Mufflons sollen ausgerottet werden

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zaino
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Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von zaino »

Caronna ,die hiesigen Mufflos wurden um die letzte Jahrhundertwende beispielsweise aus Korsika eingeführt. In Mitteleuropa waren sie in der Eiszeit ausgestorben. Das Argument der Hiesigen sind a) die ENORMEN wirtschaftlichen Schäden, die aus wenigen auf Tausenden von Hektar leicht angenagten Baumrinden bestehen, ist natürlich völlig untragbar - Vorsicht, Ironie!
b) dass da völlig abstruse Haustierkreuzungen ausgesetzt worden wären.
Wenn diese abstrusen Viecher aber sehr ursprünglich und wild aussehen und sich als Wildtiere hier bei uns frei von Krankheiten und sonstigen Macken erhalten - wohlgemerkt in einem überschaubaren Bestand, dann frage ich mich, wen störts? Und warum hat man sich nie um einen vernünftigen Hegeplan bemüht? Warum findet man die Schnecken als Trophäen so "geil", ist aber ansonsten geradezu hasserfüllt auf diesen verschwindend kleinen gesunden Tierbestand u. v. m.
Für mich ist das nur wieder ein Beispiel für die abstrusen Blüten, die unser Naturverständnis immer wieder treibt.
zaino
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Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von zaino »

Jetzt ist es offiziell - sie werden planmässig eliminiert weil sie jetzt - nach fast 100 Jahren - die Waldbauern stören und ein paar bäume angenagt wurden.
Wohlgemerkt, der Bestand ist klein, überschaubar, gesund (keine Moderhinke etc.), und hat sich sein ökologisches Plätzchen erobert.
Was mich besonders zornig macht, ist, dass mal wieder eine lange breite Initiative dafür gestimmt hatte, die Tiere leben zu lassen. Wildbiologen, Gutachten, u.s.w. wurden alles unter den Teppich gekehrt, kein Argument wurde auch nur gutwillig erwogen, Entscheidungen wurden raffiniert hin und her geschoben, letztlich stand es schon fest: Ein weiterer Schritt Richtung Ziel: Bayerns Wälder sollen endlich wildfrei werden, denn die Tiere stören hier nur und mindern den Profit.

Es ist mir egal, ob die Mufflons nun aus wildbiologischen Gründen hier sein DÜRFEN oder nicht - und kommt mir nicht mit "Sie sind eh mit irgendwelchen Schafen gekreuzt" etc. bläh blah blubb. Heute ists dieser Grund, morgen jener, heute sinds die Mufflons, aktuell werden Luchs und Wolf gewildert, morgen vielleicht die letzten Rehe? Und ich hab schon gehört wie ein Bauer über den einen Feldhasen geflucht hat weil er an SEINEM Feld genagt hat...

Die Mufflons waren in und vor der Eiszeit da, und jetzt wieder, man hat sie künstlich und mit Aufwand hergeholt (die Sinnhaftigkeit mal dahingestellt), sie leben hier gut, und de facto stören sie keinen, außer ein paar gspinnerten Jägern und Bauern.
Ausrotten ist offenbar die einzige Antwort des Homo sapiens auf 1000 Fragen...

Ich hab neulich mal Fotos gemacht, wie viele Bäume bei einer Fällung kaputtgehen, weil die ganzen Holzernte- und Abführmaschinen sie anrempeln und verletzten. Macht alles nix. Aber EINE Lebensäußerung EINES Wildtieres und es hat sein Recht verwirkt.

Vermutlich dürfen jetzt irgendwelche dekadenten Diktatoren den einen oder anderen Widder abknallen, die geben ja Mords-Trophäen ab?

Ich bin sauer und traurig. Es geht ums Prinzip. :(
TheOnikra

Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von TheOnikra »

So langsam dürfte mal über die Eignung von Jäger, Bauern und manche Wildbiologen nachgedacht werden. Die schwerpunkte dieser Berufe scheinen mir wohl am falschen Ende angesiedelt zu sein. Wo ist das mit der Natur leben? Gibt es nur noch ein nehmen? Ich hatte da mal ein besseres Bild von denen in Erinnerung. Und was ist jetzt. Tröphen, Geld und Veröffentlichungen. Verzweifelnd wird nach einem Grund gesucht dies zu recht vertigen.
Doch wenn oben genanntes schon die Primärgründe sind, kann man sich die Suche nach weiteren auch sparen. Es macht die Sache nicht besser, nur noch hinterhältiger.
Selbst Atmen wird den Tieren nicht mehr gegönnt. Da es einen Anstieg an CO2 bedeutet und wenn man an die Kühe denkt ist dieser Gedanke gar nicht mal so weit hergeholt.
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Lone Wolf
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Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von Lone Wolf »

Nun, wir sind öfter unterschiedlicher Meinung zaino, aber in diesem Falle teile ich deinen Ärger und deine Wut vollkommen. Ignorante Gier tötet wieder einmal, mitten in Deutschland, 21.Jhd.
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
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Caronna
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Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von Caronna »

zaino hat geschrieben: Die Mufflons waren in und vor der Eiszeit da
;) ne, das ist nun wirklich ma ne lustige Begründung ;)
Grüße aus der Eifel
Caronna

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zaino
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Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von zaino »

Caronna, Du hast nur den allerallerersten Teil vom Satz gelesen, stimmts? ;) *seufz*

Die ganze hochoffizell beschlossene Ausrottungaktion entgegen!!! den vielen vielen Stimmen in der Region ist einfach eine üble Farce. Ich hab schon geschrieben, wo die Viecher jetzt genau herkommen ist de facto wurschtegal, weils schon morgen die Tiere trifft, die tatsächlich schon immer und durchgängig hier heimisch waren.
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Caronna
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Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von Caronna »

nein, ganz
ich hab das doch sehr deutlich gemacht, ich fand die Begründung einfach lustig.
Grüße aus der Eifel
Caronna

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Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von zaino »

ach so, ich dachte das wär wieder ein Aufhänger für die müssige Diskussion, dass Mufflons eh fast Hausschafe wären und nicht in unsere Wälder gehören... Nachdem unsere Kofferraum-Schafe aber seit 1927 hier leben und sich in diesem Revier bislang
NIE jemand um sie gekümmert hat, ist die aktuelle Aktion einfach nur mordlustig und blödsinnig UND sie kann JEDES Tier hierzulande treffen, leider.
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Caronna
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Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von Caronna »

viele ehemalige Haustiere sind verwildert, und das schon viel länger: So spontan die "Wildpferde" im Meerfelder Bruch. Auch andere Tiere sind aus Pelztierfarmen entkommen und leben hier wild: Nerz, Nutria, Amerikanische Eichhörnchen, Pfau, Fasan, Waschbär usw... sogar Kaninchen sind eingeschleppt, schon von den Römern.
Grüße aus der Eifel
Caronna

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Grauer Wolf

Re: Mufflons sollen ausgerottet werden

Beitrag von Grauer Wolf »

zaino hat geschrieben:Die Mufflons waren in und vor der Eiszeit da, und jetzt wieder, man hat sie künstlich und mit Aufwand hergeholt (die Sinnhaftigkeit mal dahingestellt), sie leben hier gut, und de facto stören sie keinen, außer ein paar gspinnerten Jägern und Bauern.
Ausrotten ist offenbar die einzige Antwort des Homo sapiens auf 1000 Fragen...
Ungeachtet Deiner Einwände:
Die Mufflons waren niemals da, niemals im mittleren und nördlichen Europa, das schlicht und ergreifend ein unpassendes Habitat ist, wenn der Tierbestand natürlich, also inkl. Bären, Wölfe und Luchse ist:
Wiki hat geschrieben:Heute ist der Mufflon im Kaukasus, in Anatolien, im nördlichen Irak, und im nordwestlichen Iran verbreitet. Einst reichte ihr Verbreitungsgebiet weiter über die Krim und den Balkan bis zu den Karpaten. In diesen Gebieten ist es allerdings bereits in der Bronzezeit (vor ca. 3000 Jahren) oder sogar noch früher verschwunden. Darüber hinaus leben Mufflons auf Elba, Zypern, Korsika und Sardinien; umstritten ist allerdings, ob es sich hierbei um Wildschafe oder um Nachkommen sehr ursprünglicher Hausschafe handelt. In zahlreichen Gegenden Europas ist das Mufflon in jüngerer Zeit als Jagdwild ausgewildert worden.
Ich weiß nicht, wie groß die Schäden sind, die speziell Mufflons anrichten (bin kein Forstwirt). Ich weiß nur eines: Da, wo der Wolf läuft, verschwinden sie sang- und klanglos, weil sie sich in der Gegenwart von heimischen Beutegreifern nicht halten können. Der Mensch muß da nichts mehr machen, das erledigt sich von selber. So gesehen würde ich einfach mal den Schießfinger gerade und die Natur machen lassen.
Caronna hat geschrieben:viele ehemalige Haustiere sind verwildert, und das schon viel länger: So spontan die "Wildpferde" im Meerfelder Bruch. Auch andere Tiere sind aus Pelztierfarmen entkommen und leben hier wild: Nerz, Nutria, Amerikanische Eichhörnchen, Pfau, Fasan, Waschbär usw... sogar Kaninchen sind eingeschleppt, schon von den Römern.
Wieso ist der Europäische Nerz kein heimisches Wildtier? Der war mal in ganz Europa verbreitet. Ärger macht der Mink, der von unbedarften Tierbefreiern hundertschaftsweise aus den Pelztierfarmen gestohlen und einfach laufen gelassen wurde. Der ist eine echte Bedrohung und macht dem Europäischen Nerz sehr zu schaffen.
Die Grauhörnchen sind wohl in GB und I eine echte Bedrohung für die Roten. Es scheint aber, daß Grauhörnchen oft Mardern zum Opfer fallen, für die das Rothörnchen zu schnell, zu wendig ist und zu wenig am Boden agiert. Alleine schon aus diesem Grund gehört der Marder mit allen Arten aus der Liste der jagdbaren Tiere gestrichen! Die Marder scheinen die einzigen zu sein, die das Grauhörnchen kontrollieren können.

Der Fasan würde sich ohne die systematische Auswilderung von Zuchttieren durch die "Jäger"schaft nicht halten und Pfauen haben hier gar nichts zu suchen. Die gehören auf den Indischen Subkontinent. Die Nutria kann sich an einigen Punkten mit Ach und Krach gerade eben halten (das Klima ist eigentlich zu hart für dieses tropische Tier; in klaten Wintern bricht mancherorts die Population zusammen). Beim Waschbär ist der Zug allerdings abgefahren. Der hat sich richtig etabliert, kommt klimatisch gut zurecht und hat offensichtlichtlich seine Nische gefunden. Mit dem Wolf bekommen die letzten 3 auch wieder einen natürlichen Feind, wobei Pfauen m.W. höchstens punktuell auftreten (ausgekniffen; deren unverkennbaren Schrei hab ich mal in der Ville gehört).
Was die Karnickel angeht, zumindest in meiner Heimat gibt's keine. Hab noch keines gesehen. Der Boden ist viel zu felsig...

Der Punkt ist leider, daß oft genug zum Spaß oder indirekt aus Geldgier, manchmal auch durch Fahrlässigkeit Neozoen in die Natur geraten. Manche fügen sich ein, manche machen richtig Probleme, z.B. auch der Amerikanische Flußkrebs und die Chinesische Wollhandkrabbe...

Gruß
Wolf
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