DNA-Wirrwarr: Sind die baltischen Wölfe bloß Füchse?
Verfasst: 21. Feb 2016, 17:22
Der Deutsche Jagdverband (DJV) forderte am 29. Juli 2015 eine Neubewertung der Wolfspopulation im Hinblick auf den günstigen Erhaltungszustand und den FFH-Schutzstatus.*
Vorangegangen war die Diskussion, inwieweit die für Deutschland maßgebliche Mitteleuropäische Flachlandpopulation deutscher und westpolnischer Wölfe eine eigene Population bildet oder ob und inwieweit sie mit der sogenannten baltischen Population in einem genetischen Austausch steht, so dass sich der günstige Erhaltungszustand anhand der Zusammenzählung beider Populationen bemisst.
Im Bericht des Bundesumweltministeriums zum Wolf vom 28.10.15 ist man der Auffassung, dass die Mitteleuropäische Population trotz vereinzelter Zuwanderungen eine eigene Population bildet, sich genetisch deutlich von der baltischen abgrenzen lässt und daher keine Herabstufung des Schutzstatus begründet.
"Die Mitteleuropäische Flachlandpopulation lebt nicht von zuwandernden Wölfen, sondern erhält sich aus sich selbst heraus. Natürlich wandern immer wieder einzelne Wölfe aus der baltischen Population zu und umgekehrt. Einige dieser Zuwanderer pflanzen sich auch erfolgreich fort. Die Zuwanderung findet jedoch nicht in dem Ausmaß statt, dass sie einen demographischen Effekt hätte." (Seite 21-24).**
Der DJV hingegen beruft sich insbesondere auf die Untersuchungsergebnisse der dänischen Wissenschaftlerin Liselotte Wesley Andersen von der Universität Aarhus, die belegt haben will, dass "ein Großteil von 18 in Dänemark nachgewiesenen Wölfen aus Nordost-Polen stammt. Ihr Weg nach Dänemark kann nur über Land, also durch Deutschland, geführt haben. Auf Nachfrage bestätigte die Wissenschaftlerin, dass zwischen 2012 und 2015 sogar insgesamt 40 Wolfsindividuen in Dänemark nachgewiesen werden konnten. Der Anteil der Wölfe aus dem Baltikum sei jedoch noch nicht abschließend bestimmt." *
Am 09.02.2016 hat die Universität Aarhus in einer Pressemitteilung die ehemals für 2012-2015 ausgerufenen 40 Wölfe nun auf 20-23 Individuen herabgesenkt.***
In einer Erklärung an die zuständige Naturschutzbehörde vom 09.02.16 hat Frau Andersen von der Universität Aarhus eine ausführliche Begründung dargestellt. Bei einem Abgleich der Daten mit dem Senckenberg Institut sei es zu erheblichen Abweichungen gekommen. Während in 12 deutschen Proben aus Exkrementen sowohl von Senckenberg als auch von der Universität Aarhus Wolfs-DNA bestätigt wurden, wurde von 50 dänischen Proben in 20 Fällen ein Wolfsnachweis von der Universität Aarhus geführt, aber nur in 2-6 Fällen von Senckenberg. Man führe dies derzeit darauf zurück, dass die dänischen Proben sehr alt und von schlechter Beschaffenheit gewesen und vermutlich zu einem großen Teil mit Fuchs-DNA verunreinigt seien, die man nicht abgegrenzt habe. Während Senckenbergs Analysemethoden Fuchs- Wolf und Hunde-DNA erfassen, gilt dies in Aarhus nur für Wolfs- und Hundesequenzen. Als Fazit erklärt die Universität Aarhus zum gegenwärtigen Zeitpunkt folgenden Status: 2 Individuen sind identifiziert, 17 weitere verschiedene Individuen sind aufgrund der unzureichenden Qualität der DNA-Profile keinem DNA-Register zuordenbar, und nur vier Proben sind weiblichen Tieren zuzuordnen, bei denen aber ungewiss ist, ob es sich um ein oder mehrere Individuen handelt.²
Der Lokalsender TV2 Østjylland hat gestern gemeldet, dass nun auch Wissenschaftler der Universität Kopenhagen 200 Proben untersucht hätten und zu dem Ergebnis gekommen seien, dass man derzeit von maximal fünf Wölfen in Dänemark ausgehe. Von den 200 Proben seien rund 100 dem Fuchs, ca. 10 der Katze und 6 einem Hund zugeordnet worden.³
Auch wenn die Untersuchungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend geklärt sind, dürfte der dänische "Beweis" für einen regelmäßigen genetischen Austausch der Mitteleuropäischen Flachland- mit der baltischen Population für die Diskussion um eine Herabstufung des FFH-Schutzstatus jedenfalls erstmal hinfällig sein...
* https://www.jagdverband.de/content/djv- ... population
** http://www.bundestag.de/blob/393542/5e2 ... b-data.pdf
*** http://dce.au.dk/aktuelt/nyheder/nyhed/ ... i-danmark/
² http://dce.au.dk/fileadmin/dce.au.dk/Ud ... af_ulv.pdf
³ http://www.tv2oj.dk/artikel/293980:oest ... nske-natur
Vorangegangen war die Diskussion, inwieweit die für Deutschland maßgebliche Mitteleuropäische Flachlandpopulation deutscher und westpolnischer Wölfe eine eigene Population bildet oder ob und inwieweit sie mit der sogenannten baltischen Population in einem genetischen Austausch steht, so dass sich der günstige Erhaltungszustand anhand der Zusammenzählung beider Populationen bemisst.
Im Bericht des Bundesumweltministeriums zum Wolf vom 28.10.15 ist man der Auffassung, dass die Mitteleuropäische Population trotz vereinzelter Zuwanderungen eine eigene Population bildet, sich genetisch deutlich von der baltischen abgrenzen lässt und daher keine Herabstufung des Schutzstatus begründet.
"Die Mitteleuropäische Flachlandpopulation lebt nicht von zuwandernden Wölfen, sondern erhält sich aus sich selbst heraus. Natürlich wandern immer wieder einzelne Wölfe aus der baltischen Population zu und umgekehrt. Einige dieser Zuwanderer pflanzen sich auch erfolgreich fort. Die Zuwanderung findet jedoch nicht in dem Ausmaß statt, dass sie einen demographischen Effekt hätte." (Seite 21-24).**
Der DJV hingegen beruft sich insbesondere auf die Untersuchungsergebnisse der dänischen Wissenschaftlerin Liselotte Wesley Andersen von der Universität Aarhus, die belegt haben will, dass "ein Großteil von 18 in Dänemark nachgewiesenen Wölfen aus Nordost-Polen stammt. Ihr Weg nach Dänemark kann nur über Land, also durch Deutschland, geführt haben. Auf Nachfrage bestätigte die Wissenschaftlerin, dass zwischen 2012 und 2015 sogar insgesamt 40 Wolfsindividuen in Dänemark nachgewiesen werden konnten. Der Anteil der Wölfe aus dem Baltikum sei jedoch noch nicht abschließend bestimmt." *
Am 09.02.2016 hat die Universität Aarhus in einer Pressemitteilung die ehemals für 2012-2015 ausgerufenen 40 Wölfe nun auf 20-23 Individuen herabgesenkt.***
In einer Erklärung an die zuständige Naturschutzbehörde vom 09.02.16 hat Frau Andersen von der Universität Aarhus eine ausführliche Begründung dargestellt. Bei einem Abgleich der Daten mit dem Senckenberg Institut sei es zu erheblichen Abweichungen gekommen. Während in 12 deutschen Proben aus Exkrementen sowohl von Senckenberg als auch von der Universität Aarhus Wolfs-DNA bestätigt wurden, wurde von 50 dänischen Proben in 20 Fällen ein Wolfsnachweis von der Universität Aarhus geführt, aber nur in 2-6 Fällen von Senckenberg. Man führe dies derzeit darauf zurück, dass die dänischen Proben sehr alt und von schlechter Beschaffenheit gewesen und vermutlich zu einem großen Teil mit Fuchs-DNA verunreinigt seien, die man nicht abgegrenzt habe. Während Senckenbergs Analysemethoden Fuchs- Wolf und Hunde-DNA erfassen, gilt dies in Aarhus nur für Wolfs- und Hundesequenzen. Als Fazit erklärt die Universität Aarhus zum gegenwärtigen Zeitpunkt folgenden Status: 2 Individuen sind identifiziert, 17 weitere verschiedene Individuen sind aufgrund der unzureichenden Qualität der DNA-Profile keinem DNA-Register zuordenbar, und nur vier Proben sind weiblichen Tieren zuzuordnen, bei denen aber ungewiss ist, ob es sich um ein oder mehrere Individuen handelt.²
Der Lokalsender TV2 Østjylland hat gestern gemeldet, dass nun auch Wissenschaftler der Universität Kopenhagen 200 Proben untersucht hätten und zu dem Ergebnis gekommen seien, dass man derzeit von maximal fünf Wölfen in Dänemark ausgehe. Von den 200 Proben seien rund 100 dem Fuchs, ca. 10 der Katze und 6 einem Hund zugeordnet worden.³
Auch wenn die Untersuchungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend geklärt sind, dürfte der dänische "Beweis" für einen regelmäßigen genetischen Austausch der Mitteleuropäischen Flachland- mit der baltischen Population für die Diskussion um eine Herabstufung des FFH-Schutzstatus jedenfalls erstmal hinfällig sein...
* https://www.jagdverband.de/content/djv- ... population
** http://www.bundestag.de/blob/393542/5e2 ... b-data.pdf
*** http://dce.au.dk/aktuelt/nyheder/nyhed/ ... i-danmark/
² http://dce.au.dk/fileadmin/dce.au.dk/Ud ... af_ulv.pdf
³ http://www.tv2oj.dk/artikel/293980:oest ... nske-natur