Erschossene Wölfe gehen nun einmal hauptsächlich auf das Konto von Menschen, die die Fertigkeiten, die Waffen und die örtlichen Kenntnisse dazu besitzen. Und das sind selbst nach Aussage z. B. des Wolfsexperten
und Jägers Ulrich Wotschikowsky nun einmal "
Jäger, hauptsächlich Jäger"¹.
Seiner Meinung geschieht das zum einen Teil aus Gründen der Beutekonkurrenz, und zum anderen - noch gewichtigeren Teil - als eine Art "Ersatzkrieg" gegen Naturschützer, grüne Politik, gegen Förster und jene kritischen Stimmen, die sich in Sachen Jagd äußern. (vgl. ¹).
Da also illegale Handlungen der Jäger (nach dem Straßenverker) die größte Bedrohung für die Wölfe darstellen, gehört die Diskussion auch in ein Wolf-Forum, harris, like it or not. Ich werde nicht auf berechtigte Kritik zu verzichten, nur damit sich einige Jäger nicht beleidigt aus dem Forum verabschieden. Wer es nicht einmal aushalten kann, sich sachlich und ernsthaft mit der Kritik aus den eigenen Reihen - wie die von Herrn Wotschikowsky - zu beschäftigen, ist mit den einfachen, gängigen Parolen in einem reinen Jagdforum vielleicht tatsächlich besser bedient.
Was meiner Ansicht nach fehlt, ist eine breite Allianz innerhalb der Jägerschaft gegen illegale Wolfstötungen bzw. die anderer Wildtiere. Stattdessen erklären Jäger öffentlich, dass sie sich an die geltenden Gesetze nicht gebunden fühlen, selbst einen Wolf schießen würden oder andere Jäger decken würden, wenn sie von deren Straftaten erfahren würden (z. B. ARD-Sendung Beckmann, "Die Angst vor den Wölfen", Sept. 2015).
Die meisten stimmungsgeladenen, in der Presse verbreiteten und meist zweifelhaften oder z. T. falschen Antiwolf-Berichte erfolgten auf Initiative oder Beteiligung von Jägern (z. B. Angriff auf Jäger in Boize, Gartower Knabberwölfe, Fohlen in der Lüneburger Heide, CDU-Petition "Den Wolf wollen wir hier nicht" usw.).
Ein Jäger wie Ulrich Wotschikowsky wundert sich, dass der Deutsche Jagdverband die "weite Verbreitung" des Videochips eines Interessenvertreters der Weidehaltung (Laurent Garde) empfiehlt, in dem dieser propagiert: "
Nehmt Gewehre und erschießt die Wölfe". Garde bezeichnet den Wolf als "
biologisches Monster", das erschaffen worden sei.²
Wie kann ein Verein wie der DJV, der nicht müde wird, seinen Status als "anerkannter Naturschutzverein" unentwegt zu betonen, in ein derart unsachliches Geschrei - in Allianz mit der "Wolf-nein-Danke"-Bewegung - laut miteinstimmen, ohne dabei den Begriff des "Naturschutzes" bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen?
harris, Deine Kritik würde ich dann verstehen, wenn Menschen persönlich und unsachlich angegriffen werden. Die Kritik an Äußerungen oder Taten sowie an einem Jagdsystem, das illegale Handlungen kaum verfolgt, zulässt oder gar begünstigt, ist in unserer Demokratie nach den Grundsätzen der Meinungsfreiheit erlaubt, richtig und wichtig. Für's unkritische Schönreden gibt es PR-Agenturen und Hochglanzprospekte.
Natürlich kann man jetzt zur Ablenkung mit dem Finger auf die derzeit
220.813 Polizeibeamten zeigen, von denen dem von Dir verlinkten Bericht zufolge
8 als sogenannte Reichsbürger ermittelt wurden. Wobei
7 von den
8 bereits nicht mehr im Polizeidienst tätig sind, da sie bereits suspendiert wurden. Wenn man ein derart rigoroses Vorgehen auch in der Jägerschaft praktizieren würde, würde man sich manche Diskussion hier locker sparen können. Bei den 25-40 menschlichen Todesopfern durch Jäger und Jagdwaffen pro Jahr ist auch nicht die Zugehörigkeit zu den Reichsbürgern das gemeinsame Merkmal, sondern das Vorhandensein von Jagdwaffen und einem Jagdsystem, das relativ lax und unkritisch mit der Berechtigung zum Besitz und Führen von Waffen umgeht.
Zum Schluss sei noch ein Wort zu den unangeleinten Hunden erlaubt. Auch hier wird gern suggeriert, dass Jäger das Wild ja schützen und nur die Hunde von Nicht-Jägern marodierend durch die Wälder wildern würden. Meine Erfahrung ist allerdings, dass auch Jagdhunde unbeaufsichtigt und unkontrolliert Wildtieren nachstellen - und Jäger bei ihren eigenen Hunden gern großzügig über das so verursachte Leid des Wilds hinwegsehen.
Nicht jeder gibt das öffentlich so freimütig zu wie z. B. Eckhard Fuhr:
Mit Viko konnte ich meine Freude allerdings nicht teilen, weil er wieder einmal über alle Berge war. Er hat sich angewöhnt, sich nach der Jagd auflesen und bequem mit dem Auto zum Treffpunkt bringen zu lassen. Er denkt gar nicht mehr daran, den Rückweg zu mir zu suchen, was mich, wenn ich ehrlich bin, schon ein bisschen kränkt. Vor allem aber mache ich mir im Wolfsgebiet natürlich Sorgen, wenn ich stundenlang von meinem Hund nichts höre und sehe.
Eckhard Fuhr, Welt am Sonntag, 07.12.2016 http://woelfeindeutschland.de/fuhrs-hund/
¹
http://www.sueddeutsche.de/bayern/jagd- ... -1.2636126
²
http://woelfeindeutschland.de/erschiess ... rumaenien/