Brandenburg: Kleine Anfrage zur genetischen Untersuchung

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
LarsD

Brandenburg: Kleine Anfrage zur genetischen Untersuchung

Beitrag von LarsD »

Die Antworten auf eine Anfrage im Landtag Brandenburg ermöglicht einen verblüffenden Einblick in den Stand des Wolfs-Managements in Brandenburg ... :roll:

http://www.parldok.brandenburg.de/parla ... 0/7029.pdf

Viele Grüße

Lars
jurawolf
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Re: Wolf Management in Brandenburg

Beitrag von jurawolf »

herrlich, seit rund 10 jahren hat man wolfsrudel im land, aber genetisch individuell nachgewiesen werden konnte noch kein einziger wolf :lol:

bei allem respekt, aber brandenburg ist wohl ein gutes beispiel dafür, wie man die rückkehr des wolfes monitoringsmässig komplett verpennen kann.

und der herr dombrowski scheint nachhilfe in populationsgenetik genommen zu haben...
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SammysHP
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Re: Brandenburg: Kleine Anfrage zur genetischen Untersuchung

Beitrag von SammysHP »

Interessant. Die haben also 257 Proben und keine einzige wurde bisher untersucht?!
LarsD

Re: Brandenburg: Kleine Anfrage zur genetischen Untersuchung

Beitrag von LarsD »

Es ist peinlich, dass die Polen nicht nur zeigen, was in Sachen Monitoring technich möglich ist. Der krasse Widerspruch zwischen dem letzten Kapitel dieser Arbeit ( http://link.springer.com/article/10.100 ... 013-0446-2 ) und den Antworten auf die Fragen 9 und 10 der Anfrage zeigt, wie verkrampft und voreingenommen das Thema in Deutschland angegangen wird. Redet man auf der deutsch-polnischen Ebene nicht miteinander oder möchten die Damen und Herren in den zuständigen Bundes- und Länderministerium gar nicht hören, was die Polen an Infos aus den Untersuchungen wölfischer Hinterlassenschaften polnischer und deutscher Herkunft gezogen haben? Ja nicht an der These rütteln, dass die Wölfe zwischen Rhein und Weichsel eine kleine und weitgehend isolierte Population darstellen? Wo kämen wir hin, wenn sie nur der westliche Ausleger des weltweit wohl größten Wolfsvorkommens sind? ;-)

Viele Grüße

Lars
Sonido
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Studie zu den polnischen Wölfen

Beitrag von Sonido »

Hallo LarsD,
vielen Dank für den Link zu der Studie.
Ich habe sie durchgelesen, aber ich habe die Stelle nicht gefunden, aus der hervorgeht, dass es einen bedeutenden Austausch zwischen den Baltischen Wölfen und den Wölfen in der Lausitz geht. Ich habe in der Studie ...

a) keine Aussage zum Erhaltungszustand der deutsch-westpolnischen Population gefunden und

b) keine - durch die in der Studie vorgestellten Ergebnisse belegte - Aussage darüber gefunden, dass die deutsch-westpolnische Population nicht isoliert von den anderen ist.

Deshalb meine Bitte an dich: Kannst du mir auf die Sprünge helfen und mir die Stellen etwas genauer beschreiben, aus denen ich nachvollziehen kann,

1. dass es neue Erkenntnisse über den Erhaltungszustand der deutsch-westpolnischen Population gibt und
2. dass es einen signifikanten Austausch von reproduzierenden Individuen zwischen der Baltischen Population und den Lausitzwölfen gibt?

Schon im Voraus vielen Dank für die Nachhilfe!
Gruß


Sonido
jurawolf
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Re: Studie zu den polnischen Wölfen

Beitrag von jurawolf »

Sonido hat geschrieben:a) keine Aussage zum Erhaltungszustand der deutsch-westpolnischen Population gefunden und
da die studie zeigt, dass es keinerlei genetische beweise für die existenz einer deutsch-westpolnischen wolfspopulation gibt, kann sie ja schlecht eine aussage über deren erhaltungszustand machen...

Sonido hat geschrieben:b) keine - durch die in der Studie vorgestellten Ergebnisse belegte - Aussage darüber gefunden, dass die deutsch-westpolnische Population nicht isoliert von den anderen ist.
also, erstmal gilt in der wissenschaft noch immer der grundsatz, dass etwas nicht existiert, bis man es bewiesen hat. die existenz einer deutsch-westpolnischen population müsste also erstmal wissenschaftliche inwandfrei erwiesen werden, bevor man einem autoren anlasten kann, sie nicht wiederlegt zu haben.

aus der studie meine ich aber sehr wohl herauslesen zu können, dass keine isolation besteht. einerseits wird gezeigt, dass die wölfe westpolens zur gleichen genetischen gruppe gehören, wie diejenigen nordostpolens, also kein hinweis für eine separierung vorliegt. andererseits zeigt sich in den westpolnischen wölfen auch keine verminderte genetische variabilität gegenüber denjenigen im nordosten. eine isolation hätte aber eine solche wahrscheinlich zur folge.
Sonido
Beiträge: 47
Registriert: 14. Mär 2011, 15:57

Studie zu den polnischen Wölfen

Beitrag von Sonido »

Hallo Jurawolf,

vielen Dank für deine schnelle Antwort.

du schreibst:
"... die studie zeigt, dass es keinerlei genetische beweise für die existenz einer deutsch-westpolnischen wolfspopulation gibt"
Das ist ja genau die Stelle in der Studie, die ich nicht gefunden habe. Ich möchte die Aussage nur nachvollziehen, ich werfe niemandem etwas vor.

Deshalb nochmal meine Bitte:
Kann mir jemand die Textstellen angeben (z. B. hier in einen Post reinkkopieren und vielleicht die Seite sagen, auf der ich das dann nachlesen kann), an denen ich diese Aussage "es gibt keine deutsch-westpolnische Population" nachvollziehen kann?

Du schreibst weiterhin:
"einerseits wird gezeigt, dass die wölfe westpolens zur gleichen genetischen gruppe gehören, wie diejenigen nordostpolens, also kein hinweis für eine separierung vorliegt. andererseits zeigt sich in den westpolnischen wölfen auch keine verminderte genetische variabilität gegenüber denjenigen im nordosten. eine isolation hätte aber eine solche wahrscheinlich zur folge."
Auch hier frage ich:
wo sind die Stellen, an denen die Studie sagt:
a) "es gibt keinen Hinweis auf Separierung"?
b) "es gibt keine verminderte Variabilität ggb. den Tieren im Nordosten"?

Ich finde diese Aussagen nicht. Bitte hilf mir, ich möchte das nachvollziehen. Ich wünsche mir Nachhilfe, ich bin noch gar nicht so weit, dass ich qualifiziert bei dieser Debatte mitmachen kann.

Gruß
Sonido
LarsD

Re: Studie zu den polnischen Wölfen

Beitrag von LarsD »

Sonido hat geschrieben:Ich habe sie durchgelesen, aber ich habe die Stelle nicht gefunden, aus der hervorgeht, dass es einen bedeutenden Austausch zwischen den Baltischen Wölfen und den Wölfen in der Lausitz geht. Ich habe in der Studie ...

a) keine Aussage zum Erhaltungszustand der deutsch-westpolnischen Population gefunden und

b) keine - durch die in der Studie vorgestellten Ergebnisse belegte - Aussage darüber gefunden, dass die deutsch-westpolnische Population nicht isoliert von den anderen ist.
Angesichts Deiner Fragen bin ich etwas ratlos. Vielleicht macht es Sinn, dem Ursprung der "westpolnisch-deutschen Population" nachzugehen. Die LCIE hat vor Jahren auf der Basis wiederum älterer Monitoringdaten die Wolfsvorkommen Europas in (Teil-) Populationen unterteilt. Seinerzeit ganz sicher ohne Informationen zu genetischen Strukturen und ohne den Anspruch, dass es sich dabei im biologischen Sinne dann tatsächlich auch um (Teil-) Populationen handelt. Allein die Festlegung des Flüsschens Weichsel als imaginäre Grenze zwischen den Wolfsvorkommen im Osten und Westen Polens macht das deutlich.
In der verlinkten Studie wurde mit unterschiedlichen Methoden nach genetischen Strukturen innerhalb der Wolfsvorkommen in Polen gesucht. Die Ergebnisse und damit die Antworten auf Deine Fragen finden sich bereits in der Zusammenfassung und werden bezüglich der Wolfsvorkommen im westlichen Polen und Deutschland im letzten Kapitel noch untersetzt.

"Wolves in western Poland and eastern Germany showed limited
differentiation from northeastern Poland. Although the
presence of private alleles suggests immigration also from
areas not sampled in this study, most individuals seem to be
immigrants from northeastern Poland or their descendants.
We observed moderate genetic differentiation between certain
northeastern lowland regions separated by less than
50 km."

"Our results suggest that wolves colonizing western Poland
and eastern Germany primarily originate from northeastern
Poland. In particular, it appears that westward dispersal
from regions 10 and 11 has been relatively frequent."

"The apparent recolonization of western Poland and eastern Germany
from various source populations should help ensure high
levels of genetic variation and subsequent potential for
adaptation to new and altered environments."

Die drei Zitate sollten Deine Fragen eigentlich schon beim Lesen der Arbeit beantwortet haben.

Viele Grüße

Lars
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charlie
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Registriert: 3. Mär 2013, 10:58
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Re: Wolf Management in Brandenburg

Beitrag von charlie »

jurawolf hat geschrieben:herrlich, seit rund 10 jahren hat man wolfsrudel im land, aber genetisch individuell nachgewiesen werden konnte noch kein einziger wolf :lol: ...
Davon abgesehen, dass dieser Herr Dombrowski m.E. der größte Scharlatan und Intrigant in der CDU Brandenburgs ist, und nur "auf einen Zug der Wolfsgegener (Jäger, Tierhalter) springt", um sich als Retter der Jäger / Tierhalter aufzuspielen und Liebkind zu machen (man will ja Wahlen im Herbst gewinnen ;-) ), hat man die liebe Anita Tack wohl wieder mal unbewußt / bewußt ( ? ) ins offene Messer laufen lassen. Denn die Aussage, dass genetisch kein Wolf individuell nachgewiesen werden konnte ist definitiv FALSCH !!!
Vom zuständigen Wolfsbeauftragten des KJV, Herrn Franck, und der Landesregierung, Herrn Teubner, weis ich, dass gerade auf Grundlage der mehrfach erfolgten genetischen Untersuchungen nachgewiesen wurde, dass es bisher im Bereich der Kyritz-Ruppiner Heide nach wie vor definitiv nur EINEN Wolf gibt - auch wenn von bestimmten Wolfsgegenern aus den Reihen der Hobbytierhalter und Jäger anderes behauptet wird.
Gruß
Charlie

"Was immer den Tieren geschieht, geschieht bald auch den Menschen."
"Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihres gleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat."
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