S-A: Schussverletzung: Wolf tot

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Nina
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S-A: Schussverletzung: Wolf tot

Beitrag von Nina »

Ein erneuter Grund, die Jagd und das Waffenrecht in Deutschland allgemein auf den Prüfstand zu stellen:

In Vienau in Sachsen-Anhalt wurde der nächste tote Wolf mit Schusswunde entdeckt. Der Artikel, den die "Volksstimme" mit dem deutlichen Foto veröffentlicht hat, ist inzwischen nicht mehr online (Grund?), aber weitere Zeitungen haben ebenfalls berichtet.

Das drastische Foto entlarvt die Lüge vom immer wieder runtergebetetem angeblich "tierschutzgerechten" Abschuss durch Jäger.
Die Verletzungen sehen, so die Pressesprecherin, tatsächlich so aus, dass man eine illegale Tötung nicht ausschließen kann. Deshalb wurde, auch wenn das offizielle Ergebnis der Untersuchungen noch aussteht, beim Polizeirevier des Altmarkkreises Salzwedel Anzeige erstattet. Bei der Tötung eines geschützten Tieres handelt es sich um eine Straftat, erklärt Ines Wahl.
Michael Arens vermutet, dass der Wolf nicht sofort der Verletzung erlag, sondern noch eine Weile unterwegs war.
[...] Der Naturschutzbeauftragte glaubt nicht an eine versehentliche Tötung des Tieres. „Das ist als vorsätzliche Straftat einzustufen“, sagt Arens, da Wölfe nicht bejagt werden dürfen.

az online, 12.05.2021: Jagd auf die Tiere ist illegal: Erschossener Wolf im Vienauer Wald gefunden https://www.az-online.de/altmark/kalbe/ ... 75001.html
Detaillierte Fotos von Schafsrissen darf man dem Leser wohl zumuten; die große Schussverletzung dagegen hat az online verpixelt. Sollen die Menschen nicht sehen, welche unerträglichen Quälerei die Jäger den Wildtieren antun?

Bei Wolfsschutz Deutschland gibt es das unverpixelte Bild: Wolfsschutz Deutschland, 13.05.2021: Sachsen-Anhalt: erneut erschossener Wolf gefunden worden – Wolfsschutz-Deutschland e. V. stellt Strafanzeige https://wolfsschutz-deutschland.de/#primary

Damit ist das der illegal getötete (aufgefundene) Wolf Nr. 6 bzw. Nr. 10 allein in diesem Jahr, falls die vom niedersächsischen Umweltminister genehmigten Abschüsse gerichtlich ebenfalls als rechtswidrig eingestuft werden. Von Einzelfällen kann da keine Rede mehr sein, zumal die Dunkelziffer bekanntermaßen ungleich höher sein dürfte. Und alles nur aus purer Ideologie und Beute-Konkurrenzneid, weil faktenbasiertes Wissen schlicht ignoriert wird:
In der Jägerschaft gebe es, sagt Arens, durchaus viele, die ein Jagdrecht auf Wölfe befürworten. „Weil die Wölfe Schäden beim Wild anrichten“, gibt er das Argument, das ihm vor allem gesagt wird, wieder. [...] Doch in der freien Wildbahn nicht, erklärt Michael Arens. Zwar verhalte sich das Wild anders, seit Wölfe in die Region zurückgekehrt sind, aber kleiner ist die Wilddichte nicht geworden. „Im Gegenteil. Es gab noch nie so eine große Wilddichte wie jetzt, das zeigen auch die Statistiken“, sagt Arens.

az online, 12.05.2021: Jagd auf die Tiere ist illegal: Erschossener Wolf im Vienauer Wald gefunden https://www.az-online.de/altmark/kalbe/ ... 75001.html
Insgesamt sind in Deutschland nun mittlerweile 64 illegale getötete Wölfe nachgewiesen.

DBBW, 13.05.2021: Totfunde von Wölfen - Statistik der Todesursachen https://www.dbb-wolf.de/totfunde/statis ... esursachen
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Nina
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Re: S-A: Schussverletzung: Wolf tot

Beitrag von Nina »

Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen und Vizepräsident des Deutschen Jagdverbandes, warnte vor einer Vorverurteilung der Jägerschaft. "Die überwältigende Mehrheit der Jäger hält sich an Recht und Gesetz und ist darüber hinaus ganz sicher nicht bereit, eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren zu riskieren." Mit Verweis auf die steigende Zahl an Nutztierrissen sagt Dammann-Tamke aber auch: "Wenn sich die Bevölkerung in einer Region allein gelassen fühlt mit dem Problem Wolf, dann sind solche Reaktionen wie ein illegaler Abschuss alles andere als verwunderlich." Das müsse all denjenigen klar sein, die sich "gegen ein gezieltes Wolfsmanagement" stellen.

Presseportal/Neue Osnabrücker Zeitung, 14.05.2021: Totfunde von Wölfen in Deutschland: Jedes zehnte Raubtier wurde illegal getötet - NABU fordert mehr Anstrengung bei Aufklärung von Verbrechen - Jäger warnen vor Vorverurteilung https://www.presseportal.de/pm/58964/4914566
Dem muss ich doch widersprechen: Nicht "die Bevölkerung in einer Region" fühlt sich "allein gelassen", sondern ein klitzekleiner Teil von ihr, und zwar vornehmlich aus der Jägerschaft. Und um einen Wolf illegal zu erschießen, benötigt man eine Waffe, deren Besitz und Berechtigung um Mitführen in der freien Landschaft vornehmlich Jägern vorbehalten ist. Dafür mal eben "die Bevölkerung" in argumentative Geiselhaft zu nehmen, ist schon schlimm genug.

Aber anstatt die Taten der illegal schießenden Jagdkollegen bis aufs Schärfste zu verurteilen und um rigorose Aufklärung zu drängen und Unterstützung hierzu anzubieten, wird vom Jägerpräsidenten Verständnis geäußert und die Schuld an den illegalen Abschüssen nicht primär den kriminell handelnden Jägern zugeschoben, sondern der Gesellschaft, die die Forderungen einer Minderheit (Jäger = 0,4% der Bevölkerung!) nach Aufnahme der Wölfe ins Jagdrecht einschließlich regelmäßigem Abschuss auf dem demokratischem Weg verweigert.

Selbstjustiz kleiner Randgruppen darf niemals politikbestimmend sein - man stelle sich so eine Einstellung mal in anderen Politikbereichen vor, wie z. B. in der Flüchtlingspolitik.

Das ist einfach unfassbar und entlarvt das Selbstverständnis dieser Klientel.

Aber wenn der Herr Jägerpräsident schon Verständnis zeigt für Menschen, die sich "allein gelassen" fühlen, wie wäre es denn mal mit Verständnis für die Bevölkerung, die größtenteils die Hobbyjagd ablehnt:
Eine Möglichkeit, die weitere Ausbreitung und damit die Schäden durch die Tiere zu verhindern, ist die Jagd auf sie, doch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist dafür sehr gering, egal ob bei Waschbär oder Nutria. "Wir haben schon erlebt, dass sie uns eine Falle sabotiert haben: Den Akku rausgenommen, abgezogen und daneben hingelegt haben."

Hallo Niedersachsen, 27.04.2021: Renaturierung: Waschbären und Nutrias richten Schäden an https://www.ardmediathek.de/video/hallo ... hiMTBiNTI/
Mal abgesehen von der einseitigen Darstellung der Berichterstattung über die angeblichen Schäden von Nutria und Waschbär, fiel der angesprochene Sabotageakt im Gegensatz zu einem illegalen Wolfsabschuss ja noch moderat aus, da nichts zerstört wurde.

Dürften die Täter, die sich allein gelassen fühlen, weil die Jagd, die trotz breiter Ablehnung der Bevölkerung nicht grundlegend reformiert wird, wie es der im Grundgesetz verankerte Tierschutz eigentlich gebieten würde, da nicht eigentlich auf mindestens ebenso großes Verständnis des Jägerpräsidenten hoffen?

Nach gleicher Argumentation wären dann ja auch nicht in erster Linie die Täter schuld an solchen Sabotageakten, sondern die Jägerschaft, die sich in ihrer guten lobbyausgerichteten Vernetzung mit der Politik einer längst überfälligen Neuausrichtung der Jagd verweigert.
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