Jäger verwechselt...

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zaino
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von zaino »

uargs, ja. Da muss ich Nina recht geben. Mal ein bisschen Wildpret auf dem Teller ist ja lecker. Als Nahrungsmittel per sé denkbar ungeeignet.
Greifvögel gehen übrigens direkt drauf, wenn sie sich an (schlecht) geschossenem und dann verendetem Wild gütlich tun. Sie sind schlicht kleiner als wir und die bleihaltige Munition murkst den Vogel relativ schnell ab.

https://www.n-tv.de/wissen/Munition-ver ... 76711.html
https://www.shz.de/regionales/schleswig ... 18356.html

Mein alter Vater hat mit der Pensionierung vom Forstdienst nicht nur die Jagd aufgegeben. Er hat geradezu einen Ekel vor Wildpret entwickelt, und zwar noch zu Jagd-Dienstzeiten. Er musste ja seinen Abschluß immer selber aufbrechen, war bei Fleischbeschau etc. ebenfalls dabei. Er meinte mal zu mir, ich möchte nicht wissen, was er da alles an Erkrankungen und den Folgen von Parasiten IN Rehen etc. gesehen hat. Ja, sicher, die kriegen ungebremst alles ab, was der Mensch da draußen herumsaut, und im evt. geschwächten Immunsystem haben Parasiten einfach mehr Durchschlagskraft als in einem gesunden Tier.

Trotzdem esse ichs ab und an, alle heiligen Jahre mal, gern. Die Dosis macht das Gift. Nur - als GRUNDnahrungsmittel Fleisch ists zumindest bei uns nicht geeignet.

Die Stresshormone dagegen kann man bei der Jagd fast vernachlässigen. Sie sind alle super wachsame Fluchttiere - und kennen alle Tricks. OK, Rehe sind extreme Stress-Meier, die sehr leicht in blinde Panik geraten - da kann ich mir vorstellen, dass das schier ungenießbar wird. Rotwild - da fehlt mir die Erfahrung. Schwarzwild nimmt selbst eine längere Aktion relativ sportlich. Am besten ist es natürlich, unbemerkt vom Ansitz aus zu schießen und zu treffen. Es gibt Untersuchungen zur Schockwirkung von Geschossen - meist tritt der Tod schneller ein, als das Tier überhaupt was merkt. Jedenfalls im Idealfall.
Lutra
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Lutra »

Dr_R.Goatcabin hat geschrieben: 17. Sep 2019, 08:12 @Admin
Mindestens den ersten Beitrag von Nina zum Öko-Irrtum (knirsch) kann man vielleicht auch eher an diesen Thread als Extraausgabe heften,
Das ist sowieso leicht OT in diesem Tread "Jäger verwechselt...".
Der Link zur Verbraucherzentrale taugt auch nicht unbedingt als wissenschaftliche Abhandlung.
Aber da wir hier gerade so schön OT sind kann ich auch mal von einer eigenen Beobachtung berichten.
Vor einigen Jahren fuhr bei uns mal die Giftspritze durchs Rapsfeld, was ja bekannterweise beim konventionellem Raps einige mal passiert. Kurz und gut, am nächsten Morgen standen ungewöhnlich viele Rehe genau auf diesem Acker und liesen sich diesen Leckerbissen schmecken. Vielleicht war das Spritzmittel salzig oder so, jedenfalls sichtlich schmackhaft. Gab mir schon etwas zu denken und ließ doch an "mehr als bio" zweifeln, denn die Wartezeit bis zum Verfüttern war garantiert nicht eingehalten. Genau so funktionierts, wenn die Sauen die frisch gesäten gebeitzten Maiskörner reihenweise wieder ausbuddeln.
"Mehr als bio" oder was?
zaino
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von zaino »

... auch OT, aber es gab mal eine genmanipulierte Rapssorte, die die Rehe magisch anzog. Leider konnten sie das Zeug nicht verdauen ,und die Jäger und Förster fanden drin im Bestand eine Menge sterbender und toter Tiere. Es hat ihnen einen ihrer Widerkäuermägen zerrissen, den armen Viechern.

So viel auch zur Ansage von vielen Landwirten: Neinein, das Zeuch macht üüüüberhaupt nix und IHR habt alle eh keine Ahnung. :(
Das gilt für das Genzeugs genau wie für die ganze Herumgifterei. :evil:
harris
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von harris »

Nina hat geschrieben: 16. Sep 2019, 21:12 Da hat die ZEIT ja mal wieder einen sehr gefälligen Artikel rausgebracht, und dann auch noch ohne Bezahlung lesbar. Kritischen Journalismus bekommt man vermutlich nur noch gegen Gebühr, ansonsten muss man wohl mit Werbung in jeglicher Form, und sei sie noch so subtil, rechnen.

Wie ökologisch ist denn Wildschweinfleisch, wenn man es nach den Gesichtspunkten der ökologischen Erzeugung bewertet?
Der ökologische Landbau ist ein umfassendes System landwirtschaftlicher Produktion (Pflanzen und Tiere), das einem innerbetrieblichen Kreislauf den Vorzug gibt vor dem Einsatz von externen Produktionsfaktoren. Das heißt der Landwirt verzichtet auf Hilfsmittel von außen, wie z. B. chemisch-synthetische Düngemittel, und verwendet stattdessen Mist, Gülle, Kompost und anderen organischen Dünger. Auch konventionelle Pflanzenschutzmittel dürfen nicht eingesetzt werden.
Ebenso ist der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) und aus oder durch GVO hergestellten Erzeugnissen mit Ausnahme von Tierarzneimitteln verboten.
[...] Bio-Lebensmittel dürfen – genau wie konventionelle Erzeugnisse auch – nicht bestrahlt werden.

Lebensmittelverband Deutschland, 2019: Bio-Lebensmittel https://www.lebensmittelverband.de/de/lebensmittel/bio
Und das Wildschweinfleisch?

1. Radioaktive Belastung:
Wildbret ist je nach Region und Tierart sehr unterschiedlich belastet. In den stärker belasteten Gebieten werden bei Wildschweinen noch heute vereinzelt Werte gemessen, die den Grenzwert für die Vermarktung von 600 Becquerel pro Kilogramm um mehr als das Zehnfache überschreiten. Die im Rahmen des bundesweiten Messprogramms IMIS erhobenen Daten erreichten in den letzten drei Jahren (2015 bis 2017) Werte für Wildschweine von bis zu rund 1.600 Becquerel pro Kilogramm [...]. Da die von Wildschweinen gefressenen, unterirdisch wachsenden Hirschtrüffel außergewöhnlich hoch belastet sind (die Werte liegen hier um mehr als das Zehnfache über den Werten von Speisepilzen), ist Wildschweinfleisch deutlich höher kontaminiert als das Fleisch anderer Wildtierarten.

Deswegen gibt es ja auch in den Restaurants in der Gegend des "Nuklear Steak". noch nie von gehört ;-)
Der Jagderfolg der Jäger vor Ort ist nachts sehr hoch, auch ohne Nachtsichtgerät und Wärmebildkammera werden die Wildschweine schon von weitem gesehen. Die leuchten sehr stark. Auch noch nie von gehört? Also...informier dich mal :-P

Nina hat geschrieben: 16. Sep 2019, 21:12
Bundesinstitut für Risikobewertung: Bleibelastung von Wildbret durch Verwendung von Bleimunition bei der Jagd
Stellungnahme Nr. 040/2011 des BfR vom 3. Dezember 2010, Seite 27
https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/bleibe ... r-jagd.pdf
4. Schlechte Fleischqualität durch Stress vor der Tötung
Wenn es gejagt wird, muss das Wildschwein im schlimmsten Fall vor seinem Tod einige nervenaufreibende – manche sagen grausame – Stunden Treibjagd erleben.
Und ich garantier dir, dass du über das Wasser aus deinem Wasserhahn schon mehr Blei zu dir genommen hast, als jemand, der 10x im Jahr Wild ist.
Gibt es auch Studien drüber. Kannste googeln, kannst ja..
Nina hat geschrieben: 16. Sep 2019, 21:12 ZEIT online, 11.09.2019: Wildschweine - Wild für alle https://www.zeit.de/zeit-magazin/2019/3 ... onsum-jagd
Ist das Wild in Bewegung sind tödliche Treffer viel schwieriger als bei stehendem Wild anzubringen; insbesondere bei ungünstigen Schusswinkeln und auf engen Schneisen.
So wurde bei Drückjagden auf Schwarzwild in Hessen nur etwa ein Drittel mit Blattschuss erlegt, der Rest der Strecke wies Waidwund-, Keulen- oder Laufschüsse auf.


Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz: Tierschutz und Bewegungsjagden, Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6) https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merk ... hmen/#c308
Gestresstes Schwein schmeckt nicht gut. [...] Ein Tier, das jetzt übermäßig verängstigt, gestresst oder gar durch wiederholte Schläge der Treiber gequält wird, schüttet Angst- und Stresshormone aus. Das Fleisch kann dann später qualitativ minderwertig sein. Die Fachkürzel für diese Mängel lauten DFD und PSE:
„PSE ist pale – soft – exaudative; das heißt, ein Fleisch, das als Schnitzel in der Pfanne zusammenschrumpft, sehr viel Wasser abgibt, und daher nachher beim Genuss sehr trocken ist. DFD-Fleisch ist – bei gleicher Ursache – eine vollständige Entleerung der Muskelglykogen-Vorräte. Das Fleisch ist im rohen Zustand sehr dunkel, sehr klebrig, sehr leimig; die Haltbarkeit dieses Fleisches ist auch deutlich herabgesetzt.“


Deutschlandfunk, 22.01.2017: Gestresstes Schwein schmeckt nicht gut https://www.deutschlandfunk.de/umgang-m ... _id=376999




Okay, gebe ich dir etwas ganz wenig recht, aber in den Mastbetrieben sind sie zu 100% Stress ausgesetzt...
Das mit dem Wasser kannste deinen Schweine aus den Mastbetrieben zuordnen. Beim zubereiten von Wildschwein, muss Fett zugeführt werden, damit es nicht zu trocken ist, bzw. überhaupt ein Wurst raus gemacht werden kann.
Aber das weißt du ja alles, du schreibst es ja nur damit ich es dir noch mal sage ;-)
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von zaino »

Da muss ich jetzt teilweise harris recht geben.
"Gesund" ist Wild leider noch lange nicht. Frage mich grad, wie gesund ist dann z. B. das hiesige "Altmühltaler Lamm" - nun gut, auf der Wacholderheide wird in der Tat nix gespritzt. Aber Radioaktivität, ja, die fressen sie da evt. auch mit dem Gras mit.

Gabs nicht auch mal eine Studie über Kadmium-Anreicherung im Boden unter Starkstromleitungen? Oder Strahlungschäden in unmittelbarer Nähe?
Umgekehrt, die Viecher rund um Tschernobyl leben fidel vor sich hin und breiten sich aus. Wir wissen aber nicht, wie viele Jungtiere geschädigt und nicht lebensfähig anfallen, die man überhaupt nie zu sehen kriegt, weil sie einfach da, wo sie gesetzt/geworfen werden, liegenbleiben. Eine Art Auslese der Natur? Oder nur eine Katastrophen-Verzögerung? Weiß keiner.

Doch wenn Wildpret jetzt nicht direkt ein gesunder Beitrag zur Volksernährung ist - allenfalls eine gelegentliche Delikatesse - und der Jäger als "notwendiger Auslesefaktor in der Natur" auch nicht mehr überzeugt, welche Rechtfertigung haben wir dann für die Jagd? Ist das dann nur noch Schädlingsbekämpfung?

Gab ja auch mal so ein Modell, die Tiere abzuknallen und liegenzulassen. Hat mir mal vor Jahren ein Falkner was drüber erzählt, finde aber keinen Beleg.Töten als Selbstzweck? Das geht auch per Videospiel, mal im Ernst...
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Lutra hat geschrieben: 17. Sep 2019, 08:45 Kurz und gut, am nächsten Morgen standen ungewöhnlich viele Rehe genau auf diesem Acker und liesen sich diesen Leckerbissen schmecken. Vielleicht war das Spritzmittel salzig oder so, jedenfalls sichtlich schmackhaft. Gab mir schon etwas zu denken und ließ doch an "mehr als bio" zweifeln, denn die Wartezeit bis zum Verfüttern war garantiert nicht eingehalten. Genau so funktionierts, wenn die Sauen die frisch gesäten gebeitzten Maiskörner reihenweise wieder ausbuddeln.
"Mehr als bio" oder was?
Wenigstens wird der Mist kaum weiter verschleppt. Zumindest nicht vom Wildschwein.

Wiedemann et al. (2009): Fate of genetically modified maize and conventional rapeseed, and endozoochory in wild boar (Sus scrofa). DOI 10.1016/j.mambio.2008.07.002.

Abstract
Fütterungsexperimente wurden durchgeführt, um das Verdauungsverhalten von transgener DNA und neuartigem Protein in Wildschweinen unter Anwendung von Polymerasekettenreaktion (PCR) und immundiagnostischen Techniken zu untersuchen. Darüber hinaus wurde die Verbreitung von lebensfähigem Mais und Raps (Endozoochorie) untersucht. Es wurde eine Diät angeboten, die konventionellen Raps und entweder gentechnisch veränderten (GM) Mais, der Cry1Ab-Protein (Bt176) exprimiert, oder nicht gentechnisch veränderten isogenen Mais enthält. Mittels konventioneller und quantitativer PCR wurden sowohl Chloroplasten-spezifische Pflanzen-DNA (Rubisco) als auch cry1Ab-Genfragmente nur im Magen-Darm-Gehalt nachgewiesen. Unter Verwendung eines Enzymimmunosorbensassays (ELISA) wurden positive Signale des immunaktiven Cry1Ab-Proteins in Digestaproben nachgewiesen. Die Analyse von Endozoochorie ergab, dass ausgeschiedene Maissamen nur in äußerst seltenen Fällen ihre Keimfähigkeit behalten und im Kot kein intakter Raps gefunden wurde. Eine mögliche Verbreitung von Saatgut durch Wildschweine ist sehr unwahrscheinlich.
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Nina
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Nina »

Es ist immer amüsant mitzuerleben, welche Richtung so ein Thread einschlägt, wenn man mal 12 Stunden offline war. ;)

Falls es hier irgendwie untergegangen ist: Den Artikel von ZEIT online über die unkritisch vorgetragenen Vorzüge von Wildschweinfleisch aus deutscher Jagd samt ausgefeilter Rezepturen habe nicht ich verlinkt. In der Rubrik "Jäger verwechselt" ist sie auch gänzlich fehl am Platz, weil es beim Wildbret ja gerade um die Verwurstung beabsichtigter Zielobjekte geht. Da die vermeintlich ökologische Komponente von Wildfleisch aber immer wieder gern als beliebtes Argument zur Rechtfertigung der Hobbyjagd aufgeführt wird, sollte man auch die Fakten dahinter beleuchten. Kennt man die Fakten, kann man sich zumindest selbst ein kompetenteres Urteil bilden, das eigene Risiko für sich selbst bewerten und eine entsprechende Verbraucherentscheidung treffen. So wie zaino zum Beispiel.
Lutra hat geschrieben:Der Link zur Verbraucherzentrale taugt auch nicht unbedingt als wissenschaftliche Abhandlung.
Wer erhebt denn plötzlich einen derartigen Anspruch an die Beiträge in diesem Forum? Die Ausführungen der Verbraucherzentrale skizzieren allein die rechtliche Lage bezüglich der Kennzeichnung von Wildfleisch nach EU-Recht: Das Fleisch von wildlebenden Tieren ist nicht "öko". Wenn dieses Forum plötzlich den Anspruch von Qualität nach rein wissenschaftlichen Kriterien erhebt, dann kann man die Kritik sicherlich an weit mehr als 99% der Kommentare sämtlicher User üben, die sich größtenteils noch weitaus ferner der Wissenschaft in einer Bandbreite von eigenen Vorstellungen, Erfahrungen, individuellen Gedankengängen bis hin zum kompletten Nonsens bewegen - was im Sinn eines breitgefächerten Meinungsaustausches ja auch durchaus nicht zu beanstanden ist.

Aber wo wir gerade bei den offenbar neuen, hohen wissenschaftlichen Ansprüchen an die Forumsbeiträge angekommen sind:
harris hat geschrieben:Und ich garantier dir, dass du über das Wasser aus deinem Wasserhahn schon mehr Blei zu dir genommen hast, als jemand, der 10x im Jahr Wild ist.
Gibt es auch Studien drüber. Kannste googeln, kannst ja..
harris, das Thema hatten wir beide doch schon im Thread "Nützlichkeit des Wolfs". Ein Blick zum Bundesumweltamt zeigt, dass das Argument nicht taugt. Und sooo alt bin ich noch nicht. ;)
Bleirohre und damit bleihaltiges Trinkwasser kann es höchstens noch in älteren Gebäuden geben (Baujahr vor 1973). [...] Bleileitungen – kaum noch ein Problem: In Teilen Bayerns und Baden-Württembergs kommen Bleileitungen schon seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr zum Einsatz. In Nord- und Ostdeutschland wurden Bleileitungen bereichsweise noch bis Anfang der 1970er-Jahre genutzt. Aber längst nicht alle vor 1973 gebauten Häuser sind betroffen, weil auch schon vor 1973 häufig andere Materialien (z. B. Kupfer oder verzinkter Stahl) verwendet wurden.

Umweltbundesamt, Blei im Trinkwasser https://www.umweltbundesamt.de/umweltti ... textpart-2
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Lutra »

Nina hat geschrieben: 17. Sep 2019, 16:25
Lutra hat geschrieben:Der Link zur Verbraucherzentrale taugt auch nicht unbedingt als wissenschaftliche Abhandlung.
Wer erhebt denn plötzlich einen derartigen Anspruch an die Beiträge in diesem Forum?
Niemand. Meine Bemerkung bezog sich auf Dr._R.Goatcabin´s Vorschlag, diesen Teil Deiner Antwort an den Tread seiner Paper-Sammlung anzuhängen.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Meine Herrn (und Damen)! Wenn hier nicht schon wer in den Urlaub wollte, ich wär geneigt anzufügen, man sei reif. ^^

Seid doch nicht übermäßig katholisch steif dabei. Dann sei´s eben eine kostenlose Extraausgabe am Sonntag für meinen Thread dort, wenn sich hie und da mal was Unwissenschaftlicheres unterschmuggelt. :roll: Da das Thema hier so oder so schon lange ausgekaut ist, fasert sich das Ende eben entsprechend auf.
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Re: Jäger verwechselt...

Beitrag von Nina »

Danke für Deine Aufklärung, Lutra. Dann habe ich Dich missverstanden. Und ich dachte schon, ich hätte da eine entscheidende Veränderung in diesem Forum nicht mitbekommen. :)
zaino hat geschrieben:Frage mich grad, wie gesund ist dann z. B. das hiesige "Altmühltaler Lamm" - nun gut, auf der Wacholderheide wird in der Tat nix gespritzt. Aber Radioaktivität, ja, die fressen sie da evt. auch mit dem Gras mit.
So wie ich die Ausführungen des Bundesumweltamtes verstehe, gibt es große Unterschiede bei der Strahlenbelastung verschiedener Wildtiere, die vor allem mit den Nahrungsgewohnheiten zusammenhängen. Gras ist radioaktiv weitaus weniger belastet als tieferreichende Pilzgeflechte im Boden.
Heu von der Weide, damit verbunden die Milch grasender Kühe, aber auch Waldbeeren oder vereinzelt das Fleisch von Reh und Hirsch: All das war im Jahr 1986 durch den Fallout von Tschernobyl belastet. Diese Belastung aber verschwand binnen weniger Monate bis Jahre, weil kurzlebige Radionuklide schnell zerfielen. Das langlebigere Cäsium-137 wurde in tiefe Bodenschichten gewaschen, wo es für Pflanzenwurzeln und andere Organismen in der Nahrungskette offenbar kaum noch erreichbar war. Nur das Wildschwein ist auffällig geblieben.

Deutschlandfunk, 03.02.2019: Radioaktiv belastete Wildschweine: Problem Sau https://www.deutschlandfunk.de/radioakt ... _id=439784
"Der Trend ist grundsätzlich von Ort zu Ort leicht unterschiedlich. Aber wenn man die ganze Thematik anschaut, dann ist es eindeutig und geradezu frappierend, dass die Konzentrationen, das heißt der Gehalt an radioaktivem Cäsium, konstant bleibt, teilweise sogar noch leicht ansteigt. Das heißt, wir haben jetzt zum Teil höhere Gehalte an radioaktivem Cäsium im Wildschweinfleisch als es vor 30 bis 32 Jahren der Fall war.“

Georg Steinhauser, Radiochemiker im Deutschlandfunk, 03.02.2019: Radioaktiv belastete Wildschweine: Problem Sau https://www.deutschlandfunk.de/radioakt ... _id=439784
Ein pensionierter Strahlenschutzbeauftragter der Bundeswehr, der zur Zeit des Tschernobyl-Unfalls aktiv im Dienst war, kritisiert im Deutschlandfunk die mangelnde Transparenz von Bayerischem Landesjagdverband und den zuständigen Behörden, was die Strahlenbelastung von Schwarzwild betrifft.
Das war es also, was Herr Rummel mir erzählen wollte: Bayernweit werden Messwerte gesammelt, in 120 Messstationen, mit Geigerzählern wie jenem in seinem Wohnzimmer. Aber niemand trägt die Daten zusammen, wertet sie aus und zieht Schlüsse daraus. Der Bayerische Jagdverband BJV fragt seine Messstellen nur, wie viele Fleischproben über und unter dem Grenzwert gelegen haben. Nur die Höhe der gemessenen Cäsium-Belastung würde auch etwas über das persönliche Risiko bei einem Verzehr aussagen. Doch gerade die interessiere den Jagdverband nicht, sagt Rummel.

Deutschlandfunk, 03.02.2019: Radioaktiv belastete Wildschweine: Problem Sau https://www.deutschlandfunk.de/radioakt ... _id=439784
Der Jäger braucht, wie ich meine, einen anschaulichen Vergleich. Und wenn man dem Jäger das sagt: Du isst sechs Kilo Wildschweinfleisch, belastet mit 3.000 Becquerel, dann hast du pro Kopf und Jahr eine Dosisbelastung vergleichbar mit zwölf Röntgenaufnahmen der Lunge, dann wird er da vorsichtiger.“

Helmut Rummel, pensionierter Strahlenschutzbeauftragter der Bundeswehr im Deutschlandfunk, 03.02.2019: Radioaktiv belastete Wildschweine: Problem Sau https://www.deutschlandfunk.de/radioakt ... _id=439784
Und die Strahlenbelastung ist ja nur eine von mehreren Komponenten, warum Wildschweinfleisch aus der Jagd nicht den Kriterien von "Öko" oder "Bio" entspricht.
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