Östereich- und wieder "vertan"

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Lone Wolf
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Registriert: 15. Dez 2012, 13:02

Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von Lone Wolf »

Die Familie hat sich in einem weiteren, insbesondere in der Jägerszene begrüßten Artikel zu Wort gemeldet. Sieht man sich doch bestätigt, dass die "Tierfreunde", die "Wolfskuschler" lieber tote Kinder sehen wollen, als einen toten Wolf... Dümmliche Städter halt, die vom Leben auf dem Lande im allgemeinen und in Zukunft noch von wilden Wolfshorden belagerten Dörfern im Besonderen so gar keine Ahnung haben. Grundtenor: Wir schützen unsere Kinder...

http://www.ganzewoche.at/inhalte/artike ... -schuetzen

Und wenn ich so etwas lesen muss...
Zitat:
Am 21. Mai fehlten bereits 18 Schafe aus unserer Herde. Nur noch 56 waren am Leben. Dass ein Wolf dahinterstecken könnte, wussten wir nicht. Wir hatten eher einen Fuchs in Verdacht, aber wir hörten nie irgendwelche Geräusche aus dem Stadl. Vermutlich lag das daran, dass die Schafe unseren Hund gewohnt sind. Sie witterten keine Gefahr.

bleibt eine nicht unerhebliche Anzahl an Fragen offen...
Innerhalb von 3 Wochen werden in steter Regelmäßigkeit 18 Schafe ihrer Herde gerissen, sie vermuten einen Fuchs, aha... Mal abgesehen davon, dass sie trotz dieser Vorkommnisse offensichtlich über diese vielen Wochen keine geeigneten Schutzmaßnahmen ergriffen, ist es ja nicht so, dass Füchse bei günstiger Gelegeheit nicht auch mal auf ein Schaf zugreifen, manchmal auch größere mit um die 20kg, dass aber ein Fuchs trotz Hofhund 3 Wochen ein und ausspaziert und trotz Jungtieren auch die alten Geißen reisst... ohne dass ihnen mal ein anderer Gedanke kommt inkl. der Aussicht auf eine Entschädigung ist schon sehr ungewöhnlich...
Mein Gott, ein offensichtlich alter,hungriger, kranker 3 beiniger Wolf auf der Suche nach Gnadenbrot, ängstlich in einem Versteck, wurde erschossen, muss man akzeptieren...
Jetzt aber mit diesem Thema weiter Front zu machen gegen Wölfe und dabei wieder die Kinderkarte zu ziehen ist unter aller Sau...

Zitat:
Der dreifache Vater versteht die Welt nicht mehr. Da machen sich Menschen Sorgen um den Wolf, aber um das Wohlergehen seiner Kinder scheinbar nicht. „Unser Mädchen ist furchtbar traurig. Sie kann den Wolf nur als ,bösen Wolf‘ sehen, der ihre Schafe gerissen hat. Zwei Jungschafe zieht sie jetzt mit der Flasche auf, weil deren Mütter tot sind. Ich lasse auch meine Kinder nicht mehr alleine in den Wald gehen, wer weiß, wie viele Wölfe sich noch bei uns herumtreiben. Und andere Familien halten das ebenso.“ Die Vorsicht ist berechtigt.


Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von Grauer Wolf »

„Unser Mädchen ist furchtbar traurig. Sie kann den Wolf nur als ,bösen Wolf‘ sehen, der ihre Schafe gerissen hat. Zwei Jungschafe zieht sie jetzt mit der Flasche auf, weil deren Mütter tot sind.
Ja, ja, und die Erwachsenen hauen kräftig mit in die Rotkäppchenkerbe ("Immerhin stellte das Raubtier eine ständige Bedrohung vor allem für seine drei Kinder dar.") und bestärken die Mädchen noch darin. So zieht man Wolfsphobiker und ~feinde heran!
Richtig wäre gewesen, den Kindern altersgerecht beizubringen, daß das zwar alles sehr traurig ist, der alte, offensichtlich stark behinderte Wolf (das linke Bein ist ja völlig atrophiert, wie man bei näherem Hinschauen sehen kann) aber keine andere Wahl hatte, um nicht zu verhungern.
Ich lasse auch meine Kinder nicht mehr alleine in den Wald gehen, wer weiß, wie viele Wölfe sich noch bei uns herumtreiben. Und andere Familien halten das ebenso.“ Die Vorsicht ist berechtigt.
Kurz und knapp: Bullshit!

Daß der Bauer jetzt regelrecht bedroht wird, geht natürlich gar nicht, damit tun solche Typen den Wolfsschützern und den Wölfen keinen Gefallen. Klar bleibt auf jeden Fall, daß, wenn einem ein paar Schöpsen verlorengehen, man den Stall schlicht und ergreifend schließt und verriegelt. Vor dem Hintergrund müssen sich die "tapferen" Wolfschützen ein paar Fragen gefallen lassen. Da war viel Naivität im Spiel. Die Verluste gehen schlicht und ergreifend auf Nichtergreifen passender Maßnahmen zurück, nachdem man die ersten Fälle hatte. Man wartet nicht, bis es 18 sind!
Bei einigen waren nicht einmal Bisswunden zu sehen, deshalb hatten wir den Verdacht, eine Seuche würde unsere Schafe dahinraffen.
Öh? :shocked: Vor Schreck gestorben? Das kann man nun wirklich nicht dem Wolf anlasten. Die Viecher erschrecken doch vor dem eigenen Schatten.
„Wir werden als Wolfsmörder beschimpft, dabei wollten wir nur unsere Kinder schützen“
Vor was? Man wußte ja nicht mal auf was man da schoß. Ein Fuchs wäre erst recht keine Gefahr gewesen.

Wie auch immer, der alte Wolf wurde illegal abgeknallt und man hat sich das Fell illegal angeeignet. Und das ist ganz klar Wilderei eines streng geschützten Tiers, eine Straftat, für die die Täter zur Rechenschaft zu ziehen sind. Und ich hoffe, es wird verdammt teuer, inkl. des Einziehens der Tatwaffe. :x Jetzt auf die Tränendrüsen zu drücken und auf armen, unverstandenen Bauern zu machen, finde ich schäbig. Mein Verständnis hät sich jedenfalls gewaltig in Grenzen.
Verständnis habe ich höchstens für den alten Wolf, der nur überleben wollte...
Lone Wolf hat geschrieben:Dümmliche Städter halt, die vom Leben auf dem Lande im allgemeinen und in Zukunft noch von wilden Wolfshorden belagerten Dörfern im Besonderen so gar keine Ahnung haben. Grundtenor: Wir schützen unsere Kinder...
Ja, ja, und dabei vergessen diese Leute, die die Ahnung von der Natur für sich gepachtet glauben, weil sie ein paar Schöpsen halten und mit einer Knarre Tiere abknallen können, daß es Städter gibt, die über die Natur und die Abläufe darin im allgemeinen und den Wolf im besonderen mehr wissen, als die kompletten Einwohner von ein paar Bauerndörfern zusammengenommen. Rotkäppchen ist keine Fachliteratur! Arrrgh! :x
Tatsache ist, daß Naturverständnis gerade auf dem Land oft sehr gering ist und über die Nasenspitze der eigenen Schafe nicht hinausgeht. Sorry, aber das muß auch mal gesagt werden!

Gruß
Wolf
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SammysHP
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Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von SammysHP »

Es scheint, als sei der Wolf einige Zeit lang in einem Käfig gehalten worden: http://www.krone.at/Oesterreich/Erlegte ... ory-411676
Grauer Wolf

Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von Grauer Wolf »

Mir wird physisch übel bei dem Gedanken, was dieser arme, alte Wolf mitgemacht hat... :(
Hoffentlich werden alle an diesem Fall beteiligten gefaßt und angemessen (!) bestraft.

Gruß
Wolf
Grauer Wolf

Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von Grauer Wolf »

Nachtrag:
Aufklärung fordert auch Jagdreferent Christian Ragger, der jedoch festhält, dass der Wolf aufgrund der nun feststehenden Ergebnisse früher oder später zu einem Problemfall geworden wäre - immerhin hatte der Wolf offenbar keine Angst vor Menschen.
Die Herrschaften in Grün können es einfach nicht lassen...

Ich zitiere mich mal selber:
Grauer Wolf hat geschrieben:...wenn das mir passieren würde, auf einem Gehöft irgend wo j.w.d., würde ich regelmäßig was zu futtern "verlieren". Wo 3 Hunde satt werden, langt es auch noch für einen greisen Wolf, dessen Lebensweg zuende geht, Habituierung hin oder her. Das geböte mir mein Mitgefühl mit einer Tierart, die ich jenseits allen wildbilogischen und ethologischen Interesses einfach liebe...
Es wäre ohnehin bei diesem Alter nur noch um Monate gegangen, aber die hätte er in Frieden verbringen können.

Gruß
Wolf
Fischkopp
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Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von Fischkopp »

"Österreich könnte als geeigneter Lebensraum für bis zu 400 (!) Rudel eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der europäischen Wölfe spielen. Aus drei europäischen Populationen wandern laufend Wölfe ein, verschwinden hierzulande aber spurlos. Im Gegensatz zu Schweden könnte sich in Österreich eine genetisch gesunde Wolfspopulation etablieren. Wenn man sie nur ließe..."

http://www.diepresse.com/home/meinung/w ... 7/index.do

Ist ja leider nichts Neues, dass Österreich, wie Bayern auch, ein schwarzes Loch für den Artenschutz ist. Aber wieso sollte es dem Wolf dort besser als Bär und Luchs ergehen.
Solange dort aber eine rückwärts gerichtete Jägerschaft, die stolz drauf ist, dass der eigene Stammbaum ein Kreis ist, Ihre kriminellen Machenschaften weiter so unverblümt ausleben kann, wird sich da auch erst mal nichts ändern.
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Wolfsblut
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Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von Wolfsblut »

Wie kommt man auf 400 Rudel?
jurawolf
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Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von jurawolf »

Landesfläche ca. 84'000 km2, geteilt durch 400, ergibt 210. Etwa so viele Quadratkilometer misst unter mitteleuropäischen Bedingungen das Territorium eines Wolfsrudels. Vermutlich hat er so einfach gerechnet.
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Wolfsblut
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Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von Wolfsblut »

Und das kann man eben nun mal nicht machen.
Alpenwolf
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Re: Östereich- und wieder "vertan"

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:Nachtrag:
Aufklärung fordert auch Jagdreferent Christian Ragger, der jedoch festhält, dass der Wolf aufgrund der nun feststehenden Ergebnisse früher oder später zu einem Problemfall geworden wäre - immerhin hatte der Wolf offenbar keine Angst vor Menschen.
Die Herrschaften in Grün können es einfach nicht lassen...
Nachtrag zum Nachtrag:

Ein "Jagdreferent" in AT ist das u.a. für das Jagdrecht und Jagdwesen zuständige Mitglied einer Landesregierung. Er kann Jäger sein, muss es aber nicht und die meisten sind es wohl auch nicht. Ragger ist meines Wissens nach kein Jäger.

Zur Ergänzung: Dem Wolfschützen in Kärnten ist selbstverständlich nichts passiert, alle Verfahren wurden eingestellt, nicht nur deshalb, weil es sich ganz offensichtlich um einen ausgesetzten "Zirkuswolf" gehandelt hat.
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