Meck-Pomm: Obergrenze für Wölfe?

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
Antworten
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Meck-Pomm: Obergrenze für Wölfe?

Beitrag von Nina »

Nun versucht also auch Meck-Pomms Landwirtschafts- und Umweltminister, Till Backhaus, die Bevölkerung auf eine Obergrenze für Wölfe einzustimmen.

Dazu der NDR:
In der Diskussion um die Gefahren durch Wölfe in Deutschland hält Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) eine Obergrenze für die Raubtiere für denkbar.

"Minister hält Obergrenze für Wölfe denkbar" vom 03.06.16 https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... f2536.html
Hamburger Abendblatt:
Mecklenburg-Vorpommerns Land- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) hat sich für eine ergebnisoffene Diskussion über Obergrenzen für freilebende Wölfe in Deutschland ausgesprochen. Er begründete dies am Freitag auf einer Wolfstagung in Schwerin damit, dass der Schutz der Bevölkerung oberste Priorität habe.

"Tagung: Gibt es bald eine Obergrenze für Wölfe?" vom 03.06.16 http://www.abendblatt.de/region/mecklen ... oelfe.html
Geht es hierbei aber wirklich um den Schutz der Bevölkerung? Warum wird Rotkäppchen ausgerechnet von einem SPD-Minister wiederbelebt?

Minister Backhaus entstammt beruflich den Agrarwissenschaftten und ist z. B. laut Jagdmagazin "Wild und Hund" seit 2006 selbst Jäger

In einer Pressemitteilung (073/2016) seines Ministeriums vom 04.03.2016² schwärmte er geradezu von den Jägern als "unerlässliche Partner beim Erhalt der Artenvielfalt". Meck-Pomm hätte die "dritthöchste Jägerdichte Deutschlands", und der Landesjagdverband sei "nicht umsonst ein anerkannter Naturschutzverband". Neben "vielen Stunden unermüdlicher Tätigkeit für die Natur, die Hege und Pflege und sowie das Brauchtum der Jagd" organisierten die Jäger auch "viele Feste und Veranstaltungen im Land" und engagierten sich in der "Kinder- und Jugendbildung". Dies werde von den "Menschen sehr geschätzt" und sei von "unschätzbarem Wert". "Mit Stolz und Freude" nehme er die Begeisterung der "vielen jungen Menschen" für die Jagd zu Kenntnis, die im Zuge der Jungjägerausbildung die "drohende Überalterung der Jägerschaft besser auffangen" könnten.

Eine neutrale Wortwahl für ein umstrittenes Hobby einer elitären Minderheit ist das jedenfalls nicht gerade, und auch ansonsten kam das Ministerium den Jägern schon mit praktischer Hilfe bei den umstrittenen Abschüssen im Müritz Nationalpark entgegen, was vom Amtsgericht Neubrandenburg als "gesetzwidrig" eingestuft wurde.
Im Prozess wurde deutlich, dass es seit Jahren immer wieder zu deutlichen Überschreitungen der geplanten Abschusszahlen im Nationalpark gekommen war, die durch nachträgliche Anträge des Amtes vom Ministerium genehmigt wurden. „Das ist gesetzwidrig“, sagte Hensellek [Anm.: die Richterin] der zuständigen Ministeriumsmitarbeiterin.

"Ex-Jagdchef muss zahlen" vom 16.06.2015 http://www.svz.de/regionales/mecklenbur ... 88726.html
Nun also fordert der jagende Minister Backhaus vom Bund, dass dieser einen "günstigen Erhaltungszustand" für Wölfe "als einen ersten Schritt" festlegen solle.³

Möchte er sich damit vielleicht die 11.600 Wählerstimmen mit Jagdschein in seinem Bundesland sichern? Denn eigentlich sieht es ja eher so aus:

1. Der Schutz der Bevölkerung kann durch eine zahlenmäßig festgelegte Wolfsobergrenze nicht garantiert werden. Eine Bejagung von Wildschweinen kann auch nicht verhindern, dass Menschen durch diese Tiere bei Angriffen oder Unfällen zu Schaden kommen. Genausowenig wie das regelmäßige Fällen einer bestimmen Anzahl von Bäumen nicht verhindern kann, dass dennoch hin und wieder Menschen durch herabfallende Äste erschlagen werden.

Im Vergleich zu Wildschweinen und umstürzenden Bäumen weist der Wolf zudem eine erheblich geringere Schadensbilanz auf.
Die wenigen erfolgten Wolfsangriffe in Europa und den USA fanden in bejagten - nie in geschützten - Populationen statt.
Der angebliche Schutz durch Bejagung ist damit ad absurdum geführt.


2. Wer den Tierhaltern verspricht, dass eine Bejagung der Wölfe zur Schaffung einer zahlenmäßigen Obergrenze Herdenschutzmaßnahmen entbehrlich macht und insgesamt weniger Nutztiere gerissen werden, streut den Betroffenen Sand in die Augen. Wissenschaftlich erwiesen ist mittlerweile, dass eine Bejagung von Wölfen die Zahl der Nutztierrisse sogar noch erhöht.


Vor diesem Hintergrund steht zu befürchten, dass am Ende doch nur das Ausleben der persönlichen Jagdlust elitärer Minderheiten das einzige tatsächliche verbleibende Argument für eine Wolfs-Bestandsobergrenze ist.


¹ "Ein Minister greift durch - Jagd im Nationalpark Müritz" vom 08.05.2013: http://www.wildundhund.de/home/7675-ein ... rk-mueritz

² "Backhaus: Jäger sind unerlässlicher Partner beim Erhalt der Artenvielfalt", Pressemitteilung 073/2016, Regierungsportal M-V, 04.03.2016
http://www.regierung-mv.de/Aktuell?id=1 ... mitteilung

³ "Minister hält Obergrenze für Wölfe denkbar", NDR 03.06.16 https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... f2536.html

http://www.gruppe-wolf.ch/index.php?page=2&item=186

Wissenschaft aktuell vom 04.12.14: "Wölfe töten rächt sich" http://www.wissenschaft-aktuell.de/arti ... 89706.html
gelöscht_1

Re: Meck-Pomm: Obergrenze für Wölfe?

Beitrag von gelöscht_1 »

Hey


TraurigesThema, aber suuuuper aufgesetzt! Doch.....!

Was ich immer und immer wieder ganz toll finde, wenn in einem demokratischen Staat, dem e i n z i g s t e n demokratischen deutschen Staat...... Freiheit so unheimlich praktiziert wird!
Ich schau ja gern und oft die wöchentlichen Reportagen des staatl. TV und dort gibt es Gott sei Dank, den investigativen muntermachenden Journalismus, der gnadenlos den Finger in die Wunden legt.
Vor allem unsere Politikerriege, wie auch hier benannt, ist gnadenlos verstrickt in Interessenverbänden, Wirtschaft etc. Werden sie mal abgewählt, wenn .....dann sitzen sie in deren Vorstandsgremien. Widerlich, zum Ko..........
Man fühlt sich nur noch hilflos und alles fördert die Politikverdrossenheit, die Pegida, NPD usw. Es ist die verkommene Moral unserer herschenden Elite!

Ich muss aber mal ganz hart sagen, wir alle wählen und glauben dieser verkommenen Moral und geben ihnen mit unserer Stimme, Legitimation. Gelebte Demokratie halt!

Gruß Rudi
Antworten