Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

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zaino
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Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von zaino »

feldmärker hat geschrieben: 29. Mär 2018, 13:29
zaino hat geschrieben: 29. Mär 2018, 12:57 Bei verwilderten Katzen sagt man ja, wenn man sie sterilisiert und wieder laufen lässt, "besetzen" sie ein Revier und verhindern damit, dass die Natur diese Lücke mit Zuwanderung und mehr Nachwuchs zu füllen versucht.
Warum das mit Wolfshybriden nicht klappen sollte, kapiere ich nicht ganz.
Na, das wäre aber schon wieder - quasi von Menschenhand - manipulierte Natur. Dat wöd wee nich ;)
Totschießen ist auch Manipulation. Und schon das Zuführen von Fremdblut ist eine solche. Oder Funkhalsbänder umtackern. So oder so.

Im Fall der Katzen dämmt man damit auch eine wahnwitzige Reproduktionsrate ein. Das ist beim Wolf nicht gegeben.

Ich hab nur mal wo aufgeschnappt, dass im Wolfsrudel Tiere, die sich nicht "normal reproduktiv" verhalten, massiv Ärger bekommen können. Wer weiß da was drüber?
Widukind

Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von Widukind »

Also, wenn sich Rudel - u. Populationsgröße (z. B. für Deutschland) selber regeln, wozu dann mit Katzenpsychologie eingreifen... ;-)
zaino
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Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von zaino »

Ich rede nicht groß von Katzenpsychologie, sondern davon, dass in dem Fall auch sterile Tiere ihre Reviere behaupten, allerdings ohne sich zu vermehren. Oder mit Wildkatzen zu vermischen.
Keine Ahnung, ob das bei Wolfshybriden auch so klappen würde. Die hätten damit halt eine normale Lebensspanne als Wildtier, ohne die Mixtur weiterzugeben. Von daher lohnt es sich evt. mal drüber nachzudenken statt gleich das Tier plattzumachen. Aber da weiß ich zu wenig, das können nur Wolfs-verhaltensforscher mit Hybriden-Erfahrung schlüssig beantworten.
Lutra
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Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von Lutra »

Wenn man das in Italien macht mit dem Sterilisieren, müsste es ja dort auch Erfahrungen geben, wie diese Tiere dann später draußen zurecht kommen.
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Old Trapper
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Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von Old Trapper »

HowlingWolf hat geschrieben: 29. Mär 2018, 12:26 Zu Pkt. 3 möchte ich folgendes anmerken: Lt . Berichten sind die 3 Welpen mit einer Schlinge erst gefangen UND dann erst erschossen worden. Bedeutet, man hätte ohne weiteres den ursprünglichen Plan der Verbringung in den Bärenpark Worbis umsetzen können!
Zu Schäden in der Gesellschaft: Ob nun Wolf oder ein Mischling die Schäden verursacht ist irrelevant. Die Schäden tragen wir sowieso. So wie ich Deine Aussage verstehe, müsste man alles was Schäden verursacht eliminieren.
Schutzstatus ist Schutzstatus und bleibt Schutzstatus, auch wenn die ursprüngliche Absicht vielleicht einmal eine andere war.
Ich kann mir die Gesetze schließlich nicht so zurechtbiegen wie ich sie gerne hätte.

Zu „Schäden bei genetisch anders veranlagten Hybriden“:
Dafür gibt es und gab es keine Beweise! Es bleibt solange nur eine belanglose Aussage.
Grüße Howlingwolf
Lieber Howling Wolf

falls die Welpen gefangen und nicht in ein Gehege gesperrt wurden, wie ursprünglich beabsichtigt, dann wird man Gründe haben und nennen müssen, weshalb man dann anders gehandelt hat. Vielleicht fragst du mal nach.?
In der ersten offiziellen Mitteilung der Thüringischen Landesregierung fand sich das so nicht.

Bezüglich der Bewertung von Schäden durch Hybriden stellte sich mir die Frage, ob z. B. betroffenen Weidetierhaltern von Wolf-Hundhybriden verursachte Schäden genauso wie die durch Wölfe verursachten erstattet werden.

Dass du meine Aussagen so verstehst, man müsse alles was Schäden verursacht eliminieren zeugt davon, dass du meine Aussagen nicht verstanden hast. Oder klingt hier eine gewisse Voreingenommenheit durch?

Dass Wolf-Hundhybriden eine teilweise andere genetische Ausstattung haben als Wölfe ist zunächst einmal Fakt.
Dass sich dies auch auf angeborene Verhaltensweisen auswirken kann, ist daher weder eine zu bewisende noch belanglose Aussage.
Welche Auswirkungen z. B. Gene auf die Aggressionsbereitschaft bei Hundeartigen haben, ist längst bekannt. Nicht ohne Grund unterscheidet der Gesetzgeber zwischen Pudeln und Kampfhunden. Auf ein Freilandexperiment sollte man bei Hybridwölfen besser möglichst verzichten, solange man zu wenig über die Auswirkungen des Zusammenspiels von Wildtyp- und Domestikationsgenen auf das Verhalten von Wolf-Hundhybriden im Freiland weiss.

Mit freundlichem Gruß
Old Trapper
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TheOnikra

Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von TheOnikra »

@ Old Trapper
Nette Ansatzpunkte, aber das ist genau das was mich am meisten stört. Offiziell gibt es dazu keinerlei Stellung und nachträgliches Nachfragen bringt da ja auch wenig. Spot und Empörung wird das nicht mehr aufhalten können.
Zu den Auswirkungen von sterilisierten Hybriden gibt es ja wie gesagt ein "Freilanexperiment" in Italien.
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Nina
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Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von Nina »

Im Leitfaden zum Umgang mit dem Wolf von Kluth/Reinhardt (BfN-Skript 201) wird die Idee mit der Sterilisation der Hybriden auch aufgegriffen.
Hier sieht man aber vor allem den massiven Widerstand der Jäger als Problem: "Bei Vorträgen zeigten Jäger durchweg Unverständnis dafür, dass sie Hybriden nicht schießen dürfen."
Der bei Vorträgen von der Bevölkerung am häufigsten geäußerte Vorschlag zu diesem Thema war, die Hybriden zu sterilisieren und wieder in die Freiheit zu entlassen. Der Vorschlag ist grundsätzlich nicht unberechtigt, wäre damit doch das Problem gelöst, ein Eindringen von Hundegenen in die Wolfspopulation zu verhindern.
Allerdings hätte ein Belassen der Hybriden in freier Natur die Akzeptanz der Jägerschaft für den Schutz des Wolfes mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch weiter verringert. Bei Vorträgen zeigten Jäger durchweg Unverständnis dafür, dass sie Hybriden nicht schießen dürfen. Noch heute halten sich in der Oberlausitzer Jägerschaft hartnäckig Gerüchte über die Existenz von Hybriden, die aus Kreisen der Wolfsgegner immer wieder geschürt werden.

Ilka Reinhardt und Gesa Kluth: Leben mit Wölfen - Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland (S. 109), Bundesamt für Naturschutz, 2007 https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... ipt201.pdf
Widukind

Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von Widukind »

Bild ... endlich mal wieder ein Déjà-vu... Bild
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Nina
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Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von Nina »

Die Feststellungen, die von Kluth/Reinhardt bereits 2006 getroffen wurden, sind auch 2018 noch genauso aktuell.

Wir erinnern uns:
Allerdings hätte ein Belassen der Hybriden in freier Natur die Akzeptanz der Jägerschaft für den Schutz des Wolfes mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch weiter verringert. Bei Vorträgen zeigten Jäger durchweg Unverständnis dafür, dass sie Hybriden nicht schießen dürfen. Noch heute halten sich in der Oberlausitzer Jägerschaft hartnäckig Gerüchte über die Existenz von Hybriden, die aus Kreisen der Wolfsgegner immer wieder geschürt werden.

Ilka Reinhardt und Gesa Kluth: Leben mit Wölfen - Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland (S. 109), Bundesamt für Naturschutz, 2007 https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... ipt201.pdf


In dem Artikel "Wissenschaftler widersprechen Jägern" vom 09.02.2018 hat die Sächsische Zeitung darüber berichtet, dass "Jagdverband und AfD" behaupten würden, dass "viele" Wölfe "gefährliche Mischlinge" seien. Experten jedoch hielten das für "Unsinn".
Erst kürzlich hatte der Landesjagdverband wieder vor einer wachsenden Bedrohung gewarnt und dabei auch auf die Gefahren durch Hybriden, Kreuzungen zwischen Wölfen und Hunden, verwiesen. Diese seien gefährlich für den Bestand der echten Grauwölfe – aber auch den Menschen. Eine These, bei der echte Fachleute allerdings vehement mit dem Kopf schütteln.

[Hervorh. d. Verf.]
SZ-Online, 09.02.2018: Wissenschaftler widersprechen Jägern http://www.sz-online.de/nachrichten/wis ... 75476.html
Der Vizepräsident des Jagdverbandes beziffert den Anteil der Hybriden am Gesamtanteil der Wölfe in der Oberlausitz auf "bis zu 40 Prozent" (ebenda).

Der Leiter für die Einrichtung der Naturschutzgenetik bei der Senckenberg Gesellschaft sieht das laut Sächsischer Zeitung anders. Es gebe Einzelfälle von Hybridisierungen, jedoch sei dieses kein "Massenphänomen".
Die Hybridentheorie werde übrigens auch dort trotz fehlender Belege fleißig verbreitet, weiß der Fachmann.
[...] Dass die Forschungsergebnisse in der Wolfsdebatte derart ignoriert werden, ärgert den Experten durchaus: „In der Wissenschaft existiert diese Hybridendebatte nicht. Da gibt es keinerlei wissenschaftlichen Disput. Es geht hier um Lobbyinteressen.“

SZ-Online, 09.02.2018: Wissenschaftler widersprechen Jägern http://www.sz-online.de/nachrichten/wis ... 75476.html
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Old Trapper
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Re: Hybriden in Thüringen sollen getötet werden

Beitrag von Old Trapper »

Es gibt neue Arbeiten zur Hybridisierung von Wolf und Hund

Eine Zusammenfassung hier:

http://www.lincoln.ac.uk/news/2018/03/1447.asp
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