Lutra hat geschrieben: ↑10. Nov 2019, 16:51
Erklärbär hat geschrieben: ↑10. Nov 2019, 13:50
Das habe ich mir auch schon überlegt, hat aber sehr weitreichende Konsequenzen. Da muss man länger drüber nachdenken...
Da sind wir uns mal einig. Klar hat die unkontrollierte Ausbreitung von Homo Sapiens Konsequenzen, schon seit langem und immer stärker. Ich meine da nicht vorrangig die flächenhafte und zahlenmäßige Ausbreitung. Viel gravierender ist unsere unersättliche Vernutzung jeglicher Ressourcen. Ich bin der Meinung, dass dieses Verhalten unweigerlich eher früher als später auf uns zurückschlägt. Was wir bis dahin nicht total ausgerottet haben, wird dann unsere Ruinen wieder besiedeln.
Du bist hier der einzige der letztbeiträgigen Foristen, der noch nicht komplett in der eigenen Blase der Wahrheit gefangen scheint.
Das ewige Runterbeten von subjektiv polarisierenden und weitgehend nicht belegbaren Behauptungen von NABU und Vogelkomitteegruppen sowie die Resistenz gegenüber den von mir angeführten Studien (soagar extra für Euch rausgesucht unter Beteiligung von Ornithologen, die doch wohl über jeden Zweifel erhaben sein sollten) zeigen doch die Unfähigkeit, sich mit einem Thema sachlich und objektiv auseinanderzusetzen.
Deine Meinung kann ich nachvollziehen und sogar unterschreiben. Dennoch ist sie für mich persönlich zu fatalistisch.
Zurück zur Frage, was wäre, wenn? Der "Natur" ihren Lauf lassen...
Also, das erste, was sich sehr bald einstellen würde, ist der flächendeckende Zusammenbruch der Fischereiwirtschaft, v.a. Binnenfischer, Fischzüchter (vgl.
https://www.nzz.ch/schweiz/fangmenge-an ... ld.1490337 ).
Fische bekämen wir aber dann aus Ländern, in denen der Natur nicht freier Lauf gelassen wird. Genau wie der NABU für seine Showteiche Besatzfische aus komoranbefreiten Fischzuchtanlagen in Tschechien holen muss (
https://www.zeit.de/2010/20/Kormoran/seite-2).
Die Binnenfischereiwirtschaft ist eh am Zusammenbruch. Ähnlich Schäfer. Eine anstrengende Arbeit, schlecht entlohnt und nicht respektiert. Die Forellen in der Kühltheke stammen überwiegend aus Dänemark und der Türkei. Ohne Kormoranvergrämungserlaubnis wäre die Teichwirtschaft längst tot.
Okay. Sportfischerei: Für dieses Hobby gibt es kaum noch Nachwuchs. Macht keinen Sinn, wenn man nur am Wasser sitzt und den Kororanen zusehen muss, wie sie den letzten Fisch rausziehen und selber nichts fängt. Aber egal. Nur, wer kümmert sich dann noch darum, die Gewässer vom Wohlstandsmüll zu befreien, die Einleitung von gewässerschädigenden Stoffen anzuzeigen, wer geht gegen Querverbauungen etc. vor? Vom NABU und Co. merkt man diesbezüglich zumindest bei uns nichts. Was unter der Wasseroberfäche passiert, interessiert keine Sau.
Natürlich ist der Vergrämungsabschuss nur ein Notbehelf, der am gesamteuropäischen Grundproblem der Überpopulation an Kormoranen nichts ändert, aber lokal durchaus die Restbestände an Fischen schützen hilft. Deswegen sagte ich bereits, das Problem muss europäisch gelöst werden. In einigen Ländern ist man ja auch dran. Die Politik hat teilweise kapiert, dass man auf der einen Seite nicht Millionen Steuergelder zur Rettung aussterbender Fischbestände ausgeben kann und auf der anderen Seite zulässt, dass diese Fische dann von unregulierten Kormoranbeständen weggefuttert werden.
Man kann sagen, lasst der Natur ihren Lauf.
Ich meine, wir haben keine reine Natur mehr, sondern wir müssen unsere Habitate möglichst für Menschen und Tiere organisieren. Damit meine ich nicht Ausrotten von Kormoranen (oder hier Wölfen), sondern eine Art "Geburtenplanung", also Management. Deswegen ist für mich die tolerabelste Art, wenn die Brutgelege von Kormoranen gestört werden (Eier einölen). Vergrämung durch Schießen kann nur ein vorläufiger, aber notwendiger Notbehelf sein (ist zudem aufwendig, unschön und teuer).
Was "der Natur ihren Lauf lassen" sonst noch bewirkt, k.A. Bin kein Limnologe. Aber ich weiß, dass es Kausalketten gibt, z. B. Muschelarten, die bestimmte Fischarten zur Reproduktion benötigen. Usw. usf.
Was man noch beachten sollte: Es gibt bei vielen Fischarten, gerade in der Salmonidenregion, unterschiedliche Stämme. Das heißt z.B. bei uns, dass wir lokale Äschenstämme nicht einfach mit Importäschen aus Dänemark besetzen können. Lokale Stämme sind perfekt an die jeweiligen Gewässertypen angepasst. Das sieht man dann auch an Form und Farbe.
Also, ist nicht wie bei Wölfen, dass man einfach den Kofferraum aufmacht und Fische freilässt.
Gruß Erklärbär