Jäger verwechselt...

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Dr_R.Goatcabin
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Ich bin wirklich dafür, dieses Thema im Smalltalk auszulagern; nicht notwendigerweise mit all den Verweisen aus Deutschlandfunk etc. in "meinen" Paper-Thread nun, wenn es länger wird. Hinsichtlich der Belastung von Tier und Boden hätten Nina und ich Material, das gut verwertet werden könnte.
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Lutra
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Lutra »

Darauf, dass Wildbret nicht unbedingt "bio" ist, kommt man doch durch simple Beobachtungen und bißchen Nachdenken, da braucht man keine Studien dafür.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Man wickelt sich zuweilen eben doch an einer Meinung fest, die dann eben doch einer kritischen Betrachtung mit Fakten nicht standhält. Zahlen und einfache Bilder.
Ich kenne Leute, die da auch "Fleisch vom Wild - natürlicher geht´s nicht!" meinen. Nur dass eben "natürlicher" nicht zwangsläufig mit "besser/gesünder" einhergeht.

Oder wie Nina schrieb ..
Nina hat geschrieben: 17. Sep 2019, 17:23
Der Jäger braucht, wie ich meine, einen anschaulichen Vergleich. Und wenn man dem Jäger das sagt: Du isst sechs Kilo Wildschweinfleisch, belastet mit 3.000 Becquerel, dann hast du pro Kopf und Jahr eine Dosisbelastung vergleichbar mit zwölf Röntgenaufnahmen der Lunge, dann wird er da vorsichtiger.“

Helmut Rummel, pensionierter Strahlenschutzbeauftragter der Bundeswehr im Deutschlandfunk, 03.02.2019: Radioaktiv belastete Wildschweine: Problem Sau https://www.deutschlandfunk.de/radioakt ... _id=439784
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Nina
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Nina »

Lutra hat geschrieben:Darauf, dass Wildbret nicht unbedingt "bio" ist, kommt man doch durch simple Beobachtungen und bißchen Nachdenken, da braucht man keine Studien dafür.
Dem Autor des Artikels auf ZEIT online war das ja offensichtlich nicht bewusst:
Sein Fleisch ist ökologisch, es ist gesund, und die Wälder sind voll davon: Warum essen die Deutschen nicht endlich mehr Wildschwein? [...] Der Deutsche Jagdverband meldete für die Jagdsaison 2017/18 den Abschuss von 840.000 Wildschweinen, so vielen wie nie zuvor. In Restaurants und Läden aber findet man das Fleisch so gut wie nie. Dabei müssten gerade jene, die auf nachhaltig erzeugte Lebensmittel Wert legen, eigentlich begeistert Wildschwein essen. Das Fleisch könnte viele ökologische Sehnsüchte erfüllen: Die Tiere leben in der Natur, ernähren sich ohne künstliches Futter und ohne Soja, das Umweltschützer für die Abholzung des Regenwalds in Südamerika mitverantwortlich machen.

ZEIT online, 11.09.2019: Wilschweine - Wild für alle https://www.zeit.de/zeit-magazin/2019/3 ... onsum-jagd
Für mich liest sich der Artikel so, als solle hier die schleppende Vermarktung der Wildschweinfleischschwemme angekurbelt werden. Die zuvor detailliert skizzierten Nachteile wurden komplett ausgeblendet. Stattdessen befasst sich Seite 3 statt Infos mit Wildschweinrezepten.

Auf der anderen Seite haben wir den ehemaligen Strahlenschutzbeauftragten der Bundeswehr, der eine Strahlen-Messstelle für Wildschweinfleischproben betrieben und kritisiert hat, dass sich der Bayerische Jagdverband nicht für die Höhe der Messwerte interessierte.
Bayernweit werden Messwerte gesammelt, in 120 Messstationen, mit Geigerzählern wie jenem in seinem Wohnzimmer. Aber niemand trägt die Daten zusammen, wertet sie aus und zieht Schlüsse daraus. Der Bayerische Jagdverband BJV fragt seine Messstellen nur, wie viele Fleischproben über und unter dem Grenzwert gelegen haben. Nur die Höhe der gemessenen Cäsium-Belastung würde auch etwas über das persönliche Risiko bei einem Verzehr aussagen. Doch gerade die interessiere den Jagdverband nicht, sagt Rummel.

Deutschlandfunk, 03.02.2019: Radioaktiv belastete Wildschweine - Problem Sau https://www.deutschlandfunk.de/radioakt ... _id=439784
Laut Deutschlandfunk begann der pensionierte Strahlenschutzbeauftragte dann, Messwerte bei anderen Messstellen und bei den zuständigen Landratsämtern zu erfragen, um eine eigene Datenbank zusammenzutragen. Zunächst habe sich der Landkreis Augsburg geweigert, die erhobenen Messdaten herauszugeben. Über eine Messstelle der Region erhielt der Strahlenschutzexperte dann aber Auskunft über sehr hohe Strahlenwerte von über 10.000 Becquerel in 88 Wildschweinproben, worauf die Mauer des Schweigens endgültig dichtgezogen wurde und auch die Messstellen dazu angehalten wurden, keinerlei Messwerte mehr weiterzugeben. 2017 sei dem Experten der Status als Messstelle wegen einer angeblichen "persönlichen Fehde" entzogen worden. Forstämter hätten überhöhte Gebühren verlangt - 80 Euro für die Information über gerade einmal drei Messwerte. Dennoch habe die eigenständig errichtete Datenbank 2017 allein 500 Messwerte von 1.700 Becquerel bis 12.000 ergeben, darunter 34 mit mehr als 10.000 - was dem 16fachen Grenzwert für Nahrungsmittel entspricht. Das Bayerische Landesamt für Umwelt habe diese hohen Messwerte nicht veröffentlicht und beschränke sich stattdessen lediglich auf Stichproben im Handel. Viele Wildschweine aber, die Jäger für sich selbst und in ihrem Umkreis verwerten, würden gar nicht beprobt. Der Strahlenexperte hat recherchiert, dass allein in drei Regierungsbezirken rund 14.000 Wildschweine nicht beprobt worden seien.

Das ist Hintergrundwissen, das man nicht durch "simple Beobachtungen" oder "ein bisschen Nachdenken" erwerben kann - man muss sich schon ein wenig damit beschäftigen, um nicht unkritisch auf die appetitlich angerichtete Story wie die auf ZEIT online vom angeblich so gesunden und ökologischen Wildschweinfleisch hereinzufallen.
zaino
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von zaino »

Finde das aber extrem bedenklich, dass an der Stelle so verbissen "gemauert" wird. Da sieht man mal, wie man eigentlich in diesem Land belogen und manipuliert wird.
Lutra
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Lutra »

Das sind zwei Sachen.
Die "Produktion" des Wildfleisches ist selbstverständlich ökologisch unbedenklich und unschädlicher als die gängige Nutztierhaltung. Jedoch kann nie garantiert werden, dass das Wildfleisch "bio" ist im Sinne der geltenden Regeln dafür.
zaino
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von zaino »

Ja, schon klar. Umgekehrt hab ich mal irgendwo gelesen, dass die Wildsau viele andere Schadstoffe gar nicht aufnimmt, sondern irgendwie wieder los wird. Sicher, die Dosis macht das Gift.
Trotzdem ist dieses gezwungen "Untransparente" doch eher kontraproduktiv.
harris
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von harris »

Nina hat geschrieben: 17. Sep 2019, 16:25 Es ist immer amüsant mitzuerleben, welche Richtung so ein Thread einschlägt, wenn man mal 12 Stunden offline war. ;)
Ups, woran das blo immer liegt...? ;-)
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von harris »

zaino hat geschrieben: 18. Sep 2019, 09:01 Ja, schon klar. Umgekehrt hab ich mal irgendwo gelesen, dass die Wildsau viele andere Schadstoffe gar nicht aufnimmt, sondern irgendwie wieder los wird. Sicher, die Dosis macht das Gift.
Trotzdem ist dieses gezwungen "Untransparente" doch eher kontraproduktiv.
Genau! Jedes Wild entwickelt immer "Gegenmaßnahmen" und findet auch seine Heilmittel in der Natur. So legen sich z.B. Wildschweine bei Verletzungen (gleich vorab, die können sich auch in der Natur ereignen!!!) in Bärlauch um die Heilung zu beschleunigen.
Komisch, auch dem Wild in Tschernobyl geht es verhältnimäßig gut. Ich habe noch keine Berlichte gelesen, dass es beim Wild Mißbildungen oder ähnliches git. (Aber Nina wird was finden, da bin ich mir sicher ;-) )
Und Du hast recht, die Dosis macht das Gift. Aber es gibt ja jemanden hier, die puscht immer alles ins EXTREME hoch.
Auch wenn es einige annehmen, Fleisch vom Wild ist immer noch ökologischer und gesünder (auch wenn sie unkontroliert was in sich reinstopfen) als eine Mastsau, die noch nie frische Luft geschnuppert hat oder jemals einen Sonnenstrahl gesehen hat.
Gruß Harris

P.s.: Aber bei diesen Ausartungen und Abdriftungen hier, hat der "Jäger" nichts "verwechselt". Eher andere..
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Nina
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Nina »

Bei einer Drückjagd am Ortsrand von Überherrn-Altforweiler (Kreis Saarlouis) hat sich ein Jäger am Donnerstag mit seiner Flinte schwer verletzt. Wie die Polizei berichtet, hatte der 55-Jährige mit seinem Jagdgewehr auf ein Wildschwein geschossen. Bei der Schussabgabe sei das Gewehr explodiert; der Jäger erlitt schwere Gesichts- und Handverletzungen.

Die Rheinpfalz, 06.09.2019: Überherrn/Saar: Gewehr bei Schuss explodiert – Jäger schwer verletzt https://www.rheinpfalz.de/lokal/zweibru ... -verletzt/
Da hilft auch kein Bärlauch - am Ende zahlt die solidarische Versichertengemeinschaft für das riskante Freizeitvergnügen der Hobbyjäger. Also wir alle, die wir Zwangs-Krankenkassen-Beiträge zahlen müssen - ob wir solche Hobbys jetzt gutheißen oder nicht.
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