Neues Rudel südlich der A4

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
maxa67

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von maxa67 »

Das ist doch mal ne schöne Meldung:

Neues Wolfsrudel bestätigt
http://www.sz-online.de/nachrichten/neu ... 76574.html

Sichtungen um Stolpen herum gab es ja immermal wieder aber jetzt wird das Rudel auch offizielle anerkannt. Damit ist der Wolf in der Sächsischen Schweiz angekommen. Allerdings wird es hier nicht wirklich weitergehen, weil weiter südlich die Kernzone des touristisch überlaufenen Nationalparks beginnt und die Elbe eine schier unüberwindliche natürliche Grenze darstellt.
maxa67

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von maxa67 »

Ich denke, in ein paar Wochen sollte auch noch ein neues Rudel in der Region Löbau bestätigt werden. Die Sichtungen auch von mehreren Tieren dort sind in der Quantität mindestens genauso wie beim neuen Hohnstein/Stolpener Rudel.
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Old Trapper
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Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von Old Trapper »

@ maxa

Hallo Maxa,

weshalb sollte die Elbe eine unüberwindliche Grenze sein?
Elbe und sogar größere Flüsse und Seen können von Wölfen leicht durchschwommen werden.Sieh mal hier:
https://www.shz.de/regionales/woelfe-in ... 00176.html
Beweise liefern u. a. die Routen von Wanderwölfen. In Ak durchschwammen vor meinen Augen Rentiere gefolgt von Wölfen den Sheenjek. Sie überqueren selbst den Yukon. Der ist dort eine ganz andere Nummer als unsere Elbe.
Und was subalpine Mittelgebirgslagen angeht, solange genügend Nahrung und Ruhezonen vorhanden sind dürfte das für unsere Wölfe kein Problem sein, dort zu siedeln. In Europa existieren vielerorts Wölfe neben Bären in subalpinen bis alpinen Gebirgsräumen.
Die manchmal für die Wölfe in D zu lesende Bezeichnung "Flachlandpopulation" ist irreführend, was die ökologische Potenz der in ME lebenden Wölfe angeht.
Oder gibt es andere Gründe dafür, dass d.M.n. die Elbe eine unüberwindbare Grenze für die weitere Ausbreitung des Wolfs darstellen könnte.

M f G
Old Trapper
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Grauer Wolf

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von Grauer Wolf »

maxa67 hat geschrieben: 12. Feb 2018, 08:22... und die Elbe eine schier unüberwindliche natürliche Grenze darstellt.
Solange die Ufer in einem halbwegs natürlichen Zustand sind, ist die Querung der Elbe für einen Wolf allenfalls ein erfrischendes Bad. Wölfe sind ausgesprochen gute und ausdauernde Schwimmer.
Tödlich sind allerdings längere Bereiche mit Spundwänden, aber für alle Tiere, die Flüsse oder Kanäle queren.

Gruß
Wolf
maxa67

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von maxa67 »

Naja, du hast im Oberen Elbtal einerseits natürliche Sperren durch steil aufsteigende Sandsteinwände - gegenüber auf der anderen Seite zieht sich die Eisenbahnlinie mit allen dazugehörigen befestigungen entlang. Dazu ziemlich viel Massentourismus und inklusive Wochenendgrundstücken eine relativ "dichte" Bebauung. Dort wo der Sandstein aufhört, geht linkselbisch die Kreisstadt Pirna nahtlos in das "verruchte" Städtchen Heidenau über und dieses geht dann sofort in die Vorbezirke von Dresden auf. Selbst auf böhmischer Seite sind zumindest hinter der Grenze bis Decin rechtselbig massive und zusammenhängende steile Sandsteinformationen. Die wenigen seitlichen Taleinschnitte sind zumindest an ihren Elbmündungen meist bebaut und auch gut bewandert. Da gibts nicht wirklich viele Wege. Erst hinter Dresden wirds gen Meißen dann offenlandiger. Ich sehe das schon als größeres Problem an.
Sicher ist nichts unmöglich, aber ich denke, eine Besiedelung der Sächsischen Schweiz wird ein schweres Unterfangen. Eher tauchen die Wölfe "hintenrum" noch im Osterzgebirge auf. Wild, Wald, Felder gibts ja dort auch genug, nur eben in der doppelten Höhenlage als in der Lausitz. Wobei das Cunewalder Rudel ja auch so zwischen 300 und knapp 550 m (höchste Erhebung Csorneboh mit 555 m) residiert.

Hier mal ein Eindruck von steilen durchgängigen Felswänden auf der einen und durchgehenden Bahndamm auf der anderen Seite.
http://img.fotocommunity.com/blick-uebe ... eight=1080

und hier das Borsbergmassiv mit anschließendem Hochland als möglicher Bestandteil eines Reviers (Luftlinie vielleicht 25-30 km vom neu hinzugekommenen Revier) aber auf der Gegenseite der Elbe dichte Bebauung.
http://www.heidenau-tourist.de/template ... s/oben.jpg
maxa67

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von maxa67 »

Hier noch ein Nachtrag, vermutlich vom Cunewalder Rudel im Oberlausitzer Bergland

Wolfsriss in Streitfeld
http://www.sz-online.de/nachrichten/wol ... 77693.html

Ein Jäger, der in seinem Revier schon fast 2 Jahre kein Reh mehr gesehen hat, ich weiß nicht, was ich von dem halten soll... Ich sehe fast täglich welche mitten im Wolfsterritorium und habe nicht den Eindruck, daß die Bestände in den letzten 10 Jahren abgenommen haben.
maxa67

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von maxa67 »

Also das beschriebene Hohwaldgebiet umfasst ca. 30 qkm. Sicher kommt es zu Verschiebungen der Einstände und auch zu Reduzierungen, aber ich weiß ja nicht, wie oft der jagen geht, in diesem Gebiet gibts sehr ordentlich Wild. Weniger Sichtungen wäre als Formulierung o.k. - KEINE Sichtungen sind unglaubwürdig.
maxa67

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von maxa67 »

Und weiter gehts. Mal abgesehen von der journalistisch sorglosen Hysterie (unweit des Friedhofes und der Kindergarten ist auch in der Nähe) ist die Ortslage interessant. Spitzkunnersdorf liegt kurz vor Zittau und ist damit ein ganzes Stück vom Randbereich des Cunewalder Rudels weg. Der Kottmar und die südlich liegenden Wälder und Flure schreien geradezu nach einer Besiedlung durch die Wölfe.
https://www.google.de/maps/place/Spitzk ... 1192?hl=de

http://www.sz-online.de/sachsen/das-war ... 82726.html
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Nina
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Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von Nina »

Old Trapper hat geschrieben:Selbst wenn die Gesamtzahlen der Wildbestände nach Ansiedlung des Wolfes nicht geringer würden, so kann man nicht ausschließen, dass man an in machen Jagdrevieren deutlich weniger oder "gar keine Rehe mehr" zu sehen bekommt.

Erstens scheint es nach vielen Beobachtungen so, dass die Anwesenheit des Wolfs das Wild scheuer und schwerer zu beobachten macht. Es ist nicht vom Wolf weggefressen, man bekommt es jetzt einfach nur weniger häufig zu Gesicht.

Ein für Inhaber vorwiegend kleinerer Reviere gravierenderer zweiter Faktor ist, dass die Anwesenheit des Wolfs die Wahl der Einstände des Wilds beeinflusst. Es weden Bereiche gemieden, in denen der Wolf häufiger jagt. [...] Allein anhand der Spuren konnte ich feststellen, dass die Wilddichte im Umkreis von wenigen km um den Wurfplatz stark abgenommen hatte. Auch vom Ansitz war hier praktisch kein Rot- und Rehwild mehr zu sehen.
Das ist seltsam. Im Bereich des Munster Rudels sind Rehe am häufigsten zu beobachten, derzeit nahezu jeden Abend in verschiedenen Bereichen meiner Abschlussrunde mit dem Hund. Aus dem Auto heraus sind sie auch tagsüber in kleinen Trupps von 2-6 Tieren auf den Feldern zu sehen.

Die Wildschweine waren schon immer etwas heimlicher, aber ihre Spuren verraten ihr regelmäßiges Treiben auch im Wolfsrevier.

Letztlich zeigen Tierfotografen und -filmer wie Axel Gomille oder Sebastian Koerner anhand ihrer Fotofallen-Aufnahmen, dass sich Reh-, Rot- und Schwarzwild den Lebensraum unaufgeregt mit den Wölfen teilen und in kurzen Abständen nacheinander auf den Fotofallen auftauchen (vgl. Familie Wolf - gefährliche Nachbarn? von Sebastian Koerner oder das Buch Deutschlands wilde Wölfe von Axel Gomille). Im vorgenannten aktuellen Film von Sebastian Koerner erbeutet der Wolf ein Hirschkalb, das leichtsinnigerweise am Rendevouz-Platz abgelegt worden ist. Andere Fotofallen-Aufnahmen zeigen einen verlassenen Dachsbau, der den Wölfen als Aufenthaltsort dient. Nacheinander sieht man am selben Ort Schwarzwild und einen völlig entspannten Trupp Rotwild.

Der Förster Hans Jalaß hat ähnliche Beobachtungen durch Aufnahmen in der Lübtheener Heide dokumentiert:
"Da ist der Hirsch. Da kommt der Wolf. Ich hab' mich ja nur auf den Hirsch konzentriert. Ja, und dann kam der Wolf. Der Hirsch hat keine Panik. Erzieht zwar etwas weg von dem Wolf, aber er geht auch auf ihn zu. Und der Wolf geht zurück. Er kommt zwar wieder - er testet jetzt hier, wie für ihn eventuell die Möglichkeit besteht, Beute zu machen - und der Hirsch weiß, dass ihm dieser einzelne Wolf eigentlich nichts anhaben kann. Der braucht keine Angst zu haben."

[Darauf bekräftigt der Kommentator des Doku-Films]:

"Am Ende des Abends steht der Wolf sogar zwischen zwei Hirschen, ohne sie zu jagen. Ein Beweis, dass das Wild nicht durch den Wolf vertrieben wird, wie manche Jäger behaupten. Unermüdlich hält Hans Jalaß Ausschau nach Tieren - ein Biber und..."

[Jalaß]:

"Das sind vier Stücke Rehwild, und ähm, da hinten kommt noch eins, das ist das fünfte. Es ist nicht zu erkennen, dass sich das Rehwild hier in irgendeiner Art und Weise anderweitig verhält."

Quelle: NaturNah: Ein Wolf am Sender - Arnos Wege durch Mecklenburg-Vorpommern, Fim von Dörte Petsch, Christina Walther, NDR 24.5.16
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