Kommentar von Wotsch....
„Prignitz gilt mein ganzes Mitgefühl. Ich habe selbst Hunde geführt und weiß, wie schmerzlich der Verlust eines vierbeinigen Jagdkameraden ist. Gerne bekunde ich auch meinen Respekt über den sehr sachlichen, emotionsfreien Bericht. Die Gerüchte werden in den nächsten Tagen und Wochen heftig ins Kraut schießen. Deshalb ist dieser Bericht aus erster Hand besonders wichtig. Allerdings enthält er einige bemerkenswerte Ungereimtheiten.
Schon vor Wochen, als der Vorfall bekannt wurde, hatte es geheißen, die Bracke sei nicht von ihrem Besitzer, sondern einer anderen Person ausgeführt worden und habe sich selbständig gemacht. Der Bericht von Jan Prignitz gibt dazu keine Auskunft. Es ist nur die Rede von dem „Führer“ des Hundes. An keiner Stelle schreibt er von „meinem“ Hund.
Die geschilderten jagdlichen Umstände sind überaus fragwürdig. Da soll also ein Hundeführer seine Bracke „zur Suche nach Wild“ geschnallt haben – in unmittelbarer Nähe zu einer Bundesstraße. Offenbar war er allein unterwegs, es war keine Gesellschaftsjagd. Ich kenne den Jagdbetrieb wie auch den Leiter, Franz Graf Plettenberg (richtig: jener Graf P., dessen Terrierhündin im Jahr 2002 von einer Wölfin getötet worden war, nachdem sie sich von ihm entfernt hatte). Wiederholt habe ich bei Graf P. an Jagden teilgenommen. Solche Einzeljagden mit einem Hund, noch dazu während der Paarungszeit und im Territorium eines Wolfsrudels, kommen bei Graf P. nicht vor.
Es ist – leider muss ich das so deutlich sagen – grobe Fahrlässigkeit, einen Jagdhund allein und während der Paarungszeit im Territorium eines Wolfsrudels frei auf die Suche zu schicken. Der Führer des Hundes hat eine Szene nachgestellt, wie sie in Schweden immer wieder vorkommt: Man schickt einen weit und laut jagenden Hund, z. B. eine Bracke oder einen Elchhund, zur freien Suche. Jedes Jahr werden ein bis zwei Dutzend Jagdhunde in Schweden bei solchen Gelegenheiten von Wölfen getötet. Das weiß bei uns inzwischen jeder Hundeführer – oder er sollte es zumindest wissen.
Ich frage mich allerdings, ob es sich überhaupt um einen jagdlichen Einsatz gehandelt hat. Dieses Unternehmen – Einzelschütze, ein einziger Hund, neben einer Bundesstraße: Das reimt sich nicht zusammen. Und Prignitz spricht kein einziges Mal von „seinem“ Hund. Nichts deutet darauf hin, dass er selbst bei dem Geschehen zugegen war. Ich glaube vielmehr, dass nicht Prignitz, sondern eine andere Person den Hund bei sich hatte und dass dieser nicht „zur Suche nach Wild geschnallt“ wurde, sondern sich selbständig gemacht hat.
Die über 150 Leserkommentare auf JAWINA sind von einer unsäglichen Polemik geprägt. Anstatt sich mit dem Bericht im Detail zu befassen, fällt man bissig übereinander her. Die Unstimmigkeiten sind dagegen keinem (!) aufgefallen.
Wie immer sich die Details auch abgespielt haben – eins ist jedenfalls klar: Die Schuld am Tod dieses Hundes hat nicht der Wolf, sondern jene Person, die den Hund bei sich hatte und auf ihn aufpassen sollte.
Ulrich Wotschikowsky“