vorfall nur noch den ökogrünen Träumer aus der Großstadt vor der Brust haben, der dir was von Nachhaltigkeit, die eben mal was kostet, erzählt. Leute, ich komm vor Lachen nicht in den Schlaf bei soviel Naivität.
Wehren sich die Bauern nicht jetzt und setzen mal eine kräftige Duftmarke, dann stirbt neben Banken, Versicherungen, Chemie, Energie, Auto - Industrie auch ein Großteil der Landwirtschaft.

Und jetzt ihr wieder...
zaino
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Re: Bauernaufstand

Beitrag von zaino »

Auch wieder wahr - wer Wasser und Nahrungsmittelproduktion kontrolliert, hat eigentlich ALLES unter Kontrolle, Wirtschaft, Politik, Macht... ist so.

Und die großen Ketten blockieren zu einem guten Teil auch die Chance, hochwertiges Futter DIREKT zu vermarkten. Ist so, europaweit.

Duftmarke setzen: OK. Aber an der Front müsste eben noch viel viel mehr passieren...
maxa67

Re: Bauernaufstand

Beitrag von maxa67 »

Ich wollte damit eigentlich nur darauf verweisen, daß alles so sehr viel komplexer und verfahrener ist, als wir es uns überhaupt vorstellen können. Und je mehr mit gutem Vorsatz (wer würde schon etwas gegen pure Natürlichkeit sagen können) in die eine Richtung dirgiert wird, umso härter holt uns die Ökonomie auf den Boden. Kurzum: Es kippt zurück in die Richtung, wo statt Wohlstand für alle, manche Selbstverständlichkeiten wieder zum Luxus werden.
Ich persönlich würde ja da mal bei den höchstentbehrlichen Smartphones anfangen... das wäre ein Anfang.
Dann fände man nämlich auch mal wieder zurück zur Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Leiblichen gegenüber.

Die nächste Zäsur erfolgt für Deutschland schon am Sonntag, wenn Thüringen wählt. Einerseits ist es ein ernstzunehmendes Zeichen, daß die AFD TROTZ Höcke satt über 20% einfahren wird, was ein Zeichen besonderer Verzweiflung in Thüringen ist, andererseits bleibt als einzige Konstellation eine schwarz-kommunistische Regierung. Das war bisher unvorstellbar, daß auch die CDU als bisher konservative Partei mit den Erben der 2. deutschen Diktatur koppuliert. Für jeden, der die DDR erlebt hat, ist das genauso ein Schlag in die Fresse wie für Opfer des Dritten Reiches die Popularität von Höcke.
zaino
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Re: Bauernaufstand

Beitrag von zaino »

Dass wir alle gleich am Hungertuch nagen, wenn die Schwemme an Billigmassenprodukten weniger wird, wage ich ma. zu bezweifeln.
Und das Ganze ist viel komplexer, schon klar.

Nur, irgendwo müsste man mal anfangen, Dinge umzustrukturieren.

Momentan überlege ich echt, mein uraltes 6,50-Gebraucht-Nokia-Handy gegen was Neues zu tauschen. Funktioniert zwar noch, ist aber endsalt...
Nach 10 Jahren mit Gebrauchtgerät legitim, oder? ;)
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