Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

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TheOnikra

Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von TheOnikra »

Erwähnenswert das es immer Ausländer handelt wenn die deutsche Jägerschaft einen derartigen Fall anzeigt.
Ausländer und Wölfe kann man ja schon mal opfern. ;-)
Und das Jawina einer der ersten wenn nicht sogar als erstes über den Fall Informiert wurde.
Schiessen, schaufeln, schweigen liest man vorwiegend in Jägerforen. Es ist Bekannt das Jäger illegal Wölfe töten würden wenn sie die Gelegenheit dazu haben, wie aus ihren eigenen Umfragen heraus kommt.
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Lone Wolf
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Lone Wolf »

@Erklärbär,
an dieser Anzeige ist leider so gar nichts besonderes zu finden, bei einer Drück-oder auch Treibjagd gibt es zu viele Zeugen, zu viele Ohren und Augen. Ausserdem was soll dem Holländer schon passieren, Geldstrafe und Ende. Und Geld ist es, was diese Typen die aus Holland nach Ostdeutschland kommen um zu jagen, ausreichend haben. Gelinde gesagt.
Viele Grüße
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Erklärbär
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Erklärbär »

Lone Wolf, so gesehen hast Du Recht.
Dann darf man gespannt sein, wie der RichterInnenspruch ausfällt. Ich denke auch, Geldstrafe. Soll man so jemand auch einsperren?

Ich kann mir vorstellen, dass man auch schlecht nur zusehen kann, wenn der eigene Hund attackiert wird und man die Mittel hat, einzuschreiten. Wobei der Wolf vermutlich eher derjenige war, der sich wehren musste gegen eine Hundemeute.

Insgesamt ein bedauernswerter Vorfall.

Viele Grüße zurück!

Erklärbär
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Nina
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Nina »

Wie wenig verlässlich die Angaben in den Jagdmagazinen sein können, hat doch erst vor einem Jahr der Fall bewiesen, bei dem ein Jagdhund auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz durch den Daubitzer Wolfsrüden getötet wurde.

Dem Jagdmagazin Jawina zufolge solllte der Hund am 30.01.18 "im Jagdeinsatz" getötet worden sein - es titelte: "Wolfsangriff auf Bracke: Chronik eines Hundetodes". Im Text wird in der "Chronologie der letzten Jagd der Deutschen Bracke „Ajax von der Muskauer Heide“ minutengenau beschrieben, wie der Hund "zur Suche nach Wild geschnallt" wird, eine Rotwild-Fährte verfolgt und immer wieder Kontakt zu seinem Hundeführer sucht, und wie dieser sich "bereit macht", "das Wild eventuell zu erlegen".

Die ganze Story wird beweiskräftig mit Fotos der Spuren, einer Karte mit den GPS-Daten und Fotos des toten Hundes unterlegt:

Jawina, 22.02.2018: Wolfsangriff auf Bracke: Chronik eines Hundetodes https://www.jawina.de/wolfsangriff-auf- ... undetodes/

Am 13.03.2018 folgte dann allerdings eine gemeinsame Pressemitteilung des Bundesforstbetriebes Lausitz und des Kontaktbüros "Wölfe in Sachsen", in welcher klargestellt wurde, dass sich der betreffende Jagdhund gar nicht im Jagdeinsatz befunden und stattdessen über eine Stunde auf eigene Faust "Wild beunruhigt" hatte, während sein Hundeführer, der den Hund lediglich in Pflege hatte, mit dem "Auszeichnen von Bäumen in Vorbereitung von Forstbetriebsmaßnahmen beschäftigt war".

Gemeinsame Presseinformation des Bundesforstbetriebes Lausitz und des Kontaktbüros "Wölfe in Sachsen", 13.03.2018: Auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz vom Wolf getöteter Jagdhund war nicht im jagdlichen Einsatz
https://www.wolf-sachsen.de/de/464-auf- ... en-einsatz

Es ist doch kein Wunder, wenn die Glaubwürdigkeit der Darstellungen in Jagdmagzinen aus der Sicht vieler Menschen hier schlicht verspielt wurde.
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Nina
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Nina »

Interessant ist auch, dass sich dieser aktuelle Fall in Brandenburg ereignet hat.

Wie der Nordkurier am 18.05.2018 berichtet hatte, hat der Bauernbund Brandenburg ein Rechtsgutachten von dem FDP-Politiker und Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Wolfgang Kubicki - Anwalt und selbst auch Jäger - erstellen lassen, in welchem die Umstände dargelegt werden, nach denen nach der Rechtsauffasssung Kubickis Wölfe von Betroffenen eigenmächtig abgeschossen werden können.

Während der Gesetzgeber zwar eine "Werteentscheidung" von Nutztieren zu Gunsten des Artenschutzes und damit des Wolfes getroffen habe, gelte diese nicht uneingeschränkt:
Handele es sich jedoch um Tiere von besonderem materiellen oder ideellem Wert – also ein Tier mit hohem Verkaufs- beziehungsweise Zuchtwert oder eines, zu dem der Halter eine individuelle Beziehungen hat – dürfe der Wolf verschreckt und gegebenenfalls auch getötet werden, wenn sich der Angriff fortsetze.

Nordkurier, 18.05.2018: Musterprozess geplant - FDP-Politiker gibt Wölfe zum Abschuss frei https://www.nordkurier.de/brandenburg/t ... 74605.html
Dazu zitiert der Nordkurier den Wolfsbeauftragten des Bauernbundes:
Wird ein solches Tier angegriffen, reagiert der Wolf nicht auf Schüsse in die Luft und kann die Notwehr von einer weiteren Person bezeugt werden, muss der Tierhalter nicht mehr tatenlos zusehen, wie sein Eigentum vom Wolf gerissen wird [...]. Diese rechtliche Klarheit hätten wir uns eigentlich von der Wolfsverordnung der Landesregierung gewünscht. Aber wir sind auch bereit, sie in einem Musterprozess zu erstreiten.”

Nordkurier, 18.05.2018: Musterprozess geplant - FDP-Politiker gibt Wölfe zum Abschuss frei https://www.nordkurier.de/brandenburg/t ... 74605.html
In der Berichterstattung von Jawina wird übrigens betont, dass ein ein Zeuge den geschilderten Verlauf bestätigt habe:
Ein Nachbarschütze konnte den Vorfall in dem lichten Altholz sehr genau verfolgen und bestätigte dem Jagdleiter zufolge, dass sich alles so wie geschildert abgespielt habe.

Jawina, 20.01.2019: Brandenburg: Notwehr – Holländischer Jagdgast erschiesst Wolf https://www.jawina.de/brandenburg-notwe ... esst-wolf/
Mit dem nicht ablassenden Angriff des Wolfes auf die Jagdhunde und dem vergeblichen Versuch, den Wolf durch mildere Mittel wie "Pfeifen und Schreien" und einem "Warnschuss" abzuwehren, scheinen die Voraussetzungen aus dem Rechtsgutachten ja geradezu drehbuchartig vollständig erfüllt.

Dem Nordkurier zufolge war im Mai 2018 schon geklärt, wer die Prozesskosten tragen und wer die Verteidigung des Schützen übernehmen wird:
Der Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg, Reinhard Jung, kündigte an, dass der Bauernbund dem ersten Landwirt oder Jäger, der wegen der Tötung eines Wolfs in Notwehr angeklagt werden sollte, die Prozesskosten bezahlen wird. Kubicki werde die Verteidigung in diesem Fall übernehmen.

Nordkurier, 18.05.2018: Musterprozess geplant - FDP-Politiker gibt Wölfe zum Abschuss frei https://www.nordkurier.de/brandenburg/t ... 74605.html
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SammysHP
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von SammysHP »

[…] auf Schüsse in die Luft […]
Zwar ein wenig off-topic, aber alles, was hoch fliegt, kommt irgendwo auch wieder runter… Die Wahrscheinlichkeit ist zwar äußerst gering, aber es soll ja schon Unfälle dabei gegeben haben.
TheOnikra

Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von TheOnikra »

Erklärbär hat geschrieben: 23. Jan 2019, 09:02 Ich kann mir vorstellen, dass man auch schlecht nur zusehen kann, wenn der eigene Hund attackiert wird und man die Mittel hat, einzuschreiten. Wobei der Wolf vermutlich eher derjenige war, der sich wehren musste gegen eine Hundemeute.
Bestimmt nicht eine wilde Beißerrei reinschießen und riskieren den eigenen Hund zu treffen und vorher noch die Bilderbuchanleitung für einen Notstand abarbeiten.
Nein! Man würde nicht wie ein Feigling auf dem Hochsitz verharren sondern schnellst möglich hinunter eilen und sein Familienmitglied zu retten.
Was auch das beste gewesen wäre um den Wolf vertreiben zu können. Sich als Mensch zu zeigen, denn mit einen Hochsitz verhält es sich wie mit einem Fahrzeug oder Reittier. Der Mensch wird nicht wargenommen.
Wenn es trotzdem nicht geholfen hätte, ätte man den Wolf aus der Nähe erschießen können ohne zu riskieren einen Hund zu treffen.
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Nina
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Nina »

Auch interessant:
Wie ein Sprecher der Polizeidirektion West mitteilte, sei die Polizei gegen 17 Uhr vom Jagdverantwortlichen darüber informiert worden, dass um 12 Uhr ein holländischer Jäger bei einer Treibjagd den Wolf erschossen hat. [...] „Warum die Polizei erst fünf Stunden nach dem Vorfall informiert wurde, wird nun Gegenstand der Ermittlungen sein“, so der Sprecher auf PNN-Nachfrage.

Potsdamer Neueste Nachrichten, 21.01.2019: Holländischer Jäger erschießt Wolf https://www.pnn.de/potsdam-mittelmark/b ... 90772.html
Dem Bauernbund Brandenburg reicht das alles nicht. Dessen Geschäftsführer ("Schießen! Sofort schießen!"*) will gleich 100 Wölfe abschießen lassen. Offensichtlich bestärkt durch das Rechtsgutachten Kubickis hat er den Potsdamer Nachrichten gegenüber noch einmal betont:
Der Jäger hat absolut korrekt gehandelt. Gleich ob Jagdhund oder Zuchtkalb - es ist das Recht jedes Tierhalters, besonders wertvolle Tiere in Notwehr gegen angreifende Wölfe zu verteidigen.“ Jung wiederholte die Forderung des Bauernbundes an die Landesregierung, in diesem Jahr mindestens hundert Wölfe zum Abschuss freizugeben, damit die Population nicht weiter wächst.

Potsdamer Neueste Nachrichten, 21.01.2019: Holländischer Jäger erschießt Wolf https://www.pnn.de/potsdam-mittelmark/b ... 90772.html
* Der Geschäftsführer des Brandenburger Bauernbundes hatte sich ja bereits im Sommer 2015 einen Namen gemacht - als er in einem Interview in der taz! auf die Frage, wie man mit dem Wolf umgehen solle, antwortete: "Schießen! Sofort schießen!"

Wolfsite, 11.07.2015: "Schießen! Sofort schießen!" http://woelfeindeutschland.de/schiessen ... schiessen/
Erklärbär
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Erklärbär »

Auch wenn ich mich hier in die Nesseln setze. Ich kann die Weidetierhalter verstehen. Hätte ich Vieh auf der Weide, und ich ertappe einen oder mehrere Wölfe, wie die meine Tiere abmurksen, ich würde das nur Mögliche unternehmen, um sie zu retten.
Redux

Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Redux »

Sehr gut dann solltest du dafür sorgen, daß du gute hinlänglich beschriebene Zäune mit Stromführung ohne Ableitung hast. Sowie Herrenschutzhunde. Wer fürs Abschießen ist ist entweder futterneidisch (Jäger) oder geizig (Bauern/Tierhalter) oder beides zusammen. Daran daß diese wunderbaren Eigenschaften bei den Meisten von denen immer noch Vorrang haben kannst du auch sehen, daß den Weidetierhaltern ihr Vieh das sie angeblich retten wollen eigentlich doch nicht so wichtig ist. Schon eher ihr Geldsack. Aber auch das hatten wir ja bereits hinreichend.
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