Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

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SammysHP
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Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von SammysHP »

Im letzten Jahr wurden um Nienhagen bei Celle sechs Hochsitze angezündet. Überall wurden Jagdgegner und Naturschützer beschuldigt. Vor kurzem wurden dort rund 1000 Strohballen angezündet und man hat schnell den mutmaßlichen Täter ausfindig gemacht. Die Polizei geht davon aus, dass er auch derjenige war, der die Hochsitze angezündet hat.

Bislang hatte ich mich mit dieser Meldung hier noch zurückgehalten, aber es gab in den letzten Tagen einige Berichte, welche diese Vermutungen bestätigen. Denn das Brisante an dieser Sache:
https://celleheute.de/nienhaeger-fuer-sieben-brandstiftungen-verdaechtigt hat geschrieben:Der mutmaßliche Täter sei selbst Jäger.
Aha! Soviel zu den Jagdgegnern. Nein, ein Jäger war es! Das wird dann natürlich nicht mehr so groß in den Medien erwähnt. Und die Jäger? Was sagen die dazu?
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Plot twist: dem Beschuldigten war der amoralische Wahnsinn innerhalb seiner Zunft selbst zuviel geworden, er nunmehr davon abkehrte und selbst zum "radikalen Jagdgegner" wurde. Stimmigkeit des Narrativ gesichert. Hat alles nix mit Framing und/oder Versicherungsfragen zu tun. Nein, wirklich nicht. Echt jetzt. :) ... Spaß beiseite; mal sehen, was den Ex-Polizisten wirklich getrieben hat, die Kanzeln zu canceln.

Übrigens: zum Glück kam wohl keiner der "mutigen Jäger" zu Schaden - ich warte nur darauf, dass das die einschlägigen Jägerseiten aufgreifen, um sich selbst wieder über den Klee zu loben (für was auch immer). Nächstes Update, los. :)

... Woher kenne ich das nur, und warum taucht es ständig auf?

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Erklärbär
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Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von Erklärbär »

Ich glaube, Ihr leidet unter Verfolgungswahn und Falschwahrnehmung. Natürlich liegt es nahe, dass es Jagdgegner waren. Jeder mit gesundem Menschenverstand hätte diesen Verdacht. Aber hier bei der Jägerpostille ist da keine Rede von:

https://www.jagderleben.de/news/vandali ... -zerstoert

Bekannterweise sind auch bei der Feuerwehr viele Pyromanen. Shit happens - so what? Auf was soll diese Diskussion hinauslaufen? Dass Jagdgegner keine Hochsitze ansägen? LOL, komm, macht Euch nicht noch mehr lächerlich.
Will you walk out of the air, my lord?
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SammysHP
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Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von SammysHP »

War das nicht die Sache mit dem Streit unter Jägern?
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Nina
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Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von Nina »

Offenbar geraten Hochsitze auch durch sogenannte "Kanzelheizungen" in Brand:
In der Nähe von Neuhaus am Rennweg hat ein Jäger seinen eigenen Hochstand versehentlich in Brand gesteckt. Der 54-Jährige habe am Freitag ein Heizgerät auf dem Hochsitz in Betrieb genommen, teilte die Polizei am Montag mit. Allerdings ließ er das Gerät für etwa eine Stunde unbeaufsichtigt zurück. Als er zu dem Hochstand zurückkehrte, stand dieser in Flammen.

mz-web, 21.12.2020: Hochsitz gerät in Brand Jäger fackelt versehentlich eigenen Hochstand ab https://www.mz-web.de/thueringen/hochsi ... b-37846244
Am Montagmorgen geriet ein Hochsitz im Gemeindegebiet von Weiden bei Rechnitz (Bezirk Oberwart/ Österreich) in Brand. Wie die Landespolizeidirektion Burgenland mitteilt, hatte ein Jäger die Nacht auf der Kanzel verbracht. Um sich zu wärmen, verwendete er eine mobile Gasheizung bei seinem Ansitz. [...] Durch das Feuer wurde der Hochsitz komplett zerstört.

Jagderleben, 29.12.2020: Defekte Kanzelheizung: Jäger bei Hochsitzbrand verletzt https://www.jagderleben.de/news/defekte ... tzt-712391
Nach dem Brand eines Hochsitzes auf einem Feld in Meerbusch hat die Feuerwehr am Brandort eine Frauenleiche entdeckt. [...] Derzeit werde geprüft, ob ein mit Gas betriebener Heizofen im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Feuers stehen könnte. „Hinweise auf ein Fremdverschulden oder eine Beteiligung Dritter liegen derzeit nicht vor“, hieß es weiter.

Kölnische Rundschau, 28.01.2021: Unfall in Meerbusch Jägerin kommt in Flammen auf Hochsitz um https://www.rundschau-online.de/news/au ... 2458913849
Und da der Niedersächsische Umweltminister in einer Pressemitteilung Einschüsse durch hochkalibrige Waffen an Hochsitzen in Zusammenhang mit Wolfsfreunden gebracht hat, stellt sich immer noch die Frage, wer denn so alles an großkalibrige Waffen kommt?
Die Zahl der behördlich bekannten Rechtsextremisten mit Waffenerlaubnis ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Demnach waren bis Ende Dezember rund 1.200 tatsächliche oder mutmaßliche Rechtsextremisten registriert, die Waffen legal besaßen. Im Vergleich zu 2019 ist das ein Anstieg um knapp 35 Prozent.

BR24, 02.02.2021: Behörden haben 2020 mehr Rechtsextreme mit Waffen registriert https://www.br.de/nachrichten/meldung/b ... ,30036e7ba
Die Behörden in Deutschland haben immer mehr Rechtsextremisten im Blick, die legal Waffen besitzen. [...] Laut Verfassungsschutz gibt es im rechtsextremen Spektrum grundsätzlich einen Hang zu Waffen und eine gesteigerte Gewaltbereitschaft. [...] Beim Verfassungsschutz wird daran gearbeitet, Rechtsextremisten den Waffenbesitz zu verbieten. Die Behörde verweist jedoch auf hohe rechtliche Hürden. In Deutschland dürfen zum Beispiel Jäger oder Sportschützen Waffen besitzen, [...]. Wenn jemand als rechtsextremistisch eingestuft wird, verliert er nicht automatisch die Erlaubnis, Waffen zu tragen.

NDR, 02.02.2021: Waffen in der rechten Szene: Keine Zunahme in Niedersachsen https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... en444.html
Zwar ist im Waffengesetz "Zuverlässigkeit und persönliche Eignung" Voraussetzung für Waffenbesitz. Wer beispielsweise geschäftsunfähig, alkoholabhängig oder psychisch krank ist, darf keine Waffe besitzen. Doch wer polizeilich oder beim Verfassungsschutz nie aufgefallen ist oder beim ersten Erwerb der Waffe älter als 25 Jahre ist, kann hier durchaus durchs Raster fallen. "Eine standardmäßige psychologische Prüfung oder ähnliches gibt es für über 25-Jährige nicht", sagt der Leiter der Rechtsabteilung beim Deutschen Schützenbund (DSB), Robert Garmeister, im Gespräch mit tagesschau.de. [...] Nach der Zehnjahresprüfung wird gar nicht mehr kontrolliert. [...] Die Opferorganisation Weißer Ring plädiert deshalb dafür, Waffenbesitzer alle zwei, drei Jahre auf ihre Eignung zu überprüfen. Das Waffenrecht sei streng genug, müsse aber konsequenter umgesetzt werden, sagt Landeschef Erwin Hetger. Zudem müsse die psychische Verfassung der Waffenbesitzer überprüft werden. "Es befinden sich zu viele auffällige Menschen mit Waffen im öffentlichen Raum."

tagesschau, 21.02.2020: Waffenrecht - Warum der Täter durchs Raser fiel https://www.tagesschau.de/inland/hanau- ... e-101.html
Wenn der Jagdverband nächstes Mal wieder jubelt, dass mehr Leute den Jagdschein machen wollen, sollte die Frage des "Warum" nicht unbeantwortet bleiben. Aber stattdessen kann man natürlich den Wölfen und ihren friedlichen Beschützern alles in die Schuhe schieben.
maxa67

Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von maxa67 »

Nina entscheide dich mal, Einschußlöcher an Jägerständen und dann die Nazis als "erklärte" Wolfsgegner per Statistik als Möglichkeit anführen? Das ist doch bissel sehr weit hergeholt oder?
Gibts eigentlich auch ne Statistik linksextremer Waffenbesitzer oder sind die nur nicht so sehr in Schützenvereinen organisiert wie das Land-Nazitum?
Und was unterscheidet eigentlich einen vom Verfassungsschutz erfassten vom behördlich unauffälligen Nazi? Und woraus willst du erkennen, was für Kaliber unter den 1200 so definierten Rechtsextremen kursieren?
Merkste was? Deine Argumentation hinkt synchron mit der des niedersächsischen Umweltministers...
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Gibt für alles Nischen.

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Trotzdem aber: Der braune Rand der Tierrechtsbewegung
Seit geraumer Zeit versuchen Neonazis, in der Tierrechts- und Veganszene Fuß zu fassen. Sie tauchen auf Aktionstagen und Demos auf, verteilen Flugblätter, lassen sich in ihren Publikationsorganen zu entsprechenden Themen aus. Die Zielrichtung ist klar: mit Tierschutzrhetorik konnte schon einmal Sympathie quer durch sämtliche Bevölkerungsschichten gewonnen und insofern verdeckte Propagandaarbeit geleistet werden.

Colin Goldner, Der Rechte Rand, 108, Sept./Okt.2007, S. 21f.; http://antispe.org/text/der-braune-rand ... tsbewegung
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maxa67

Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von maxa67 »

Geile Quelle und "brandaktuell", ein Goldner würde das auch schaffen, argumentativ die Verantwortung dem Dalai Lama in die Schuhe zu kolportieren :lol:
Alles gut Doktor. Aber der Comic ist guddi. ;-)

Ich habs mir bissel zum Hobby gemacht, Argumentationsketten zu hinterfragen und da war leider nix stimmig. Was nicht heißt, daß die Möglichkeit überhaupt nicht besteht.
Plausibler erscheinen mir hier eher Rivalitäten aus der Bauernschaft, die ja eng mit der Jägerschaft verflochten ist. Bei Zwistigkeiten um Wald- und Landnutzung und Besitz- oder Pachtrechten ist es durchaus realistisch, daß die oft grobschrötigen Herrschaften mit dem ihnen so eigenen Verständnis vom Faustrecht zu unkonventionellen Mitteln greifen. Daß ein Bauer z.B. Wanderern in Feld und Flur mit der Schrotflinte in der Hand was von Besitztum erklärt wäre ja nichts Neues, ebensowenig wie man den Fakt wegwischen kann, daß alleine nur in Sachsen laut OFFIZIELLER Statistik fast jeder zwölfte Wolf der Wilderei zum Opfer fällt. Also von den Truppenteilen der Bauern und Jäger ist da oftmals nicht viel in punkto Rechtstreue u.a. im Umgang mit Waffen zu erwarten. Und wer so unterwegs ist, hat natürlich auch nicht das liberalste Gesellschaftsbild verinnerlicht. Aber echte oder klischeehaft so betitelte (Neo)Nazis nun als Platzhalter für alles denkbar Böse dieser Welt ranzuzerren ist natürlich auch nicht gerade einfallsreich, schon garnicht, wenn man ersntahft versucht, die echten Ursachen zu erklären.
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Nina
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Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von Nina »

Ich verstehe gar nicht, warum Du so emotional reagierst, maxa. Du liest Sachen aus meinen Posts, die ich inhaltlich so gar nicht geschrieben habe. Ich habe nicht behauptet, dass die Großkaliber-Einschusslöcher in den Hochsitzen durch Rechtsextreme verursacht wurden; mir ging es darum, dass waffenaffine Menschen in Deutschland über den Jagdschein relativ leicht an legale tödliche Schusswaffen kommen und die auch noch in der Öffentlichkeit vor sich hertragen können.

Sich die Jagd als Hobby auszusuchen, setzt auch ein Interesse am Töten von Lebewesen voraus, denn ansonsten würden leblose Zielscheiben im Schützenverein ja genügen. Schon deshalb scheidet ein Großteil der Tierfreunde und Tierschützer aus dem Personenkreis aus, der gewöhnlich mit großkalibrigen Waffen im Wald unterwegs ist. Für Olaf Lies scheint es aber wohl völlig abwegig zu sein, dass grosskalibrige Einschusslöcher ganz einfach durch Jäger, ob jetzt gewollt oder unbeabsichtigt, entstanden sind - also durch die, die sowieso ständig schwerbewaffnet im Wald abhängen, ohne dass das bei dem gewöhnlichen Spaziergänger Argwohn wecken würde.

Und dass es Landwirte waren, ist genauso spekulativ, jedoch ist die Schnittmenge größer, weil von denen auch viele einen Jagdschein haben und/oder im dörflichen Schützenverein aktiv sind. Ich denke da auch an die Maisgeschichte, wo Schrauben in die Maispflanzen eingebracht und hohe Schäden verursacht worden sind. Ganz schnell kamen da auch Bauernhasser-Verdächtigungen auf - und dann waren es, zumindest in Bayern, wo Täter gefasst wurden - selbst Landwirte.
Jahrelang ermittelte die Polizei in Bayern wegen Anschlägen auf Maishäcksler durch Metallteile im Mais. Nun haben sie die Täter. Es sind Landwirte.

Landfreund, 04.03.2020: Neustadt/Aisch: Maishäcksler-Attentäter gefasst https://www.landfreund.ch/landtechnik/m ... 89569.html
Aber Olaf Lies' erklärte persönliche Feinde, friedliche Wolfsschützer, mit großkalibrigen Waffen auf Hochsitze in Niedersachsen zielend (und warum dann auch im Saarland?)??? Das ist wohl die geringste (und absolut lächerlichste) aller Wahrscheinlichkeiten.
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Nina
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Re: Natürlich waren es die bösen Jagdgegner!

Beitrag von Nina »

Auch in diesem Fall waren keine Jagdgegner am Werk. Als größte Widersacher der Hochsitze erweisen sich immer wieder Wetter, Witterung, Alter und holzfressende Organismen.
Demnach sei der 57-Jährige aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu Gast bei einer Jagd in dem Waldstück bei Eglfing gewesen. Das schwere Unwetter, das ab 16 Uhr über den Landkreis zog, überraschte den erfahrenen Forstwirt wohl. Seine Jagdkollegen fanden ihn dann gegen 19.40 Uhr leblos unter dem umgeworfenen Hochstand. Trotz Bemühungen der Ersthelfer und Rettungskräfte konnte ihm nicht mehr geholfen werden.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist der Hochsitz wohl von einer starken Windböe erfasst und aus der Verankerung gerissen worden. Er stürzte zu Boden, wobei der 57-Jährige, der sich in der Kanzel aufgehalten haben dürfte, die tödlichen Verletzungen zugezogen hat.


Ingolstadt-Today, 26.07.2021: Jäger von umstürzendem Hochsitz erschlagen https://www.ingolstadt-today.de/news/ja ... en-a-36142
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