Zoff um Lizenzjagd 2022

Norwegen, Schweden, Finnland
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Nina
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Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Die neuen Zahlen hinsichtlich der Genehmigung von Wolfsabschüssen im Rahmen der Lizenzjagd für das Jahr 2022 in Schweden wurden veröffentlicht.

Demnach sollen in der kommenden Saison 33 Wölfe abgeschossen werden dürfen. Während die Natur - und Wildtierschutzschutzorganisationen wie Svenska Rovdjursföreningen oder Jaktkritikerna jedwede neue Lizenzjagd ablehnen, toben die Jäger - weil ihnen 33 tote Wölfe (mal wieder) nicht reichen. Sie wollen mehr schießen. Viele mehr.

So will der Raubtierexperte des schwedischen Jagdverbands Svenska Jägareförbundet nicht die Abschusszahlen akzeptieren, den die Wissenschaft als Grundlage für die Entscheidungen der Bezirksverwaltungen errechnet hat. Er besteht auf der einst politisch festgesetzten Bestandsgrenze von 170 - 270 Wölfen. Nach Tötung von nur 33 Wolfsindividuen würde man auf einen Bestand von rund 400 Wölfen in Schweden kommen. Er fordert die Zurechtweisung der Bezirksverwaltungen durch die Politik.¹

Der Sprecher des Vereins Schwedens Jäger Sveriges Jägare kann seine Frustration und Enttäuschung über die aus seiner Sicht zu niedrigen Abschusszahlen nicht verbergen. Er empfindet es als "Schlag ins Gesicht" gegenüber der gesamten Landbevölkerung und den Landwirten. Innerhalb seiner Organisation würde man statt mit einem günstigen Erhaltungsstatus lieber mit einem "günstigen Verwaltungsstatus" rechnen, der "den Menschen" ins Ökosystem einrechne und die Jäger als Topprädatoren mitberücksichtige. Sie wollen jetzt darauf drängen, dass Wölfe leichter geschossen werden können, wenn sie sich in der Nähe des Menschen bzw. seiner Siedlungsbereiche aufhalten, wobei bereits das "gefühlte Unbehagen" von Menschen als Abschussgrund ausreichen soll.¹

Der Sprecher des Jagdverbands Svenska Jägareförbundet im Bezirk Dalarna bezeichnet die Abschuss-Quote von 33 Wölfen als "Witz". Seiner Meinung nach müssten "mehr als hundert" Wölfe geschossen werden - "für den Anfang", wohlgemerkt.¹ Seine Idee: Im ersten Gang den Bestand auf 300 Wölfe runterschießen und dann die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen, die Population auf 150 bis 170 Wölfe in Schweden zu reduzieren. Mit der derzeitigen Gesetzgebeung seien den Bezirksverwaltungen zu sehr die Hände gebunden.¹

Ein Jäger aus dem Bezirk Gävleborg findet es "erschreckend", dass nur 12 Wölfe in seinem Bezirk geschossen werden dürfen. Er würde die Jagd auf 60 Wölfe präferieren. Dummerweise gebe es im Ryssjö-Revier, das nach Absicht der Bezirksregierung im Rahmen der letzten Lizenzjagd eigentlich leergeschossen werden sollte, bereits wieder Hinweise auf Wolfsnachwuchs.¹ Die dadurch ersichtliche Sinnlosigkeit der Wolfsjagd in Bezug auf ihre Zielsetzung erkennt der Jägersmann ganz offensichtlich nicht. Muss man halt mehr schießen.

Und wie in Deutschland stehen ntürlich auch wieder der Jagdlobby nahestehende Politiker sofort Gewehr bei Fuß, um das Ende des ländlichen Lebens und Erwerbs heraufzubeschwören, sollten im kommenden Jahr nur 33 Wölfe abgeschossen werden dürfen. Außerdem drohe die "Spaltung der Gesellschaft", wenn nicht alle brav abnicken wollen, was eine Minderheit (d. h., natürlich die der Jäger) fordet.

Und natürlich meldet sich auch wieder der Jagdverband Jägarnas Riksförbund zu Wort, der die aus seiner Sicht viel zu niedrige Abschussquote von 33 Wölfen kritisiert. Er fordert den Abschuss von gleich 268 Wölfen. Im ersten Durchgang - später soll selbst die politisch willkürlich festgelegte Bestandsuntergrenze von 170 Wölfen weiter reduziert werden.¹ Letztes Jahr sprach der Jagdverband deutlicher aus, was er damit meint:
"Wir sagen NEIN zu wildlebenden Wölfen in Schweden, aber bis zum Erreichen dieses Ziels ist jedwede Reduzierung des Wolfsbestandes ein wichtiger Schritt. Große Teile der schwedischen Landbevölkerung werden von der Anwesenheit großer Raubtiere beeinträchtigt. Gezwungen, stets in Angst und Sorge zu leben, wird die Lebensqualität der Landbewohner durch die Raubtiere gemindert. Es geht nicht nur um die Angst um die Hunde und die Weidetiere, insbesondere bei Rentier- und Viehhaltung, sondern auch um die Beeinträchtigungen des alltäglichen Lebens wie Wandern, Pilzesammeln und Beerenpflücken. Wir sehen und in unserer Sicherheit bedroht und empfinden unser Lebensumfeld als gefährlich.
Wir als jagende Grundeigentümer und Jagdhundeführer sind ganzjährig im Wald unterwegs. Wir werden Zeugen zunhehmender verheerender Effekte der Raubtiere auf unser Wild und die Spuren von dessen Überlebenskämpfen. Wir werden dazu gezwungen, das Leid ernsthaft verletzter, aber immer noch am Leben befindlicher Beutetiere mitanzusehen, die wir glücklicherweise barmherzig erlösen können. Da manche Wildtiere sehr lange leiden müssen, empfinden wir in unserer ethischen Verpflichtung eine Verantwortung dafür, dass wildlebende Tiere keinem unnötigen Leid ausgesetzt werden dürfen.
[...] Was die Wölfe betrifft, lautet die Einstellung von unserem Jagdverband Jägarnas Riksförbund: Nein zu wildlebenden Wölfen in Schweden - das ist die einzige Möglichkeit, die Lebensqualität von Tieren und Menschen wiederherzustellen. Und bis wir dieses Ziel erreicht haben, ist jeder weitere Abschuss ein wichtiger Schritt.

Altinget, 23.01.2020: Jägarnas riksförbund: "Nej till frilevande varg i Sverige" https://www.altinget.se/artikel/jagarna ... -i-sverige
Sie sind ja so barmherzig, Schwedens Jäger.

Läuft in Schweden... Tolles Vorbild, das uns die deutschen Wolfsjagdbefürworter da immer einreden wollen... :roll:

¹ Jaktjournalen, 30.09.2021: Vargjakten 2022 - kommentarer och analyser https://www.jaktjournalen.se/vargjakten ... -analyser/
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Svenska Rovdjursföreningen hat eine ganz andere Meinung zu der Lizenjagd für 2022:
"Die schwedische Regierung sollte auf die Mehrheiten hören und die geplante Lizenzjagd für den Winter 2022 stoppen. Die schwedische Bevölkerung möchte mehrheitlich, dass der Wolf in unserem Land leben darf.
Satte 69 Prozent der Schweden wollen einer aktuellen Umfrage von Schwedens Lantbruksuniversität zufolge, dass die derzeitliche Zahl der Wölfe erhalten bleiben oder gar höher ausfallen solle. Gerade einmal 12 Prozent sind negativ gegenüber dem Wolf eingestellt; der Rest hatte keine besondere Meinung bezüglich dieser Frage.
[...] Schweden sollte von anderen EU-Ländern lernen, wo deutlich mehr Wölfe auf kleinerer Fläche trotz höherer Bevölkerungsdichten leben, anstatt die Population ständig auf ein absolutes Minimum herunterzuschießen", sagt Magnus Orrebrant, Sprecher von Svenska Rovdjursföreningen.
Die schwedische Wolfspopulation ist massiv durch Inzucht beeinträchtigt. In den letzten Jahren ist die Zahl der Wölfe mit Inzuchtschäden beträchtlich gestiegen. 40 Prozent der bei der Lizenzjagd 2021 geschossenen Rüden waren von Kryptorchysmus betroffen - einer oder beide Hoden befanden sich in der Bauchhöhle. Weil der Bestand so klein und isoliert ist, ist eine Inzuchtdepression die Folge.
Die Lizenzjagd bedroht zudem unseren weltberühmten Naturtourismus. Zwei Reviere in Västmanland, in denen es nie Probleme gab, deren Torismus-Unternehmen im Gegenteil sogar von Naturführungen profitierten, sollen nun leergeschossen werden. Wenn aber die großen Beutegreifer Voraussetzung für das Interesse der Touristen sind, bedarf es ausgewiesener Naturführer mit Ortskenntnis, Erfahrung und Wissen über die Aufenthaltsorte und Verhaltensweisen der örtlichen Wildtiere - Fahigkeiten, die nur über wochenlange Aufenthalte in der Natur vor Ort entwickelt werden können. Diese Zeit geht verloren, wenn sämtliche Wölfe in den Revieren geschossen werden.
Außerdem sehen wir es kritisch, dass ein Revier in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem anderen ausgewählt wurde, in welchem der einzige zugewanderte Wolf mit seiner Familie lebt und in der Folge dem Risiko ausgesetzt ist, irrtümlich abgeschossen zu werden.
Der genehmigte Komplettabschuss in dem anderen Revier betrifft teils ausgerechnet das nördlichste Revier Prästkogsrevier, was verwunderlich ist, da als Intention von Komplettabschüssen ganzer Rudel stets die Ausdünnung von Revieren in Regionen angegeben wurde, in denen die Wolfsdichte am höchsten sei."


Svenska Rovdjursföreningen, 07.10.2021: Vi är kritiska till licensjakt på varg 2022 https://www.rovdjur.se/press/pressmedde ... -2022_7794
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Neue Strategie der schwedischen Jäger: Am liebsten das Recht auf mehr Wolfsabschüsse einklagen können

Der Verein Sveriges Jägare ("Schwedens Jäger") will auf eine Gesetzesänderung drängen, nach auch eine Erhöhung der Abschusszahlen der ursprünglich von den Bezirksverwaltungen festgelegten Quoten eingeklagt werden könne. Bislang sei es nur möglich, gegen die Jagd auf Wölfe gerichtlich vorzugehen, jedoch nicht für eine Anhebung der Wolfsabschussquoten.

Den Verbänden Jägarnas Riksförbund und Svenska Jägareförbundet sei es hinsichtlich der Lizenzjagden auf Bären und Wölfe verwehrt worden, gegen die Verwaltungsbeschlüsse zu klagen. Ein Gerichtsmitarbeiter des Verwaltungsgerichts habe die aus Sicht der Jäger einseitige Vorgehensweise damit begründet, dass die Natur- und Wildtierschutzverbände stellvertretend für die Wildtiere klagen würden.

Der Sprecher des Vereins Sveriges Jägare insistiert, dass ja wohl auch die Stimme der Menschen vertreten werden müsste.* Schließlich lebe man in einer Demkokratie. Vor allem gegen die aus Sicht der Jäger viel zu geringen Wolfsabschussquoten für die kommende Jagdsaison würde der Verein gerne klagen, findet dafür immer Moment aber keine rechtliche Handhabe.

Deshalb will man nun an die Politik herantreten, um eine entsprechende Änderung zu erwirken. Ziel sei es, von einem günstigen Erhaltungsstatus zu einem "günstigen Verwaltungsstatus" als Grundlage für die Wolfsabschüsse zu kommem, der die Belange der Jäger entsprechend berücksichtige. Das schließe die Klagemöglichkeit ein, wenn die Zahl der zum Abschuss freigegebenen Wölfe aus Sicht der Jäger zu gering sei.

Vgl. Jaktjournalen, 26.10.2021: Föreningen Sveriges Jägare agerar för att få överklaga vargjakt https://www.jaktjournalen.se/foreningen ... -vargjakt/

Eines kann man aber sicherlich festhalten: Die hierzulande von den Wolfsjagdbefürwortern aufgestellte These, dass die Einführung der Lizenzjagden die Wolfsdebatte in Schweden beruhigt und die in dieser Frage gespaltene Gesellschaft geeint sowie die Probleme gelöst hätte, gehört eindeutig in die Kategorie Märchen.


* Mit der "Stimme der Menschen" meinen die Jäger wohl eher vor allem sich selbst, also die Stimme der Jäger. Die "Stimme der Menschen" in Schweden besagt einer Umfrage zufolge, dass 69 Prozent die derzeitliche Zahl der Wölfe erhalten sehen möchte oder dass diese gar höher ausfallen solle. Gerade einmal 12 Prozent sind negativ gegenüber dem Wolf eingestellt; der Rest hatte keine besondere Meinung bezüglich dieser Frage.

Svenska Rovdjursföreningen, 07.10.2021: Vi är kritiska till licensjakt på varg 2022 https://www.rovdjur.se/press/pressmedde ... -2022_7794
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Lizenzjagd 2022: Hier wurden Quoten für Wolfsabschüsse genehmigt

- Revier Prästskogen: 6 Wölfe (Bezirke Gävleborg, Jämtland und Väster Norrland)

- Revier Gullsjön: 6 Wölfe (Bezirke Dalarna, Gävleborg)

- Revier Haraldsjön: 6 Wölfe (Bezirke Dalarna,Västmanland, Örebro)

- Revier Snösjön: 6 Wölfe (Bezirke Dalarna, Västmanland, Örebro)

- Revier Immen: 6 Wölfe (Bezirke Värmland und Örebro)

- Revier Rømskog: 3 Wölfe (Bezirk Värmland an der Grenze zu Norwegen - wird als halbes Revier gerechnet)

Vgl. Svensk Jakt, 30.09.2021: Begränsad vargjakt i sex revir https://svenskjakt.se/start/nyhet/begra ... sex-revir/

Die Darstellung der jeweiligen Aufteilungen erleichtert die Orientierung bei dem nachfolgend aufgeführten ersten Gerichtsurteil zur Lizenzjagd 2022.
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Das Verwaltungsgericht in Luleå kippt die geplante Lizenzjagd im Revier Prästskogen

Das Verwaltungsgericht in Luleå hat die Lizenzjagd auf sechs Wölfe im Revier Prästskogen gestoppt. Als Begründung führte das Gericht an, dass sich das Revier sich auf mehrere Bezirke im Norden erstrecke. In diesem Gebiet werde der Wolfsbestand als insgesamt niedrig bewertet, so dass von der Genehmigung einer Quotenjagd abzusehen sei.
Das Urteil könne aber noch vor dem Kammergericht angefochten werden. Die Bezirksverwaltung in Gävleborg zeigt sich überrascht und will das Urteil nun prüfen, um über das weitere Vorgehen urteilen zu können.

Vgl. Svensk Jakt, 07.12.2021: Vargjakt ställs in av förvaltningsrätten - Förvaltningsrätten i Luleå stoppar vinterns licensjakt på varg i reviret Prästskogen
https://svenskjakt.se/start/nyhet/vargj ... ngsratten/
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Hauptsache irgendwelche Wölfe schießen - Bezirksverwaltung geht wegen Abschussstopp im Prästskogen-Revier in Berufung - und will ein neues Gebiet für Wolfs-Abschüsse ausweisen

Im Prästskogen-Revier dürfen wir keine Wölfe schießen? Egal, dann schießen wir eben woanders Wölfe ab! Wolfsmanagement frei von Sinn und Verstand.

Die Bezirksverwaltung in Gävleborg geht aufgrund der vom Verwaltungsgericht in Luleå gestoppten Lizenzjagd im Prästskogen-Revier in die nächste Instanz. Die Vereine Ulvetid, Nordulv, Jaktkritikerna, die Naturschutzvereine Dalarna und Gävleborg, der Verein Svenska Rovdjursföreningen und ein Teil Privatpersonen hatten zuvor vor dem Verwaltungsgericht in Luleå eine Aufhebung der Lizenzjagdgenehmigung erwirken können, da die Wolfsdichte in dem betreffenden Gebiet sehr gering sei.

Das passt der Bezirksverwaltung von Gävleborg nicht. Sie behauptet, dass es um das Revier herum bereits mehrere Reviere gäbe. Außerdem sei es zu Schäden gekommen. Und überhaupt sei das Revier für die Elchjagd von Bedeutung. So sei die Überlebensrate von Elchkälbern dort niedriger als in anderen Regionen. Gleichzeitig würde die Jagd auf Elche durch die Anwesenheit von Wölfen erschwert, da diese die Möglichkeiten der sogenannten Löshundjakt, also das Jagen mit freilaufenden Hunden, beeinträchtigen würden.

Zudem prüft die Bezirksverwaltung die Ausweisung eines neuen Reviers für den Wolfsabschuss in der Provinz Gävleborg.

Vgl. Jaktjournalen, 13.12.2021: Överklagar stoppad vargjakt - och pekar ut nytt revir för jakt https://www.jaktjournalen.se/overklagar ... -for-jakt/

Offenbar sind die Jagdlobbyisten in den Ämtern gut vertreten.
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Nächste Runde: Das Verwaltungsgericht erteilt auch der Lizenzjagd im alternativ ausgewählten Revier eine Absage:

Nach dem gerichtlichen Stopp für die Lizenzjagd im Prästskogen-Revier schlug die Bezirksverwaltung in Gävleborg ein alternatives Revier vor, in dem Wölfe stattdessen geschossen werden sollten - das Revier Skrottmyren. Aber auch diesem Ansinnen hat das Verwaltunsgericht eine Absage erteilt. Als Begründung gab das Gericht an, dass die Bezirksverwaltung gegen das erste Urteil (Stopp der Lizenzjagd im Prästskogen-Revier) Rechtsmitel eingelegt hätte und das Verfahren nun in nächsthöherer Instanz vor dem Kammergericht verhandelt wird. Nun wird von den Verantwortlichen befürchtet, dass die zum Ziel gesetzte Abschussquote nicht mehr erreicht werden könne.

Vgl. Jaktjournalen, 21.12.2021: Förvaltningsrätten säger nej till alternativt revir för vargjakt i ett län https://www.jaktjournalen.se/forvaltnin ... gavleborg/
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Der ganze Unsinn und die Willkür der schwedischen Lizenzjagd auf die Wölfe wird wieder einmal mehr als deutlich.

Nachdem das Verwaltungsgericht die Jagd im Prästskogen-Revier untersagt hatte, weil der Wolfsbestand dort zu gering sei, ging der Fall in die nächste Instanz. Eigentlich wollte die Bezirksverwaltung eiligst ein Ersatz-Jagdgebiet (Skottmyren) genehmigen, aber bis zur Entscheidung des Kammergerichts wurde ihr auch dieses untersagt. Dann bestätigte das Kammergericht das erstinstanzliche Urteil und untersagte die Jagd im Prästskogen-Revier endgültig für diese Saison.
Nächster Schachzug der Bezirksverwaltung: Jetzt haben sie doch die Jagd im Skrottmyren-Revier genehmigt, weil dort kein "genetisch wertvoller" Wolf nachgewiesen sei. Ab 10.01.2022 heißt es also auch dort Feuer frei auf die Wölfe.

SVT, 04.01.2022: Nej till licensjakt på varg i Prästskogen – jakt bedrivs istället i Skrottmyren https://www.svt.se/nyheter/lokalt/gavle ... krottmyren [/quote]

Im Haraldsjö/Snösjön-Revier ist die Quote bereits erfüllt - dort sind alle 12 genehmigten Wölfe bereits erschossen worden. Der zuständige Beamte der Bezirksverwaltung sieht die Zielsetzung, das Revier "leerzuräumen", mit dem Abschuss der "Alphatiere" in beiden Revieren für erfüllt. Dennoch seien weitere Wölfe gesichtet worden, angeblich zwei in Snösjön und vielleicht fünf in Haraldsjön. Aufgrund der hohen Zahl an Jährlingen, die auf ihre Chance nur warteten, werde es bestimmt nicht lange dauern, bis sich neue "Alphapaare" in den Revieren etabliert hätten.

Jaktjournalen, 07.01.2022: Färdigjagat i Snösjön/Haraldsjörevir - Alla tolv tilldelade vargar fällda i området https://www.jaktjournalen.se/fardigjaga ... dsreviret/

Welchen Sinn - außer unnötiges Tierleid - soll die Lizenzjagd dann im Endeeffekt haben? Dass Menschen, denen es Wonne bereitet, den Aufprall der Geschosses auf die Tierkörper und die Angst- und Schmerzens-Schreie der Wölfe zu hören, die Jagdmagazine mit den Bildern der getöteten Wölfe fluten?

Der dänische Wolfsschutzverein Ulvetid hat derweil einen Brief an die Europäische Kommission geschickt, in dem darum gebeten wird, das Vertragsverletzungsverfahren gegen Schweden zu beschleunigen, um den Bestrebungen anderer EU-Staaten, das schwedische Modell zu adaptieren, rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben.
LETTER OF CONCERN

I am taking the liberty to contact you directly; I sure hope you can find a few minutes to read my concern about the situation in the Nordic countries regarding the wolf hunting situation.

My name is Ole Pedersen, I’m the chairman of “Ulvetid”, the sole Danish association that is working for the acceptance of the wolf in Denmark, and the wolf in Europe in general.

We are deeply concerned about the Swedish license hunting for wolves. Although I am aware that the commission has already initiated an infringement proceeding (INFR(2010)4200), concerning the policy of licensed hunting of wolves in order to ensure that the requirements applicable to derogations in accordance with Article 16 (1) of the Habitats Directive 1 (e) is complied with. The said infringement proceedings have not yet been concluded.

However, my concern is mainly that other EU-member states might copy the Swedish model, which unfortunately is already a reality as the Finish Minister of Agriculture and Forestry, Mr. Jari Leppä has announced license hunting for 20 wolves in southern part of Finland. The argumentation for the hunt is very much the same as the Swedish arguments.

The permit to for the license wolf hunting in Finland even contradicts several premises in the EU-Case 476/17 (The Tapiola Case).
[...]

Ulvetid, 17.12.2021: Ulvetid sender “Bekymringsbrev til Eu-kommissionen” LETTER OF CONCERN https://www.ulvetid.dk/2021/12/17/ulvet ... missionen/
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Der Streit um die Wolfsabschusszahlen geht weiter.

Revier Skrottmyren
Das Verwaltungsgericht in Luleå hat die Klagen von vier Organisationen abgewiesen und die Lizenzjagd im Ersatzgebiet Skrottmyren abgesegnet. Drei der sechs genehmigten Wölfe wurden bereits abgeschossen.

Sveriges Radio, 12.01.2022: Förvaltningsrätten godkänner vargjakten i Skrottmyren https://sverigesradio.se/artikel/forval ... krottmyren

Revier Haraldsjön
Forderung der Jagdverbände: Die Reviere Snösjön/Haraldsjön müssen komplett leergeschossen werden

Nach den genehmigten und bereits abgeschossenen 12 Wölfen forderten die Jagdverbände weitere Abschussgenehmigungen in dem Gebiet, um die Reviere vollständig leerzuschiessen. Damit solle ausgeschlossen werden, das verbliebene Rudelmitglieder das Rudel im Revier weiter fortführen. Es gäbe noch mindestens zwei Individiuen in Snösjön und vier in Haraldsjön.

Svensk Jakt, 10.01.2022: Jägareförbunden: Töm reviren på samtliga vargar https://svenskjakt.se/start/nyhet/jagar ... ga-vargar/

Die Bezirksverwaltungen Västmanland, Dalarna und Örebro haben dem Begehren der Jäger mit einem Nachschlag auf weitere zwei Wölfe stattgebeben, nachdem bereits alle 12 genehmigten Wölfe in den Revieren Snösjön/Haraldsjön abgeschossen worden waren. Die Jagd wurde zeitlich begrenzt bis zum 20.01.2022.

Jaktojagare, 10.01.2022: Nytt beslut innebär fortsatt vargjakt i Haraldsjön https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... araldsjon/

Nachdem der Wolfsschutzverein Svenska Rovdjursföreningen gegen die erweiterte Jagd gerichtlich vorgegangen ist, hat das Verwaltungsgericht in Luleå die erneute Wolfsjagd bis auf weiteres vorerst gestoppt.

Jaktojagare, 11.01.2022: Vargjakten i Haraldsjö stoppas efter överklagan https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... verklagan/

Die Jäger sind deshalb sauer. Nu hatten sie sich extra Urlaub und teils lange Anreisen für das Halali auf die Wölfe auf sich genommen. Jetzt kritisieren sie das Rechtssystem. Auch das höchstrichterliche Urteil, das kleinen Schutzorganisationen im Rahmen der Aarhus-Konvention ein Klagerecht einräumt, wird von ihnen kritisch hinterfragt. Die Frage sei, ob Vereine mit mehreren Hunderten oder mehreren Tausend Mitglidern überhaupt ein Mitspracherecht haben sollten. Als nächstes kämen da womöglich auch noch Facebookgruppen, die das Klagerecht für sich beanspruchen wollten.

Jaktjournalen, 12.01.2022: Jägarkritik mot stoppad vargjakt https://www.jaktjournalen.se/jagarkriti ... -vargjakt/

Und schlussendlich die gute Nachricht für die Wölfe: Die Bezirksverwaltung Dalarna hat mitgeteilt, dass die rechtliche Klärung zu lange dauere, um bis zum vorgebenen Ende der Jagd am 20.01.2022 noch ein ausreichenden Zeitfenster für die Ausübung zu gewährleisten. Die Wolfsjagd in dem Gebiet ist damit für diese Saison beendet.

Jaktojagare, 12.01.2022: Vargjakten över i Haraldsjön https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... araldsjon/

Revier Gullsjön
Auch hier wurde die Jagd auf sechs Wölfe auf Initiative der Bezirksverwaltungen Gävleborg und Dalarna nach den ersten drei abgeschossenen erst einmal ausgesetzt. Hintergrund: Man wollte eigentlich vor allem den Elternrüden abschiessen, aber der war bislang nicht unter den getöteten Wölfen. Es seien auch keine Spuren mehr vorhanden. Weil das Revier von anderen Revieren umgeben sei - mit genetisch wertvollen Wölfen - sei das Risiko zu groß, die falschen Wölfe zu erlegen. Deshalb werden lokale Freiwillige jetzt dazu eingeladen, bei der Suche nach DNA-Proben mitzuhelfen, um den gesuchten Rüden oder seine Familienmitglieder doch noch aufzuspüren. Sollte das gelingen, könne die Jagd wieder aufgenommen und bis zum 15. Februar fortgesetzt werden.

Jaktojagare, 12.01.2022: Vargjakten avlyst i Gullsjöreviret https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... joreviret/
Svensk Jakt, 12.01.2022: Vargjakt stoppas trots att halva tilldelningen återstår https://svenskjakt.se/start/nyhet/varja ... -aterstar/


Was dieser ganze Käse jetzt den geplagten Tierhaltern bringen soll, um die es ja angeblich eigentlich geht, weiß wohl auch von den Verantwortlichen keiner. Man ringt hier um ein paar Wölfe, da um ein paar Wölfe. Mal gewinnen die Wolfsschützer, mal die Verwaltungen und ihre Jäger, denen sie zudienen. Für das angebliche Erfolgsmodell Schweden, wo Wölfe angeblich "großzügiger" - "einreguliert" werden können, hat ja nun gerade wieder der niedersächsische Landesjagdsverbandspräsident im NDR geschwärmt. Kennt er die Situation in Schweden nicht?

Mit dem schwedischen Verständnis von Natur und Jagd dürften sich unsere Jäger hierzulande dann endgültig ins Aus schießen: Beantragt wurde gerade eine Schutzjagd auf einen Auerhahn, weil der ein paar Skiläufern in die Waden gehackt haben soll. Wo Natur einfach nichts als nervt:

Jaktjournalen, 12.01.2022: Kommun söker skyddsjakt på ilsken tjädertupp https://www.jaktjournalen.se/kommun-sok ... jadertupp/
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Nina
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Re: Zoff um Lizenzjagd 2022

Beitrag von Nina »

Nordulv erzielt Erfolg vor dem Kammergericht - Lizenzjagd im Revier Skrottmyren bis auf weiteres ausgesetzt

Revier Skrottmyren
Das Verwaltungsgericht in Luleå hatte die Klagen von vier Organisationen abgewiesen und die Lizenzjagd im Ersatzgebiet Skrottmyren abgesegnet. Drei der sechs genehmigten Wölfe wurden bereits abgeschossen (siehe oben).

In der zweiten Instanz hat der Verein Nordulv nun einen Erfolg erzielt: Nach inzwischen dem fünften geschossenen Wolf wird die Wolfsjagd auf Anordnung des Gerichts ausgesetzt. Ein Wolf wäre noch zum Abschuss frei gewesen.

Laut Nordulv ist ein Verfahren bezüglich der Lizenzjagd auf Wölfe allgemein vor dem höchsten Verwaltungsgericht anhängig, weshalb das Verwaltungsgericht die Wolfsjagd in Skrottmyren hätte aussetzen müssen. Das Kammergericht hat dies nun getan und überprüft, ob die Genehmigung der Lizenzjagd durch die Bezirksverwaltung im Skrottmyren-Revier rechtlich zulässig war.

Vgl. Jaktjournalen, 14.01.2022: Kammarrätten ger Nordulv rätt - vargjakten i Skrottmyren stoppad https://www.jaktjournalen.se/kammarratt ... n-stoppad/
Jaktojagare, 14.01.2022: Vargjakten i Skrottmyren stoppas https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... n-stoppas/
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