Wölfe im Tellereisen

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Wölfe im Tellereisen

Beitrag von Lutra »

Es gibt wieder mal einen Ansatz, die Arbeit des LUPUS-Büros madig zu machen. Nach einigen Jahren Wolfsfangaktionen zwecks Besenderung stellen die Zeitschrift "Unsere Jagd" und der Landesjagdverband Sachsen fest, das die dazu verwendeten Fallen illegal sind. Man möge zur Sinnhaftigkeit der Fänge stehen, wie man wolle, aber es ist doch merkwürdig, dass das denen erst nach Jahren aufstößt. Man sucht eben immer wieder neue Ansatzpunkte, um gegen den Wolf zu wettern.

http://www.jagderleben.de/woelfe-im-tellereisen

In diversen Foren wird die Sache inzwischen seitenweise diskutiert. Deswegen wollte ich sie auch hier mal erwähnen.
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von balin »

Gibt es denn Kastenfallen, die für Wölfe funktionieren?
Meine Hunde gehen äusserst ungern durch fremde Türen. Ist doch ein Instinkt.
Grauer Wolf

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Gibt es denn Kastenfallen, die für Wölfe funktionieren?
Meine Hunde gehen äusserst ungern durch fremde Türen. Ist doch ein Instinkt.
Bei meinen würde das wahrscheinlich nicht funktionieren, die wären da viel zu mißtrauisch...
Ich gebe zu, daß ich mit diesen Fangaktionen auch meine Probleme habe. Ein Wolf in (theoretisch) einer Kastenfalle oder gar eingeklemmt in einem Tellereisen? Steht die Angst und Not, die so ein Tier in dieser Situation empfindet, für die wissenschaftlichen Erkenntnisse? Ich habe da zumindest sehr große Zweifel. Die Arbeit von LUPUS ist mit Sicherheit wertvoll, keine Frage, aber wie ich von einem meiner Professoren im Studium gelernt habe, jeder Wissenschaftler muß sich zwingend selber immer wieder auf's Strengste prüfen, ob das, was und vor allem wie er es macht, ethisch vertretbar ist. Hochintelligente und emotional sensible Tiere in Fallen zu fangen ist m.E. zumindest grenzwertig.
Einen Protest aus der Jägerecke halte ich allerdings schon fast für bigott. Wer das Hobby "Tiere töten" pflegt (zumal es nicht nur solche zum Essen sind, sondern auch Füchse, Dachse und Co., und manchen, lautstarken Stimmen nach zu urteilen auch liebend gerne mal einen Wolf), sollte sich vielleicht klügerweise der Stimme enthalten. Übrigens wurden Tellereisen schon immer von der Jägerschaft eingesetzt und sind erst seit dem 1.1.1995 EU-weit verboten, werden illegal aber immer noch benutzt, auch gegen Greifvögel. Gebrochene Hundepfoten oder gar ein erwürgter, kleiner Hund sind da wohl nur Kollateralschäden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Rotf ... 101210.jpg
Noch Fragen??? :x

Just my two Cents...

Gruß
Wolf
Benutzeravatar
Caronna
Beiträge: 493
Registriert: 14. Jan 2013, 11:53
Wohnort: Simmerath / Eifel
Kontaktdaten:

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von Caronna »

Tellereisen und Tellereisen ist schon ein Unterschied! Die zum einfangen für die Besenderung verwendeten bestehen im Fangteil aus elastischem Material.
DIe Radinger hat erst vor ein Paar Tagen darauf hingewiesen, sie hat selber das Teil am eigenen Arm ausprobiert.
Grüße aus der Eifel
Caronna

"Wo der Wolf läuft - wächst der Wald"

"Ich warte sehnsüchtig darauf das erste Wolfsgeheul in der Eifel zu hören"
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von balin »

Meine wilden Kühe fange ich mit dem Lasso. Das ist auch elastisch. Es gibt Kühe, die nehmen das gelassen, wenn sie einmal realisiert haben, daß man sie nachher wieder losläßt. Es gibt aber andere, die suchen schon das Weite, wenn sie nur sehen, daß ich einen Strick in der Hand habe. Die arbeiten sich schon beim Anblick daran auf. Was für welche die Wölfe sind, darf man sich überlegen. Genauer wird man es wohl erst im Widerholungsfalle wissen. Das erste mal ist vermutlich furchtbar, tut aber elastisch nicht so weh. ;-)
Grauer Wolf

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von Grauer Wolf »

Caronna hat geschrieben:Tellereisen und Tellereisen ist schon ein Unterschied! Die zum einfangen für die Besenderung verwendeten bestehen im Fangteil aus elastischem Material.
DIe Radinger hat erst vor ein Paar Tagen darauf hingewiesen, sie hat selber das Teil am eigenen Arm ausprobiert.
Das ist mir auch klar! Ich kenne die Mail von Frau Radinger. Mich quält die Frage, ob der Mensch das Recht hat, zur Erlangung von Wissen Angst und Schrecken zu verbreiten (es kann mir keiner erzählen, daß ein Wolf, über dessen Bein plötzlich eine Falle zuschnappt (egal, ob gepolstert), nicht fürchterlich erschrickt). Außerdem müßten imho die Fallen lückenlos 24/7 überwacht werden, um das Tier sofort zu narkotisieren. Diese Narkose ist dann ein weiterer Risikofaktor.
Da gilt es m.E., äußerst sorgfältig abzuwägen, denn Wissenschaft, die sich rücksichtslos gegenüber Tieren, insbesondere solchen mit kognitiven Fähigkeiten wie der Wolf, gebärdet, hat ihre Legitimation verloren. Man kann wissenschaftliche Forschung nicht einfach von Moral loslösen (auch wenn viele das tun, teilweise mit entsetzlichen Ergebnissen).
Nicht alles, was man erforschen kann, muß man auch erforschen, das habe ich schon vor 30 Jahren als angehender Wissenschaftler gelernt. Es gibt imho Grenzen, die man nicht überschreiten sollte, um seiner selbst willen (Ich habe mich z.B. geweigert, im Pharmakologie-Nebenstudium Tierexperimente zu machen, aus ethischen Gründen. Ich hätte danach nicht mehr in den Spiegel schauen können!). Die Wölfe sind nicht unser Besitz, unsere Experimentiermasse, es sind beseelte, fühlende, denkende Mitlebewesen, die Respekt verdienen.

Gruß
Wolf
Benutzeravatar
Caronna
Beiträge: 493
Registriert: 14. Jan 2013, 11:53
Wohnort: Simmerath / Eifel
Kontaktdaten:

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von Caronna »

sehe ich etwas anders! (aber nur etwas) Es gibt Fälle wo es unbedingt notwendig ist zum Schutze der Tiere. Dein Anspruch auf Moral und Wissenschaft ist kritisch, was ist Moral? Mit Moral lassen sich auch die Wölfe abknallen. Das Wort Moral wird einfach zu viel von zu vielen Interessenverbänden gebraucht oder missbraucht.
Aber lassen wir das, das bringt und nicht weiter.
Grüße aus der Eifel
Caronna

"Wo der Wolf läuft - wächst der Wald"

"Ich warte sehnsüchtig darauf das erste Wolfsgeheul in der Eifel zu hören"
nuno22
Beiträge: 474
Registriert: 20. Okt 2010, 10:57
Kontaktdaten:

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von nuno22 »

Ich habe mir die "Unsere Jagd" geholt. Also für mich ist das schon nachvollziehbar, was da steht. Ich habe mich In der Tat schon immer gewundert, dass Reinhardt und Knuth nicht darüber sprechen wollten, wie sie die Wölfe in den letzten Jahren gefangen haben. Krass.

Man konnte es über die Tschernobyl Wölfe ja auch sehen, dass Promberger, die Wölfe da auch so gefangen hat....

Besonders armselig finde ich es, wenn ich sehe, dass es Revierförster wie im Wendland gibt, die sich neben ihre Fotofallen setzen und die Wölfe selbst beobachten. Mit anderen Worten, da könnte man auch mal mit einem Betäubungsgewehr a la Yellowstone, einen Wolf betäuben. Klar ist das ein Risiko, gerade, wenn Welpen da sind, und es der Rendezvous Platz ist.

Ich habe eher den Verdacht, die Damen haben sich einfach zu viel Arbeit auferlegt, und haben einfach nicht mehr die Zeit, sich stundenlang in den Wald zu setzen. Sie betreuen ja nicht nur mehr Sachsen, sondern die Altengrabow Wölfe und mehr. Und es sind ja nun schon viele Wölfe und nicht mehr nur ein paar.

Auch wo die Munsteraner Wölfe ich aufhalten, ist ja nun bekannt und sie werden zielsicher schnell gefunden. Aber da kümmert sich eben nur einer drum.
Widukind

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von Widukind »

@ nuno22 ... Bild

Meine Rede seit Jahren. Ich habe mir schon im alten Forum dahingehend öfters den Mund verbrannt.
Aber diese elitäre "WissenschaftlerClique hat anscheinend noch immer eine große Fangemeinde ... :roll:
Grauer Wolf

Re: Wölfe im Tellereisen

Beitrag von Grauer Wolf »

nuno22 hat geschrieben:Besonders armselig finde ich es, wenn ich sehe, dass es Revierförster wie im Wendland gibt, die sich neben ihre Fotofallen setzen und die Wölfe selbst beobachten.
Das, was ich immer wieder befürworte. Telemetrische Daten, gut und schön und für weiträumige Wanderbewegungen vielleicht sogar interessant, aber eigene Beobachtung des Verhaltens können sie nicht ersetzen, von der Beeinträchtigung mal ganz abgesehen.
Verhaltensforschung ist primär eines: Beobachtung, ganz klassisch mit Kamera, Spektiv, Notizbuch und offenem, aufnahmebereitem Geist, mit der Bereitschaft, sein Gegenüber als Persönlichkeit zu sehen und nicht nur als Objekt! Wenn die Betreuung der Wölfe zu einer bürokratischen Tätigkeit (Verwaltung, Gutachten erstellen und... und... und... oder gar Po-li-tik :x ) verkommt, dann entfernt sie sich von der Wissenschaft.

Gruß
Wolf
Antworten