Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

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Richard M
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Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von Richard M »

Zu dem Thema hat Maxa zwar unter „Wölfe in Sachsen“ schon was geschrieben, ich finde das Thema aber so wichtig, dass es dafür einen eigenen Thread braucht.
https://www.sz-online.de/nachrichten/ja ... 52930.html

In Deutschlands Wäldern und Fluren leben sehr viele Wildtiere. Von manchen Arten zu viele, darum müssen menschliche Jägerinnen und Jäger sehr viele von ihnen töten, damit die Natur nicht zu sehr unter der hohen Wilddichte leidet. Im Sinne der Natur sollten wir alle froh sein, dass die Wölfe als natürlicher Regulator zurückkehren und unseren aller Lebensraum ein kleines Stückchen zurück in Richtung eines funktionierenden Ökosystems bringen. Das begrüßt offensichtlich ein Großteil der deutschen Bevölkerung, siehe Umfragen.

Das irrwitzige kommt aber jetzt: Da es laut Landesjagdverband Sachsen wegen der Wölfe einen sinkenden Wildbestand gibt und dadurch die Jagderträge aus den verpachteten Gebieten rückläufig sind, wollen sie den Wolfsbestand reduzieren. Mit dieser Einstellung zeigt der Landesjagdverband Sachsen, dass es ihm nicht um eine gesunde Umwelt mit einem funktionierenden Ökosystem geht, sondern darum, möglichst viele Wildtiere töten und zu Geld machen zu können. Meiner Meinung nach sind das niedrigste menschliche Beweggründe, die da zu Tage treten und von keiner politischen Instanz, egal auf welcher Ebene, auch nur ansatzweise auf Interesse stoßen dürfen.
Natürlich muss jetzt mit den Mufflons eine von Menschen angesiedelte Tierart für die Forderung des Landesjagdverbandes herhalten, die aufgrund ihrer Art und Herkunft nicht für ein Zusammenleben mit Wölfen geeignet ist. Das wäre, wie wenn Hühner ausgewildert werden und dann wundert man sich, wenn sie von Füchsen und Mardern gefressen werden.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
maxa67

Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von maxa67 »

Ja die Muffels sind ein eigenes Kapitel für sich. Die sind das Startkapital für die erfolgreiche Wolfsansiedlung :lol:
Ich hab noch in keiner Kneipe Muffelbraten auf der Speisekarte gesehen, insofern für mich uninteressant. Dieser Landesjagdverband ist ohnehin im Zerfall begriffen, hatte ich vor einiger zet ja auch was dazu gepostet, was die Austritte etlicher Kreisverbände betrifft.
Ansonsten Jagdstrecken in Sachsen:
Staatssekretär Dr. Pfeil dankt Sachsens Jägern

Sachsens Jägerinnen und Jäger haben in der zurückliegenden Jagdsaison 2017/2018 so viel Wild wie noch nie zuvor erlegt. Mehr als 131 000 Wildtiere sind in den Streckenmeldungen bei den Jagdbehörden verzeichnet. Mit knapp 86 000 Stück Rot-, Dam-, Muffel-, Reh- und Schwarzwild wurde zugleich die höchste jemals im Freistaat Sachsen registrierte Schalenwildstrecke erreicht. Der Anstieg der Jagdstrecke ist insbesondere auf deutlich gestiegene Erlegungszahlen beim Schwarzwild und beim Waschbären zurückzuführen.
https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/219109
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Richard M
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Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von Richard M »

maxa67 hat geschrieben: 22. Nov 2018, 12:43 Dieser Landesjagdverband ist ohnehin im Zerfall begriffen,
Gerade habe ich auf deren Internetseite https://ljv-sachsen.de/ geschaut. Da sieht´s aber schon nach einer gut funktionierenden Organisation aus. Widerlich, wenn auf der Begrüßungsseite gleich das Bild eines toten Fuchses auftaucht, den ein Jäger seinem Wauwau vor die Nase hält. Und der Typ kommt sich wohl noch toll vor :-( .
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
maxa67

Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von maxa67 »

Naja, nach außen hin schaut unsere Gesellschaft ja auch noch ganz funktionierend aus, die Außendarstellung ist also nicht wirklich ein objektives Mittel zur Beurteilung :lol:
Hier ist mal bissel was zusammengefasst zum LJV.

https://www.sächsische.de/article-4029534.html
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Richard M
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Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von Richard M »

maxa67 hat geschrieben: 23. Nov 2018, 05:58 Hier ist mal bissel was zusammengefasst zum LJV.

https://www.sächsische.de/article-4029534.html
Danke, sehr interessant.
maxa67 hat geschrieben: 23. Nov 2018, 05:58 die Außendarstellung ist also nicht wirklich ein objektives Mittel zur Beurteilung
Stimmt, für die passende Außendarstellung reicht ein guter Webmaster.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
Max
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Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von Max »

Hallo,
ich habe längere Zeit in Ontario /Canada in einer Region mit einem guten Wolfbestand gelebt. Anblick, die Beobachtung von jagdbaren Schalenwild wie etwa Weißwedel oder Elch, war eher sehr selten - mehr Zufall. Meine Statistik kam auf rund 30 Ansitze (Morgends/Abends), für einen Anblick. Die Weißwedelbrunft verlief gut, nur zu sehen gab es im Gegensatz zu unserer Region, nicht sehr viel. Mal ein, zwei ziehende Hirsche - dafür mal eine Otterfamilie oder ein Grouse.
Mich hat das nie gestört, im Gegenteil, es war schon ein tolles Erlebnis dann einen Elch oder Hirsch zu beobachten. Ich denke schon das sich unser Schalenwildbestand über die Jahre verändern wird. Weniger kann auch deutlich mehr sein. Zudem gefiel mir der Wald in Bestockung und Vielfalt in Canada sehr gut.
Wenn sich der Wolfsbestand mal eingependelt hat, hoffe ich auf eine spürbare deutliche natürliche Schalenwildreduzierung und noch mehr Bewegung der Bestände, nur so lässt sich eine zaunfreie und nachhaltige Forstwirschaft umsetzen.
Jagdliches Brauchtum sind da schlicht veraltert und haben abgedankt, ich bin guter Hoffnung. Im übrigen dürfen die Wölfe auch alle leinenlosen Hunde die nicht beißen gleich mit vertilgen. Das würde den Erhohlungswert Wald noch mehr unterstreichen und fördern.

MfG,
LFD Max
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Lone Wolf
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Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von Lone Wolf »

Hallo Max,
ich habe mit Interesse deine Zeilen gelesen. Sie entsprechen auch meinen Überlegungen zur Entwicklung von Wald und Wildtieren in vielerlei Hinsicht.

Mit Sorge allerdings beobachte ich die jüngsten Entwicklungen in dieser Hinsicht hier in Sachsen, aber auch in Deutschland insgesamt. Ich war bisher recht stolz auf das sächsische Wolfsmanagement. Ich hielt es für pragmatisch und gelassen.

Doch machen wir uns nichts vor, die jahrelange Wühl-und Untergrundarbeit grosser Teile der Jägerschaft und zwar leider der aktivsten, einflussreichsten und mit der Lokal-und Landespolitik am besten vernetzten Jagdscheininhaber, trägt nicht nur Früchte sondern sie sehen sich bereits kurz vor Erreichen ihrer feuchtesten Träume.

Und ihnen spielt auf Landesebene, die in vielerlei sichtbaren Aspekten von dramatischen Verwerfungen und überbordender Bürokratie geprägte europäische Politik gnadenlos in die Karten.

Gute und sinnige Entscheidungen, gerade auch mit Schwerpunkt Natur und Wildtiere geraten nämlich angesichts täglich spürbarer Auswirkungen anderer Entschlüsse, man ist fast geneigt von autokratisch durchgesetzten Partikularinteressen oder gar weltfremden Ideologien zum Nachteil grösster Teile europäischer Bevölkerungen zu sprechen, gnadenlos in den Hintergrund des Fokusses der Menschen.

So gelingt es den Jagdpächtern erfolgreich ihre eigenen Interessen zum Nachteil ihrer tierischen Beutekonkurrenten, in aktuelle Wahlprogramme hinein zu formulieren und Entscheidungsträgern zu vermitteln, dies wäre die Sicht beispielsweise der Landbevölkerung.
Um Stimmen zu sammeln oder zu halten kommt nun ein gewisser politischer Opportunismus zum Tragen. Der Wolf, der Luchs u.a., machen wir uns nichts vor, sind zwar für uns hier von Interesse, wir erfreuen uns an derlei Dingen, weil wir naturverbunden und i.d.R. gut situiert sind. Für die Masse der europäischen Bevölkerungen in ihren täglichen Bemühungen das Leben zu meistern, spielen sie allenfalls eine dritte Geige.

Das Trumpf Ass der hier besprochen Teile der Jägerschaft.

Zurück zum Beispiel Sachsen, hier stehen 2019 drei wichtige Wahlen an und ja, der Wolf wird auf Grund der oben genannten Voraussetzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit als einziges Tier, namentlich in Wahlprogrammen auftauchen.

Die stärksten sächsischen Parteien CDU und AfD bespielen auf Druck der halbfeudalen Jägerschaft, aber auch Nutztierhalter, die vorher in jahrelanger Kleinarbeit, auch mit Lügen und Panikmache, die im Grunde uninteressierten Teile der Bevölkerung in dieser Frage auf ihre Seite gezogen haben, dieses Thema. In anderen Bundesländern kommen dann noch, wie schon gesehen, die in Sachsen eher unbedeutenden Parteien FDP und SPD mit gleichen Misstönen hinzu.

Nur als repräsentatives Beispiel für die Erfolge der Lobbyisten greife ich mir willkürlich den in Riesa zu verabschiedenden Leitantrag zum Europawahlprogramm der AfD heraus Hier heißt es, unter dem fast letzten Punkt 13.3:

Schäden durch Wildtiere sind unbürokratisch durch Geldleistungen zu ersetzen. Über die Kombination
aus aktivem Wildtiermanagement und artenschutzrechtlicher Ausnahmeverordnung (AAV) sollen
problematische Wildtier-Bestandsgrößen regional und zeitnah überwacht und korrigiert werden können. Das Ziel ist die Balance zwischen den Ansprüchen von Wildtieren sowie den Interessen der Landwirte, Teichwirte und Weidetiere. Jedoch wird eine bedingungslose Wiederansiedlung des Wolfs
von den Behörden unter Berufung auf die Zielsetzung der EU-Richtlinien zum Natur- und Artenschutz
betrieben. Die AfD hält Wölfe für eine Tierart, die schlecht in unsere gewachsene Kulturlandschaft
passt. Wölfe sollten räumlich und zahlenmäßig strikt begrenzt werden – nach dem Vorbild von
Schweden und Norwegen.


Ein Wort noch zu den medial beeinflussten Wutbürgern. Verschont bitte dieses Forum mit blinden Ausbrüchen einer Anti AfD Furore. Wie bereits mehrmals ausgeführt ziehen sich bei diesem meist emotional gehandhabten Thema die Bruchlinien durch nahezu alle Parteien. Und die Gründe dafür, dass die wolfshassenden Teile derJägerschaft überhaupt an Einfluss gewinnen konnten, habe ich weiter oben bereits thematisiert. Sie nutzten nur geschickt die vielen Steilvorlagen teils weltfremder Phantasmen, teils elitärer Interessenpolitik zur Verknüpfung mit ihren ureigenen Interessen.

Machen wir uns nichts vor, der Wolf auch in Deutschland geht schweren Zeiten entgegen. Wir müssen nach unseren Möglichkeiten, jeder an seinem Platz, entgegensteuern, sachlich bleiben, Fakten nennen, Interessengruppen entlarven...

Traurige Grüsse
LW
Zuletzt geändert von Lone Wolf am 21. Dez 2018, 09:43, insgesamt 1-mal geändert.
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
maxa67

Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von maxa67 »

Sachsen verfügt genau wie die Bayern quasi über eine politische 2/3 Mehrheit konservativer Kräfte. Und es kann niemand vom Tisch wischen, daß sowohl die Parteien mit dem großen C im Namen machen federführend im ungewollten Schulterschluß mit der AFD Hatz auf den Wolf. Schlimmer noch, in politischer Verantwortung beugt sich dem auch in opportunistischer und machterhaltender Weise die SPD (in Brandenburg und Sachsen). Grüne spielen im Osten eine eher marginale Rolle, auch wenn sie medial überrepräsentiert sind. Aber tendenzen in Niedersachsen zeigen, daß auch bei denen was geht, was sie irgendwie als Kompromiß verkaufen können.
Insofern wird mir auch Angst und Bange, wenn ich die aktuellen Tendenzen bezüglich Gesetzesvorlagen, wie auch illegalen Abschüssen und den Stammtischparolen der Jäger- und Schäferlobby sehe.
Erklärbär
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Registriert: 2. Feb 2018, 02:50

Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von Erklärbär »

Abgesehen vom Stammtischniveau muss es auch die Möglichkeit geben, über das Thema objektiv reden zu dürfen.

An den Rändern - hier Parteien - polarisiert sich eben alles.
maxa67

Re: Jagdverband Sachsen will Wölfe töten um Jagdertrag zu steigern

Beitrag von maxa67 »

Was bringts, wenn Leute objektiv reden (dürfen) - die Politik aber solche Stammtischgesetze macht und dann durchsetzt.
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