Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
Lutra
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Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Lutra »

LarsD hatte den Link schon eingestellt.

http://www.sz-online.de/_sitetools/vide ... p?vID=1705

Da es aber eigentlich nicht nach Meck-Pom gehört, mach ich hier mal ein eigenes Thema auf, denn nun hat ein FDP-Landtagsabgeordneter reagiert, aber nicht so, wie es sich der Landrat vielleicht gewünscht hätte.
Umweltminister Kupfer hat früher schon mal ähnlich auf solche Forderungen geantwortet.

http://www.sz-online.de/_sitetools/news ... rtikel.asp
LarsD

Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von LarsD »

Von welcher "Population mit 60 bis 70 Wölfen" spricht der umweltpolitische Sprecher der FDP in Sachsen? Definiert jetzt jeder den Begriff einer Population, wie es gerade ins Tagesgeschäft passt?

Viele Grüße

Lars
Lutra
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Lutra »

Hier ist die Stellungnahme etwas ausführlicher aus Hauschilds` Seite:

http://www.mike-hauschild.de/index.php? ... &Itemid=68

Das mit dem verwendeten Begriff "Population" sollte man vielleicht in dem Falle nicht so eng sehen, er meinte es wohl eher im Sinne von "Bestand in Sachsen". Hauschild ist kein Biologe.
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HOWL
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von HOWL »

Sammy hat geschrieben:Ganz so einfach ist das vermutlich nicht. Hier in Deutschland gibt es zum einen recht viel Wild für den Wolf, aber auch sehr viele Konfliktmöglichkeiten mit dem Menschen. Ob also die natürliche Begrenzung durch das Nahrungsangebot der limitierende Faktor ist, der das Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch ermöglicht, müsste man genau untersuchen.

Dennoch gibt es keinen Grund für eine Begrenzung zum jetzigen Zeitpunkt.
Es ging nicht nur um jetzt, es ging mir schon um das Thema generell.

Du unterstützt diese völlig unbegründete Angst von „zu vielen Wölfen“ und widersprichst damit einfach naturgegebenen Tatsachen.

Wieso sollten die Konflikte hier anders aussehen als bspw. in der Schweiz? Der Konflikt sieht nicht so aus, dass mehr Wöllfe in einem von Menschen dichte besiedelten Gebiet nun auch Menschen ins Beuteschema aufnehmen werden, sondern immer noch so, dass die Herden in Gefahr sind, wenn sie nicht ausreichend beschützt werden.

Vermutlich wird es hier auch mit effektivem Schutz noch mehr „Ausbrecher“ aus der Statistik geben, als bspw. in der Schweiz — halt weil es hier mehr Menschen und damit auch mehr Herden gibt.
Aber dann kannst du doch ebenso gut auch die Zahlen der Schweiz hochrechnen.

Ihr schreibt immer so, als würde der Wolf geradezu aus Protest mehr Herden angreifen, weil sich mehr Menschen weiter ausgebreitet haben. Also aus Rache, oder wie darf ich das verstehen?
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LarsD

Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von LarsD »

HOWL hat geschrieben: Wieso sollten die Konflikte hier anders aussehen als bspw. in der Schweiz? Der Konflikt sieht nicht so aus, dass mehr Wöllfe in einem von Menschen dichte besiedelten Gebiet nun auch Menschen ins Beuteschema aufnehmen werden, sondern immer noch so, dass die Herden in Gefahr sind, wenn sie nicht ausreichend beschützt werden.
Es geht um mehr, als nur den Herdenschutz. Risse von potenziellem Schlachtvieh wird die öffentliche Stimmung nur schwerlich gegen die Wölfe drehen können. Anders sieht es aus, wenn Tiere betroffen sind, zu denen Mensch eine sehr emotionale Beziehung hat. Hier war es "nur" ein Jagdhund ( http://www.lr-online.de/regionen/herzbe ... 56,4087747 ). Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es die ersten "normalen" Hunde betrifft. Jene dichte Besiedlung und unsere Art, die Landschaft auch in unserer Freizeit zu nutzen, schafft reichlich Konfliktpotenzial. Die größten Wolfsbefürworter sind Hundenarren im postiven Sinne. Damit stehen die Wölfe auf verdammt dünnem Eis. Denn diese Begeisterung für die Wölfe könnten Letztere buchstäblich auffressen ...

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Grauer Wolf »

"Ein Tierarzt habe die Wunden eindeutig als Wolfsbisse ausgemacht,..."

Sicher doch, selbstverständlich kann man einen Wolfsbiß von dem eines großen Hundes einfach so unterscheiden. Oder wurde etwa ein eindeutiger Nachweis über die DNS von Speichelresten geführt? Wie ist die Qualifikation des Tierarztes in dieser Hinsicht?
Selbst wenn dem so wäre, so hat sich ein fremder Canide frei und ohne direkte Aufsicht (Drückjagd) in einem unübersichtlichen Wolfsrevier getummelt und wurde von einem Wolf in Revierverteidigung attackiert, genau das, wovor ich immer gewarnt habe und wovor ich grundsätzlich abrate und eine 3m-Leine empfehle.
Wenn in einem Wolfsrevier ein Hund verletzt oder getötet wird, liegt die Schuld fast immer beim Menschen, der gegenüber seinem Gefährten die Sorgfaltspflicht vernachläßigt hat, wofür ich sehr wenig Verständnis habe.
In unübersichtlichem Wolfsland gehört der Hund an die Langleine! Punkt!
HOWL hat geschrieben:Ihr schreibt immer so, als würde der Wolf geradezu aus Protest mehr Herden angreifen, weil sich mehr Menschen weiter ausgebreitet haben. Also aus Rache, oder wie darf ich das verstehen?
Das versteht kein Mensch. So oder so, ungeschütztes Hausvieh ist für den Wolf als Spezialist für's Energiesparen sowas wie ein Sonderanbot, das er natürlich nicht ablehnt. Seit Jahren wird angemahnt, sein Hausvieh fachgerecht zu schützen. Nur, wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. Ich reagiere allerdings in dem Augenblick mit Unverständnis, wenn dann dem Wolf die Schuld zugeschoben und nach "Kontrolle" geschrien wird.

Ansonsten sollte man mal einen Blick auf die Bevölkerungsuhr werfen. Der Mensch vermehrt sich per anno um 80.000.000 Exemplare, das sind rund 219.000 Menschen pro Tag mehr, die die Natur ertragen muß. Wieviele Wölfe gibt es noch insgesamt? Runde 170.000... Von wievielen Millionen?

Wie war das noch?
"Lernt mit uns zu leben, wir sind nicht mehr viele..." :(

Gruß
Wolf
Naturfuehrer
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von Naturfuehrer »

1. "Wolf beißt Hund? Solange ich keinen DNS-Nachweis habe, glaube ich nicht dran." Das klingt für mich doch arg nach Rückzugsgefecht und Salamitaktik. (Immerhin ist das bereits der zweite entsprechende Vorfall in Deutschland. Und gehört in Skandinavien inzwischen - leider - beinahe zur Tagesordnung.)
Ich sehe es so: Es ist exakt diese Haltung, welche auch die Naturschutzverbände ähnlich demonstrieren, die ihnen und auch dem Wolf in Deutschland letztlich das Genick brechen werden.

2. Du forderst, einen jagenden Wachtel an die Langleine zu legen? :shock:
ACHTUNG: Jäger! :shock:
jurawolf
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von jurawolf »

Naturfuehrer hat geschrieben:Ich sehe es so: Es ist exakt diese Haltung, welche auch die Naturschutzverbände ähnlich demonstrieren, die ihnen und auch dem Wolf in Deutschland letztlich das Genick brechen werden.
was wäre denn die bessere haltung der naturschutzverbände? etwa zu fordern, den wolf abzuschiessen? damit brichst du ihm das genick erst recht!
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SammysHP
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von SammysHP »

@Naturfuehrer
Ich denke, Grauer Wolf bezog sich dabei auf Hunde, die nicht zur Jagd eingesetzt werden. Bei Jagdhunden besteht nunmal diese Gefahr. Der Name sagt's ja schon: Der Hund geht einer Tätigkeit nach, die dem Wolf in seinem Revier nicht gefallen wird, nämlich der Jagd. Konkurrenz und kein Mensch in der Nähe, da kann man sich ja denken, was passiert. Wenn der Hund nun auch noch versucht, den Wolf zu stellen...

Wie geht man mit dieser Situation um? Keine Ahnung. Inwiefern ein frei laufender Hund für die Jagd notwendig ist, weiß ich nicht (bin schließlich kein Jäger). Wenn er es ist, dann wird sich wohl nichts machen lassen (der arme Hund). Man sollte in dem Fall vielleicht überlegen, ob man die Jagd auch anders gestalten kann.
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HOWL
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Re: Bautzener Landrat fordert "Regulierung"

Beitrag von HOWL »

Grauer Wolf hat geschrieben: Ansonsten sollte man mal einen Blick auf die Bevölkerungsuhr werfen. Der Mensch vermehrt sich per anno um 80.000.000 Exemplare, das sind rund 219.000 Menschen pro Tag mehr, die die Natur ertragen muß. Wieviele Wölfe gibt es noch insgesamt? Runde 170.000... Von wievielen Millionen?

Wie war das noch?
"Lernt mit uns zu leben, wir sind nicht mehr viele..." :(
Ja, das ist ja der Gipfel der Absurdität. Würde man Lars' und Sammys Gedanken weiter verfolgen, hätten die Menschen ergo das Recht, sich immer weiter zu vermehren und der Wolf soll danebenstehen und zuschauen. Und irgendwann soll er gefälligst froh sein, wenn wir ihm die 3m² im Zoo zur Verfügung stellen, oder wie?
Das ist absolut kein Argument!
Aber nicht nur der Artenvielfalt zuliebe sollten wir unsere Vermehrung eindämmen, sondern v.a. auch in unserem eigenen Interesse. Die schönsten Anti-Hunger-Kampagnen bringen nichts, wenn die satten Menschen zum Dank noch mehr Kinder zeugen, die wiederum Hunger haben.

LarsD- Das mit den Hunden ist sicher ein Konfliktszenario, das realistisch ist, besonders weil Menschen nur subjektiv sind, wenn es um andere geht, nicht aber, wenn es um sie selbst oder ihre Liebsten geht.
So oder so, wie Grauer Wolf ja auch schon gesagt hat, müssen die Menschen auf ihre Vierbeiner achten, wenn sie sich im Wolfserwartungsgebiet befinden. Damit befinden sie sich in derselben Pflicht wie die Schäfer. Eine Freiheit zu fordern, in der wir unsere Hunde überall und ohne Bedenken herumstromern lassen können im Wald, ist genauso absurd, wie zu fordern, man möchte die Freiheit haben, nicht nach links und rechts gucken zu müssen, wenn man über Straßen geht. Autos sind da — also müssen wir einen Schutz ergreifen, um keinen Schaden zu nehmen. Wer würde da die Abschaffung aller schnellen Fahrzeuge fordern?

Die Natur ist einfach kein Selbstbedienungsladen. Ich weiß, dass es in Zeiten von Genmanipulation und Wunsch-Selektion-Kindern schwer fällt, zu glauben. Aber „ein bisschen wilde Natur“ gibt es nicht! Entweder wir akzeptieren, dass die Natur ist, wie sie ist (nämlich natürlich!) oder wir lassen es bleiben, bauen uns weiter eine schöne, bequeme Plastikwelt auf, deren Widernatürlichkeit uns eines Tages auf die Füße fallen wird …
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