Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

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SammysHP
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von SammysHP »

@HOWL
Das ist ein anderes, sehr viel größeres Problem. Wenn du nur versuchst, dieses Problem zu lösen, dann ist dem Wolf damit nicht geholfen. Die Menschheit davon zu überzeugen, dass sie halt doch nicht die "Krone der Schöpfung" ist, kann man kurzfristig nicht schaffen (und meiner Meinung nach langfristig auch nicht). Man kann aber versuchen, einen Kompromiss zu finden. Manchmal ist halt nicht der Idealfall die Lösung, sondern eine gute Näherung. Zum Teil hat das etwas mit Kosten/Nutzen zu tun, zum Teil aber auch mit Realisierbarkeit: "Entweder alles oder gar nicht" kann schnell zu letzterem führen.
Lutra
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Lutra »

Mal ne Frage, was hat das hier mit dem Bautzener Landrat zu tun?
Sammy, den Tread kannst Du eigentlich schließen. Die sz-online Links vom Anfang funktionieren sowieso nicht mehr, wie wahrscheinlich alle älteren Links zur Sächsischen Zeitung, weil die ihr online-Portal umgebaut haben.
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SammysHP
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von SammysHP »

Eigentlich bezog sich der erste Beitrag von HOWL in diesem Thread auf meinen Post von hier. Keine Ahnung, wieso der hier gelandet ist. Im anderen Thread passt es zwar auch nicht besser, aber dort ist der Übergang so fließend, dass ich keinen vernünftigen Punkt finde, ab dem ich den Thread aufteilen kann.
Grauer Wolf

Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Grauer Wolf »

Naturfuehrer hat geschrieben:1. "Wolf beißt Hund? Solange ich keinen DNS-Nachweis habe, glaube ich nicht dran." Das klingt für mich doch arg nach Rückzugsgefecht und Salamitaktik. (Immerhin ist das bereits der zweite entsprechende Vorfall in Deutschland. Und gehört in Skandinavien inzwischen - leider - beinahe zur Tagesordnung.)
Ich sehe es so: Es ist exakt diese Haltung, welche auch die Naturschutzverbände ähnlich demonstrieren, die ihnen und auch dem Wolf in Deutschland letztlich das Genick brechen werden.
Rückzugsgefecht? Salamitaktik? Man merkt, daß Du mich nicht kennst... ;)
Nein, ich will auf was anderes raus. "Der Wolf war's..." ist, um Quote oder Umsatz zu machen, schnell herausposaunt. Es hieß auch mal hochdramatisch "2 Wölfe verfolgen Kinder an der Schulbushalte" mit entsprechendem Presserummel und Sprüchen der Antiwolf-Fraktion. Und als was stellte es sich im nachherein heraus? Als 2 ausgebüchste Schäferhunde auf Schäferstündchen. Das ganze war nichts als eine peinliche Lachnummer von Rotkäppchengeschädigten.
Ein Feld-, Wald- und Wiesentierarzt (der's üblicherweise mit Wellensittichen, Hamstern, Hunden und Hauskatzen oder auch mit Pferden und Rindviechern zu tun hat) ist wohl kaum qualifiziert, die Diagnose "Wolfsbiß" ohne DNA-Verifizierung zu stellen, wenn er nicht zufällig auch der örtliche Wolfsexperte ist. Und selbst dann täte er sich ohne Verifizierung schwer, weil das typische Bißbild eines Wolfsbisses beim Beutereißen (Canini-Abstand > 45 mm, wenige äußere Verletzungen, aber tiefreichende Bisse) beim Kampf mit einem (größeren) Hund kaum so eindeutig sein wird (Merke: Ein Hund ist kein wehrloses Schaf!).
Was die Naturschutzverbände zu verlauten haben, so interessiert mich das wenig. Da habe ich schon zuviel Blödsinn gesehen und auch selbst erlebt (Vogelkundliche Führung: "Wir gehen erst mal hinein und schauen, ob wir die Vögel nicht stören und ob Sie nachkommen können." Sprach's und brach krachend wie eine Elefantenherde durch's Gebüsch, für mich auf 200...300 m weit hörbar... :shocked: Pseudoexperten aus der Volkshochschule... :D ).
Die skandinavischen Fälle sind mir bekannt, auch das eine oder andere Bild. Die Schuld liegt ausschließlich bei den Jägern! Wer im Wolfsrevier einen Hund losschickt, um meinethalben einen Elch zu stellen, der muß sich nicht wundern, wenn man bei Wolfens sehr, sehr sauer reagiert. Sich dann über den Wolf zu beklagen, ist absolut daneben. Derjenige sollte besser seinen Hund betrauern und mal drüber nachdenken, was er von ihm verlangt hat und daß er selbst das Leben seines Hundes auf dem Gewissen hat, nicht der Wolf, der seine Familie schützen wollte!
Naturfuehrer hat geschrieben:2. Du forderst, einen jagenden Wachtel an die Langleine zu legen? :shock:
In Wolfsland? Ja! In einem Wolfsrevier, gar am Rendesvouz-Platz hat ein freilaufender Jagdhund (egal, ob Wachtel, Dackel oder Bernhardiner mit Rumfäßchen) nichts, aber auch gar nichts zu suchen!

Gruß
Wolf
kangal2
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von kangal2 »

:mrgreen:
Alles klar, wir zweifeln erstmal an, daß es ein Wolf war, wäre im Wald auch eher ungewöhnlich.
Aber wir legen fest, daß Hunde im "Wolfsrevier" generell nichts, aber auch gar nichts verloren haben.
Wenn wir uns dann entschieden haben, was wir sagen wollen, sagen wir bescheid.
Ach ja, biete dem Wald - und Wiesen - Vet doch mal ein paar Nachhilfestunden an.
Ich passe solange auf dessen Wellensittich auf. :lol:
Grauer Wolf

Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Grauer Wolf »

Fällt Dir vielleicht mal eine substanzielle Antwort ein?
kangal2 hat geschrieben::mrgreen:
Alles klar, wir zweifeln erstmal an, daß es ein Wolf war, wäre im Wald auch eher ungewöhnlich.
Ich habe lediglich festgestellt, daß ohne DNA-Verifizierung eine Diagnose bei weitem nicht so klar und eindeutig ist, wie's gerne dargestellt wird, nicht einmal an einem Schafs- oder Ziegenriß, geschweige denn bei einem verletzten Hund. Das ist nicht anderes als ein wissenschaftliches Faktum!
Natürlich ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit da, daß in einer Region, in der Wölfe leben, die Bißverletzungen eines Jagdhundes von eben einem solchen herrühren, aber die Wahrscheinlichkeit beträgt nicht 100%. Der Jagdhund könnte genausogut mit einem großen Streuner (Bißmarken!) aneinandergeraten sein: Die Wahrscheinlichkeit dieser Version ist eben nicht 0%. Bei solchen Begebenheiten, bei denen es keine verlässlichen Augenzeugen gibt, geht es immer nur um Wahrscheinlichkeiten. Sicherheit liefert nur eine DNA-Untersuchung (nicht einmal die liefert 100%, sondern maximal die bekannten 99,irgendwas %). So mancher im Schnellschuß diagnostizierte und von der Presse aufgegriffene "Wolfsangriff" auf Haustiere stellte sich bei sorgfältiger Analyse im Nachherein als Hundeangriff heraus!
kangal2 hat geschrieben:Aber wir legen fest, daß Hunde im "Wolfsrevier" generell nichts, aber auch gar nichts verloren haben.
Wenn Du meinen Beitrag genau gelesen hättest, hättest Du auch bemerkt, daß ich von freilaufenden (Jagd-)Hunden geschrieben habe, nicht von Hunden generell! Ich würde mit meinen Hunden in Wolfsland durchaus wandern, aber eben unter Vorsichtsmaßnahmen, was heißt, in unübersichtlichem Gelände an die Langleine!
kangal2 hat geschrieben:Ach ja, biete dem Wald - und Wiesen - Vet doch mal ein paar Nachhilfestunden an.
Ich passe solange auf dessen Wellensittich auf. :lol:
Mit solchen Sprüchen disqualifizierst Du Dich nur selber als Diskussionspartner. Der Durchschnittstierarzt weiß, wenn er nicht zufällig selber Wolfsexperte ist und/oder für einen Zoo/Tierpark arbeitet, der auch Wölfe hält, über den Wolf soviel wie der Durchschnittsbürger, nämlich wenig bis nichts. Wenn ich meine Tierärztin, die veterinärmedizinisch durchaus sehr kompentent ist, die ich sehr schätze und der ich meine Hunde gerne anvertraue, zum Thema Wildbiologie und Ethologie des Wolfes befragen würde, dann käme da nichts, schlicht, weil sie sich nie mit dem Thema befassen mußte. In dieser Hinsicht weiß ich selbst als Nicht-Veterinär ganz entschieden mehr über Canis lupus ohne "familiaris"!

Gruß
Wolf
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HOWL
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von HOWL »

SammysHP hat geschrieben:@HOWL
Das ist ein anderes, sehr viel größeres Problem. Wenn du nur versuchst, dieses Problem zu lösen, dann ist dem Wolf damit nicht geholfen. Die Menschheit davon zu überzeugen, dass sie halt doch nicht die "Krone der Schöpfung" ist, kann man kurzfristig nicht schaffen (und meiner Meinung nach langfristig auch nicht). Man kann aber versuchen, einen Kompromiss zu finden. Manchmal ist halt nicht der Idealfall die Lösung, sondern eine gute Näherung. Zum Teil hat das etwas mit Kosten/Nutzen zu tun, zum Teil aber auch mit Realisierbarkeit: "Entweder alles oder gar nicht" kann schnell zu letzterem führen.
Das ist aber einfach die Realität und die lässt nicht mit sich diskutieren. Ich finde ein paar ehrliche Worte besser, als Augenwischerei. Und wenn wir nach den Ursachen für Übergriffe durch Wölfe auf Nutzvieh suchen, kommen wir einfach unweigerlich zu dem Ergebnis, dass sich Menschen zu sehr arg ausgebreitet haben und ihre Herden in Wolfsgebieten halten, wo mit Übergriffen zu rechnen ist.

Was ist dein Vorschlag? Ein bisschen wilde Natur? Die Natur funktioniert als komplexes, ökologisches System. Und so lange der Mensch meint, hier und da ein paar „Schönheitskorrekturen“ vornehmen zu müssen, wird es immer wieder zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Du musst das einfach als Großes Ganzes betrachten. Alles andere hat uns doch in der Vergangenheit gerade nicht weitergebracht. Und da muss auch mal der Finger auf den wirklichen Schuldigen gezeigt werden. „Na ja, so kann man das aber nicht sagen“, hilft der Wahrheitsfindung auch nicht!
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Naturfuehrer
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Naturfuehrer »

Deine Meinung, kurzgefasst: "Wo der Wolf läuft, hat der Hund nichts zu suchen. Freilaufend jedenfalls nicht." Nun sind aber auch schon Hunde praktisch "von der Leine weggefressen" worden - jedenfalls im direkten Einwirkungsbereich von Menschen. Hofhunde sowieso, ist in Schweden gebietsweise nicht selten.

Und wenn der Wolf dann erstmal in vielen Teilen Deutschlands läuft und sich womöglich den einen oder anderen treuen Freund des Menschen geschnappt hat, dann dürfte es ziemlich bald eine Menge ehemaliger Wolfsliebhaber geben (nämlich die meisten Hundebesitzer, also rund 9,6 Mio. Menschen). Denn die Wölfe halten sich ja nicht (mehr) ausschließlich im tiefen Wald auf. Viele werden sich also kaum noch raus trauen... (ob zu Recht oder nicht, das ist dabei vollkommen egal).

Die Abendrunde mit dem Hund in solchen Gebieten gibt's dann bestenfalls nur noch im "Menschenrudel", damit die Fiffis nicht gefährdet sind, und zwar mit einem mulmigen Gefühl. In den Wald trauen sich viele Hundebesitzer auch nicht mehr (Leine oder nicht), sobald da der erste Hund zu Schaden kam. Und nachts verrammelt man womöglich das Hoftor, wie annodazumal, als noch der "böse Wolf" winters durch die Dörfer strich. Und der feiert dann - unfreiwillig - Wiederauferstehung.

Ich schätze mal, spätestens in ein paar Jahren tritt das "Wolfsmanagement" in eine neue, von vielen hier noch weitestgehend unerwartete Phase...
ACHTUNG: Jäger! :shock:
jurawolf
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von jurawolf »

Naturfuehrer hat geschrieben:Ich schätze mal, spätestens in ein paar Jahren tritt das "Wolfsmanagement" in eine neue, von vielen hier noch weitestgehend unerwartete Phase...
ach, jetzt fühle ich mich hier schon bald wie im WuH-forum, wo seit bald 10 jahren angekündigt wird, dass allerspätestens im folgejahr das erste kind gefressen wird. dumm nur, dass diese prohpezeihungen einfach nicht eintreffen wollen und wir nun schon seit jahren darauf warten, dass sich die ammenmärchen der wolfsgegner bewahrheiten... :twisted:

lieber naturführer, du weist hier und in anderen threads ja durchaus auf konfliktfelder hin, die durchaus existent sind. aber wie man damit umgehen soll bzw. wie die lösung deiner meinung nach aussehen soll, hast bisher noch nicht wirklich dargelegt. wäre mal gespannt zu hören, wie du dir den umgang mit diesen konlikten und das wolfsmanagement generell vorstellst...
Naturfuehrer
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Naturfuehrer »

Danke für die Rückmeldung. Offenbar bin ich nicht ganz verstanden worden - deshalb stelle ich nochmal klar:

Dass demnächst Kinder gefressen werden, habe zumindest ich hier nie behauptet.
Ob irgendwer in einem Forum das seit Jahren kommen sieht, weiß ich nicht.

Umgekehrt wird ein Schuh draus:
erste Wölfe werden auf Truppenübungselände gesichtet - Reaktion der Wolfslobby: "'Schön, dass sie da sind. Keine Bange - die werden Sie niemals zu Gesicht bekommen. Viiiiel zu scheu, die Tiere."

Wenige Jahre später - ÖA der Wolfslobby: "Über 200 Begegnungen von Mensch und Wolf sind friedlich verlaufen. Da sieht man, wie harmlos die Tiere sind." (Anmerkung: Die dürfte es eigentlich ja nie gegeben haben...). Weiter: "Aber Wölfe meiden den Menschen allgemein, keine Bange."

Kurze Zeit später reißen Wölfe Schafe in unmittelbarer Dorfnähe - an drei von vier Seiten von Bebauung umgeben. Reaktion der Wolfslobby: "Die waren ja auch nicht anständig geschützt... und überhaupt: Wölfe kommen zwar in die Nähe der Dörfer, aber sie meiden den Menschen."

Kurz darauf: Ein Jogger fotografiert mit seinem Handy einen Wolf, der 30 m von ihm entfernt ein Muffelschaf reißt, mitten am Tag und auf dem Acker. Reaktion der Wolfslobby: "...?"

Mir scheint, nicht nur einige Jäger malen was an die Wand. Das tun die institutionalisierten Wolfsfreunde ganz genauso. Und jedes Mal zeigt ihnen der Wolf, dass sie nicht ganz richtig liegen. Auch hier: Ein Rückzugsgefecht nach dem anderen...

So - und nun dazu, was ich für vernünftige Maßnahmen im Rahmen eines Wolfsmanagements halte. Auf die Gefahr, mich unbeliebt zu machen:

- ernsthafte Vergrämungsmaßnahmen in Erwägung ziehen (ein Gummigeschoss bei jeder sich bietenden Gelegenheit)
- wo das nicht funktionieren sollte : Abschuss von einzelnen Tieren (vielleicht ist das ja auch nicht notwendig)
- ernsthafte Pläne, Wölfe aus bestimmten Gebieten herauszuhalten - sei's per Vergrämung oder per Jagd.

Zur Klarstellung: Ich bin mir sicher, dass Wölfe in Deutschland eine Zukunft haben. Diese muss aber ernsthaft "gemanagt" werden - und sowas darf sich nicht auf die Begutachtung und den Ersatz von Rissen beschränken. Es geht letztlich nicht um die tatsächlichen Risiken. In einem Land mit unserer Bevölkerungsdichte muss auf die "gefühlten Risiken" sehr sensibel reagiert werden. Der-tut-nix-Kampagnen leisten dazu nicht den richtigen Beitrag.

Gruß, NF
ACHTUNG: Jäger! :shock:
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