DK:12 Wölfe+Welpen verschwunden

Norwegen, Schweden, Finnland
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Nina
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DK:12 Wölfe+Welpen verschwunden

Beitrag von Nina »

In Dänemark sind 12 junge, gesunde ehemals nachgewiesene Wölfe plus der gesamte Nachwuchs von 2020 offenbar spurlos verschwunden.

Der Wolfsschutzverein Ulvetid hat jetzt eine Belohnung in Höhe von 60.000 Kronen für Hinweise ausgesetzt, die zur Aufklärung von illegalen Wolfstötungen führen.

Vgl. TV Midtvest, 14.12.2020: 12 ulve forsvundet sporløst: Nu udlover forening 60.000 kroner i dusør https://www.tvmidtvest.dk/holstebro/12- ... r-i-dusoer

Der neue Managementplan, dessen Fertigstellung zur Vorlage bei der zuständigen Umweltministerin Lea Wermelin für den 07.12.2020 geplant war, verzögert sich nun u. a. aufgrund von Corona um ca. 3-4 Monate. In dieser Zeit will man sich auch mit dem Phänomen der verschwundenen Wölfe durch vermutliche Selbstjustiz befassen und erwartet dazu eine Einschätzung der Aarhus Universität über die Hintergründe und mögliche Gegenmaßnahmen.

Vgl. LandbrugsAvisen, 04.12.2020: Ny ulveplan udsat i tre måneder: Rører ved ømme punkter https://landbrugsavisen.dk/ny-ulveplan- ... me-punkter
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Richard M
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Re: DK:12 Wölfe+Welpen verschwunden

Beitrag von Richard M »

Hoffentlich sind sie in Dänemark erfolgreicher bei der Strafverfolgung in Sachen Jagdwilderei/Umweltkriminalität, als in Deutschland. Sollten es unsere Behörden überhaupt mal schaffen, Täter zu ermitteln, kann man froh sein, wenn mehr Strafe als ein erhobener Zeigefinger mit den Worten "Du Du Du, das darf man aber nicht" rauskommt.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
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Nina
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Re: DK:12 Wölfe+Welpen verschwunden

Beitrag von Nina »

Die beiden Jäger, die sich für die vorsätzliche Tötung geschützter Wildtiere vor Gericht verantworten mussten, wurden jeweils zu einer Gefängnisstrafe von 40 Tagen auf Bewährung verurteilt. Das ist auch kaum mehr als ein "Du, Du, Du - das darf man nicht". Einmal betraf es den Abschuss eines Wolfes, ein anderes Mal die gezielte Vergiftung eines Mäusebussards.

Der Jäger, der den Wolf erschossen hat, durfte nach dem erstinstanzlichen Urteil zunächst sogar seinen Jagdschein behalten. Sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft haben daraufhin Berufung eingelegt - mit dem Ergebnis, dass es bei dem lächerlichen Urteil von 40 Tagen blieb, aber zumindest der Jagdschein erstmal einkassiert wurde. Pointe: Für gerade mal zwei Jahre... :roll:

TV2 Nyheder, 25.09.2019: Landsretten stadfæster dom i ulvesag - og dømte mister retten til jagt https://nyheder.tv2.dk/krimi/2019-09-25 ... n-til-jagt
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Nina
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Re: DK:12 Wölfe+Welpen verschwunden

Beitrag von Nina »

Nachtrag: Der 72jährige Jäger, der gezielt den Mäusebussard zur Rettung "seiner" Fasane vergiftet hat, darf den Jagdschein entgegen der staatsanwaltschaftlichen Forderung weiterhin behalten.¹

Dass die große Anzahl verschollener Wölfe vermutlich vorsätzlich "verschwunden worden" ist, legt das Parallelbeispiel der geschützten, aber dennoch systematisch von Jägern getöteten Greifvögel in Dänemark nahe.

Im September 2020 wurden drei ebenfalls mit dem Nervengift Carbofuran - das seit 2008 EU-weit verboten ist- getötete Seeadler entdeckt. In dem Gebiet hatte man zuvor bereits je einen mit dem selben Nervengift getöteten Rotmilan sowie einen weiteren Seeadler gefunden.²

Die Investigativjournalisten des dänischen Senders TV2 haben sich in diesem Monat auf Spurensuche begeben und die Hintergründe aufgedeckt.³
Für die Dänische Ornithologische Vereinigung seien die rund 60 in den letzten 10 Jahren aufgefundenen und registrierten Fälle gerade einmal die Spitze des Eisbergs, wobei sich die Vielzahl der Fälle auf Gebiete um Gutshäuser und Schlösser konzenrierte.
Die Journalisten sind dann auf einen damaligen Jagdlehrling gestossen, der Ende der 1990er Jahre während seiner Ausbildung an einem dänischen Gut an der massenhaften Tötung geschützter Greifvögel beteiligt gewesen sein soll.

In Dänemark würden jährlich rund 800.000 handgezogene Jagdfasane und Enten mit dem Ziel ausgesetzt, von Jägern und Gastjägern geschossen zu werden. Diese Jagd auf den Ländereien dänischer Schlösser und Herrensitze sei außerordentlich beliebt, weshalb die Jäger gern bereit wären, zwischen 300 und 400 Kronen per geschossenem Vogel zu zahlen. Um dieses lukrative Geschäft ausüben zu können, müssten die ausgesetzten Jungfasane und -enten natürlich zuerst einmal überleben. Und genau hier würden die hungrigen Greifvögel zur Bedrohung, der man nicht tatenlos zusehen könne.

Der anonym bleibende "Jagdlehrling", zu dessen Aufgaben die Aufzucht von Jagdwild und das Arrangement der Jagden zählten, erklärt den Journalisten, wie er vor rund 21 Jahren angewiesen wurde, gezielt Greifvögel zu vergiften. Dazu wurden mit Carbofuran präparierte Fasanenküken in der Nacht als Köder ausgelegt und die Ausbeute - oftmals 20-25 getötete Vögel pro Tag - in den frühen Morgenstunden eingesammelt, damit dies niemand mitbekam. Auch weil seine Bedenken bei seinem Ausbilder auf taube Ohren stießen, habe der "Jagdlehrling" den Job später geschmissen, wisse aber aus Kontakten zu anderen des Fachs, dass die Methoden weiterhin angewendet würden. Der von den Journalisten ausfindig gemachte Ausbilder streitet sämtliche Vorwürfe ab.

¹ TV2 Nyheder, 25.11.2020: 72-årig dømt for giftdrab på fredet rovfugl https://nyheder.tv2.dk/krimi/2020-11-25 ... et-rovfugl

² TV2 Nyheder, 28.09.2020: Lammende giftstof slog tre havørne i Danmark ihjel https://nyheder.tv2.dk/samfund/2020-09- ... mark-ihjel

³ TV2 Nyheder, 07.12.2020: Danske rovfugle bliver dræbt med ulovlig gift – TV 2 jagtede mysteriet bag https://nyheder.tv2.dk/samfund/2020-12- ... teriet-bag
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