Bleifreie Jagd

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Lutra
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Lutra »

Erklärbär hat geschrieben: 24. Okt 2019, 08:50
Was mich nervt ist Panikmache, da bin ich beim Wolfsthema ja noch harmlos dagegen LOL.
Panikmache sehe ich im ganzen Tread nicht. Blei ist nun mal kein Leckerli. Dann kommt noch dazu, dass das Wild nicht die erforderliche Wartezeit einhält, nachdem PSM gepritzt werden, oder die Wildschweine die gebeizten Maiskörner nach der Saat gleich wieder verzehren. Hm. :?:
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Ob es eine Möglichkeit "für die Hausfrau" gibt, Blei in Lebensmittel selbst halbquantitativ nachzuweisen? Ich gehe davon aus, dass die Wenigsten von uns ein Flammen-Atomabsorptionsspektrometer in der Küche stehen haben. Vielleicht aber ein Kit, das ich bisher da nicht gefunden habe.
Ich fürchte, ohne ein paar dicke Dukaten für das Labor kommt man da an keine Ergebnisse.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Nina hat geschrieben: 22. Okt 2019, 17:21
Bundesinstitut für Risikobewertung, 19.09.2011: Fragen und Antworten zum Verzehr von Wild, das mit bleihaltiger Munition geschossen wurde https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_a ... 27659.html
Mit anderen Worten: Solange man nie oder so gut wie nie Wildfleisch verzehrt, ist es unbedenklich.
Etwas irreführend ist die "erwachsene Durchschnittsverbraucherin", für die dem ersten Satz nach anscheinend kein Risiko besteht. Es sei denn, sie ist ein Mädchen bis 7 Jahre, ein Mädchen ab 8 Jahre und dann eine Frau im gebärfähigen Alter bis ca. 55 Jahre - oder dank neuester reproduktionsmedizinischer Möglichkeiten auch älter. Die "erwachsene Durschschnittsverbraucherin" beschränkt sich damit auf ältere Damen ab 55.
Oder konkret im "Kleingedruckten":
Sollten Mädchen und Frauen um gebärfähigen Alter auf den Verzehr von mit Bleimunition erlegtem Wild verzichten?

Der in der Schwangerschaft erhöhte Knochenumsatz führt bei unzureichender Calciumzufuhr dazu, dass das in den Knochen der Mutter gespeicherte Blei freigesetzt wird und so eine zusätzliche Belastung sowohl für den Fötus als auch für die Frau darstellt. Somit ist grundsätzlich während der Schwangerschaft der Fötus unter Umständen im besonderen Maße durch eine langjährige erhöhte Bleiaufnahme der Mutter gefährdet und nicht nur durch Blei, welches die werdende Mutter während der Schwangerschaft über Lebensmittel aufnimmt.

Aus diesem Grund sollte die Bleiaufnahme bei Mädchen und Frauen bis zu einem Zeitpunkt, ab dem sie keine Kinder mehr bekommen möchten, grundsätzlich so gering wie möglich sein.

Bundesinstitut für Risikobewertung, 19.09.2011: Fragen und Antworten zum Verzehr von Wild, das mit bleihaltiger Munition geschossen wurde https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_a ... 27659.html

Die Teile der jagdwütigen Nordamerikaner sind da wohl noch etwas involvierter als wir hier. Sehr viel Literatur dazu, deswegen auch hier nur beispielhaft angeführt.

https://www.scientificamerican.com/arti ... ition-ban/
The Centers for Disease Control and Prevention tested 736 people, mostly adults, in six North Dakota cities and found that those who ate wild game had 50 percent more lead in their blood than those who did not eat it. The lead exposure was highest among people who consumed not only venison, but also birds and other game, according to the study published last month in the journal Environmental Research.

Those who ate wild game meat had average lead levels of 1.27 micrograms per deciliter, compared with 0.84 for those who ate no game. Most said they either hunted the animals themselves or obtained the meat from friends or family members.

“What was most troubling is that as wild game consumption increases, the blood-lead levels increase,” said study co-author Mary Jean Brown, chief of the CDC’s lead poisoning prevention branch. “The strong recommendation we would make is that pregnant women should not consume this meat.”
[...]
The National Shooting Sports Foundation argues that everyone in the North Dakota study had blood-lead levels below the CDC’s health guideline of 10 micrograms per deciliter.

However, recent research has reported that children’s mental abilities are reduced by lead at levels far below the CDC guideline. Brown and others say there is no threshold below which lead does not cause harm, particularly with children.
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SammysHP
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von SammysHP »

Dr_R.Goatcabin hat geschrieben: 24. Okt 2019, 16:40 Ob es eine Möglichkeit "für die Hausfrau" gibt, Blei in Lebensmittel selbst halbquantitativ nachzuweisen? Ich gehe davon aus, dass die Wenigsten von uns ein Flammen-Atomabsorptionsspektrometer in der Küche stehen haben. Vielleicht aber ein Kit, das ich bisher da nicht gefunden habe.
Ich fürchte, ohne ein paar dicke Dukaten für das Labor kommt man da an keine Ergebnisse.
Es gibt Tests für in Wasser gelöstes Blei. Sowohl als Streifen als auch als flüssigen Indikator. Kostet natürlich trotzdem einiges.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Wasser ist Wasser. ........ Blei in Wild, partikulär wie diffus eingebettet zwischen Fett, Muskeln und sonstwas die andere Herausforderung. Hier geht es ja nicht um Badewasseranalytik für Praktikanten im Labor, sondern Schwermetalle in komplexer Matrix, die man erstmal extrahieren muss.
Hatte dazu eben gelesen, was die Behörden in Niedersachsen anstellen, um ihre Fischproben etc. zu kontrollieren, und habe die Sache mental wieder gestrichen. ^^
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Noch den Nachtrag:

Blood Lead Levels in Children
https://www.cdc.gov/nceh/lead/preventio ... levels.htm
Protecting children from exposure to lead is important to lifelong good health. No safe blood lead level in children has been identified. Even low levels of lead in blood have been shown to affect IQ, ability to pay attention, and academic achievement. And effects of lead exposure cannot be corrected.

The most important step parents, doctors, and others can take is to prevent lead exposure before it occurs.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

SammysHP hat geschrieben: 24. Okt 2019, 17:06
Es gibt Tests für in Wasser gelöstes Blei. Sowohl als Streifen als auch als flüssigen Indikator. Kostet natürlich trotzdem einiges.
Eben beim Rennen kam mir noch eine andere Idee; bringen wir doch mal Pfeffer bei die Sache und gehen es anders herum an.

- Alle echten Jägersmänner ernähren sich eine Woche lang ausschließlich von gut verbleitem Wildbret, um die Nachweisgrenze in den Harnproben in den gut gesicherten Bereich zu heben. Die bestehen dann eh zu 95% aus Wasser, was die Analytik deutlich vereinfachte. :mrgreen:

Zögerer machen die Diät zwei Wochen lang mit.

...

Wie das wohl bei den Inuit aussehen mag; damals wie heute. Deren erlegte Tiere haben ihrerseits ja schon u.U. quecksilber- und bleibelastete Beute gefressen.
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Erklärbär
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Erklärbär »

Lutra hat geschrieben: 24. Okt 2019, 16:21
Erklärbär hat geschrieben: 24. Okt 2019, 08:50
Was mich nervt ist Panikmache, da bin ich beim Wolfsthema ja noch harmlos dagegen LOL.
Panikmache sehe ich im ganzen Tread nicht. Blei ist nun mal kein Leckerli. Dann kommt noch dazu, dass das Wild nicht die erforderliche Wartezeit einhält, nachdem PSM gepritzt werden, oder die Wildschweine die gebeizten Maiskörner nach der Saat gleich wieder verzehren. Hm. :?:
Dann ersetze Panikmache durch Sturm im Wasserglas.
Gibt es eine einzige Studie über Bleivergiftungen beim Menschen nach Wildverzehr? Ich wüsste nicht...
Selbst die Erhöhung des feststellbaren Bleianteils im Körper - wen wundert's? - hat bisher keine feststellbaren Konsequenzen gezeigt. Und nicht zu vernachlässigen sind die positiven Aspekte wie z.B. ein höherer Vitamin- und Mineralstoffgehalt, v.a. aber ein sehr positives Fettsäuremuster.

Unsere Nahrung beeinhaltet 1000ende Toxine, Umweltkontaminanten, Pestizide etc., die mit neuer Analysetechnik schon in kleinsten Spuren nachweisbar sind.

Ein unbedarfter Mensch geriete vermutlich völlig in Panik, wenn er wüsste, was er mit jedem Schluck oder Bissen zu sich nimmt.

Nichts mehr essen ist aber keine Alternative.
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von zaino »

??? Hm, erstens, wäre mal interessant, wie sich der Unterschied zwischen Schrot und Kugel ausnimmt?

Zweitens: Wenn sie schon dauernd für Wildpret werben, die Jäger, und es ist ja auch manchmal, richtig zubereitet, recht lecker - sollten sie dafür sorgen, dass es GUT ist und nicht irgendwie vergiftet.

Drittens: Inuit? Harpunen waren früher üblich, und Jagen/Fischen am Eisloch geht ohne auch schlecht, weil das Wild u. U. entfleucht. Natürlich kommt bei anderem Wild die Knarre zum Zug, Bogenjagd war gestern, klar.
Aber ja, es gibt noch Natives, die vermehrt von der Jagd leben, und mit welchen Auswirkungen müssen DIE leben? Blei plus X...
Ich denke z. B. auch mit an Uranabbaugebiete in Kanada - dabei wird eine MENGE Wasser verseucht, mit radioaktivem Material, Quecksilber und anderen Schweinereien. Mithin trifft das auch Fisch und Wild der Region. Ach ja, ich vergaß, Atomkraft ist ja saubere Energie, *winkzumaxa*
Könnte übrigens auch auf viele entlegene Regionen der Sowjetunion zutreffen, wo man heute noch viel jagt und Rentiere züchtet etc.

Viertens: Meines Wissens wird auch gezüchtetes Gatterwild aus einer Deckung heraus geschossen... erspart den Tieren zwar Stress, aber macht sie ebenfalls dann bleihaltig....

Stoff zum Nachdenken...

Klar, es gibt praktisch NICHTS mehr, das komplett frei ist von Umweltgiften und Schadstoffen - andererseits sollte man schon irgendwie den Überblick behalten.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Zaino, das ist hier schon allen klar, dass sich die Inuit vor Ankunft der Europäer mit ihren Pulverwaffen keine magische Büchse beim "Buttje, Buttje inne See" bestellt haben. ;) Was ich meinte, ist, wie sich die Belastungssituation für solche Jagdgesellschaften bisher geändert hat. Man betrachte die Belastung durch die Art der Bejagung selbst (Bleigeschosse), die Hochkonzentration von Schwermetallen in den erlegten Tieren durch deren Futter, sowie die seither zunehmende anthropogene Hintergrundbelastung, auch in solchen entlegenen Gebieten.

Mir fiel hier auch eine Doku noch vage zu "unserem Kreise" gehörigen Menschen ein, wo jedesmal unzählige Tiere zusammengescheucht und abgeschlachtet werden. Den Bewohnern dort IST KLAR, wie sehr das Fleisch der Wale belastet ist ... sie essen es trotzdem, mit allen inzwischen spürbaren Konsequenzen. "It´s tradition, stupid!".
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