Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
Vash
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Vash »

kangal2 hat geschrieben: Viel zu theatralisch, es geht hier nur um handfeste Interessenskonflikte und ich kenne kaum Schäfer oder Hirten, die sich über Raubtiere freuen, welche ihre Herden bedrohen.
Bei der Unterschriftenaktion im Speziellen mag es ja "nur" um die Interessenskonflikte auf Seiten der Schäfer und Hirten gehen - wobei sich an der Unterschriftenaktion wohl auch jede Menge Leute beteiligt haben dürften, die keine Nutztiere halten.

Ich habe hier etwas weiter ausholen wollen, da speziell in Online-Foren und Leserbriefen zu Berichten über den Wolf immer häufiger die Stimmen laut werden, die eben generell die Rückkehr des Wolf nach Deutschland aus diversen Gründen massiv ablehnen. Hierbei wird neben der Angst, Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt draußen herumlaufen lassen zu können eben immer wieder gerne Aussage wie "Unsere Vorfahren wussten schon warum sie die Wölfe ausgerottet haben", "Die Kulturlandschaft Deutschland verträgt keine Wölfe", "Wölfe brauchen große, dichte Wälder um überleben zu können", "Ich habe Angst künftig noch im Wald zu joggen", "Sollen die Wölfe doch in Russland, Kanada usw. überleben, wo noch viel Platz ist" usw. bemüht.

Auch die Unterschriftenaktion einfach nur als Zeichen der Kritik von Viehhaltern zu sehen, die einen klareren Umgang mit sog. "Problemwölfen" und leichteren Schadensersatz von der Politik fordern, halte ich für zu kurz gedacht.
Man sollte die Menge an Leuten, die gerne eine erneute, frühzeitige Ausrottung des Wolfs innerhalb deutscher Grenzen fordern, nicht verharmlosen.

Eine Patentlösung für den Konflikt habe ich auch nicht und letztlich stimme ich ja zu, dass es ohne eine Akzeptanz von Leuten, die in der Tat in Interessenskonflikt mit der Ausbreitung von Wölfen kommen könnten, langfristig nicht gehen wird.
Die Konsequenz daraus darf jedoch m.E. aus den im letzten Post genannten Gründen nicht sein, allen Forderungen der Schäfer und Hirten nachzukommen, da dies m.E. ganz schnell Ausmaße wie in Jakutien bedeuten könnte, wo der Bestand mal eben auf 1/7 reduziert werden soll. Gegen Forderungen wie z.B. "Puffer-Zonen", außerhalb derer der Abschuss von Wölfen erlaubt sein soll, heißt es mit allen Mitteln zu kämpfen.
Grauer Wolf

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Grauer Wolf »

Vash hat geschrieben:Die Konsequenz daraus darf jedoch m.E. aus den im letzten Post genannten Gründen nicht sein, allen Forderungen der Schäfer und Hirten nachzukommen, da dies m.E. ganz schnell Ausmaße wie in Jakutien bedeuten könnte, wo der Bestand mal eben auf 1/7 reduziert werden soll. Gegen Forderungen wie z.B. "Puffer-Zonen", außerhalb derer der Abschuss von Wölfen erlaubt sein soll, heißt es mit allen Mitteln zu kämpfen.
Das sehe ich exakt genauso. Übrigens habe ich noch einen interessanten Artikel zu der Thematik gefunden, der sich zwar auf die Schweiz bezieht, aber ohne weiteres auf Deutschland anwendbar ist:
http://www.wildtierschutz-deutschland.d ... nicht.html
Besonders die letzten 8 Zeilen sollte manche Leute mal gründlich überdenken!

Gruß
Wolf
LarsD

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Das sehe ich exakt genauso. Übrigens habe ich noch einen interessanten Artikel zu der Thematik gefunden, der sich zwar auf die Schweiz bezieht, aber ohne weiteres auf Deutschland anwendbar ist: http://www.wildtierschutz-deutschland.d ... nicht.html
Besonders die letzten 8 Zeilen sollte manche Leute mal gründlich überdenken!
Danke für den Link! :mrgreen: Der Junge bringt doch die naive Stadtmenschendenke mal ganz sauber auf den Punkt. ;-)

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:Danke für den Link! :mrgreen: Der Junge bringt doch die naive Stadtmenschendenke mal ganz sauber auf den Punkt. ;-)
Verzeih mir, wenn ich das etwas anders sehe! ^^

Gruß
Wolf


PS.: Btw., das Bild des ermordeten Wolfes ist unter aller Kanone. Wer sich so als "tapferer" Wolfsjäger präsentieren muß, gehört m.E. zum Psychiater!
Lutra
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Lutra »

kangal2 hat geschrieben: Klingt schon wesentlich diferenzierter.
Allerdings ist der Kaukasus keine Steppe und Anatolien liegt eher südlich. :lol:
Entschuldige bitte, dass ich das mit dem Kaukasus und Anatolien wieder so verkürzt dargestellt habe. Ich schreib aber nun deshalb nicht noch extra geographischen Abhandlungen zu den Gebieten! :mrgreen:
Widukind

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von Widukind »

Grauer Wolf hat geschrieben: PS.: Btw., das Bild des ermordeten Wolfes ist unter aller Kanone. Wer sich so als "tapferer" Wolfsjäger präsentieren muß, gehört m.E. zum Psychiater!
... in Deutschland müßte er das auch und zwar bei der MPU (Idiotentest). Tja, danach hätte er keinen Zettel mehr. Und so, wie der drauf sein muß, kann der sich noch nicht mal alleine die Schuhe zubinden. D.h. zur nächsten Jagd ginge es zu Fuß ... in FlipFlops ... und Camouflage-Zwangsjacke ... :roll: :mrgreen:
jurawolf
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von jurawolf »

LarsD hat geschrieben:
Grauer Wolf hat geschrieben: Das sehe ich exakt genauso. Übrigens habe ich noch einen interessanten Artikel zu der Thematik gefunden, der sich zwar auf die Schweiz bezieht, aber ohne weiteres auf Deutschland anwendbar ist: http://www.wildtierschutz-deutschland.d ... nicht.html
Besonders die letzten 8 Zeilen sollte manche Leute mal gründlich überdenken!
Danke für den Link! :mrgreen: Der Junge bringt doch die naive Stadtmenschendenke mal ganz sauber auf den Punkt. ;-)
lars, dieser "junge" ist zufällig selber schafhirte im alpenraum und kein verträumter städter ;-)

http://www.lebensraum-rheintal.ch/index ... 1_2013.pdf
http://www.gruppe-wolf.ch/index.php?page=6&subpage=1
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charlie
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von charlie »

jurawolf hat geschrieben:[...]
lars, dieser "junge" ist zufällig selber schafhirte im alpenraum und kein verträumter städter ;-)
http://www.lebensraum-rheintal.ch/index ... 1_2013.pdf
http://www.gruppe-wolf.ch/index.php?page=6&subpage=1
Was verlangen Sie an Aussagen, Meinungen von einem eingefleischten Jäger und Wolfsgegener :-(
Gruß
Charlie

"Was immer den Tieren geschieht, geschieht bald auch den Menschen."
"Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihres gleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat."
LarsD

Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von LarsD »

jurawolf hat geschrieben:
LarsD hat geschrieben:Danke für den Link! :mrgreen: Der Junge bringt doch die naive Stadtmenschendenke mal ganz sauber auf den Punkt. ;-)
lars, dieser "junge" ist zufällig selber schafhirte im alpenraum und kein verträumter städter ;-)
Das überrascht mich, ändert jedoch nichts daran, dass dieses: "Wir Städter zahlen Eure Subventionen, also macht ihr das, was wir wollen." klassische Stadtmenschendenke ist. Warum ausgerechnet jemand, der um die Zusammenhänge wissen müsste, solche Klischees nicht bekämpft, sondern als Argument pro Wolf verwenden will, erschließt sich mir nicht. Warum rechnet sich Landwirtschaft in Europa vielfach nur noch, wenn Subventionen fließen? Wer profitiert davon unter dem Strich tatsächlich? Der Landwirt? Die Umwelt? Oder doch eher der Verbraucher, der sich in Unkenntnis der Zusammenhänge trotzdem in der Rolle des edelmütigen Gebers sieht? Ich vermisse den Ansatz, dass die zahlreichen Wolfsbefürworter ihre "Marktmacht" bündeln und gezielt bei den Schäfern kaufen, die auf empfohlene Herdenschutzmaßnahmen setzen und wie David Gerke auf ein Miteinander hin arbeiten. Eine solche Strategie käme nicht nur dem Wolf zugute. Regional auf den Alpen/Weiden erzeugtes Schafsfleisch für vielleicht ein paar Rappen/Cent pro kg mehr, statt billiges Lammfleisch aus Neuseeländischer Produktion aus dem Supermarkt oder deutlich ungesünderem und noch billigerem Schweinefleisch aus der heute üblichen Haltungsweise. Liegt eigentlich auf der Hand und wäre für die bislang in Sachen Wolf noch ablehnend reagierenden Schafzüchter garantiert ein überzeugenderes Argument, als der geforderte Kniefall vor dem Stadtvolk. Aber vielleicht kommt der Junge da noch drauf, zumal er ansonsten Sichtweisen hat, die ich weitgehend teile: http://www.gerke.ch/jagd-und-fischerei/

Viele Grüße

Lars
jurawolf
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Re: Sächsischen Schweiz: Unterschriftenaktion gegen Wölfe

Beitrag von jurawolf »

lars, du hast an sich schon recht was deine gedanken bezüglich dem miteinander betrifft. und sich auch, was die typische denkensweise von stadtmenschen betrifft.

man darf dabei aber nicht vergessen:
sogar in der vermeintlich ländlichen schweiz leben heute 70% der menschen in städten und agglomerationen, und diese denken nun mal so. das kann man gut finden oder nicht, sie ist aber eine tatsache. der punkt ist, dass wenn es sich die landbevölkerung weshalb auch immer zu fest mit dieser urbanen mehrheit verscherzen würde, kann da unter umständen via politik am geldhahn gedreht werden. das ist in diesem sinne keine drohung, sondern eine durchaus reelle gefahr. deshalb kann nicht nur vonseiten der stadtmenschen solidarität gefordert werden, sondern die landbevölkerung (in diesem fall die landwirtschaft) muss halt auch gewisse auflagen erfüllen, um an die beiträge zu kommen - etwa bezüglich ökologischer nachhaltigkeit, wozu auch das existenzrecht der heimischen tierwelt gehört. schlussendlich zahlt kein mensch (und keine institution) geld ins blaue, sondern alles ist an eine gegenleistung geknüpft.

der stadt-land-graben wird auch in der schweiz grösser. die rückkehr der grossraubtiere ist in diesem konfliktfeld nur ein kleiner teil, allerdings einer, der das ganze anschaulich offenbart.
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